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Strandkorbparade bei Westerland

Strandkorbparade bei Westerland

Strand bei List

Strand bei List

Heide auf Dünen

Heide auf Dünen

Altfriesisches Haus in Keitum

Altfriesisches Haus in Keitum

Sylter Heimatmuseum

Sylter Heimatmuseum

Harhoog

Harhoog

Auf nach Nordfriesland

Sylt

Fast 70 Jahre muss ich alt werden, um Deutschlands nördlichste und Nordfrieslands größte Insel kennen zu lernen. Wieder einmal droht unsere Skatkasse zu bersten und so haben wir im letzten Jahr beschlossen, im August 2018 ein paar Tage auf Sylt zu verbringen. Hartmut und Horst waren in der Vergangenheit schon öfter hier, kennen sich entsprechend aus und so habe ich mit der gesamten Planung nichts zu tun. Wir nehmen den Zug und nach gut vierstündiger Fahrt ist Westerland erreicht. Ich wundere mich, wie viele Autos über den Hindenburgdamm transportiert werden, dabei ist der öffentliche Nahverkehr durchaus gut ausgebaut. Sonnenschein und heftiger Wind empfängt uns am Bahnhof, das Thermometer zeigt über 20 Grad an und so gehen wir, nachdem Hartmut im Tourist Office ein paar Buchungen vorgenommen hat, beschwingt und erwartungsvoll zum zentral in der Elisabethstraße gelegenen „Marin Hotel Sylt“.

Auf der Insel leben etwa 21.500 Menschen, davon ca. 9.300 in Westerland, 3.000 in List und knapp 2.000 in Keitum. Ein Drittel Sylts steht unter Naturschutz, Heide, Marschland und Dünen mit weiten Sandstränden bestimmen den Lebensraum. Viele Leser dieses Berichts waren möglicherweise schon häufiger hier und sind besser mit den Gegebenheiten vertraut, darum werde ich mich darauf beschränken, nur unsere privaten Erlebnisse auf diesem Kurzausflug zu schildern.

Am Bahnhofsvorplatz empfangen uns die „Reisenden Riesen im Wind“, grüne überdimensionale Plastiken, die dem Nordseewind trotzen und bei Kindern sehr beliebt sind. Zahlreiche Geschäfte, Bistros, Restaurants Bier- und Weinstuben warten in der Friedrichstraße, einer beliebten Fußgängerzone, auf Kundschaft. Die Außenbestuhlung wird schon reichlich in Anspruch genommen. Wir suchen uns ein Lokal und stärken uns mit einem Fischgericht. Dann geht es, nachdem wir unsere Kurkarte vorgezeigt haben, an den weiten Strand. Viele Menschen kühlen sich im Wasser ab, einige schwimmen, andere surfen, die meisten liegen in einem der zahlreichen Strandkörbe. Sie ziehen sich wie Perlen an der Schnur bis zum Horizont hin. Natürlich darf ein Besuch von „Gosch“ nicht fehlen, gleich daneben erhebt sich die Musikmuschel. An einem der nächsten Tage werden wir hier ein klassisches Konzert von ungarischen Musikern hören. Aber natürlich wird auch Skat gespielt. Gerne folgen wir einer Empfehlung und steuern „Bell´s Bierstube“ an. Hier werden wir täglich unserer Spielleidenschaft nachgehen. Zum Abendessen gehen wir in „Sam Ratkes Culinarium“ nahe dem Rathaus und dann noch auf einen Absacker in „de Kök“.

Leider hat sich die Sonne noch versteckt, als wir am nächsten Morgen beim Bahnhof auf den Bus Nr. 1 warten, denn die Stadt List soll unser heutiges Ziel sein. Wie bereits oben erwähnt, gefällt mir das Nahverkehrssystem, im Abstand von einer Viertelstunde verlassen die Busse den Bahnhof. Wir kommen am Nordseekrankenhaus vorbei, fahren durch Wenningstedt und Kampen, sehen eine wunderschöne Dünenlandschaft, wo das Heidekraut Erika in voller Blüte steht, erleben eine Wanderdüne und nach kurzer Zeit ist das 16 Kilometer von Westerland gelegene List, der nördlichste Zipfel Deutschlands, erreicht. Wir halten uns am Bahnhof auf, wandern dann am Wattenmeer entlang, wo auffallend viele Gruppen in zünftigen Gummistiefeln unterwegs sind. Vorbei geht es am „Erlebniszentrum Naturgewalten“ und dann durch eine üppige Heidelandschaft zurück. Mittag gegessen wird im „Piratennest“, wo uns ein sehr freundlicher Kellner sogar das Kartenspielen erlaubt. Später wandern wir noch durch die Dünen und fahren zurück bis zum Nordseekrankenhaus. Hier verlassen wir den Bus und wandern am Strand entlang bis Westerland wieder erreicht ist. Eine kleine Stärkung bei „Gosch“ darf natürlich nicht fehlen.

