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Tuchhallen in Krakau

Tuchhallen in Krakau

lange Schlangen vor einem Krakauer Geschäft

lange Schlangen vor einem Krakauer Geschäft

Marienkirche in Krakau

Marienkirche in Krakau

Wawel

Wawel

Wawel

Wawel

Warschau - Krakau - Breslau

Durch Polen mit der Eisenbahn

Krakau

Es regnet heftig. Ein Soldat bietet mir Schutz unter seinem Schirm. Irgendwie weiß ich nicht, was ich machen soll, ich habe überhaupt keinen Plan und es ist dunkel und ungemütlich. Da erscheint meine unnahbare Zugbegleiterin und sagt mir in bester deutscher Sprache, dass sie mich zu einer privaten Zimmervermittlung begleiten könnte, es sei denn, ich hätte schon eine Unterkunft. Malgorzata, so stellt sie sich vor, hatte Pech im Zug, jemand hat ihr die Plastiktüte gestohlen. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir das Privathaus und dann ist meine Helferin auch schon in der Dunkelheit verschwunden, schade, gern hätte ich sie an einem der nächsten Abende als Dankeschön zum Essen eingeladen.

Das Zimmer ist sehr preiswert, für eine Nacht sind 7.150 Zl. fällig. Im Haus müssen die Schuhe ausgezogen werden. Leider habe ich wegen der bestehenden Sprachprobleme keine Chance, mit den Vermietern ins Gespräch zu kommen.
Am nächsten Morgen steht mein Schuhwerk sorgfältig geputzt vor der Zimmertür.

Ich spaziere in die Innenstadt und auch hier das gleiche Bild wie in Warschau, lange Schlangen vor den Geschäften, vor einer Tankstelle zähle ich einmal über 120 Autos. An manchen Verkaufsständen ertönt Lambada, der Tanz scheint hier momentan sehr in Mode zu sein.

Krakau ist, gemessen an der Einwohnerzahl, etwa halb so groß wie Warschau und liegt ebenfalls an der Weichsel. Man sagt, sie sei die schönste und romantischste Stadt Polens und ich kann dies, zumindest im Vergleich mit der Hauptstadt, nur bestätigen.

Der Marktplatz ist wunderschön. Alte Häuser und Paläste mit bemerkenswerten Fassaden geben diesem Platz seinen besonderen Reiz. In der Mitte befinden sich die Tuchhallen mit den Geschäften und Lokalen unter den Arkaden. Ein Quartett, bestehend aus Violine, Akkordeon, Schlagzeug und Gitarre, unterhält die Passanten. In der Nähe erblickt man die Marienkirche, die Kósciól Mariacki, mit den zwei unterschiedlichen Türmen. Der Marienaltar ist sehr bekannt.

Im Rathausturm, ebenfalls in der Nachbarschaft der Hallen, ist ein Café mit Kleinkunstbühne untergebracht. An der barocken St.-Anna-Kirche vorbei schlendere ich zur Wawel-Anhöhe.

Der Wawel, ein Schlossberg mit den interessantesten Bauten der Stadt, ist das absolute Highlight Krakaus. So findet man hier die dreischiffige Kathedrale, in der viele Monarchen gekrönt und viele bekannte Persönlichkeiten beigesetzt wurden, in der Schatzkammer sind wertvolle liturgische Geräte und Königsinsignien zu besichtigen.

Das Königsschloss mit dem herrlichen Arkadenhof, ebenfalls auf dem Wawel, zählt zu den bedeutendsten Museen Polens. Besonders sehenswert sind die Rüstkammer, die Schatzkammer und die flämischen Gobelins.

In der Pension fühle ich mich wegen der mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten nicht so wohl und so erkundige ich mich nach einer anderen Unterkunft, finde aber nur ein freies Zimmer im Motel "Krac", etwas außerhalb der Stadt gelegen. Hier werde ich die beiden nächsten Nächte bleiben, pro Übernachtung werden 28.000 Zl. verlangt.

Das Haus liegt am Stadtrand, eine Diskothek ist angeschlossen und so habe ich an den nächsten Abenden immer ein Ziel. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Miniröcke, die vielen betrunkenen Männer und der beliebte Verzehr von Pepsi-Cola. Eine Budgetautovermietung gehört zum Motel. Die Innenstadt ist bequem mit Bus oder Straßenbahn erreichbar.

Tags darauf begebe ich mich in die schreckliche Vergangenheit und fahre nach Auschwitz.
Selten zuvor war ich emotional so betroffen, unfähig, das Gezeigte zu verstehen.
Viele Kommentare hatte ich über dieses KZ gelesen, aber kein Artikel, keine Fernsehsendung hat mich derart brutal mit dem Geschehen konfrontiert.

Ein Reisebericht kann keine Plattform für eine Darstellung dieser grausamen Zeit sein, darf aber meines Erachtens auch nicht ignorieren, dass hier Menschen vergast, erschossen und auf andere Art getötet wurden und dass in diesem größten Nazivernichtungslager vier Millionen Frauen, Männer oder Kinder ihr Leben verloren.

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