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Wien

Wien

auf dem Naschmarkt

auf dem Naschmarkt

oberes Belvedere

oberes Belvedere

Gruppenbild mit Damen

Gruppenbild mit Damen

unteres Belvedere

unteres Belvedere

Heldendenkmal der Roten Armee

Heldendenkmal der Roten Armee

Hotel Sacher, habe die Ehre

Hotel Sacher, habe die Ehre

der "Steffl"

der "Steffl"

Pestsäule

Pestsäule

Hofburg

Hofburg

Burgtheater

Burgtheater

Schloss Schönbrunn

Schloss Schönbrunn

Gloriette

Gloriette

auf dem Prater

auf dem Prater

Praterturm

Praterturm

im Heurigen

im Heurigen

Geburtstag im Heurigen

für ein paar Tage in den Wiener Frühling

Nach über neun langen Stunden Bahnfahrt ist der neu erbaute und moderne Hauptbahnhof Wien erreicht. Ein paar Minuten später sitzen wir in der Straßenbahn und dann, endlich, ist die „Stadtoase“ erreicht. Ein Wochenticket für den öffentlichen Nahverkehr kostet nur 17,50 und diese Investition hat sich rentiert. Leider sorgt die momentan grassierende Erkältungswelle, von der einige von uns mehr oder weniger betroffen sind, für einen kleinen Stimmungsdämpfer.

Nach einem reichhaltigen Frühstück in einem angesagten Lokal machen wir, Gitte, Susanne, Jürgen und ich, uns auf den Weg zum Naschmarkt. Ein tolles Gefühl, wenn man nicht bei jeder Fahrt, ob mit der S-, U- oder Straßenbahn, überlegen muss, ob der Fahrschein denn wohl ausreicht. Der auch „Bauch von Wien“ genannte schönste und mit über 120 Ständen größte Lebensmittelmarkt der Stadt ist nicht nur bei den Einheimischen beliebt. Er wird an beiden Seiten von interessanten Häuserzeilen flankiert. Wir halten uns hier geraume Zeit auf und versorgen uns mit Lebensmitteln, um an den nächsten Tagen in der Ferienwohnung frühstücken zu können. Händler aus der Türkei oder vom Balkan bieten kleine Kostproben an, die wir gern entgegennehmen. Seit knapp 20 Jahren hat sich auf dem Gelände auch eine Gastronomieszene etabliert.

Nachmittags gehen wir zum nahe gelegenen Belvedere. Das ehemalige Sommerschloss von Prinz Eugen gilt als eines der großartigsten Barockbauten. Zunächst schauen wir uns das Obere Belvedere aus dem 18. Jahrhundert an, das sich der frühere Feldherr zum Repräsentieren bauen ließ. Hier können österreichische Klassiker, aber auch Werke anderer internationaler Maler besichtigt werden. Durch eine etwa 500 Meter lange und wunderbar angelegte Gartenanlage geht es dann weiter zum Unteren Belvedere. Wie schön muss es hier erst im Sommer sein, wenn die Wasserfontänen im Betrieb sind. In diesem ein klein wenig bescheideneren Gebäude hat Prinz Eugen gewohnt.

Beeindruckt verlassen wir die Anlage und orientieren uns in Richtung Zentrum. Doch sogleich fällt unser Blick auf das Heldendenkmal der Roten Armee. Es wurde 1945 am Schwarzenbergplatz zur Erinnerung an 17.000 bei der Schlacht um Wien gefallene russische Soldaten errichtet. Ein paar hundert Meter weiter und schon ist die Staatsoper erreicht. Nun sind wir mitten in der City angelangt. Ein Fiaker fährt fotogen am Hotel Sacher vorbei. Durch die Kärntner Straße mit ihren edlen Geschäften und Boutiquen, neben dem Graben der wohl bedeutendste Straßenzug Wiens, orientieren wir uns dann zum Steffl, wie der Stephansdom von den Wienern liebevoll genannt wird.

