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Schönes Deutschland III

Schönes Deutschland III

Grüne Zitadelle

Grüne Zitadelle

Magdeburger Dom

Magdeburger Dom

Altes Rathaus und Magdeburger Reiter

Altes Rathaus und Magdeburger Reiter

Thesentür in Wittenberg

Thesentür in Wittenberg

Uta und Ekkehard

Uta und Ekkehard

Weinstraße Saale-Unstrut

Weinstraße Saale-Unstrut

Arche Nebra

Arche Nebra

Hexentanzplatz

Hexentanzplatz

Blick auf die Rosstrappe

Blick auf die Rosstrappe

Rathaus mit Roland

Rathaus mit Roland

Schönes Deutschland III

Elbe - Saale - Unstrut

Fahrt nach Magdeburg

Anfang Juni 2021 mache ich mich, endlich, mal wieder auf den Weg. Ausgestattet mit einem aktuellen negativen Testergebnis besteige ich mein Auto. Tags zuvor hatte Sachsen-Anhalt seinen neuen Landtag gewählt. Wäre die AfD stärkste Partei geworden, hätte ich diese Reise gecancelt.

Ein Video über diesen Kurzurlaub kann bei YouTube unter

https://www.youtube.com/watch?v=LPB3EYXCZsM

angeschaut werden.

Durchs Wendland, bekannt wegen seiner Runddörfer, fahre ich meinem ersten Ziel entgegen: Hitzacker. Irgendwie meine ich mich zu erinnern, dass wir in der 4. Klasse in Heimatkunde lernten, dass dieser Name von „Hiddos Acker“ herrührt. Hier mündet die Jeetzel in die Elbe. Ein Parkplatz ist schnell im Zentrum gefunden und so erkunde ich die knapp 5.000 Einwohner zählende Stadt gemütlich bei einem kleinen Spaziergang. Schöne Fachwerkhäuser bestimmen den Ortskern. Ein gemütliches Eiscafé dümpelt auf der Jeetzel, auf der Elbe herrscht Flaute, kein Schiff ist in Sichtweite.

Nach einer kleinen Kaffeepause fahre ich nach Dannenberg und sehe mir dort den Waldemarturm und den Schlossgraben an. Eigentlich wollte ich noch einen Stopp in Gorleben einlegen, schließlich war dieser Ort ja früher das ein oder andere Mal Anlass für Demos, aber nach gefühlt einer Minute bin ich schon wieder außerhalb des Dorfes. Eine weitere kleine Rast gönne ich mir in Gartow am gleichnamigen See, er scheint bei Hundebesitzern beliebt zu sein. Dann folgt eine von riesigen Baustellen beherrschte Weiterfahrt, einmal führt die Strecke unter dem Mittellandkanal hindurch. Gegen 15:00 Uhr ist das relativ zentral gelegene „ibis Styles“ in Magdeburg erreicht, die Sonne strahlt vom Himmel und das Thermometer zeigt 26 Grad an, was will man mehr!

Die Hauptstadt von Sachsen-Anhalt ist über 1.200 Jahre alt und war früher Kaiserpfalz von Otto I., dem bekanntlich ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Sein Grab befindet sich im Chor des Doms. Gut 230.000 Einwohner zählt die Stadt, in der auch Otto von Guericke, der bekannte Physiker und Erfinder der Luftpumpe, zu Hause war. Später werde ich mir sein Denkmal vor dem neuen Rathaus am Alten Markt ansehen. Mein Hotel liegt am Rande der Altstadt und so ist es nicht weit bis zum imposanten Hundertwasser-Haus, der Grünen Zitadelle. 900 verschiedene Fenster, gemütliche schattige Innenhöfe, Geschäfte, Cafés, bunte Fassaden, bepflanzte Dächer und goldene Kugeln sind bezeichnend für dieses Bauwerk. Ein paar Schritte weiter kann das Denkmal „Raub der Sabinerinnen“ bewundert werden.

