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Marktplatz in Gera

Marktplatz in Gera

Schweizer Bahnen

Schweizer Bahnen

Matterhorn

Matterhorn

Kleines Matterhorn

Kleines Matterhorn

zurück in Zermatt

zurück in Zermatt

einmal noch das Matterhorn

einmal noch das Matterhorn

unser Zug

unser Zug

Glacier-Express

Glacier-Express

unterwegs im Glacier-Express

unterwegs im Glacier-Express

Chur: in der Kathedrale

Chur: in der Kathedrale

Solisviadukt

Solisviadukt

Fahrt im Bernina-Express

Fahrt im Bernina-Express

Beinhaus in Pochiavo

Beinhaus in Pochiavo

Bibliothek in Sankt Moritz

Bibliothek in Sankt Moritz

St. Moritz-See

St. Moritz-See

Theater am Julierpass

Theater am Julierpass

Krönender Abschluss

Krönender Abschluss

Die Schweiz im Zug erleben

-ein Wintermärchen-

Anreise

Eigentlich wollte ich diese Reise in Bremen antreten, Möglichkeiten waren vorhanden, aber terminlich passte es nicht. So fand ich im Netz ein entsprechendes Angebot ab Gera – und die Otto-Dix-Stadt in Thüringen kannte ich bisher nicht.

Durch dicken Schnee schleppe ich meinen Koffer zur Straßenbahn und eine winterliche weiße Landschaft wird mich in den nächsten Stunden begleiten, ab Magdeburg wird es frühlingshafter, in Gera angekommen ist kein Schnee mehr zu sehen. Mein „Hotel Gewürzmühle“ ist schnell gefunden und so beginne ich die Stadterkundung, schaue mir den Marktplatz mit dem Simsonbrunnen an, das Rathaus und die Stadtapotheke, ein Renaissancebau aus dem Jahr 1592, die Salvatorkirche, das Schreibersche Haus, in dem sich das Naturkundemuseum befindet und das Rutheneum, ein staatliches Gymnasium. Abends stärke ich mich im „Podium“ mit Thüringer Rostbrätel und ein paar Gläsern Wernesgrüner. Zurzeit findet in der Stadt eine Tattoomesse statt.

Pünktlich um 2.30 Uhr steht am nächsten Morgen (mitten in der Nacht) das Taxi vor der Tür und bringt uns zum Hermsdorfer Kreuz, wo der Bus vom Veranstalter „vianova“ bereits auf uns wartet. Nachdem wir noch weitere Gäste u.a. in Erfurt und Jena aufgenommen haben geht es los. Mit einem Sektfrühstück stimmen wir uns auf die nächsten Tage ein. Einige Mitreisende sind schon häufiger mit diesem Veranstalter verreist und wurden nicht enttäuscht. Heute ist Sonntag, die Autobahn wird nicht von LKWs belegt, sie stehen auf den Parkplätzen der Raststätten und wir haben Probleme, den Bus zu parken. Um 12.30 Uhr überqueren wir die Grenze, Gruezi, den Reisepass brauchen wir nicht vorzuweisen.

Eine traumhafte Landschaft empfängt uns, wir streifen den Genfer See, fahren lange Zeit durchs Rhone-Tal, staunen über die schneebedeckten Berge zu beiden Seiten und haben nichts auszustehen im Bus, Würstchen und Flensburger Pils sind ausreichend vorhanden. Das Thermometer zeigt gelegentlich 16 Grad an, um 18.45 Uhr sind wir am Ziel, das Hotel „Adhoc“ in Naters wird uns die nächsten beiden Nächte beherbergen.


Fahrt auf den Gornergrat

Von Brig, einer Nachbarstadt von Naters, fahren wir nach Täsch und von dort mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn nach Zermatt, die Stadt ist nur auf diesem Weg erreichbar. Dann setzen wir uns in die Gornergrat-Bahn und eine spektakuläre Fahrt beginnt. Diesem Teil der Reise hatte ich im Vorfeld gar keine Bedeutung beigemessen, er wird aber einer der Höhepunkte der gesamten Fahrt werden. Mit der höchsten im Freien angelegten Zahnradbahn Europas fahren wir in einer guten halben Stunde auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat. Die Sonne scheint, der Schnee glitzert und ich habe kleine Probleme, diese Wunderwelt optisch wahrzunehmen. Sage und schreibe 29 Viertausender sind um uns herum – und natürlich das Matterhorn. Vielen Besuchern ist dieser Anblick nicht vergönnt, weil der 4.478 Meter hohe Berg, die Attraktion schlechthin, in Wolken verhüllt ist. Auch das „Kleine Matterhorn“ mit seinen 3.883 Metern Höhe ist immer gut zu erkennen, ein Traum!