Dieses Wahrzeichen der Stadt gilt als das bedeutendste gotische Bauwerk des Landes. Sein Ursprung reicht ins 12. Jahrhundert zurück, wurde dann in mehreren Bauetappen in den heutigen Zustand versetzt. Der 137 Meter hohe Südturm kann über 343 enge Stufen bestiegen werden. Dieser sportlichen Herausforderung stellen wir uns dann aber nicht. Wir schreiten stattdessen durch den Kirchenraum mit seinen Kunstschätzen, wie Kanzel, Altar oder das Hochgrab Kaiser Friedrichs III. Man hätte auch in die Katakomben hinabsteigen können, hier ruhen die sterblichen Überreste von Habsburgern und anderer Herrscher. Mit dem Aufzug fahre ich den Nordturm hoch zur Pummerin, einer 21 Tonnen schweren Glocke, genieße aber mehr die Aussicht auf die Stadt. Man hat quasi „alles im Blick“.

Nach einer absolut notwendigen Pause in einem urigen Kaffeehaus schlendern wir über den Graben, vorbei an der Peterkirche und der Pestsäule, die an die Epidemie erinnert, die 1679 100.000 Wienern das Leben kostete, zur Hofburg. Sie war über 600 Jahre, bis 1918, Residenz der österreichischen Herrscher. Morgen werden wir im Schloss Schönbrunn auch das Zimmer sehen, in dem der letzte Kaiser das Ende seiner Amtsgeschäfte quittierte. Immer größer werdend umfasst der jetzige Komplex 18 Trakte mit rund 2.500 Räumen und 19 Höfe. Ein Sisi-Museum und die Spanische Hofreitschule sind wahre Publikumsmagneten.

Über den Heldenplatz erreichen wir anschließend den Maria-Theresien-Platz mit dem Naturhistorischen und Kunsthistorischen Museum. Die Schönheit des Parlamentgebäudes können wir nur erahnen, denn es ist wegen Renovierung von einem mächtigen Gerüst umgeben. Auch der Hauptturm des Rathauses unterzieht sich einem Lifting. Gegenüber erhebt sich das Burgtheater. Es fällt auf, dass sehr viele Menschen auf einem elektrischen Roller unterwegs sind. Kulturell gesättigt fahren wir nach Hause und steuern das benachbarte „Roma“ an, damit auch unsere Mägen zu ihrem Recht kommen. Ein Schild informiert uns, dass wir nun Gast in der Pizzeria des Jahres 2006 sind. Im „Stadtbeisl“, einer urigen Wiener Kneipe, lassen wir den Tag ausklingen.

Wien, gut 1,8 Millionen Einwohner, ist einfach eine prachtvolle Stadt! Wir sind von der Freundlichkeit der Einheimischen überrascht. Immer, wenn wir etwas unschlüssig auf unseren Stadtplan oder auf einen Fahrplan schauen dauert es nicht lange, und ein netter Mensch fragt nach unserem Wunsch und ist auch sofort in der Lage, uns die richtigen Hinweise zu geben. Das hatte ich bei vorherigen Besuchen nicht in dieser Häufigkeit erlebt. Begeistert sind wir von den glanzvollen Palästen der imperialen Vergangenheit, gerade die von Barock und Jugendstil geprägten Bauwerke an der Ringstraße lassen erahnen, dass Wien im 19. Jahrhundert das politische und kulturelle Zentrum Europas darstellte. Und nun, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, liegt Österreichs Hauptstadt geographisch wiederum in der Mitte und nicht am Rande der westlichen Welt. Mein Reiseführer beschreibt Wien als wirtschaftliche, kulturelle und politische Drehscheibe zwischen Ost und West und im Jahre 1995 ist das Land ja auch der EU beigetreten.

