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Bilder
Bocas del Toro

Bocas del Toro

Regenbogen über die Karibik

Regenbogen über die Karibik

Panamakanal

Panamakanal

Kathedrale

Kathedrale

Puente de las Américas

Puente de las Américas

auf dem Causeway

auf dem Causeway

Skyline

Skyline

Mit Freu(n)den um die Welt

Erinnerung an ein fünfmonatiges Sommermärchen

Panama

Bocas del Toro
In Almirante steigen wir auf ein Boot und 25 Minuten später sind wir in Bocas del Toro angekommen. Zwar habe ich das Hotel vorgebucht, weiß auch die Straße, aber es gibt keine Hausnummer. Also muss ich mich durchfragen und kleine Umwege in Kauf nehmen. Erst die vierte Person, die ich anspreche, gibt mir den richtigen Hinweis. Die Vermieterin scheint sich in einem anderen Haus aufzuhalten, es dauert jedenfalls ein paar Minuten, bis sie mit ihrem nörgelnden Kind auf dem Arm eintrifft und mir die Schlüssel überlässt. Mein Zimmer liegt direkt über einer Spielhalle, hat aber Zugang zu einem schönen Balkon.
Im Barracuda bestelle ich mir ein Glas Balboa, so heißt das hiesige Bier, und treffe auf drei Personen, die ebenfalls heute mit Taxi und Boot aus Puerto Viejo eingereist sind, ein Paar aus den USA, die noch weiter in die Dominikanischen Republik wollen und einen sehr freundlichen und lustigen Engländer.
Danach schlendere ich über die Insel, kümmere mich um die Fahrkarte und genieße das karibische Flair. Viele Unterhaltungsmöglichkeiten werden angeboten, für mich ist dieser Ort aber nur ein angenehmer Stopp auf der Weiterreise nach Panama-City. Bei anderer Planung wäre ich wahrscheinlich noch auf eine andere Insel gefahren, hätte vielleicht geschnorchelt oder mich sonst wie unterhalten. Plötzlich ertönt es "Horst", ich drehe mich um und erkenne zwei Reisende aus Süddeutschland, die ich im Bus von Granada nach San José kennen gelernt hatte. Leider haben sie nicht viel Zeit für einen Plausch, da sie verabredet sind.
Zum Abendessen gibt es natürlich wieder Fisch, und natürlich wieder an einem Tisch mit Meeresblick. Danach lasse ich mich einfach durch die Straßen treiben. Fahrräder mit Beleuchtung scheinen ein Luxusartikel zu sein. Später auf dem Balkon beobachte ich das Treiben. Es ist sehr laut, dafür jedoch verfüge ich im Badezimmer über einen gepolsterten Toilettensitz. Für viele Gäste ist heute Party angesagt, jedenfalls für die überwiegend jüngeren Leute. Die letzten wanken noch durch die Straßen, als ich mich auf die Weiterfahrt begebe.
Wieder geht es mit dem Boot zurück nach Almirante, auf halber Strecke steigt ein Mann von einem anderen Boot zu uns. Im Hafen angekommen, sehen wir, wie die “Chiquita Deutschland” vor sich hin dümpelt. Danach teile ich mir mit einem sympathischen Paar aus Frankreich, Farid und Frau, den Transport zum Busbahnhof. In Almirante sehe ich nur rote Taxis und keine gelben, wie in Costa Rica. Die Fahrt in die Hauptstadt wird zehn Stunden dauern, aber glücklicherweise liegt keine Staatsgrenze dazwischen. Gut, dass ich meine Jacke aus dem Rucksack genommen hatte. Sie leistet mir gute Dienste, da auch hier die Aircondition auf vollen Touren läuft. Anfangs zeigt das Thermometer im Innenraum kalte 16 Grad an. Rechts und links der Straße wieder Bananenanbau, die Früchte werden mit blauen Plastiksäcken vor Pestiziden geschützt.
Anfangs hat sich der Bus ganz schön zu quälen, so geht es Serpentinen hinauf und hinunter und in Chiriqua Grande halten wir einen Moment. Später kommen wir an einem Stausee vorbei, bis wir endlich, nach langen fünf Stunden, Santiago erreichen. Eine riesige Schlange wartet vor dem Selbstbedienungsrestaurant. Gegenüber erkenne ich eine Autowerkstatt “Bremen” und mache natürlich ein Foto. Zwischendurch teilt mir Simon per SMS mit, dass Werder gegen Leverkusen endlich mal wieder gewonnen hat. Weiter geht es durch flache Ebenen an vielen Haziendas vorbei. Einmal werden wir noch für einen kurzen Moment von der Polizei aufgehalten.
Panama ist gut zu bereisen. Das Land hat ein gutes Streckennetz für Busse, auch relativ gute Straßen und ordentliche Inlandsflugverbindungen. Das Land ist nicht von Touristen überschwemmt, sieht man einmal vom Panamakanal ab. Die Einwohner, rund 3,5 Millionen an der Zahl und zu 60 Prozent Mestizen, sind zumeist christlicher Konfession.


