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an der Grenze

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jetzt geht´s los

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Grenzüberschreitung

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in Flensburg

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unterwegs

unterwegs

an der Schlei

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unterwegs

unterwegs

in Fockbek

in Fockbek

Hängefähre in Rendsburg

Hängefähre in Rendsburg

blühender Raps

blühender Raps

auf der Elbfähre

auf der Elbfähre

Blühende Landschaften

auf Schusters Rappen durch Deutschland

Start in Schleswig-Holstein

Eigentlich kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wann mir der
Gedanke, Deutschland per pedes zu erleben, erstmals gekommen ist. Auf einmal war der Wunsch geboren. Planungshilfe erhielt ich im Internet bei der Vorstellung der verschiedenen Deutschland- und anderen Wanderwege. Letztendlich erwarb ich den Kompass Wanderführer „Europäischer Fernwanderweg E1“ und nun steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege.


26.03.2013 Dänische Grenze bis Oeversee 22 km


„Auf was habe ich mich da bloß eingelassen“ schwirrt es mir durch den Kopf, als ich bei klirrender Kälte im Bremer Hauptbahnhof auf den Zug nach Hamburg warte. Von dort sind es noch etwa 2 ½ Stunden bis Flensburg. Die Überquerung der Nord-Ostseekanalbrücke bei Rendsburg ist für mich der Höhepunkt dieser Fahrt. Eine laute Kinderschar sorgt dafür, dass mir nicht nach Lesen ist.
Ein paar Minuten nach der Ankunft geht es mit einem Bus vom Bahnhof Flensburg über die Grenze zum dänischen Ort Kruså oder Krusau. Nun noch ein kleines Erinnerungsfoto und die Deutschlandwanderung mag beginnen.

Ein Andreaskreuz symbolisiert den E1, nur, ich finde es nicht. Aber das tut dem Eifer keinen Abbruch, schließlich habe ich ja noch eine Landkarte und den Wanderführer bei mir. Und so gehe ich über Kupfermühle in die Stadt Flensburg hinein und dann eine längere Strecke entlang der Förde, bevor ich im Zentrum ankomme und auch das Andreaskreuz finde. Nach wie vor ist es sehr kalt, aber die Sonne scheint und der Schnee glänzt, dass ich meine Sonnenbrille schmerzlich vermisse. Einmal erkundige ich mich bei einem Mann mit Hund nach dem Weg und ernte nur ein mitleidiges Lächeln, weil ich zu Fuß unterwegs bin und nicht mit dem Bus weiterfahren möchte.
Über Munkelwolstrup, vorbei am Sankelmarker See, geht es weiter. Nach 4,5 Stunden erreiche ich Oeversee, checke im „Historischen Krug“ ein und bin endlich am Ziel.

Den Abend verbringe ich hier, unterhalte mich mit einem Handelsvertreter und dem 73jährigen Kellner, der schon viel von der Welt gesehen hat. Beide haben, nachdem ich den Grund meines Hierseins erklärt habe, nur ein skeptisches und bedauerndes Lächeln für mich übrig.


27.03.2013 Oeversee bis Schleswig 33 km

Wieder ein Winterwetter wie aus dem Bilderbuch, Sonne und klirrende Kälte. Auch heute folge ich zunächst den mit Andreaskreuz ausgeschilderten Pfaden. Über verschneite und rutschige Waldwege gehe ich weiter. „Hoffentlich passiert mir hier nichts“ denke ich, denn die Möglichkeit, jemanden zu treffen, ist äußerst gering. In Ermangelung anderer Kennzeichnungen orientiere ich mich am Radwanderweg und lande in Großsolt. Mit anderen Worten: ich habe einen Umweg von einigen Kilometern gemacht, das darf nicht wieder passieren. Am frühen Nachmittag erreiche ich Havetoft, danach Sieverstedt und werde hier mit einem lauten Vogelkonzert begrüßt. Meine Motivation landet jedoch auf Stufe Null, als ich auf einem Schild lese, dass es noch 21,5 Kilometer bis zum Ziel sind. Ein Straßenarbeiter gibt mir zu verstehen, dass kein Café geöffnet hat und auch eine Pause in einem anderen Lokal hier nicht möglich ist. Dieses Erlebnis wird mich auch an den nächsten Tagen verfolgen, sodass ich immer nur auf einer Bank an einer Bushaltestelle eine Pause einlegen kann. Schade, bei dieser Kälte wäre ich gern einmal eingekehrt.
Über Stenderup und Idstedt geht es weiter, vorbei an abgeernteten Maisfeldern. An den niedlichen Häusern in den Orten ist häufig das Baujahr angegeben, einige Höfe verkaufen Brennholz. Endlich erreiche ich Schleswig, aber bis zum Bahnhof sind noch einige Kilometer zurückzulegen. Ein schöner Weg führt an der Schlei und am Schloss Gottorf vorbei.

