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James Joyce

James Joyce

Trinity College

Trinity College

Oscar Wilde

Oscar Wilde

vor dem Match

vor dem Match

Aviva Stafion

Aviva Stafion

kritischer Experte

kritischer Experte

das Spiel beginnt

das Spiel beginnt

Rugby life

Rugby life

wer hat den Ball?

wer hat den Ball?

im Stadion

im Stadion

Nordseeküste in Bray

Nordseeküste in Bray

Blick auf Bray

Blick auf Bray

Nordseeküste in Bray

Nordseeküste in Bray

Pub mit Rugbytor

Pub mit Rugbytor

Irland vs. Südafrika

zum Rugbyländerspiel nach Dublin

Was wollen wir Simon zu seinem runden Geburtstag schenken? Mit dieser wichtigen Frage hat sich der Stammtisch Anfang 2014 zu befassen. „Warum nicht ein Rugbyländerspiel, schließlich war er früher in dieser Sportart aktiv und erfolgreich“ schallt es aus der Runde. Und schon war die Sache beschlossen. Tickets sind beim Ticketmaster bequem online zu reservieren und ein Flug bei Aer Lingus ist schnell gebucht, zwar ab Hamburg, aber die Flugzeiten mit Ryanair von Bremen nach Dublin passen nicht in unser Zeitfenster. Bleibt noch eine Hotelreservierung. Im Portal von booking.com entscheiden wir uns für das „Ripley Court Hotel“ in der Talbot Street. Aus persönlichen Gründen muss ein Zimmer storniert werden, aber da stoßen wir sowohl beim Portal als auch beim Hotel direkt auf Granit. Obwohl der Abflug erst in gut zwei Monaten erfolgen wird, ist der Ansprechpartner an der Rezeption nicht bereit, die Stornierung zu akzeptieren, schließlich hätten wir einen guten Preis erzielt und gewusst, dass ein Rücktritt vom Vertrag nicht möglich sei. Kulanz und Umgang mit Kunden sieht in meiner Einschätzung anders aus und ich nutze diese Plattform gern, um auf die Arroganz der Hotelmanager und des Buchungsportals hinzuweisen. Doch nun genug der negativen Berichterstattung, denn wunderbare und sehr interessante Tage liegen vor uns.

Mit dem Zug machen wir, Marion, Simon, Wilfried und ich, uns auf den Weg nach Hamburg. Trotz mehrtägigem Streik der GdL fahren die Wagen von Metronom und auch die S-Bahn vom Bahnhof zum Flughafen hat einen Notfahrplan eingerichtet, so dass wir ohne Zeitverzögerung einchecken können. Etwa 100 Minuten dauert der Flug, begleitet von einem schönen Sonnenuntergang über den Wolken. In Dublin ist es wegen der Zeitverschiebung noch eine Stunde früher. Der Aircoach-Bus hält u.a. in der O´ Connell Street und von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Hotel.

Nach der üblichen Erfrischungspause stürzen wir uns ins Nachtvergnügen und begeben uns, natürlich, in den Temple Bar Bezirk, schließlich ist heute Freitag und das Wochenende sollte entsprechend eingeläutet werden. Das „Soho“ von Dublin, so eine andere Bezeichnung, liegt nicht ganz in der Nähe, ist zu Fuß aber sehr gut zu schaffen. In kurzer Zeit erreichen wir den Fluss und auf der anderen Seite des River Liffey ist die Leuchtreklame der Pubs und Bars nicht zu übersehen. Jetzt sind wir im wohl lebendigsten Stadtteil der irischen Metropole angekommen. Aber dass am frühen Abend schon alle Lokale voll resp. überfüllt sind erstaunt uns doch, dabei haben wir noch nicht zu Abend gegessen. Wir schlendern die Straßen entlang und haben keine Lust in einem Dönerladen oder in einer Pizzeria Platz zu nehmen, wenn man schon mal in Irland ist …

Das Glück ist uns hold, im „Gogarty´s“ finden wir den begehrten freien Tisch und fragen nach der Speisekarte. Was ist hier nur los! Lifemusik im Erdgeschoss und im 1. Stock, der Raucherbereich befindet sich auf der 2. Etage und wir bzw. das Restaurant thronen darüber. Der Essensbereich ist nahezu bis auf den letzten Platz ausgebucht und erwartungsvoll geben wir unsere Bestellung auf.