Mein nächstes Ziel ist der Domplatz, der, logischerweise, vom Dom St. Mauritius und Katharina beherrscht wird. Leider war mir ein Besuch der Innenräume, vermutlich wegen Corona, nicht möglich. Gerne hätte ich mir das schon genannte Grab oder die aus Italien herbeigeschafften Kostbarkeiten angesehen. So bleibe ich draußen, schaue auf die 104 Meter hohen Türmen, nehme das gesamte Bauwerk in Augenschein und erfreue mich an den Kindern, die bei den Wasserspielen Abkühlung suchen. Die suche ich mir in einem Café und gönne mir ein Glas Wein.

Am Kloster Unserer Lieben Frauen, heute ein Kunstmuseum, vorbei orientiere ich mich in Richtung Alter Markt und werfe einen Blick auf das bereits erwähnte Denkmal des Physikers und auf die eher unspektakuläre Skulptur von Till Eulenspiegel. In der Mitte des Platzes ist der „Magdeburger Reiter“, eine vergoldete Bronzekopie, nicht zu übersehen. Einer Stadtbroschüre entnehme ich, dass es sich um das älteste frei stehende Reiterstandbild nördlich der Alpen handeln soll. An der Südseite erhebt sich das Alte Rathaus, eines der bedeutendsten Gebäude der Stadt, in dem auch der Oberbürgermeister seinen Sitz hat. An der Johanniskirche vorbei wandere ich an die Elbe und verweile dort. In einer Bar direkt am Ufer hat man einen wunderbaren Blick auf den Fluss. Im letzten Licht der Abendsonne mache ich mich auf den Heimweg und kann noch einen Blick auf den Jahrtausendturm im Elbauenpark werfen. Nun noch ein Absacker im „La Perla“ und ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende zu.


Über Lutherstadt Wittenberg nach Naumburg

In süd-östlicher Richtung über die Zollelbe und alte Elbe geht es am nächsten Morgen weiter. Es fällt mir auf, dass in vielen kleineren Dörfern eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h besteht, manchmal nur für Lastkraftwagen. Wahlplakate haben ihren Dienst erledigt und flattern im Wind, auch die der NPD. Ab und zu sehe ich ein Hinweisschild zu einer Elbfähre. Roter Klatschmohn und blaue Kornblumen am Feldrand geben ein schönes Bild ab.

Die Lutherstadt Wittenberg hatte ich vor Jahren schon einmal besucht, aber wenn man denn in der Nähe ist … Knapp 50.000 Menschen wohnen hier. Mein Reiseführer bezeichnet die alte Universitätsstadt als Wiege der lutherischen Reformationsbewegung und im 16. Jahrhundert als geistiges und kulturelles Zentrum von europäischer Bedeutung. Ein freier Parkplatz im Zentrum ist schnell gefunden und so steht einer erneuten Stadtbesichtigung nichts mehr im Wege. Wieder bin ich vom Markt beeindruckt, vom markanten Rathaus mit den vier Renaissancegiebeln, davor die zwei Bronzedenkmäler der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon unter eisernen Baldachinen. An einer Ecke des Platzes ist das Cranachhaus zu besichtigen. Lucas Cranach d. Ä. hat hier gelebt und war tätig als Bürgermeister, Apotheker und natürlich als Hofmaler. Er soll ein Freund Luthers gewesen sein.

Und dann darf natürlich ein Besuch der Schlosskirche nicht fehlen, weltweit bekannt wegen der Holztür, an die der Mönch Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen in lateinischer Sprache angeschlagen haben soll, um darüber mit Gelehrten zu diskutieren. Es ging u. a. um den Ablasshandel. Allerdings wurde die Originaltür bei einem Brand im Jahre 1760 zerstört und 1858 durch die jetzige Bronzetür ersetzt und die Thesen in die Flügel eingegossen. Ein Besuch der Innenräume ist heute möglich und so verweile ich hier geraume Zeit. Um das Lutherhaus mache ich einen Bogen, ich hatte es beim letzten Besuch ausgiebig erkundet. An die Stadtbäche, die mir heute auffallen, kann ich mich nicht erinnern. Sie wurden künstlich angelegt und von Brauern, Gerbern und Färbern genutzt‚ aber dienten auch zum Frischhalten von Lebensmitteln. Kurz vor 15:00 Uhr ist Naumburg erreicht.