Den Zug nach Hamburg sehe ich noch von hinten und auf dem Bahnhof ist keine Menschenseele, die ich fragen könnte. Setze mich dann in den Zug nach Kiel, der aber in Rendsburg endet und von einem Bus abgelöst wird. Ein freundlicher Schaffner empfiehlt mir dann, bis Neumünster zu fahren und dort umzusteigen. Kurz vor Mitternacht bin ich zu Hause, die Wanderung hat knapp 7,5 Stunden gedauert.


30.04.2013 Schleswig bis Kropp 20 km

Im Bahnhof Schleswig angekommen frage ich nach „Mielberg“, denn dieser Verlauf wird auf Google maps empfohlen, aber niemand kennt diese Adresse. Später werde ich feststellen, dass diese Ortsbezeichnung bei Klein Rheide zu finden ist. Weiter geht es über die mächtigen Wallanlagen von Haithabu, einer ehemaligen Handelsstadt der Wikinger. Nach drei Kilometern erreiche ich Dannewerk und wundere mich über die vielen beflaggten Häuser. Hat es mit der heutigen Krönung in den Niederlanden zu tun? Ein freundlicher Radfahrer klärt mich auf, es handelt sich um die schleswig-holsteinische Fahne. Nach weiteren 5 Kilometern erreiche ich Klein Rheide, nun sind es nur noch 12 Kilometer bis Kropp.
Gehe ein Stück des Ochsenweges, vorbei am Militärflugplatz Jagel. Aber die Landschaft ist hier nicht so schön, braun ist vorherrschende Farbe, viele Sand- und Kiesgruben liegen am Weg. Militärflugzeuge dröhnen über mich hinweg. Die Hecken am Wegesrand zeigen ihr erstes Grün. Nach vierstündiger Wanderung checke ich im „Wikingerhof“ in Kropp ein.

Zum Abendessen gehe ich ins „Gasthaus Bandholz“. Ein Witwer schildert mir sein Los, vor einem knappen Jahr erst hat er in diesem Lokal noch seine Silberhochzeit gefeiert. Er begleitet mich zum Sportlerheim, denn nur hier habe ich Gelegenheit das CL-Halbfinale Real Madrid vs. Dortmund zu verfolgen. Die deutsche Mannschaft verliert zwar, ist aber trotzdem eine Runde weiter, dementsprechend ist auch die Stimmung unter den Zuschauern.
Den Rest des Abends unterhalte ich mich im schon genannten Gasthaus und erfahre u. a. dass viele Höfe aus dem Ort ausgesiedelt wurden. Über 100 Gäste vergnügen sich beim Bingo.


01.05.2013 Kropp bis Fockbek 20 km

Der Frühling zeigt sich an diesem Feiertag von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein begleitet mich heute. Zunächst gehe ich an der B 77 entlang, später dann auf einer Landstraße nach Tetendorf und verlasse den Kreis Schleswig-Flensburg. Nun bin ich im Kreis Rendsburg-Eckernförde angekommen. Weiter geht es nach Lohe, auch heute hat unterwegs kein Café geöffnet. Schmetterlinge fliegen anmutig und behände zu den zarten Knospen. Am Weg hat jemand eine leere Kondompackung hinterlassen – Erdbeergeschmack. Frühling lässt sein blaues Band …

Auf einer Wiese vergnügen sich mehrere Jugendliche mit ferngesteuerten Hubschraubern. Viele Motorradfahrer nutzen das optimale Wetter für eine Ausfahrt.
Nun ist es nicht mehr weit bis Fockbek. Am Ortseingang wundere ich mich über mehrere hundert „Hobby“-Wohnwagen. Später erklärt mir eine Kellnerin, dass in der hiesigen Fahrzeugfabrik jede Bestellung individuell angefertigt wird.

Eine Legende rankt sich um den Begriff „Aalversuper“: Die Fockbeker wollten in einem See Salzheringe züchten. Doch nach dem Ablassen des Wassers tummelte sich dort nur ein fetter Aal. Weil die Bewohner der Meinung waren, dass dieser Aal alle Fische gefressen hat, haben sie ihn ins Wasser geworfen, um ihn zu ertränken. Der Aal kringelte sich und schwamm weg.


