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in der Aufzugsstation

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rotes Pandakind

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im Volkspark

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Ohrensäuberung gefällig?

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Chengdu

Geraume Zeit warten wir auf Ming, unseren neuen Begleiter. Damit die Parkzeit des Busses nicht zu teuer wird, so erklärt er uns später, habe man immer, allerdings ohne Erfolg, zeitnah nach einem Parkplatz gesucht und sei deshalb mit Verspätung zu uns gestoßen. Im „Tianfu Sunshine Hotel“ dann die nächste Aufregung: die Doppelzimmer sind zwar hergerichtet, nicht aber die vier Einzelzimmer. Natürlich sind wir nicht einverstanden, nun unser Zimmer mit einem Reisegefährten teilen zu müssen. Schließlich war der Preisaufschlag auch nicht ohne. Nach einer guten Stunde hat sich aber auch dieses Problem erledigt. Zu siebt gehen wir dann zu einem benachbarten Lokal und speisen und trinken vorzüglich. Sichuan ist bekannt für seine scharfen Gerichte und dem können wir uns nur anschließen, es hat wunderbar geschmeckt - und das unter freiem Himmel an einem gerade provisorisch aufgebauten Tisch. Etwas irritiert schauen wir auf den Nachbartisch, alles was nicht den Weg in den Mund findet, landet draußen auf dem Bürgersteig. 30 CNY haben wir pro Person zu entrichten, ein Superpreis, denn eine Flasche Bier in der Hotelbar wurde mit 35 CNY berechnet.

Wieder einmal heißt es frühzeitig aufstehen, denn um sieben Uhr ist Frühstück angesagt, damit wir frühzeitig zur Panda-Aufzuchtstation fahren können. Wegen der derzeitigen Hitze sind die Tiere angeblich nur am etwas kühleren Vormittag zu beobachten. Und diesen Gedanken hatten wohl andere auch, auf dem Parkplatz stehen bereits mindestens 40 Autobusse, die ihre Gäste in die Station entlassen haben. Zunächst sehen wir ein paar Pandas im Stall, dann, unsere Stimmung steigt, in der freien Natur, auf einem Baum, auf einem Gestell oder ganz einfach auf der Erde. Ein tolles Bild, das noch verstärkt wird, als wir ein paar kleine rote Pandas beobachten können. Unser Reiseleiter informiert uns über die Situation der Bären. 85 Prozent aller Pandas sind in Sichuan, das übersetzt „Himmel auf Erden“ heißt, anzutreffen. In diesem Bundesstaat herrscht vorwiegend angenehmes Klima, Schneefall kommt äußerst selten vor und man nennt diesen Landesteil auch „Reisquelle von China“, während Chengdu auch als „Hibiskusstadt“ bezeichnet wird. Öffentliche Fahrräder stehen am Straßenrand für eine Ausfahrt bereit. Bis 1980 gab es in der Stadt keine Privatautos, jetzt werden täglich etwa 1.000 neue Fahrzeuge angemeldet. Problematisch ist es, eine Fahrerlaubnis zu erlangen. 20 Prozent der angemeldeten Autos dürfen an einem bestimmten Wochentag nicht gefahren werden, zu erkennen am Nummernschild, und aus diesem Grund haben etliche Bewohner einen Zweitwagen, um täglich mobil zu sein. Alkohol am Steuer ist verpönt, bei mehr als 0,00 Promille wird der Führerschein eingezogen. Ming erwähnt auch, dass alle zertifizierten Reiseführer Chinas studiert haben müssen.

