Karte
Bilder
Tibetkarte

Tibetkarte

Flug nach Tibet

Flug nach Tibet

vor dem Jokhang

vor dem Jokhang

im Jokhang-Kloster

im Jokhang-Kloster

der Potala-Palast

der Potala-Palast

oben residierte der Dalai Lama

oben residierte der Dalai Lama

Hirtenhunde

Hirtenhunde

das "Matterhorn" von Tibet

das "Matterhorn" von Tibet

höchster Punkt unserer Reise

höchster Punkt unserer Reise

unterwegs in Tibet

unterwegs in Tibet

hier wird noch mit Pferdestärken gearbeitet

hier wird noch mit Pferdestärken gearbeitet

Kloster Pelkor Chode in Gyantse

Kloster Pelkor Chode in Gyantse

Tashilhunpo-Kloster in Shigatse

Tashilhunpo-Kloster in Shigatse

Auf dem Dach der Welt

Tibet & mehr

Tibet

Unbarmherzig klingelt der Wecker. Der Mann an der Rezeption erklärt mir, dass ich noch eine Flasche Wasser zu bezahlen habe, dabei werden uns zwei Flaschen pro Tag zur Verfügung gestellt. Später erfahre ich, dass ich die falsche Flasche getrunken habe, und nur die Getränke im Badezimmer kostenlos sind. Missmutig bezahle ich meine Schulden und erfahre später, dass zwei Mitreisende ebenfalls zur Kasse gebeten werden, wegen eines defekten Glasbechers und wegen eines fehlenden Mundschutzes. Großzügig klingt anders. Im Flughafen müssen wir nach der Gepäckabfertigung warten, ob unser Name, natürlich auf Chinesisch, auf einem Leuchtschild erscheint, dies ist glücklicherweise nicht der Fall und es wird endlich mal nichts beanstandet. Doch nun zum Positiven:

Ein herrlicher zweistündiger Flug liegt hinter uns. Berge mit Schneehauben, die in der Morgensonne leuchten, eine karge, unwirtliche Landschaft, wir können erahnen, was uns in Tibet erwartet. Die Ausreise aus Chengdu gestaltet sich als harmlos und als ich endlich nach Prüfung des Tibet-Permits auf der anderen Seite der Sicherheitsüberprüfung bin, fällt mir ein riesiger Fels von der Seele. Tour Vital sei dank, dass in dieser wirklich kurzen Zeit alles dafür getan wurde, um die Reise dennoch zu ermöglichen. Die Post sollte sich ein Beispiel daran nehmen.

Lhasa


Am Ausgang des Flughafens Lhasa werden wir von Tempa, dem Fahrer, und Tasha, unserem Guide, den wir aber nur Tashi nennen, in Empfang genommen. „Taschedelek“ lautet der Begrüßungsspruch, er entspricht dem chinesischen Ni hao und bedeutet in etwa „guten Tag“, „herzlich willkommen“ oder „viel Glück“. Nach einer kurzen Einweisung legt Tashi uns allen den Katak, einen Begrüßungsschal um. Der Flughafen ist etwa 60 Kilometer von Lhasa entfernt und liegt auf einer Höhe von rund 3.650 Metern. Ein kleines Schwindelgefühl macht sich bei mir bemerkbar. An den nächsten Tagen wird Alkohol keine Rolle spielen und literweise Wasser getrunken. Ming hatte uns gestern auch noch geraten, auf das Duschen zu verzichten, um ja keine Erkältung zu kriegen. An den ersten beiden Tagen habe ich diesen Hinweis auch befolgt.