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen von Schloss Schönbrunn. Mit der U-Bahn sind wir schnell am Ziel und brauchen nur der Menschenmenge zu folgen, ein Verlaufen ist hier unmöglich. Viele Busse haben ihre Besucher ausgesetzt, sie kommen aus Tschechien, Polen, Ungarn, Italien, der Slowakei und natürlich auch aus Österreich.
Zunächst bürgerlicher Herrensitz, 1683 von den Türken zerstört, wurde das Schloss wieder aufgebaut. Glanzvolle Zeiten erlebte es unter Kaiserin Maria Theresia. Sie wohnte hier mit ihrem Gatten und 16 Kindern. Während dieser Zeit wurde die gesamte Anlage in seiner heutigen Form auf- und umgebaut. Schönbrunn ist das größte Schloss Österreichs und gehört, zusammen mit dem 160 Hektar großen Park, zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im 18. und 19. Jahrhundert als Sommerresidenz der habsburger Kaiser wurde auch ein Hofstaat von mehreren hundert Angestellten gehalten. Nach dem Ende der Monarchie ging Schönbrunn in den Besitz der Republik über. Seinen Namen verdankt er angeblich einem Ausspruch von Kaiser Matthias. Beim Entdecken einer Quelle soll er ausgerufen haben: Welch´schöner Brunn!

Von den über 1.400 Räumen sind etwa 40 für eine Besichtigung freigegeben, Prunkräume und Privatgemächer in der Nobeletage des Schlosses stehen dem Publikum zur Verfügung. Wir entscheiden uns für die “Grand Tour“, nehmen ein Audiophone in Empfang und betreten ehrfurchtsvoll die royalen Räume im Westflügel. Durch das Gardezimmer, wo die Leibgarde des Kaiserpaares postiert war, kommen wir zum Billardzimmer. Im Nussholzzimmer bat Kaiser Franz Joseph zur Audienz. Eine kostbare Nussholzvertäfelung und ein Kronleuchter aus dem 19. Jahrhundert prägen diesen Raum. Wir schlendern durch das Schreibzimmer, durch Schlaf- und Kinderzimmer und erreichen dann den Spiegelsaal. In diesem mit prächtigem Weißgold und Kristallspiegeln ausgestatteten Raum fanden Audienzen und Festlichkeiten statt. 1762 spielte der sechsjährige Wolfgang Amadeus Mozart Kaiserin Maria Theresia auf dem Cembalo vor und ist, wie der Vater stolz schrieb: seiner Majestät auf den Schoß gesprungen und hat sie rechtschaffend abgeküsst.

Im Mitteltrakt beeindruckt die Große Galerie, 43 Meter lang und 10 Meter breit. Hier wurden Bälle und größere Empfänge veranstaltet, aber auch festliche Tafeln arrangiert. Die Weißgold-Stuckdekoration, die hohen Kristallspiegel und die Deckenfresken bilden ein Gesamtkunstwerk des Rokoko. Im Jahr 1961 fand hier ein Treffen zwischen Kennedy und Chruschtschow statt.

Mit der Besichtigung des Blauen Chinesischen Salons, das mit 28 Tapeten aus Reispapier geschmückt ist, betreten wir den Ostflügel. In diesem Raum wurde die Monarchie durch Unterschrift beerdigt. Schwarze Lacktafeln prägen das Vieux-Laque-Zimmer, das wir als nächstes erreichen. Napoleon hatte Wien zweimal besetzt, schlug jedes Mal sein Hauptquartier in Schönbrunn auf und wohnte im Zimmer, das wir jetzt durchstreifen und nach ihm benannt wurde. Wir passieren noch andere kaiserliche Räume, schauen uns eine Kapelle an und dann ist dieser interessante und eindrucksvolle Rundgang beendet.

Durch den wunderbar angelegten Schlossgarten schlendern wir zum Schönbrunner Berg, an seinem Fuße wurde der Neptunbrunnen gebaut. Über kleine Wege klettern wir hoch zur Gloriette, die an den 1757 erfochtenen Sieg über die Preußen erinnert und, vor allem, eine Cafeteria mit perfekter Aussicht auf die Schlossanlage beherbergt. Erschlagen von den mannigfaltigen Eindrücken fragen wir nach der Getränkekarte. Ein Krügel (0,5 l.) oder ein Beisl (0,3 l.) Bier löschen den ersten Durst, aber natürlich probieren wir auf dieser Reise auch den Blaufränkischen oder den Grünen Veltliner – und wir wurden nicht enttäuscht.