Unsere Aufzuchtstation wurde im Jahre 1987 eröffnet, die Anlage hat eine Ausdehnung von 35 Hektar und beherbergt etwa 120 große Pandas. Diese Tiergattung hat Millionen von Jahren überlebt, man bezeichnet sie auch als lebende Fossile und sie sind leider vom Aussterben bedroht. Als Einzelgänger allein auf weiter Flur unterwegs kann es vorkommen, dass manche Tiere gar keine Chance haben, einen Paarungspartner zu finden – und wenn, muss ein Minimum an Sympathie vorhanden sein. Paarungszeit ist im Frühling, nach drei- bis fünfmonatiger Tragezeit kommt ein 50 bis 250 Gramm schweres Junges auf die Welt, nackt und ohne Fell. Es handelt sich zumeist um Einzelkinder. Ausgewachsene Pandas werden bis zu 1,70 Meter groß und können ein Höchstgewicht von 150 Kilogramm erreichen. Lieblingsspeise der Bären ist vor allem Bambus, ihre tägliche Ration beträgt 15 bis 20 Kilogramm, aber auch Früchte, wie z. B. Äpfel werden nicht verschmäht. Um den Fortbestand zu sichern, werden die Pandas hier künstlich befruchtet, wir sehen während unseres Rundgangs etwa 25 dieser anmutigen Tiere.

Nach einem guten Mittagessen, 12 verschiedene Gerichte plus Reis und Melone, halten wir uns dann ein paar Stunden im Volkspark auf, nicht in Hamburg, sondern in einem wunderbar angelegten Garten im Zentrum. Wir schlendern durch den Bonsaigarten, sehen uns andere botanische Gewächse an, beobachten die fetten Kois im Wasser und folgen dann der lauten Musik. Hier ist was los, Sänger oder Sängerinnen singen ihre Lieder, von einer Band begleitet, mit einem wahrlichen Enthusiasmus. Ein Schild informiert, wie hoch die Dezibelzahl beim Vortrag ist. Zum Schluss erholen wir uns in einem der zahlreichen Teehäuser und lernen ein wenig über das Trinkprozedere. Die Untertasse wird als Erde, der Deckel als Himmel bezeichnet. Man trinkt mehrere Aufgüsse. Ming erzählt, dass die Ein - Kind-Ehe der Vergangenheit angehört und nunmehr zwei Kinder erlaubt sind, u.a., weil die Rekrutierung neuer Soldaten nicht mehr gewährleistet war. Auch werden in der Region Sichuan spezielle Hunde für den Verzehr gezüchtet. Am Tisch werden wir von einigen Damen und Herren angesprochen, die „Earpicking“ betreiben, also mit spitzem Gegenstand die Ohren säubern. Später in der Innenstadt schaue ich ihnen bei der Arbeit zu.

Ein Rundgang durch die Altstadt schließt die heutige Rundfahrt ab. Hier kann alles erworben werden, Verkäufer und Verkäuferinnen in rasanten Kostümen bieten ihre Waren feil, verschiedene Teehäuser laden zum Verweilen ein. Angeboten werden geröstete Vögel oder auch Hühnerfüße. Letztere habe ich gestern beim Essen am Straßenrand probiert. Gern wäre ich hier noch etwas länger geblieben. Unser Bus hat danach Probleme, aus dem überfüllten Parkplatz auf die Straße zu kommen.

Als kleine Aufmerksamkeit wegen der gestrigen Zimmersituation werden wir heute Abend zum Feuertopf eingeladen. Meiner funktioniert zunächst nicht und muss ausgetauscht werden. Wir erhalten verschiedene Fleisch- und Gemüsesorten, können sie mit diversen Zutaten würzen und lassen sie dann im Feuertopf garen. Es schmeckt sehr lecker und da die Getränke frei sind, wird auch die eine oder andere Flasche Bier nachbestellt. Auf dem Nachhauseweg schlagen Annette und Raphaela vor, in Peking doch eine Oper zu besuchen. Ming nimmt sich der Sache an und verspricht, seine Agentur diesbezüglich zu fragen. Beim Heimgang sehen wir einigen Paaren zu, die auf offener Straße ihr Tanzbein schwingen. In der Hotelbar wird noch mit Happy Hour geworben, allerdings nur für ausländische Biere, das soll einer verstehen. Eine dermaßen unmotivierte Bedienung habe ich selten erlebt. Gern hätte ich noch mittels Whatsapp oder Facebook kommuniziert, aber diese Medien werden in China nicht unterstützt, Google natürlich ebenfalls nicht. Dann heißt es nur noch schnell ins Bett, denn morgen um 3:00 Uhr klingelt der Wecker - und der Flieger nach Lhasa wird unseretwegen nicht verspätet starten.

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