Zunächst fahren wir über den Fluss Yarlung – Tsangpo, der später durch Indien fließt und unter dem Namen Brahmaputra bekannter ist, dann geht es durch das Lhasa – Tal. An den Straßenrändern erkennen wir die ersten Gebetsfahnen und auch ein paar Yaks geben sich uns die Ehre. Hatte der 13. Dalai Lama im Jahre 1913 die Unabhängigkeit Tibets erklärt, wurde sie nach dem Einmarsch kommunistischer Truppen abrupt beendet und 1951 das Land in die VR China eingegliedert. Nach erneutem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee flieht der 14. Dalai Lama 1959 ins Exil nach Indien. Am 1. September 1965 wurde die Autonome Region Tibet als administrative Einheit in der Volksrepublik China geschaffen. Vertreter der tibetischen Exilregierung sehen darin eine Veränderung des bisher bestehenden politischen Systems im Widerspruch zu dem Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets.
Tashi informiert uns, dass es vor der Kulturrevolution über 6.000 Kloster in Tibet gab, jetzt sind es nur noch halb so viele. Der Reisanbau spielt eine ganz geringe Rolle, das Klima eignet sich nicht, dafür wird hier Gerste geerntet, die u.a. auch zu Bier, Wein oder Schnaps verarbeitet wird. Von den weltweit sechs Millionen Tibetern leben in der Autonomen Region Tibet rund drei Millionen Menschen, Lhasa, das von den Einheimischen als „Chassa“ ausgesprochen wird, zählt etwa eine halbe Million Einwohner. 90 Prozent davon sind Tibeter, aber es leben auch Moslems oder Han - Chinesen im Land, das nach wie vor von vielen Pilgern aufgesucht wird, um in den Klostern zu beten. Tibeter zeigen sich noch häufig in ihrer traditionellen Tracht, aber Tashi meint, wenn er diese Kleidung nutzen würde, brauche er zwei Helfer beim Anziehen. Er informiert uns auch, dass seine Landsleute nur einen Vornamen und im Vergleich zu den Chinesen eine dunklere Haut haben.

Seit dem 7. Jahrhundert ist die 1.300 Jahre alte Stadt Lhasa Hauptstadt von Tibet. Der erste Eindruck ist wunderbar, am Stadteingang stehen neue sechs Jahre alte Häuser, die Wohnungen sollen dem Mietpreis von denen in Shanghai ähneln und sich auf 2.000 bis 3.000 CNY belaufen. Aufgrund des wachsenden Tourismus müssen viele Einheimische die Altstadt verlassen und an den Stadtrand ziehen. An einer Straße beobachten wir einen armen Sünder. Er hat gegen das Gesetz verstoßen und muss hier zur Strafe und Abschreckung in der prallen Sonne stehen. Dann kommen wir, welch eine Freude am Potala - Palast vorbei, und ein paar Minuten später checken wir im zentral gelegenen „Thangka Hotel“ ein. Erstaunlicherweise kann ich hier meine Whatsapp - Nachrichten empfangen, das Versenden von Bildern ist allerdings nicht möglich.

