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Rundreise

Rundreise

Kloster Gračanica

Kloster Gračanica

Miloś Obilič

Miloś Obilič

Mutter-Maria-Kirche

Mutter-Maria-Kirche

Sinan Pascha Moschee

Sinan Pascha Moschee

in Prizren

in Prizren

am Shkodrasee

am Shkodrasee

Fahrt durch Montenegro

Fahrt durch Montenegro

in Podgorica

in Podgorica

Bucht von Budva

Bucht von Budva

in Tivat an der Adria

in Tivat an der Adria

Madonna vom Felsen

Madonna vom Felsen

Uhrenturm in Kotor

Uhrenturm in Kotor

Sveti Stefan

Sveti Stefan

Ampeln in Tirana

Ampeln in Tirana

zickzck durch den Balkan

zickzck durch den Balkan

Sofienkirche in Ohrid

Sofienkirche in Ohrid

Alexander der Große

Alexander der Große

Eine Reise durch den herbstlichen Balkan

nicht immer herrscht eitel Sonnenschein

Ankunft in Skopje

Die Nacht war kurz, dennoch fahre ich bestens gelaunt zum Hauptbahnhof und der ICE setzt sich pünktlich um 5:54 Uhr in Bewegung, einmal zeigt die Infotafel 203 km/h an. Bettinchen war vorsichtshalber schon am Vortag angereist, im Flughafen treffen wir uns und checken ein.
In Leipzig halten wir eine knappe Stunde, dicker Nebel liegt über der Stadt, und um 15:18 Uhr ist unser Ziel erreicht. Im Flieger sind fast ausschließlich Gäste des Veranstalters „Reise Service Deutschland (RSD)“, mit dem ich schon einige Male unterwegs war. Die Landung gefällt mir, es ist sonnig und unter uns erleben wir eine Bergwelt mit gold glänzenden Bäumen. Wir werden auf vier Busse verteilt und steuern dann das nicht sehr zentral gelegene Hotel „Bon Bon“ in Skopje, der Hauptstadt Nordmazedoniens, an, die Uhren müssen nicht umgestellt werden. Unser guter und immer freundlicher Fahrer heißt Zoran, unser Reiseleiter Apo. Von ihm erwerbe ich später ein Ausflugspaket, auf das von ihm stark angepriesene Genusspaket verzichten wir, um nicht immer auf das Hotelbuffet angewiesen zu sein, Apo versteht es nicht.

Unser Zimmer ist recht spartanisch eingerichtet, kein Tisch, kein Stuhl, keine Zahnputzbecher, selbst die Handtuchhalter fehlen. Also hinunter an die Bar, die bestens bestückt ist. Der Barkeeper meint, wegen des Abendessens mögen wir uns an den Reiseleiter wenden, zwei Getränke später gibt er mir zu verstehen, dass wir auch bei ihm bezahlen und an das Buffet gehen können. So stärken wir uns und sind zufrieden, denn in der näheren Umgebung gibt es keine guten Alternativen. Als Bettinchen sich einen Nachschlag holt, wird sie von Apo übelst angemacht, ich gehe hin und versuche zu erklären, dass wir sehr wohl für das Dinner bezahlt haben und er nicht das Recht hat, eine von uns bezahlte Vereinbarung in Frage zu stellen, aber er fällt mir immer ins Wort, so dass ich ihn schimpfend zurück lasse. Von diesem Moment an ist ein kleiner Knick in unserer Beziehung, trotzdem genießen wir den ersten Abend und stellen fest, dass auch andere Mitreisende aus unserer und einer anderen Gruppe das Genusspaket ignorieren.