Wohlig gesättigt setzen wir danach unseren Spaziergang fort, immer wieder aufgehalten von Straßenmusikern oder Bands, die unter freiem Himmel ihrem Job nachgehen, und das richtig gut. Es erstaunt mich zu sehen, dass nahezu in jedem Pub eine Lifeband, zumindest ein Duo, einen Auftritt hat – das muss wohl am Wochenende liegen. Wir gehen ein Stück am River Liffey entlang und landen zum Abschluss des Abends im Ha´ Penny Bridge Inn“, direkt, wie es der Name vermuten lässt, an der Brücke, die Dublins Hauptfluss überquert, gelegen. Früher musste hier ein Wegezoll entrichtet werden. Ein eifriger Kellner weist uns, als er merkt, dass wir der Musik lauschen, nach oben. Hier bleiben wir geraume Zeit und erfreuen uns an der schönen irischen Folklore eines Trios, bestehend aus Gitarre, Fiedel und Perkussion. Das fachkundige einheimische Publikum ist begeistert und wir lassen uns gern mitreißen. Angeblich werden hier an jedem Wochenende, also freitags, sonnabends und sonntags, Konzerte angeboten. Morgen spielt eine Blues Band an dieser Stelle.

Nach einem typisch irischen Frühstück mit Eiern, Toast, Bacon, roten Bohnen und black pudding, also Rot- oder Blutwurst, machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. In ein paar Stunden wird das Länderspiel angepfiffen. Vom Ticketmaster erhalte ich, was für ein Service, eine Email mit wichtigen Informationen zum Empfangen der Eintrittskarten. Aber wir haben ja noch etwas Zeit und schlendern gemächlich durch das Zentrum. An der Ecke zur O´ Connell Street, der mit mehreren Denkmälern geschmückten Prachtstraße Dublins, erhebt sich der Spire, eine 120 Meter hohe stählerne Riesennadel, an der sich die Geister scheiden und über deren Erhalt kontrovers diskutiert wurde. Weitere sachliche oder ironische Bezeichnungen dieses Monuments: Millenium Spire, höchste Skulptur der Welt, Stiletto in the Ghetto oder auch The Why in the Sky. Auf der anderen Straßenseite sehen wir das GPO, also das General Post Office. An diesem historischen Ort verlas James Conolly beim Osteraufstand im April 1916 die Unabhängigkeitserklärung und flüchtete anschließend mit seinen Begleitern in das Innere. Sechs Tage wurde das Gebäude von der englischen Armee beschossen.

Es regnet ein wenig, als wir uns dem Trinity College nähern. In dieser ältesten Universität des Landes studierten schon bedeutende Persönlichkeiten wie Jonathan Swift, Oscar Wilde und Samuel Beckett, aber auch Chris de Burgh. Der Campus mit den alten Gemäuern und dem großen Park bietet inmitten der hektischen Metropole eine Oase der Ruhe und Entspannung. Beliebtester Anlaufpunkt für Besucher ist der so genannte Long Room in der alten Bibliothek, denn hier ist das „Book of Kells“ zu sehen, es soll bereits um das Jahr 800 in Schottland hergestellt worden sein. Dieses bedeutende Beispiel der insularen Buchmalerei wurde zum Weltdokumentenerbe erklärt. Eine lange Warteschlange vor dem Eingang lässt unser Interesse jedoch mächtig sinken und so gehen wir weiter in Richtung georgianisches Dublin und besuchen den Merrion Square, in einem der Häuser ist Oscar Wilde aufgewachsen. Im Garten dieses Platzes kann eine Statue des Poeten besichtigt werden.

In einem urigen Pub, wo sich die ersten Schlachtenbummler bereits in Stimmung bringen, trinken wir etwas und genießen das wohlige und heimelige Ambiente. Dann wird es Zeit, dass wir uns um unsere Eintrittskarten kümmern. Das von Ticketmaster genannte Ballsbridge Hotel in der Pembroke Road ist schnell erreicht und nach einer kurzen Wartezeit nehme ich die begehrten Tickets in Empfang. Meine Mitreisenden warten derweil im sich immer mehr füllenden und zum Hotel gehörenden Dubliner Pub. Der Regen lässt nicht nach und wir sind froh, ein trockenes Plätzchen gefunden zu haben. Auf diversen Bildschirmen an den Wänden wird das Rugbyländerspiel England : Neuseeland übertragen und von den fachkundigen Gästen immer wieder lauthals kommentiert. Unter den Gästen befinden sich auffällig viele Fans aus Südafrika, am Trikot mit dem Springbock gut zu erkennen. Ein paar Schlachtenbummler begleiten die afrikanische Nationalmannschaft zu allen Spielen dieser Rundreise und sind bereit, dafür über 15.000,- Euro auszugeben. Gut, dass wir rechtzeitig vor Ort sind, denn die Schlange vor der Ticketausgabe wird lang und länger. Vor den Theken drängeln sich die durstigen Besucher in mehreren Reihen. Draußen, unter einem Sonnendach, werden Burger gebraten.