Ich schlafe eine kurze Zeit und will mich dann mit den anderen Mitreisenden zu einem kleinen Spaziergang treffen. Doch auf den langen Fluren gibt es keine Hinweisschilder, ich finde den Fahrstuhl nicht gleich und gehe die Treppe hinunter. Aber der Notausgang ist verschlossen und so muss ich wieder hoch in den vierten Stock – und bin total fertig. Später höre ich von den anderen, dass auch sie Probleme mit der dünnen Luft haben, sei es Übergeben, Kopfschmerz, Schwindel oder allgemeine Mattheit. Wir wandern zum nahe gelegenen Jokhang - Kloster, der heiligsten Stätte des tibetischen Buddhismus und sind begeistert. Viele Gläubige in Trachten sind unterwegs, beten, drehen die Gebetsmühle oder werfen sich zur Andacht auf den Boden. Wunderbare Häuser schmücken die Umgebung und Devotionalien aller Art sind erhältlich. Ein Sonnenkocher erweist sich als beliebtes Fotoobjekt. Und dabei herrscht eine total entspannte Stimmung. Ein paar Gäste bitten darum, mit uns als Langnasen aufs Bild zu kommen. E - Roller fahren geräuschlos an uns vorbei. Auf der anderen Straßenseite erkenne ich einen Burgerking - Laden. Zum Abendessen gehen wir in die Lhasakitchen, die auch bei anderen Reisegruppen bekannt zu sein scheint. Dann begeben wir uns auf unsere Zimmer, um morgen ein wenig fitter zu sein.
Nun folgt wohl einer der bisher anstrengendsten Tage der Reise. Nach dem Frühstück gehen wir zum Jokhang und besichtigen das wichtigste Pilgerziel Tibets, das Nationalheiligtum des Landes und Zentrum des tibetischen Buddhismus. Hunderte von Pilgern beten auf dem Vorplatz, aber auch danach in den anderen Räumen auf verschiedene Art und Weise. 120 Mönche leben im Kloster. Sie beten zu bestimmten Zeiten, heute, dank anwesender Sponsoren, auch während der Besuchszeit in der Versammlungshalle. Wir sehen, wie einzelne Personen durch die Reihen schreiten und Geldscheine verteilen. Beeindruckt bleiben wir vor einem dreidimensionalen Mandala aus Gold stehen, seine Bauzeit betrug drei Jahre.
Mandala kann etwa mit „Mittelpunkt mit Umkreis“ erklärt werden. Er kann als symbolisches Abbild des Universums verstanden werden, meist quadratisch oder kreisrund kann es als figurales oder geometrisches Schaubild übersetzt werden. Es dient als visuelles Hilfsmittel, um durch die Darstellung von Göttern, Landschaften oder Zeichen komplexe religiöse Zusammenhänge verinnerlichen zu können.
Wir schreiten durch die einzelnen Kapellen und bleiben dann inmitten einer gewaltigen Menschentraube vor dem Jobo-Shakyamuni stehen, der heiligsten Buddha - Statue Tibets, 2.500 Jahre alt und hergestellt aus vergoldeter Bronze. Ergriffen von dem Gesehenen fahren wir dann zum nicht minder interessanten Highlight dieser Reise, nämlich zum Potala.
Tashi fragt, ob ich denn wohl eine Kopie meines verlorenen Reisepasses habe, denn die Eintrittskarte wurde mit diesen Daten bestellt. Doch wir fahren nicht zum Hotel zurück und so habe ich auch keinen Zugang zu der auf meinem Laptop gespeicherten Kopie. Doch, um es vorwegzunehmen, es hat funktioniert, wenn auch mit etwas Herzklopfen meinerseits. Kontrolliert werden wir wie auf dem Flughafen, das Gepäck wird durchleuchtet und unseren Pass nebst Eintrittsbeleg müssen wir zweimal vorzeigen. Der Potala - Palast gilt als höchster Palast der Welt, seine Ursprünge datieren aus dem 7. Jahrhundert, jeder Dalai Lama hat ihn erweitern lassen. Die Anlage steht auf dem Marpori, dem Roten Berg, der sich 130 Meter über Lhasa erbebt. Potala bedeutet heiliger Ort bzw. heiliger Berg. Die Ausmaße der Anlage betragen über 100.000 Quadratmeter insgesamt, 350 Meter lang und 300 Meter breit. Sie verfügt über 1.000 Zimmer, verteilt auf 13 Stockwerke und besteht aus dem Roten und Weißen Palast. Ersterer ist mit Stroh, das rot gefärbt wurde, umgeben. 15.000 Säulen tragen die Decken der Hallen, die Gebetshalle mit 700 Quadratmetern ist größter Raum, abgesehen von ein paar Mönchen ist der Palast, der erst seit 1990 für den Tourismus freigegeben wurde und seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, unbewohnt und muss täglich 4 bis 5.000 Besucher über sich ergehen lassen. Berühmt wurde der Potala auch durch das später verfilmte Buch „Sieben Jahre in Tibet“ von Heinrich Harrer. Er beschreibt darin anschaulich seine Freundschaft mit dem 14. Dalai Lama.
Mittlerweile hat die Mittagssonne ihren Zenit erreicht und nun gilt es, den Palast zu betreten. Ich habe die Stufen nicht gezählt, lege mehrere Pausen ein und bin am Ende total erschöpft, wie lange nicht mehr – aber glücklich, es erreicht zu haben. 150 Höhenmeter waren, glaube ich, zu überwinden, und das in der dünnen Luft auf knapp 3.700 Metern Höhe. In der Zeit von 1642 bis 1959 war der Potala Residenz und Regierungssitz der Dalai Lamas. Endlich oben im Weißen Palast sehen wir die Gemächer des 13. und 14. Dalai Lama. Acht von ihnen wurden in jeweils eigenen Grabstätten beigesetzt, die des 5. in der Kapelle der Grabstupas ist am prächtigsten, denn es wurden auf einer Höhe von gut 17 Metern über drei Stockwerke ca. 3.700 Kilogramm Gold verarbeitet. Tausende von echten Perlen, Türkisen oder Korallen schmücken den Reliquienschrein. Rechts und links von ihm stehen die kleineren Stupas des 10. und 12. Dalai Lamas.
Wir fahren dann zum Mittagessen, hier gibt es wieder leckeren Ingwertee und u.a. Yakfleisch. Später gehe ich mit Thomas noch einmal ins Zentrum, kaufe eine Kleinigkeit für das morgige Mittagessen und bin erstaunt, hier noch ein paar Rikschas zu sehen. In den Städten vorher waren mir diese Verkehrsmittel nicht aufgefallen. Nach einem kleinen Abendessen geht es zurück ins Hotel. Hier wundere ich mich, dass neben meinem Bett ein Anschluss für Sauerstoff montiert ist – man kann nie wissen.