Nordmazedonien ist eine parlamentarische Demokratie mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern, überwiegend römisch-katholisch, aber auch moslemisch. Gesprochen wird Mazedonisch, aber auch vereinzelt Albanisch, Bosnisch und Türkisch. Das Land war nicht am Jugoslawienkrieg beteiligt und gehört seit 2020 zur Nato, seit 2005 ist es Beitrittskandidat zur EU. Slawische Mazedonier stellen mehr als die Hälfte der Bevölkerung, gefolgt von einer mit 24,3 Prozent großen Minderheit an Albanern. Mit dem Nachbarn Griechenland gab es einen Namensstreit und 2018 wurde aus Mazedonien Nordmazedonien oder Nord Mazedonien. Dafür versprach Griechenland, Beitrittsverhandlungen zur Nato und EU nicht mehr zu blockieren. Für einen Euro erhalten wir 61 Denar, etwas Probleme habe ich mit der kyrillischen Schrift.


Rundfahrt durch den Balkan


Und wieder ist die Nacht sehr kurz, Apo meint, wir können das Programm sonst nicht stemmen, da es um 16:30 Uhr bereits dunkel ist, leider ist dem nichts entgegenzusetzen. Vorbei geht es an Müllhalden, Mülltrennung gibt es nicht. An der Grenze zum Kosovo werden wir nur einmal kontrolliert. Wir erleben insgesamt fünf Grenzübergänge, manchmal müssen die Dokumente abgegeben werden, manchmal nur einige davon, auch gibt es den so genannten „Balkanübergang“ oder „die schnelle Grenze“, wo ein entsprechendes Bakschisch Wunder bewirkt.

Kosovo
Um 8 Uhr zeigt das Busthermometer schon warme 12 Grad an und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Unsere Autobahn führt über zahlreiche Brücken mit prächtiger Aussicht. Im Kosovo, dem jüngsten Land Europas, wird, von Minderheitensprachen abgesehen, Albanisch und Serbisch gesprochen. Seine Bevölkerung, rund 1,8 Millionen Einwohner, besteht zu 95 Prozent aus Albanern, seit 2008 ist das Land von Serbien unabhängig, wird aber nur von 118 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt, von anderen, darunter Spanien, nicht. Die Staatsflagge ist von sechs Sternen gekrönt, die sechs Völkergruppen symbolisieren. Im Kosovo, übersetzt Amselfeld (Kos = Amsel, Ovo = Feld), halten wir uns wieder in einem Euroland auf. Hauptstadt und mit ca. 150.000 Einwohnern größte Stadt des Landes ist Pristina. Schilder an der Autobahn sind zwei- teils auch dreisprachig: Albanisch, Serbisch und Latein.

Gut 2.000 Meter hohe Berge sind permanent im Fokus, manchmal dunkel und manchmal herbstlich braun, dann ist unser erstes heutiges Ziel erreicht: das berühmte und zum UNESCO – Weltkulturerbe gehörende Kloster Gračanica. Dieses serbisch-orthodoxe Bauwerk gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes, nur, wir kommen nicht hinein. Ein Wärter bedeutet mir, dass der Gottesdienst noch etwa zehn Minuten dauern wird, aber Apo drängt auf Weiterfahrt, einfach unmöglich! In der Nähe kann das Denkmal von Miloś Obilič besichtigt werden. Es heißt, dass dieser serbische Ritter vor der Schlacht auf dem Amselfeld den türkischen Sultan Murat I. ermordet haben soll.

Auf der Weiterfahrt erkenne ich, dass ein Liter Superbenzin etwa 50 Cents günstiger ist als in Deutschland. Apo informiert uns, dass der Mindestlohn im Lande 350,- Euro beträgt, Lehrer verdienen 700,- und Ärzte etwa 1.000,- Euro. Beide Eheleute müssen arbeiten, um sich eine durchschnittlich 300,- bis 350,- Euro teuere Mietwohnung leisten zu können. Um 10:30 Uhr zeigt das Busthermometer schon angenehme 16 Grad an und um 11:00 Uhr bereits 18 Grad, einfach herrlich! Ich wundere mich über die zahlreichen Tankstellen und Autowaschanlagen, an der Straße wird Weißkohl verkauft. Auf den Bergen erkennen wir häufig riesige Schilder mit dem Aufdruck „UÇK“. Diese Buchstaben stehen für die Befreiungsarmee des Kosovo, eine albanische, nationalistische, paramilitärische Organisation, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte. Mittags erreichen wir Prizren.

