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Fachwerk in Schmalkalden

Fachwerk in Schmalkalden

Buchenwald

Buchenwald

Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater

Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater

Goethehaus

Goethehaus

Schillerhaus

Schillerhaus

Schillers Schreibtisch

Schillers Schreibtisch

Schönes Deutschland II

auf nach Thüringen

Weimar

Am nächsten Morgen regnet es heftig, leider hat sich der Wetterbericht nicht geirrt. Nachbar Werner riet mir, unbedingt den etwa 40 Kilometer entfernten Ort Schmalkalden zu besuchen. Und so folgt eine interessante Fahrt, teils auf steiler und kurviger Strecke, durch den Thüringer Wald. Manchmal habe ich den Eindruck, noch in der alten DDR zu sein. Vor Bad Tabarz fahre ich durch eine dicke Wolkendecke, Skilifte, die ich von der Straße aus erkennen kann, werden in einigen Wochen wieder ihren Betrieb aufnehmen.

In Schmalkalden angekommen finde ich einen kostenfreien Parkplatz im Zentrum und mache mich dann auf den Weg. Und es stimmt, die Innenstadt mit den sehenswerten und liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern ist es wert, besichtigt zu werden. Viele der hier stehenden Gebäude zeugen von einer großen geschichtlichen Vergangenheit. Schade nur, dass der Regen zugenommen hat. Die Stadtkirche St. Georg und das Rathaus am Altmarkt werden mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Kurz bevor ich Weimar erreiche weist ein Hinweisschild auf die nahe gelegene Gedenkstätte Buchenwald hin. In den frühen 90er Jahren hatte ich das ehemalige Konzentrationslager besichtigt und eigentlich wollte ich an diese düstere Vergangenheit nicht mehr erinnert werden, aber ein Ignorieren finde ich auch nicht angemessen. Über die von Häftlingen gebaute fünf Kilometer lange Zufahrtsstraße, auch Blutstraße genannt, erreiche ich die Anlage. Der Parkplatz ist gut gefüllt mit Autos aus allen deutschen Bundesländern, wahrscheinlich sind viele Gäste während der Herbstferien dank Corona im Lande geblieben. Im Informationszentrum besorge ich mir eine Informationsbroschüre, spanne den Schirm auf und beginne den Rundgang, Eintritt muss nicht gezahlt werden.

Die einzelnen Gebäude und Bunker, Diensträume, Krematorium oder Häftlingskantine, sehe ich mir von draußen an, denn vor allen Eingängen warten diverse Besucher und dank der begrenzten Einlasszahl aufgrund der Pandemie merkt man kein Weiterkommen. So konzentriere ich mich auf den Außenbereich, den Exerzier- und Appellplatz. Das KZ wurde 1937 errichtet und bis 1945 waren hier nahezu 280.000 Menschen aus über 50 Nationen inhaftiert. Im Haupt- und den Außenlagern kamen etwa 56.000 Menschen ums Leben, wurden willkürlich getötet, starben durch Krankheit, vor Hunger, wegen Folter, unmenschlicher Haft- und Arbeitsbedingungen oder wegen an ihnen vorgenommenen medizinischen Versuchen. Zunächst wurden Regimegegner von den Nationalsozialisten eingesperrt, Homosexuelle, Sinti und Roma, Wohnungslose und Juden. Mit Kriegsbeginn kamen Gefangene und Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern hinzu. Über 8.000 sowjetische Gefangene wurden von der SS gezielt ermordet. Bedrückt setze ich mich ins Auto und fahre nach Weimar.

Die „Stadt der deutschen Klassik“, seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe, zählt gut 65.000 Einwohner. Berühmte Persönlichkeiten ließen sich hier nieder und prägten die Kultur: Luther, Cranach, Bach, Goethe, Schiller, Wieland, Herder und Franz Liszt. Walter Gropius gründete hier 1919 das Bauhaus. Mein Hotel, die Pension „Hinz & Kunz“ liegt zentral in Sichtweite zum Bauhausmuseum.

Gut beschirmt wandere ich ins Zentrum, vorbei am besagten Bauhaus- und einige Schritte weiter dem Stadtmuseum. Dann ist auch schon das Nationaltheater erreicht, dem früheren Komödienhaus. Goethe war hier viele Jahre als Intendant tätig und unter seiner Leitung wurden einige Schillerdramen uraufgeführt, so u. a. „Wallenstein“ und „Wilhelm Tell“. Auf dem Theaterplatz vor dem Gebäude befindet sich das berühmte Goethe-Schiller-Denkmal. Gegenüber sieht man das Haus der Weimarer Republik, ein 2019 eröffnetes Museum mit Ausstellungsstücken, die an diese Zeit erinnern.

Vor dem Goethehaus, in dem der berühmte Dichter in der Zeit von 1782 bis zu seinem Tod im Jahre 1832 wohnte, wartet eine lange Menschenschlange bei strömendem Regen auf Einlass, ein Schild besagt, dass es für heute keine Eintrittskarten mehr gibt. So sehe ich mir das Stadtschloss an und gehe dann ein paar Schritte weiter in das berühmte Lokal „Weißer Schwan“ aus dem 16. Jahrhundert, wo Goethe ebenfalls häufig einkehrte und seinem Freund, dem Komponisten Zelter, schrieb: „der weiße Schwan begrüßt dich jederzeit mit offenen Flügeln“.

Im 1777 erbauten Schillerhaus habe ich mehr Glück, hier brauche ich nur eine knappe Viertelstunde zu warten und schon darf der Rundgang beginnen. Friedrich Schiller wohnte hier mit seiner Familie von 1802 bis zu seinem Tod im Jahre 1805. Er erwarb das Gebäude zu einem Preis von 4.200 Talern und musste sich, da er nur jährlich 400 Taler verdiente, verschulden. Im Mansardengeschoss können die historisch getreu wieder hergestellten Wohn- und Arbeitszimmer besichtigt werden. Der berühmte Dichter verstarb in seinem Arbeitszimmer. Nach Charlotte Schillers Tod im Jahre 1826 wurde das Haus verkauft. Es regnet immer noch, als ich zum Markt gehe und mir dort das Häuserensemble ansehe, das Rathaus wird gerade renoviert und ist unter langen Planen versteckt.

Im Hotel rät man mir, zum Abendessen in ein Restaurant in der Geleitstraße zu gehen. Doch ganz Weimar scheint unterwegs zu sein und erst beim fünften Versuch habe ich Glück und darf nach einer kurzen Wartepause einen Tisch im „Jagemanns Restaurant“ am Herderplatz belegen. Heute bestelle ich Gulasch mit einem Kloß und es schmeckt sehr gut. Den Rest des Tages verbringe ich in der dem Hotel angegliederten Eckkneipe und unterhalte mich bei einigen Gläsern Ehringdorfer Bier prächtig mit der Bedienung und einigen anderen Gästen. Da der Wetterbericht weiterhin Regen vermeldet, entscheide ich mich, morgen die Stadt vorzeitig zu verlassen und die Reise um zwei Tage abzukürzen.

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