Panama-City

Und dann ist die Hauptstadt endlich erreicht. Eine riesige Brücke, die Puente de las Américas, überspannt die Bucht. Es wird wohl das einzige Mal in meinem Leben sein, dass ich an einem Tag sowohl den Atlantik, als auch den Pazifik sehe.
Im Busbahnhof von Panama-City handele ich einen vernünftigen Taxipreis aus und gegen 19.00 Uhr kann ich endlich einchecken. Hier im “Toscana Inn” werde ich mein Weihnachtslager aufschlagen und die nächsten fünf Tage verweilen. Etwas enttäuscht bin ich, dass das Hotel zwar einen schönen Dachgarten, aber keinen Pool hat und auch keinen kostenfreien Flughafentransport bietet. So wurde es bei booking.com in einer, wie ich nun weiß, falschen Bewertung suggeriert. Abends erkunde ich die Umgebung und lande schließlich im Restaurant Machu Picchu. Vor dem Schlafengehen trinke ich noch eine Dose Bier auf der Dachterrasse.
Ciudad de Panamá, wie sich die Stadt in spanischer Sprache nennt, ist nicht nur Hauptstadt des Landes, sondern auch Handels- und Verwaltungszentrum. Größter Wirtschaftsfaktor bleibt unverändert der Panamakanal. Seit er eröffnet wurde, hatte die Stadt mit einem permanenten Menschenzustrom zu kämpfen. Zusammen mit den Bewohnern in den Vororten leben etwa 1,5 Millionen Menschen in der Metropole und damit quasi die Hälfte aller Panamaer. Bedingt dadurch bleiben das Geld, die Steuererlöse und die Kanaleinnahmen in der Stadt und die Landbevölkerung hat das Nachsehen. Als Konsequenz der Zuwanderung erlebt Panama-City ein Kontrastprogramm, nämlich Wohlstand und Luxus auf der einen, sowie bittere Armut und Kriminalität auf der anderen Seite.
Nun wird es aber auch Zeit für den Kanal, das gigantische Jahrhundertbauwerk. Ein Taxi fährt mich nach Miraflores. Hier kann auf einer Plattform das Treiben im Kanal und im Museum die Baugeschichte verfolgt werden.
Während meiner Anwesenheit passiert die “Claxton Bay”, Hongkong, die einzelnen Schleusen. Vier Loks sorgen dafür, dass sie genau im Fahrwasser bleibt und nicht die Wände schrammt. Viele Besucher drängen sich an den Zaun, schließlich schreiben wir heute Sonntag, und es ist gar nicht so einfach, einen guten Platz zum Fotografieren zu ergattern. Zu allem Übel ist meine SD-Karte im unpassendsten Moment voll und das geplante Video kann ich, wenn ich könnte, aus der Erinnerung nachzeichnen.
Mit dem Bau des 82 Kilometer langen Kanals wurde 1880 nach einem Plan von Ferdinand de Lesseps, dem Erbauer des Suezkanals, begonnen. Aber die Arbeiten standen unter einem schlechten Stern, Tropenkrankheiten und andere Übel führten dazu, dass die französische Baugesellschaft Konkurs anmelden musste. Im Jahre 1902 wurde der Gesamtkomplex für 40 Millionen US-Dollar an die USA verkauft. Schlussendlich wurde der Kanal dann in der Zeit von 1904 bis 1914 gebaut. Nach langen und heftigen Auseinandersetzungen erhielt der Staat Panama im Jahre 2000 die Wasserstraße zurück.
Einige statistische Angaben: täglich passieren knapp 40 Schiffe den Kanal, die durchschnittliche Passage kostet rd. 34.000 US-Dollar, aber der Seeweg von New York nach San Francisco verringert sich von 30.000 auf 10.000 Kilometer. Etwa acht bis zehn Stunden müssen für die Durchfahrt kalkuliert werden. Rund 7.500 Arbeitskräfte werden beschäftigt, davon 90 Prozent Panamaer. Während der zehnjährigen Bauphase verloren ca. 25.000 Menschen durch Krankheit oder Unfall ihr Leben.
Im September 2007 wurde mit der Verbreiterung des Kanals begonnen, das Projekt soll in diesem Jahr, also in 2014, abgeschlossen sein. Mit dieser etwa 5 Milliarden Euro kostenden Investition sollen die Wirtschaftlichkeit und natürlich auch die Zukunft dieses Jahrhundertbauwerks gesichert werden.