Im Jahre 2008 war ich das bisher einzige Mal hier, auch die auf unserer Tour liegenden Städte Shkodra und Skopje besuchte ich damals, aber es hat sich alles sehr verändert. Knapp 150.000 Menschen wohnen in der, wegen ihrer Gassen und dem orientalischen Flair, angeblich schönsten Stadt des Landes. Wir schlendern am Ufer des Šar Planina entlang und erkennen die ersten KFOR – Soldaten. Gab es nach dem Krieg etwa 50.000, sind heute noch rund 5.000 der Kosovo Force stationiert. Leider verfolgt uns das Pech weiter, die Sinan Pascha Moschee, eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten und größte Moschee des Landes, kann ebenfalls nicht von innen besichtigt werden, da das Freitagsgebet wie üblich an diesem Wochentag stattfindet, wie kann man nur so planen!

Dennoch gefällt mir die Stadt mit ihren Moscheen, Kirchen, Kathedralen, Synagogen und der 500 Jahre alten Steinbrücke. Erwartungsvoll gehen wir zur Bogorodica Ljeviška, der „Mutter Maria Kirche“. Sie ist die älteste Fünf-Kuppel-Kirche der serbischen Kunst und wurde von den Osmanen in eine Moschee umgewandelt. Aber, ich verzweifele langsam, sie ist angeblich wegen Trauerfall geschlossen und Apo scheint auch nicht bemüht zu sein, einen Ausweg zu finden, denn abends höre ich von einer anderen Gruppe, dass sie trotzdem eine Innenbesichtigung bekamen. Ob er nicht an sein Trinkgeld denkt?

Auf dem Weg zurück gönne ich mir einen Espresso am Fluss, genieße den warmen Sonnenschein, wundere mich über die zahlreichen Bettler und gönne mir dann noch für zwei Euro einen Hot Dog unter freiem Himmel. In der Nähe hätte man sich in einem Hamam erfrischen können. Zurück im Bus fahren wir durch eine so genannte Hochzeitsstraße mit Schmuck-, Schleier- und anderen Läden. Apo informiert uns, dass eine Braut zur Hochzeit Gold und Geld erhält, um auf eine gewisse Art und Weise unabhängig zu sein. Beide Elternpaare zahlen die Feier.

Albanien
Nun ist Albanien erreicht, in der Nähe von Shkodra checken wir im wesentlich besseren Hotel „Gardenland“ ein, leider nicht zentral gelegen. Hier können wir à la carte bestellen und ich gönne mir Tintenfisch für 13,- Euro und genieße den mit 3,50 Euro/Glas günstigen und guten Wein. Zur Verdauung bestelle ich vorsichtshalber ein paar Gläser Raki. Später in der Bar werden wir von einem Keyboarder und einem fantastischen Altsaxofonisten unterhalten.

Am nächsten Morgen geht es schon um 7:30 Uhr los und es regnet. Auch hier in Albanien wundere ich mich über die zahlreichen Tankstellen und Autowaschanlagen. Lange Zeit ist der Shkodrasee in Sichtweite, leider legen wir keine Pause ein Olivenbäume, die über 1.000 Jahre alt werden können, stehen an beiden Seiten der Fahrbahn. Die Grenze zu Montenegro liegt direkt am See.