Wir haben ausreichend Zeit, schlendern umher, genießen die einmalige Aussicht auf die prächtige Bergwelt, schauen uns die Kirche und das Besucherzentrum an, haben die Möglichkeit, mit „Zooom“ optisch in eine Traumwelt einzusteigen und immer wieder ist das Matterhorn im Fokus, grandios!

Zurück in Zermatt treffen wir uns zu einem kleinen Stadtrundgang, schauen uns die alten Gebäude an und hören von Mäuseplatten, die dafür sorgten, dass die genannten Tiere nicht weiter nach oben krabbeln konnten. Ralf, unser kompetenter und freundlicher Reiseführer, informiert uns über das Zustandekommen dieser Gebäude und ist auch sonst immer ein Ansprechpartner, gewillt, dass es uns gut geht. So unterhält er uns mit Anekdoten über die Schweiz, erfreut uns mit dem Schweizer Dialekt und bringt uns das Land näher mit typischer Alphornmusik und Sketchen von Emil Steinberger. Aber auch Ronald, unserem Busfahrer, gebührt ein großes Lob, eine Klasseleistung, wie er den Bus durch die engen Straßen und Gassen steuert.

Wir haben nun noch genügend Zeit, Zermatt auf uns einwirken zu lassen und so besichtige ich einige Brunnen oder Gedenkstätten. So erfreue ich mich am Murmeli-Brunnen aus dem Jahre 1906, der auf die hohe Population dieser Tiere in der Gegend hinweist und die Unterschrift „Domine conserva nos in pace“ trägt, aber auch am Steinbockbrunnen und dem Denkmal von Ulrich Inderbinen. Er gilt als der älteste Bergführer der Welt und hat das Matterhorn 370 Male bestiegen, zuletzt im Alter von 90 Jahren. In der Pfarrkirche St. Mauritius staunen wir über das Deckengemälde „Arche Noah“. Am Bahnhof warten Elektrofahrzeuge auf ankommende Gäste, zwei Hotels der höheren Kategorie stellen sogar eine Pferdekutsche zur Verfügung. Zum Schluss trinke ich vor dem Grandhotel „Zermatter Hof“ draußen in einer Schneelandschaft zusammen mit Bianca, Diemut, Marlis und Uschi ein Glas Wein, einen weißen Fendant aus der Schweiz, das Ambiente hätte allerdings einen Champagner verdient. Sonnenschein, Schneelandschaft und das Matterhorn, was will man mehr …

Zurück in Naters steht noch Sightseeing mit dem Simplon-Express auf dem Programm und bei Einbruch der Dunkelheit schauen wir uns die Sehenswürdigkeiten von Naters und Brig an, u.a. das Denkmal von Jorge Chavez, einem peruanisch-französischen Luftfahrtpionier, der als erster den Alpenhauptkamm überquerte und 1910 im Alter von nur 23 Jahren verstarb. Vorbei fahren wir ebenfalls an einem makaber mit Schädeln ausgestatteten Beinhaus und am Stockalper Schloss, einem der markantesten weltlichen Barockgebäude der Schweiz. Kaspar von Stockalper, auch „Fugger der Alpen“ oder „König des Simplons“ genannt, konnte sechs Sprachen und erlangte, u.a. mit Salzhandel, unermesslichen Reichtum.


Mit dem Glacier-Express von Brig nach Chur

Nun also auf zum „Sahnestück“ der Reise. Zunächst unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch Brig, dem Hauptort des deutschsprachigen Wallis, einer Handelsmetropole, an deren Entstehung Kaspar von Stockalper, der den Warenverkehr zwischen Frankreich und der Lombardei förderte, nicht unschuldig ist.

Unsere Reisegruppe sitzt im hintersten Panoramawagen und so bietet sich uns eine gute Rundumsicht. Pünktlich um 10.18 Uhr startet der „langsamste Schnellzug der Welt“, es beginnt, so der Text in den Prospekten, eine der „schönsten Bahnstrecken der Welt“ – und dem ist nichts hinzuzufügen. Schade, dass das Wetter umgeschlagen ist, so hat sich die Sonne meistens hinter dicken Wolken versteckt und die Berggipfel sind nur vereinzelt wahrzunehmen. Trotzdem bin ich bester Dinge und gönne mir zur Feier des Tages einen Campari Soda. Einige unserer Gesellschaft bestellen sich auch ein Mittagessen, ich nehme mit einem Baguette aus einer Bäckerei in Brig vorlieb, die Preise im Zug sind doch recht mutig.