Später, nach kurzer Pause im Hotel, spaziere ich die Via España, die Haupteinkaufsstraße der Stadt, entlang, aber sie beeindruckt mich nicht wirklich. Lieber esse ich eine Kleinigkeit bei Manolo´s, Tage später werde ich feststellen, dass dieses Lokal auch im Reiseführer empfohlen wird. Beim Sortieren meiner Bekleidung merke ich, dass die Wäscherei in Puerto Viejo einige Stücke vertauscht hat.
Die Altstadt steht als nächstes auf dem Besuchsprogramm, Panama viejo oder casco viejo oder auch casco antiguo genannt. Eine gute Stunde brauche ich schon zu Fuß, es ist zwar noch relativ früher Morgen, aber die Sonne brennt bereits mächtig vom Himmel. Die erste Strecke auf der Via España ist relativ langweilig, die aktuelle Baustelle lässt diesen Teil nicht attraktiver werden, aber der Weg am Meer entlang gefällt mir. Er ist sehr schön und eindrucksvoll. Kurz über den interessanten Fischmarkt gehen und dann liegt das Ziel vor mir.
Zunächst schaue ich mir den Präsidentenpalast an, allerdings von außen, denn heute wird noch regiert. Ein paar Schritte weiter befindet sich die sehr schöne Plaza de la Independencia mit der leider geschlossenen Kathedrale.
Zum Programm gehören auch die Besichtigung der Bolivar-Statue am gleichnamigen Platz und ein Besuch der Iglesia San José mit dem wunderschönen goldenen Altar. Der Legende nach hat ihn ein Pfarrer früher einmal schwarz angestrichen, um ihn vor Piraten zu schützen.
Zum Schluss gehe ich noch zum Teatro National und dann zur Placa Francia. Hier steht die Lesseps-Statue im Mittelpunkt, gewidmet dem ersten Erbauer des Panamakanals. Viele Souvenirhändler warten auf potente Kundschaft, aber wahrscheinlich ist es noch zu früh. Ich würde ja gern ein paar Andenken kaufen, muss sie dann aber über drei Monate im Rucksack mitschleppen. Der Platz bietet eine gute Sicht auf den Paseo de Amador (causeway) und die Brücke der Amerikaner, die Puente de las Américas, über die wir seinerzeit in Panama-City hinein gefahren sind. Schon etwas pflastermüde marschiere ich langsam zum Hotel zurück und konzentriere mich auf die kommenden Feiertage.
In einer Parrada esse ich zu Abend und wundere mich, warum der Kellner so zurückhaltend ist. Zum Schluss besuche ich noch die nahe gelegene Brasserie. Als ich auf dem Rückweg bei Manolo´s vorbeigehe, eilt eine junge Frau auf die Straße, hakt sich bei mir ein und verspricht eine unvergessliche Nacht. Aber natürlich lehne ich das Angebot ab.
Von Heiligabend ist hier nicht viel zu spüren. Zuerst handele ich mit Pedro, einem total sympathischen Taxifahrer, einen guten Preis aus und fahre dann auf den Stadtberg, den Ancón, hinauf. Von hier oben hat man eine herrliche Sicht auf Miraflores, also den Kanal, auf die Amerikabrücke, die gestern besuchte Altstadt und die Skyline von Panama-City. Pedro gibt sich redlich Mühe, mir alles zu erklären, vieles verstehe ich, aber längst nicht alles, denn unsere Unterhaltung findet ausschließlich in spanischer Sprache statt. Auf dem Armaturenbrett steht ein Schild mit der Aufschrift "Nicole", so nämlich heißt seine Tochter, die Ende des Monats zehn Jahre alt wird.