Fahrt nach Shigatse

Dieser Tag hat es in sich. Nach dem Frühstück, hier probiere ich einmal Buttertee, ein Heißgetränk bestehend aus Tee, Yakbutter und Salz, und gestehe, wir werden keine Freunde werden. Dann beginnen wir die interessante Fahrt. Bis Gyantse sind etwa 270 und bis Shigatse rund 360 Kilometer zurückzulegen. Dabei überqueren wir drei Pässe, der höchste liegt auf 5.039 Metern. Nach einer Dreiviertelstunde bemerkt unser Fahrer beim Tanken, dass er seine Dokumente vergessen hat und die braucht er unterwegs natürlich ein paar Mal. Was ist zu tun? Zuerst heißt es, wir erhalten einen neuen Bus mit anderem Fahrer, dann erfahren wir, dass die Unterlagen gefunden wurden und mit PKW hergebracht werden. Während der 2,5 Stunden Pause sehen wir uns ein paar Yaks an und Tashi informiert uns, dass die Landwirtschaft etwa 80 Prozent der tibetischen Wirtschaft ausmacht, Großindustrie gibt es nicht, obwohl Rohstoffe wie Kupfer, Bronze, Chrom usw. vorhanden sind. Aus Umweltgründen werden die Minenerzeugnisse in China verarbeitet, denn schließlich entspringen in Tibet einige der größten Flüsse, wie z. B. der Brahmaputra oder der Mekong. Allerdings lese ich in meinem Reiseführer, dass jetzt schon eine enorme Rohstoffverschwendung und Umweltverschmutzung beobachtet wird aufgrund ungeeigneter Abbaumethoden und veralteter Technologie. Toxische Rückstände gelten als Hauptursache für die Wasserverschmutzung um Lhasa, mysteriöse Krankheiten und Missbildungen können eine Folge davon sein.

Die Energie im Lande wird größtenteils aus Sonne, Wasser und heißen Quellen gewonnen. Jeden Tag werden in Lhasa 60 Autos verkauft. Natürlich gibt es kleinere Fabriken, so zur Herstellung von Teppichen oder Buddhas und anderer Souvenirs. Chinesisch mit seinen mehreren tausend Zeichen ist Erstsprache, tibetisch wird natürlich gelehrt, hier braucht man nur 30 Buchstaben zu kennen. Es besteht Schulpflicht, allerdings schicken die Nomaden ihre Kinder nicht immer in die Schule. Für Volks- und Mittelschule braucht nicht bezahlt zu werden, wohl aber für Hochschule und Universität.