Mit der U-Bahn geht es zurück ins Zentrum. Schilder weisen darauf hin, dass Hunde an der Leine zu führen sind und einen Beißkorb tragen müssen. Am Karlsplatz trennen wir uns, Jürgen macht eine Fahrt mit der Straßenbahn, Gitte, Susanne und ich wandern durch die Stadt und schauen uns die Karlskirche bei der Technischen Universität an. Dann geht es weiter, aber wir entfernen uns vom Zentrum. Unterwegs klingelt mein Handy und ein erster Gratulant ist am Telefon, allerdings einen Tag zu früh. Nun sind wir fast am
Belvedere angelangt und es lohnt nicht mehr, nach einer Straßenbahn zu schauen. Auf der Terrasse des Hotels „David“ legen wir eine Pause ein und genießen den sonnigen Spätnachmittag mit einem Getränk. . Absoluter Blickfang ist eine in voller Blüte stehende Magnolie. Hier scheint die Natur schon weiter zu sein als in Bremen.



Abends wollen wir mit der Straßenbahn in den Bezirk fahren, wo ich vor ein paar Jahren gewohnt hatte. Aber die Tram fällt wegen einer Demonstration aus, wir nehmen die U-Bahn und fahren zum Schottenring. Dort allerdings kann ich nichts Bekanntes erkennen und wir landen schließlich im „Zum Leupold“, direkt in Sichtweite zum Steffl. Wir essen eine Kleinigkeit und trinken ein paar Zwickel, wie das Bier hier genannt wird. Nach einem Absacker in der Nähe der Wohnung ist auch dieser Tag erfolgreich beendet.

Der Frühstückstisch ist am nächsten Morgen festlich gedeckt. Heute ist der Besuch des Praters geplant und mit der Straßenbahn sind wir auch schnell am Ziel. Die Wald- und Wiesenlandschaft insgesamt bildet eine der bedeutendsten grünen Lungen der Stadt, wir allerdings konzentrieren uns nur auf den Volks- oder Wurstelprater. Hier geht es zu wie auf dem Jahrmarkt, Schießbuden, Vergnügungsstätten, Karussells, Biergärten und natürlich das Riesenrad. Selbstverständlich steigen auch wir in das Wahrzeichen der Stadt und fahren ein paar Runden, die Fahrt dauert ca. zehn Minuten und kostet pro Person 12,- Euro. Es macht Spaß, wir haben genügend Platz und dank des klaren Wetters eine wunderbare Aussicht auf das Umland. In einer Kabine wird gerade der Tisch für ein Mittagessen gedeckt. Nach einer Erfrischungspause wage ich dann noch eine Fahrt in einem Kettenkarussell, nämlich dem berühmten Praterturm, und kreise in luftiger Höhe 95 Meter über der Erde, ein tolles Erlebnis!

Anschließend bereiten wir uns auf den Abend vor, ich genieße die Sonne, immerhin zeigt das Thermometer 23 Grad! an, auf der Terrasse des „David“. Später fahren wir mit der Straßenbahn nach Grinzing. Der Heurigenausschank „Zum Berger“ war mir beim letzten Besuch von einer Wienerin empfohlen worden, hatte am Neujahrsabend allerdings geschlossen, aber nicht heute. Wir haben Glück und ergattern noch einen Tisch im Innenbereich, viele Plätze waren bereits reserviert und draußen wäre es zu kalt gewesen. Wir stärken uns, wahlweise am rustikalen Buffet oder durch Bestellung bei der Kellnerin, und geben uns dann dem Genuss hin. Einige Krüge mit Heurigem, also jungem Wein, der hier auch „Staubiger“ genannt wird sind erforderlich, um in Stimmung zu kommen. Getrunken wird aus großen Wassergläsern und man läuft leicht Gefahr, den Überblick zu verlieren. Phantastisch, dass wir dann auch noch musikalisch unterhalten werden, nämlich von einem österreichischen Gitarristen und einem Geiger aus Ungarn. Sie präsentieren Moritaten, aber auch angesagte Strauß-Walzer. Eine absolut gelungene Geburtstagsfeier, an die ich noch lange denken werde.

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