Wir fahren dann über die besagte Puente de las Américas bis zu einem Chinesischen Tor. Eine Hinweistafel unterrichtet, dass China seit 150 Jahren in Panama engagiert ist. Ein paar Mönchsgeier fliegen über uns hinweg. Wir wenden dann und erreichen den Paseo de Amador, den Causeway. Am Ende dieses Weges, der künstlich angelegt wurde, kann auf einer Insel zollfrei eingekauft werden. Mich aber interessiert an dieser Stelle mehr der fantastische Blick auf die Stadt. Viele Möwen machen auf sich aufmerksam, im Wasser sind reichlich Fische zu erkennen. Auf einem Plakat wird für Hop-on-hop-off-Stadtrundfahrten geworben. Es wundert mich, denn im Hotel hieß es, dass diese Möglichkeit nicht bestehe. Im Hintergrund ankern diverse Frachtschiffe und warten auf die Aufforderung, den Kanal zu passieren, denn gearbeitet wird rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen.
Heiligabend verläuft sehr ruhig. Nachmittags scype ich mit meiner Großfamilie in Oldenburg. Beim Anhören des Weihnachtsliedes werde ich doch ein klein wenig sentimental. Meine favorisierten Restaurants haben über die Feiertage leider geschlossen, und so esse ich am Abend schließlich im Hotel. Zur Feier des Tages gönne ich mir eine Flasche chilenischen Rotwein, einen Casillero del Diablo, was so viel wie „Schließfach des Teufels“ bedeutet. Es ist sehr angenehm, ein Ehepaar aus Boston macht Zwischenstopp in Panama und berichtet mit leuchtenden Augen über seine gerade beendete Antarktistour. Auch eine Frau aus Atlanta freut sich, dass sie in unserem kleinen Kreis etwas Gesellschaft findet.
Um Mitternacht geht das Geballere los, so, wie wir es von Silvester gewohnt sind. Wegen der Hochhäuser kann ich auf dem Dachgarten nicht viel vom Feuerwerk erkennen, wohl aber sehr gut den Krach hören. Der freundliche Herr an der Rezeption erklärt mir, dass dies in Panama ein Brauch am Heiligen Abend ist. Geschenke, wie wir es in Deutschland kennen, werden nicht ausgetauscht und es wird auch nicht im Familienkreis gesungen. Im Radio höre ich allerdings schon seit Tagen feierliche Weihnachtslieder. Später im Bett schalte ich den Fernseher an und sehe mir einen Film mit Sandra Bullock an. Er kommt mir sehr bekannt vor, wahrscheinlich habe ich ihn früher in Deutschland auch schon einmal gesehen.
Am 1. Weihnachtstag ist es sehr schwül, ein heftiger Regenschauer bringt nachmittags keine Abkühlung. Die meisten Geschäfte haben geschlossen, selbst der chinesische Kiosk um die Ecke, wo ich mich normalerweise mit Kleinigkeiten eindecke. So vertreibe ich mir die Zeit mit Fernsehen und Lesen, fast wie zu Hause. Nach sechs Wochen Trubel stellt sich doch eine gewisse Sättigung und Müdigkeit ein. Auf dem Sender Fox werden gerade alle Champions League-Spiele gezeigt, die ich logischerweise verpasst habe. Ich hätte gern ein festliches Weihnachtskonzert gehört, aber das ist in den Sendeanstalten anscheinend nicht vorgesehen.
Abends esse ich wieder im Hotel, heute steht Fisch auf der Speisekarte. Danach gehe ich noch für eine Stunde ins Manolo´s. Gelegentlich sind verspätete Böller zu hören. Auch heute haben wieder viele umliegende Lokale geschlossen.
Der 2. Weihnachtstag bricht an und das heißt für mich wieder den Rucksack packen und ab zum Flughafen, denn heute steht eigentlich nur der Weiterflug auf dem Plan. Nach dem Frühstück halte ich mich bei warmen knappen 30 Grad noch einmal auf der Dachterrasse auf. Das Hotel in Asunción ist gebucht. Da ich erst gegen Mitternacht ankommen werde, lasse ich mich von einem Hotel-Shuttle abholen. Auch die Unterkunft in Foz do Iguaçu ist schon reserviert. Las ich gestern doch mit Entsetzen, dass dort bereits über 75 Prozent der Zimmer wegen der Silvesterfeiertage vergeben sind, und da war Handlung angesagt.

Ein Video über diesen Teil der Reise kann unter

https://www.youtube.com/watch?v=cY1kaaBARbA&t=153s


eingesehen werden, viel Spaß!

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