Dann geht es endlich weiter, wir fahren geraume Zeit am Lhasafluss entlang, einem Nebenfluss des Brahmaputra, sehen etliche Yaks unterwegs und einmal auch Sanddünen im Fluss, die angeblich aus der Wüste Gobi kommen. Diverse kleine Inseln mit etwas Bewuchs befinden sich im Wasser. Dann legen wir auf 4.200 Metern die erste Pause ein und ich merke auf dem Weg zur Toilette, dass jeder Schritt wohl berechnet sein will, geschweige denn das Besteigen von Treppenstufen, diesen Erschöpfungszustand kannte ich bisher nicht. Später halten wir an einer Stelle, wo Hirtenhunde, die dank Mopeds und Quads nicht mehr die Bedeutung haben, ausgestellt und feilgeboten werden. Es soll sich um sehr wertvolle Tiere handeln, für die relativ hohe Preise verlangt werden. 10 RMB sind für ein Foto zu entrichten, man kann aber auch auf einem Yak reiten und sich ablichten lassen.

Dann ist der erste Pass erreicht, wir befinden uns nun auf 4.900 Metern und die Bewegung wird nicht einfacher, im Gegenteil. Nun fahren wir rund 50 Kilometer am Yamdrok - See entlang und erreichen dann den höchsten Punkt, den Karo La - Pass auf 5.039 Metern mit wunderbarem Blick auf den 7.190 Meter hohen Nyenchen Kangbang und den Karo La-Gletscher. Selbstverständlich werden entsprechende Erinnerungsfotos gemacht.

Beim Weiterfahren erblicken wir das so genannte Tibetische Matterhorn, einen ca. 6.500 Meter hohen Berg, der tatsächlich eine große Ähnlichkeit zum Schweizer Original aufweist. Steinziegen halten sich am Straßenrand auf. Bauern sind bei der Feldbestellung, gepflügt wird mit Traktor, Pferd, Esel oder Büffel. Eine Frau lenkt den Esel beim Eggen, ihr kleiner Sohn steht auf dem Gerät. Später werde ich noch öfter sehen, dass die Bauern auf ihrer Egge stehen. Vor den Häusern oder auf den Mauern können wir Yak - Fladen sehen, die hier getrocknet werden und später als Brennstoff Verwendung finden, man könnte meinen, es handele sich um Torf. Pferde werden, am Dreirad - Traktor angebunden, nach Hause geholt. Beim dritten Pass, 4.300 Meter, halten wir erst gar nicht mehr an.

Gegen Abend ist Gyantse, 20.000 Einwohner, erreicht. Wir besichtigen das Kloster Pelkor Chode, das während der Kulturrevolution großen Schaden erlitt. Zuerst begehen wir den achteckigen Chörten und einige von uns klettern dann auf den Stupa. Das Kloster, das von 80 Mönchen bewohnt wird, finanziert sich durch Spenden. Es soll das einzige Kloster sein, in dem alle vier buddhistischen Schulen willkommen sind. Kostbare 600 Jahre alte Bücher gehören zum Inventar. In der Ferne schauen wir auf die Gyantse - Festung, die einzige, die bei der Kulturrevolution nicht zerstört wurde.

Nun geht es an schön verzierten Häusern in den Dörfern vorbei unserem Ziel entgegen, einmal werden die Räder des Busses desinfiziert. Viele Gewächshäuser liegen an der Strecke. Um 20:20 Uhr erreichen wir das Restaurant und um 21:25 sind wir am „Manasarova Hotel“. Schnell eile ich auf mein Zimmer, habe aber Probleme mit der Beleuchtung, später höre ich, dass andere Mitreisenden die Bettwäsche oder sogar das Zimmer gewechselt haben, weil kein heißes Wasser vorhanden ist. Heute werde ich endlich einmal richtig gut durchschlafen.