Im „Center Hotel KAISERHOF“ werde ich die nächste Nacht verbringen, es liegt am Bahnhof und bis zum Marktplatz brauche ich etwa 15 Minuten. Natürlich steuere ich sogleich die Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt an, nämlich den Dom St. Peter und Paul, endlich möchte ich Uta kennen lernen. Wie oft bin ich beim Kreuzworträtsellösen wohl über ihren Namen gestolpert. Das rund 800 Jahre alte romanisch-gotische Gotteshaus gehört zum UNESCO-Welterbe. Zwei Lettner, Mauern, trennen die Chöre vom Langhaus, es soll einzigartig auf der Welt sein. Natürlich interessieren mich die zwölf Stifterfiguren im Westchor. Bekannteste sind Uta und Ekkehard. Aber auch die anderen sakralen Kostbarkeiten üben eine Faszination aus. Gut, dass beim Eingang ein Audioguide ausgehändigt wurde, so bleibt keine Frage unbeantwortet. Nun habe ich mir aber eine Pause verdient und erhole mich bei einem Glas Wein mit Blick auf das Weltkulturerbe.

Der Markt ist mein nächstes Ziel. Ein wunderschöner Platz mit alten barocken oder im Renaissancestil errichteten Bürgerhäusern, dem Rathaus und dem Schlösschen, in dem sich die Tourist-Information befindet. Etwas weiter dominiert der über 72 Meter hohe Wenzelsturm den Topfmarkt. Während ich auf einer Bank in meinem Reiseführer blättere, kommt Gudrun mit einem Eis in der Hand und fragt, ob sie sich zu mir setzen dürfe. Natürlich gern, und so erhalte ich ein paar Informationen. Sie arbeitet auf dem Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen und legt mir nahe, dort unbedingt vorbeizuschauen und beim Weinkauf einen Gruß von ihr auszurichten. Zum Abendessen gehe ich in den zentral gelegenen „Gasthof Zufriedenheit“, staune aber über die relativ ambitionierten Preise, besonders beim hiesigen Wein. Für den Heimweg zum Hotel hätte ich mit der historischen Straßenbahn aus DDR-Zeiten fahren können, wähle aber den Fußweg. In der Nacht schlafe ich relativ schlecht. Aircondition ist nicht vorhanden, so dass ich wegen der Hitze das Fenster öffnen muss – und das ist in Bahnhofnähe nicht unbedingt ratsam.


Auf der „Weinstraße Saale-Unstrut“ nach Quedlinburg


Am nächsten Morgen gehe ich kurz zum Markt wegen eines Corona-Schnelltests und fahre dann nach Bad Kösen zum Kloster Pforta. Nach einer Besichtigung der Außenanlage geht es in den Weinkeller und, nachdem ich von Gudrun gegrüßt habe, erwerbe ich ein paar Flaschen des einheimischen Gewächses: Grauburgunder, Weißburgunder und Riesling. Eine Verkostung ist leider nicht möglich, schließlich bin ich mit dem Auto unterwegs. Am Kloster werde ich auf die „Kleine Saale“ aufmerksam, ein von Zisterziensern künstlich angelegter Wasserlauf, der u. a. Mühlen antrieb.

Auf dem Weg nach Freyburg überquere ich die Saale und fahre dann auf kleinen Straßen und durch kleine Dörfer die Weinstraße entlang. Zu beiden Seiten erheben sich die Weinberge. Die Stadt gilt als Zentrum des Weinbaus und der Wein- und Sektkellerei. Hier wurde die Sektkellerei Rotkäppchen gegründet, die in Zeiten ohne Pandemie auch zu besichtigen ist. Turnvater Jahn ist wohl die berühmteste Persönlichkeit Freyburgs. Nach einer kurzen Erholung im Zentrum wandere ich hinunter an die Unstrut und fahre anschließend zum Schloss Neuenburg. Ein Ticket zur Besichtigung ist leider nur nach Voranmeldung erhältlich. Diese größte Burg der Landgrafen von Thüringen wird auch als Schwesterburg der Wartburg bezeichnet. Von den ehemals drei Rundtürmen ist heute nur noch der Bergfried „Dicker Wilhelm“ erhalten.