Im Jahre 2010 wurde das Aviva Stadium eingeweiht, es bietet 51.700 Gästen Platz. Schnell haben wir den Eingang erreicht, glücklicherweise trockenen Fußes, denn es hat mittlerweile aufgehört zu regnen. Trotz der Menschenmassen kommen wir in relativ kurzer Zeit an unseren Platz. Das erste Mal bei einem Rugbyspiel, und das in diesem neuen Stadion, ich bin sehr beeindruckt. Während wir den Spielern beim Aufwärmtraining zusehen, macht Simon uns mit dem Regelwerk vertraut. Kurz vor Anpfiff marschiert eine Polizeikapelle aufs Spielfeld und nach dem Abspielen beider Nationalhymnen erfolgt der Anstoß.

Viele hinter uns sitzende südafrikanische Schlachtenbummler unterstützen ihr Team sehr lautstark und Experten meinen, dass diese Mannschaft wohl auch als Favorit anzusehen sei. Aber es kommt anders, Irland gewinnt die ersten Punkte und liegt nach 40 Minuten zur Halbzeit eindeutig vorn. Angesichts des Spielstandes werden die Stimmen auf den Plätzen hinter uns immer leiser.
Es beeindruckt mich, mit welchem Respekt den Spielern begegnet wird. Beim Penalty, egal, ob für Irland oder Südafrika, herrscht im riesigen Stadion absolute Stille, man hätte die sprichwörtliche Stecknadel hören können. So etwas habe ich noch nie erlebt. Beim Schlusspfiff heißt es 29 : 15 für Irland und der Jubel ist nicht zu beschreiben. Beschwingt von diesem phantastischen Erlebnis verlassen wir den Ort des Geschehens.

Verständlicherweise dauert es eine ganze Weile, bis wir auf dem Nachhauseweg endlich Platz in einen Pub finden, bei den Lokalen in Stadionnähe hatten wir keine Chance. Auf großen Bildschirmen wird das Spiel mit allen Varianten und vielen Wiederholungen noch einmal aufgearbeitet, immer begleitet vom Jubel der Massen.

Dublin, Hauptstadt der Republik Irland, ist wichtigster Handels- und Industriestandort der grünen Insel und auch kultureller Mittelpunkt des Landes. Die Einwohnerzahl beträgt rd. 530.000, im gesamten Einzugsgebiet wurden rund 1,27 Millionen gezählt. Es heißt, dass 50 Prozent der Einwohner unter 25 Jahre alt sind. Die 2008 begonnene Wirtschaftskrise hat Irland und somit auch Dublin besonders hart getroffen und dazu geführt, dass Geschäfte aufgegeben werden mussten und leer stehende Häuser anzutreffen sind. Hinweisschilder, Straßenbezeichnungen etc. werden in gälischer und englischer Sprache gezeigt. In Irland ist, will man sein Handy aufladen oder sonst wie Strom aus einer Steckdose beziehen, ein Adapter erforderlich. Leider habe ich meinen vergessen, aber der findige Mann an der Hotelrezeption versteht es, wie auch immer, dass ich mein Telefon trotzdem ohne technische Hilfsmittel anschließen kann.

Heute ist Sonntag und die Sonne strahlt vom Himmel. Wir gehen zum nahe gelegenen Bahnhof und fahren mit dem Zug gemütlich nach Bray. Nach kurzer Zeit sehen wir bereits die Nordsee neben uns und gleiten durch anmutige Badeorte, auch durch Dun Laoghaire, bekannt durch den Fähranleger nach England.

Nach etwa vierzigminütiger Fahrt sind wir angekommen und spazieren am kiesigen Strand oder auf der Promenade entlang. James Joyce, einer der bekanntesten irischen Schriftsteller, wurde in diesem Ort geboren. Im „Jim Doyle & sons“ verbringen wir die nächsten Stunden. Sein Eingangsbereich wird durch ein Rugbytor geziert. Simon hat früher in diesem Lokal, das jetzt von Verwandten geführt wird, gearbeitet. Zum Lunch bestellen wir Lachs mit Nudeln auf asiatische Art, es schmeckt sehr lecker.

Abends streifen wir wieder durch Dublin und landen schließlich im Pub „The Celt“, einem sehr alten aber gemütlichen Lokal. Zunächst werden wir von einem Duo unterhalten, später erfreut uns ein Quartett. An die Sängerin, deren Vibrato ich mit dem von Mahalia Jackson vergleiche, werde ich mich noch lange erinnern. Hier essen wir auch zu Abend, ich bestelle mir Irish Stew.

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Aircoach zum Flughafen und bald darauf ertönt auch schon der Aufruf zum Einchecken.

PS:
Zeitgleich mit dem Rugbyspiel wurde auch die Bundesligabegegnung Werder gegen Stuttgart angepfiffen. Bremen gewann 2 : 0, man kann also von einem durchaus erfolgreichen Wochenende sprechen

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