Unsere freundliche Rezeptionistin meint, wir sollten unbedingt den Ort Keitum ansteuern. Warum nicht, im Reiseführer wird dieser Besuch ebenfalls empfohlen und mit dem Bus Nr.: 3 sind wir nach ein paar Minuten Fahrt bereits am Ziel, ein charmantes 800 Jahre altes Friesendorf empfängt uns. Stattliche reetgedeckte Kapitänshäuser aus dem 18. Jahrhundert verleihen dem Ort ein besonderes Flair und wir sind hier längst nicht die einzigen Gäste, viele sind mit ihrem gemieteten Fahrrad hergekommen.

Das kleine Dorf ist recht übersichtlich und Hinweisschilder an der Straße sorgen dafür, dass die Sehenswürdigkeiten ohne große Umwege erreicht werden. Wir steuern zunächst das Sylter Heimatmuseum an. Es beherbergt prähistorische Funde, Truhen und Trachten. Als beliebtes Fotoobjekt erweisen sich die am Eingang stehenden riesigen Unterkieferknochen eines 1995 an der Küste von Sylt gestrandeten Wals. Beim „Altfriesischen Haus“, wohin wir als nächstes gehen, soll es sich laut meinem Reiseführer um das schönste Haus der Insel handeln. Im Jahre 1739 erbaut, natürlich ebenfalls reetgedeckt, kann drinnen die Wohnkultur des 18. Jahrhunderts besichtigt werden.

Nun wandern wir in südlicher Richtung am Strand entlang weiter und nach einer Viertelstunde ist unser nächstes Ziel erreicht, nämlich der steinzeitliche „Harhoog“. Ein Schild erklärt, dass es sich hierbei um ein Riesenbett aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit) handelt. Ein Großteil dieser Kulturdenkmäler wurde vom Meer verschluckt oder fiel dem Bau des Flughafens zum Opfer. Bevor wir dann in den Ort zurück zum Mittagessen gehen, schauen wir uns noch das alte Spritzenhaus an, aber es ist geschlossen und das 1906 erbaute Feuerwehrmuseum nur von außen zu besichtigen. Sehr lecker speisen wir dann in der „Kleinen Küchenkate“, wo ein etwas zu selbstgefälliger Kellner den positiven Gesamteindruck etwas getrübt hat. Dann geht es gemütlich zurück, wir halten uns im Zentrum Westerlands auf, speisen abends sehr gut im benachbarten Restaurant „Willms“ und gehen dann wiederum zu Bell´s Bierstube, wo wir von Ina bereits sehnsüchtig erwartet werden. Hier beenden wir einen schönen und interessanten Tag. Schade nur, dass wir den Diebstahl eines Portemonnaies zu beklagen haben.

Der nächste Tag, wie immer nach einem opulenten Hotelfrühstück, steht ganz im Zeichen eines Ausflugs auf die Hallig Hooge. Im nächsten Kapitel werde ich gesondert darauf eingehen. Abends halten wir uns wieder in der Fußgängerzone auf, essen eine Kleinigkeit und spielen ein letztes Mal im schon häufiger genannten Gasthaus. Später zieht es Hartmut und mich noch auf einen Abschiedstrunk in den „Kompass“. Morgen fahre ich zurück, Hartmut und Horst bleiben noch einen Tag länger.

Wir haben ein paar schöne, interessante und harmonische Tage erlebt. Im Bahnhof Niebüll, nach dem Befahren des Hindenburgdamms wieder auf dem Festland angekommen, wundere ich mich erneut über die wartenden Autotransporter. Sylt wird am Wochenende von einer Blechlawine zugeschüttet.

PS: Kurz vor der Ankunft in Bremen werde ich von meinen Mitreisenden telefonisch informiert, dass die gestohlene Geldbörse beim Fundamt abgegeben wurde – natürlich ohne Bargeld. Aber immerhin sind alle anderen Papiere enthalten und verhindern somit einen Behördenmarathon – immerhin etwas …

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