Im Jahre 1930 nahm der Glacier Express seinen Dienst auf. Von Brig bis Disentis sind wir Gäste der Matterhorn-Gotthard-Bahn, danach ist die Rhätische Bahn unser Partner. Es geht durch das Rhonetal, wir halten in Lax, Rechingen, Oberwald und erreichen nach einer Fahrt durch den Furka-Basistunnel den Ort Andermatt. Hier überqueren wir die Schöllenschlucht und haben einen einmaligen Blick auf die Teufelsbrücke. Dann ist der höchste Punkt dieser Route erreicht: nämlich der Oberalppass in 2.033 Meter Höhe. Kein Problem, denn wir werden ja durch Zahnrad-Antrieb unterstützt. In Disentis halten wir etwas länger, denn ab diesem Bahnhof sind wir mit der Rhätischen Bahn unterwegs. Bei der Weiterfahrt haben wir einen kurzen Blick auf die älteste Benediktinerabtei des Landes. Auf halbem Wege von Disentis nach Chur genießen wir den spannenden Ausblick auf die Rheinschlucht, die auch „Swiss Grand Canyon“ genannt wird. Riesige Bergstürze nach der letzten Eiszeit sorgten für das Entstehen dieser einzigartigen Schluchten. Dann ist Chur erreicht, pünktlich um 14.25 Uhr. Ralf überreicht allen seinen Gästen eine Erinnerungsurkunde. Zahlreiche Brücken liegen hinter uns, diverse Tunnel wurden durchfahren, an vielen idyllischen Bergdörfern führte unser Weg vorbei, schroffe Berge bestimmten die Landschaft. Uns bleibt noch genügend Zeit für die Erkundung der ältesten Stadt der Eidgenossen und der Hauptstadt Graubündens. Sie kann dank der günstigen Infrastruktur, Chur liegt in der Nähe wichtiger Pässe, auf eine 5.000-jährige Siedlungsgeschichte zurückblicken.

Unser Spaziergang führt uns zum Rathaus, zum St. Martinsplatz, der von der gleichnamigen Kirche und einem Brunnen dominiert wird und zu den mittelalterlichen Häusern am Arcas. Das Obertor, Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, ist ein Ziel und, natürlich, die Kathedrale St. Maria Himmelfahrt. Sie wurde nach hundertjähriger Bauzeit im Jahre 1272 eingeweiht. Wegen der zahlreichen Brunnen erinnert mich Chur ein wenig an die Schweizer Hauptstadt Bern. Dann hat auch Ronald die lange Busfahrt geschafft, wir steigen ein und steuern unser nächstes Ziel an. Im „Hotel Weiss Kreuz“ in Thusis werden wir die beiden nächsten Nächte verbringen. Vor dem Abendessen unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort und werde mit einem wunderbaren Blick auf den Hohen Rätien belohnt, einer historischen Anlage in 946 Meter Höhe. In gemütlicher Runde beenden wir den Tag mit ein paar Gläsern Wein und Bier.


Von Tiefencastell bis Poschiavo im Bernina-Express

Heute hat Petrus wieder ein Einsehen mit uns und überrascht mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Auf dem Weg zum Bahnhof halten wir am Solisviadukt, der sich in 85 Meter Höhe über die Abula spannt und zum Welterbe Rhätische Bahn gehört. Um 9.18 Uhr setzt sich der Express schnaufend zur Alpenüberquerung in Bewegung. Auch heute geht es durch diverse Tunnel, auch heute begeistert uns eine spektakuläre Bergwelt, auch heute erleben wir mächtige Viadukte. Südlich von Bergün fahren wir durch das Albulatal, in der Höhe von Pontresina ist das Engadin erreicht. Nun erklimmen wir den höchsten Punkt der heutigen Fahrt, nämlich den Bahnhof Ospizio Bernina in einer luftigen Höhe von 2.253 Metern und somit die höchstgelegene Station der Rhätischen Bahn. Eine längere Pause wird bei Alp Grüm eingelegt, immerhin noch auf einer Höhe von 2.091 Metern. Kurz vor Beendigung dieses Traumes überrascht uns eine Mitarbeiterin noch mit einem Souvenir: jeder Gast erhält einen mit Schokolade gefüllten Bahnwagen. Um 12.01 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel, Poschiavo will besichtigt werden, ab jetzt wird Italienisch gesprochen.