Nächster Anlaufpunkt ist nun die Arche Nebra. Beim Besucherzentrum lese ich wieder einmal, dass eine Besichtigung nur nach Terminvereinbarung möglich ist, will gerade umkehren, als eine freundliche Mitarbeiterin mich heranwinkt und erklärt, dass im Moment keine Gäste anwesend sind und ich willkommen bin. In der Nähe, auf dem Mittelberg bei Wangen, entdeckten zwei Grabräuber im Jahre 1999 die etwa 3.600 Jahre alte bronzene Himmelsscheibe, die nunmehr in einem Museum in Halle ausgestellt ist. Es soll sich um die älteste konkrete Darstellung des Kosmos weltweit handeln. Ihre astronomische Bedeutung wird in der gut 20-minütigen Präsentation im Planetarium erklärt, die ich als einziger Gast mit Interesse verfolge. Dann wird es Zeit für die Weiterfahrt. In der Hotel-Pension „Ingrid“, ordentlich und gutes Preis-Leistungsverhältnis, werde ich die nächsten beiden Nächte bleiben.

Am Neujahrstag 1990, also noch vor der Wiedervereinigung, hatten wir Quedlinburg für ein paar Stunden besucht und das Schloss und die Stiftskirche von draußen besichtigt. Beim Schloss ist es auch heute so, denn es wird aufwendig restauriert und Besucher sind nicht zugelassen, lediglich die Stiftskirche St. Servatius ist geöffnet – immerhin. Sie gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten Deutschlands und der Domschatz, ein geistliches Erbe von Weltrang, beinhaltet einen der kostbarsten Kirchenschätze des Mittelalters. Die Elfenbeinschnitzereien, die Goldschmiedekunst, die Holz- und Textilarbeiten sind einzigartig und alleine schon einen Besuch wert.

Quedlinburg, rund 25.000 Einwohner, am Nordostrand des Harzes gelegen, hat aber noch mehr zu bieten, nämlich eine bestens erhaltene Altstadt und ein geschlossenes historisches Stadtbild und gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Allerdings treffe ich beim Spaziergang durch das Zentrum auf viele geschlossene Geschäfte und einige Einheimische, mit denen ich spreche, bezweifeln, ob alle Läden wieder geöffnet werden. Die Pandemie fordert ihren Preis. Doch auf dem Marktplatz ist davon wenig zu sehen. Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert und Innungshäuser umschließen ihn. Und dann ist natürlich das mit grünen Ranken versehene Rathaus mit dem vor ihm stehenden Roland zu erwähnen. In der Außengastronomie wird noch nach einem Impftest gefragt.

Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Auto nach Thale und zunächst mit einer Kabinenbahn hinauf auf den Hexentanzplatz. Man hat einen wirklich phantastischen Rundumblick auf das Bodetal. Durch den Glasboden der Gondel wirkt die Aussicht noch spektakulärer. Oben angekommen kann man in den Tierpark gehen, sich ausruhen und etwas verzehren oder das Bergtheater besuchen. Leider wird gerade geprobt und eine Besichtigung dieser Naturbühne ist nicht möglich. Doch hat man von hier einen guten Blick auf die Rosstrappe. Und sie ist mein nächstes Ziel.

Mit einem Sessellift geht es hinauf, auch dieser Trip ist wieder ganz schön aufregend. Der Rosstrappen-Sage nach warb Ritter Bodo aus Böhmen um die schöne Königstochter Brunhilde. Doch sie wollte nicht und floh zu Pferde und wurde von Bodo verfolgt. Ihr Ross scheute vor einer tiefen Schlucht, sie gab ihrem Tier die Sporen und wagte den Sprung. Der Aufprall des Hufes hinterließ den Abdruck, die Rosstrappe. Bode stürzte in den Abgrund und der Fluss, die Bode, soll nach ihm benannt worden sein. Mit diesem Basiswissen mache ich mich auf den Weg. Ein steiniger Pfad führt auf den Aussichtspunkt und wieder einmal ist die Sicht auf die Umgebung, den Hexentanzplatz und auf das Bodetal einmalig.

Abends esse ich eine heimische Spezialität in einer Gartenwirtschaft in der Nähe der Pension, dann noch ein kurzer Abschlussdrink in der Hotelbar und eine wunderbare und interessante Fahrt nähert sich ihrem Ende. Zu Hause, beim Genuss des Saale-Unstrut-Weines, werde ich mich gern an diese schöne Reise erinnern.

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