02.05.2013 Fockbek bis Hohenwestedt 38 km

Im Hotel werde ich bezüglich der vorliegenden Wegstrecke sehr gut beraten. Zunächst wandere ich auf dem Klinterweg bis Rendsburg. Schöne Reetdachhäuser sind auf beiden Seiten der Straße angesiedelt, kurz vor Rendsburg ein moslemischer Friedhof. Zwei Fasane suchen auf einer Wiese nach Futter. Dann gehe ich über die Eider. Leider ist der Weg zur Hängefähre sehr schlecht oder gar nicht ausgeschildert und ich muss häufig fragen. Jeder Angesprochene schüttelt nur verwundert den Kopf und versteht nicht, dass man diese Strecke zu Fuß absolviert. Im Theater wird das Hitchcock-Stück „39 Stufen“ gezeigt. Doch dann ist es so weit und hinter dem Kreishafen besteige ich besagte Fähre und lasse mich über den Nord-Ostsee-Kanal bringen. An Repower vorbei geht es dann weitere 10 Kilometer am Kanal entlang über Westerrönfeld bis Schülp.
Dann verlasse ich den Kanal und orientiere mich landeinwärts nach Jevenstedt. Eine Biogasanlage von MT-Energie sorgt für ausreichend Strom. Riesige Felder und große Höfe sind in dieser Gegend vorzufinden.

In Jevenstedt zeigt ein Schild für Radfahrer, dass bis zum Ziel noch 24 Kilometer zurückzulegen sind, an der B 77 entlang hingegen nur noch 20 Kilometer. Ich entscheide mich für die kürzere Strecke. Ein türkischer Mitbürger hält an und fragt, ob er mich mitnehmen soll. Leider muss ich verneinen, obwohl ich sein Angebot sehr gern angenommen hätte. Schilder an den Bauernhäusern informieren, dass diese Betriebe Hansano beliefern. In den Dörfern herrscht starker Silogeruch.

Das Hotel in Spannan hat geschlossen, also muss weitergewandert werden. Glücklicherweise kann ich in einer Bäckerei in Legan eine Pause einlegen und etwas essen und trinken. Nachdem ich noch durch Remmels gewandert bin, erreiche ich nach neunstündigem Marsch das „Landhaus Hohenwestedt“ und sinke müde und erschöpft in die Federn. Später esse ich noch eine Kleinigkeit im Restaurant. Hier scheint das Dorfleben noch in Ordnung zu sein. An mehreren Tischen wird Skat gespielt und der Unterhaltung in Plattdeutsch kann ich gut folgen.


03.05.2013 Hohenwestedt bis Itzehoe 22 km

Die heutige Wanderung ist eher langweilig. Sie dient aber auch nur dazu, in Itzehoe anzukommen. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite und ich habe, da ich nur an der B 77 entlanggehe, keine Orientierungsprobleme. Nach etwa einer Stunde bin ich im Kreis Steinburg. Rastmöglichkeiten sind auch heute, wie sollte es anders sein, nicht vorhanden. Vielleicht hätte man in einer der in der Nähe angesiedelten Ferienanlagen eine Pause einlegen können. Rechterhand ist der Flugplatz „Hungriger Wolf“ ausgeschildert.

In Itzehoe frage ich ein paar Male nach dem Bahnhof, um ja keinen Umweg zu gehen. Nach fünfstündiger Wanderung bin ich am Ziel und warte auf den Zug.


28.05.2013 Itzehoe bis Glückstadt 20 km

Die Anfahrtszeiten werden immer kürzer. Vom Bahnhof in Itzehoe gehe ich durch die Kremperheider Binnendünen. Es ist ein schöner Wanderweg. Einige Passanten mit Hund und ein paar Walker sind ebenfalls unterwegs. Manchmal scheint die Sonne. Baggerseen werden in einigen Wochen wieder zum Baden einladen. In den Ortschaften fallen mir die Hausgiebel auf, sie werden von zwei Pferdeköpfen verziert. Aber, im Gegensatz zu Niedersachsen, zeigen die Gesichter nach vorn. Allerdings stehen auch Häuser zum Verkauf. Auf den Feldern leuchtet der Raps in nicht mehr voller Blüte. Zweimal muss ich vor einer Bahnschranke warten.
Über Krempe und Krempdorf erreiche ich nach fünf Stunden Glückstadt und beziehe ein Zimmer im „Brückenhaus“ direkt am Hafen. Zum Abendessen gehe ich ins Restaurant „Kandelaber“ und bestelle Krabben. Andere Gäste vergnügen sich am Matjes-Buffet. Dann noch ein paar Gläser Bier in einer Innenstadtkneipe und ab ins Bett.

Ein Video über diese Wanderung kann bei YouTube unter

https://www.youtube.com/watch?v=008y-8QF4LY&t=17s

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