Die Anlage des Tashilhunpo-Klosters, das wir gleich morgens besichtigen, hat eine Fläche von 130.000 Quadratmetern. Absoluter Blickfang ist der 27 Meter hohe Buddha der Zukunft. Er ist aus Kupfer hergestellt und soll größter kupferner Buddha der Welt sein. Seine Schultern sind 11 Meter breit, seine Hände über 4,5 und sein Kopf 4,3 Meter. Viele Kostbarkeiten wurden hier während der Kulturrevolution zerstört. Pilger mit Butterschalen in der Hand laufen um die Statue herum und reichen ihr Opfer. Im nächsten Tempel ist die Mumie des 1989 gestorbenen 10. Panchen Lama in einem goldenen Stupa aufbewahrt, der 11. noch lebende Panchen Lama wohnt in Peking. Wir sehen uns dann noch weitere Stupas an, die allerdings keine Mumie in sich tragen, und gehen dann zum Versammlungssaal. Einige junge Mönche vor dem Eingang bereiten Tsampa aus Gerste und Buttertee. Im Saal sitzen ein paar hundert junge Mönche, häufig noch kleinere Kinder, und beten lautstark. Manchmal wird ein Lächeln erwidert.

Anschließend halten wir uns eine halbe Stunde auf dem Markt auf, können Souvenirs kaufen oder einfach das Treiben beobachten. Ein paar geschlachtete Schafe brüten in der Sonne. Da ein paar Mitreisende über Übelkeit oder Nasenbluten klagen, halten wir bei einer Apotheke an.

Nach dem Mittagessen in einem kleinen Dorf erfahren wir von Tashi bei der Weiterfahrt, dass der Name „Tibet“ aus dem mongolischen „Tupot“ kommt, was Hochland bedeutet. Die chinesische Übersetzung lautet „westliches verstecktes Land“. Von den insgesamt sechs Millionen Tibetern lebt die Hälfte hier, andere sind nach Indien oder Übersee ausgewandert. Das Land verfügt über drei fruchtbare Täler, über acht Berge mit über 8.000 Metern Höhe und 20 mit über 7.000 Metern Höhe. Einige der Nomaden sind ganzjährig unterwegs, andere haben ein Haus.

Wir kommen an einem Himmelsbestattungsplatz vorbei und Tashi erklärt sehr ausführlich, wie es bei einer solchen Zeremonie zugeht, er war dabei, als sein Nachbar auf diese Art und Weise sein Ende fand. Traditionelle tibetische Bestattungsformen sind Himmels-, Wasser-, Feuer- oder Stupabestattung. Der Verstorbene wird bei der Himmelsbestattung ein paar Tage zu Hause aufgebahrt und ein Mönch liest am Totenbett. Der Bestatter zieht die Leiche aus und wickelt ihn in ein Tuch, Totenwäsche ist nicht vorgesehen. In Lhasa würde man abends mit dem Leichnam um das Jokhang-Kloster herumfahren und dann geht es auf den Berg. Hier wird Gerste verbrannt, damit die Geier wissen, dass demnächst wieder eine leichte Mahlzeit auf sie wartet. Glieder des Verstorbenen werden abgetrennt, die Knochen zertrümmert und zerkleinert und Eingeweide, Herz und Lunge ausgebreitet, so dass sie für Geier und andere wilde Tiere leichte Beute sind. Auf diese Weise tut man selbst im Tode noch Gutes und sammelt gutes Karma, weil man den Tieren als Nahrung dient. Feuerbestattung wird vorwiegend angewandt, wenn der Verstorbene sehr krank war. Tashi erwähnt noch, dass die Tibeter, u.a. wegen der Wasserbestattung, nicht gerne Fisch essen. Danach ist Mittagspause. Dabei trinke ich zum ersten Mal in meinem Leben Weizentee.

Die Weiterfahrt ist wegen etlicher Baustellen etwas beschwerlich. Am Straßenrand salutiert ein steinerner Polizist. LKWs werden an einem Parkplatz gewaschen. Nachdem wir noch eine Bauernfamilie besucht haben, Großeltern und drei Enkelkinder, ist Lhasa endlich wieder erreicht. Schnell checke ich ein, kaufe etwas Proviant für die morgige Zugfahrt, wir sind schließlich 1 ½ Tage unterwegs, und esse im Zentrum eine Nudelsuppe, dann geht es ins Bett, denn um 6:00 Uhr klingelt am nächsten Morgen wieder der Wecker.

Reisebericht bewerten (bisher 944 Stimmen)