Zunächst bleibe ich in der Gruppe und erfahre von Ralf, dass wir nun vor den Palazzi im Spaniolenviertel stehen. Erfolgreich nach Spanien ausgewanderte Puschlaver kommen zurück in die alte Heimat und investieren ihren Reichtum in edle Ruhesitze. Auch ein Beinhaus gehört zu unserem Programm. In der Loggia des Oratorium Sant ´Anna werden Gebeine gezeigt, die bei Renovierung der gegenüberliegenden Kirche gefunden wurden. Dann gehe ich allein weiter und schaue mir noch die Kirchen San Vittore Mauro und Santa Maria Assunta nebst Friedhof an. Im Zentrum nahe dem Casa Torre treffe ich auf ein paar Mitreisende und gönne mir ein Glas Wein. Zwei Frauen unserer Gesellschaft werden vom Wirt fotografiert und erhalten einen Cappuccino mit ihrem Konterfei, das kannte ich bisher nicht.

Mittlerweile ist auch Ronald mit dem Bus in Poschiavo eingetroffen und wir begeben uns auf die Rückfahrt. Er hat zwischenzeitlich den Bierbestand im Bus aufgefrischt, statt Flensburger Pils konsumieren wir nunmehr italienischen Gerstensaft. Den größten Teil der Strecke hatten wir ja bereits gesehen. Skilifte befördern die Sportler in die Bergwelt, dicke Eiszapfen bilden ein schönes Fotomotiv, ebenfalls ein paar Gletscher. Am Berninapass legen wir eine kleine Pause ein und befinden uns nunmehr 2.309 Meter über dem Meeresspiegel. Gegen Abend erreichen wir das mondäne Sankt Moritz.

Am zugefrorenen See entlang nähern wir uns der Innenstadt, stehen ehrfürchtig vor Hotels jenseits unserer Preisklasse, schauen uns das Rathaus an, die Dokumentationsbibliothek und natürlich den „schiefen Turm“. Dieser Glockenturm der ehemaligen Maurituskirche steht seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr gerade, das dazugehörige baufällige Kirchenschiff wurde vor 120 Jahren abgerissen. 5.500 Einwohner zählt der Ort, in den Wintermonaten kommen doppelt so viele Gäste zum „Sehen und Gesehen werden“. In ehrfürchtigem Abstand schauen wir uns die Auslagen an und konstatieren, dass der Preis von 600 Schweizer Franken für 100 Gramm persischen Kaviar unser Urlaubs-Budget doch extrem belasten könnte. Aber auch die Sonderangebote und Sale-Offerten in den Modegeschäften vermögen mich nicht zum Kauf zu animieren.

Auf der Rückfahrt nach Thusis erleben wir dann doch noch ein Highlight: das 2017 eröffnete Juliertheater auf dem Julierpass, entstanden aus einer Idee von Giovanni Netzer, Intendant des Theater-Unternehmens „Origen“. Weitab aller sonstigen Kulturstätten öffnet sich der Bau dem unmittelbaren Einwirken der Natur. Aus Holz hergestellt, wirkt der Turm wegen der vielen Öffnungen transparent. Der Alpenpass mit einer Scheitelhöhe von 2.284 Metern verbindet die Täler Oberhalbstein und Engadin. Hier verläuft auch die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau. In der Nähe befinden sich uralte Kupferstollen.

Zurück in Thusis versammeln wir uns zum Abendessen und lassen dann noch einmal unsere Erlebnisse bei ein paar Gläsern Wein oder „Chopfab“, das Bier heißt tatsächlich so, Revue passieren. Die Reise hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen geht es zurück in die Heimat. In der Nähe von Maienfeld, dem so genannten „Heidiland“, legt Ralf noch einmal die CD mit dem bekannten Lied ein. Nachdem wir noch das Schloss Vaduz in Liechtenstein erkennen konnten, ist der Grenzfluss Rhein erreicht, Österreich empfängt uns. Auch heute bleibt der Reisepass oder Personalausweis in der Brieftasche. Das Land der Schokolade, des Käse und Fondue oder der Taschenmesser liegt hinter uns. Uff Wiederluege!

Ein Video über diese Reise kann bei YouTube unter

https://youtu.be/pDJr77bC9aA


angesehen werden, viel Spaß dabei!

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