Montenegro
Jetzt sind wir also im Land der schwarzen Berge angekommen, etwa 625.000 Einwohner, je nachdem, welcher Quelle man folgt, davon gut 179.000 in der Hauptstadt Podgorica, dem früheren Titograd und der einzigen flachen Landschaft, ansonsten ist Montenegro, wie der Name schon suggeriert, von hohen über 2.000 Meter hohen Bergen bedeckt. Gesprochen wird Montenegrinisch, aber regional auch Serbisch, Bosnisch, Albanisch und Kroatisch. Über 70 Prozent gehören dem serbisch-orthodoxen Glauben an, es gibt eine muslimisch-sunnitische Minderheit und ein paar tausend Katholiken. Gleich nach der Grenze sehen wir Weinreben bis zum Horizont, nun sind wir im größten Weinanbaugebiet des Balkans, wo der Rotwein allerdings Schwarzwein genannt wird. Häufig wird neben dem Wein ein Rosenbeet angelegt, da gewisse lästige Insekten den Rosenduft bevorzugen und dafür den Wein nicht angreifen und verderben. Bei der Einfahrt in die Hauptstadt wundere ich mich über an verschiedenen Stellen stehende Männer. Sie bieten sich, so Apo, als Tagelöhner an, verschiedene Straßen stehen für bestimmte Branchen oder Gewerke. Über der Stadt leuchtet ein riesiger Regenbogen und um 10 Uhr werden wir von einem Gewitter überrascht.

Nachdem wir die alte Hauptstadt Cetinje, wo sich viele Gebrauchtwagenhändler niedergelassen haben, da es hier angeblich unbürokratischer zugeht, passiert haben ist nichts mehr zu sehen, dicke Wolken lassen keine Sicht zu und Zoran muss gehörig aufpassen. Hin und wieder können wir einen wunderschönen Blick auf die Bucht von Budva erhaschen. Jetzt sind wir an der Adria.

In Tivat steigen wir aus dem Bus und erfrischen uns etwas. Am Hafen staune ich über eine Sonnenuhr, gemalt auf den Fliesen am Boden. Was ist hier nur los, Yachten über Yachten dümpeln im Porto Montenegro, seit 2016 im Besitz der Investment Corporation of Dubai. Dann beginnen wir eine zweistündige Fahrt durch die Bucht von Kotor, dem südlichsten Fjord in Europa, 28 Kilometer lang, von steilen Bergflanken gesäumt und bis zu 60 Meter tief. An der engsten Stelle verkehren zwei Fähren, früher soll hier, wie auch am Goldenen Horn in Istanbul, eine Eisenkette gespannt worden sein, um sich vor feindlichen Schiffen zu schützen. Einen Stopp legen wir an der künstlichen Insel Gospa od Škripjela (dtsch: Maria oder Madonna vom Felsen) vor Perast ein, geschaffen durch mit Steinen beladene gesunkene Schiffe. Ein Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert und ein Friedhof für den Adel aus Perast befinden sich auf diesem Eiland. Wir steigen vom Schiff und machen einen kleinen Erkundungsspaziergang. Bei dem benachbarten Sveti Đorđe (Heiliger Georg) handelt es sich um eine natürliche Insel mit schönen Zypressen.

Nun ist Kotor erreicht, leider hat sich der Nebel nicht verzogen und später beim Stadtrundgang setzt zu allem Überfluss auch noch der Regen ein. Wir verteilen uns auf mehrere Gruppen und beginnen den Gang durch die mittelalterliche Stadt mit den verwinkelten Straßen. Durch das Meerestor gelangen wir zum Waffenplatz, einem früheren Exekutionsort, und befinden uns nunmehr ganz zentral in der Altstadt mit ihren historischen Gebäuden. Allerdings habe ich große Probleme, die Stadtführerin zu verstehen und verlasse die Gruppe. Kotor, gut 20.000 Einwohner, gefällt mir trotz des schlechten Wetters. Der 16 Meter hohe Uhrenturm, ein Wahrzeichen der Stadt, springt mir sofort ins Auge. Ehrfürchtig betrete ich dann die „St. Typhon-Kathedrale“, die, wie ich lese, größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste und das bedeutendste sakrale Bauwerk der Stadt. Die Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ganz in der Nähe befindet sich der „orthodoxe“ Platz, hier schaue ich mir die Kirche des Heiligen Nikolaus (Sveti Nikola) an, ein serbisch-orthodoxes Gotteshaus mit zwei Glockentürmen und schwarzen Kuppeln. Drinnen wundere ich mich über die Leere, denn Bänke gibt es nicht und erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass auch das Zölibat hier keine Bedeutung hat, im Gegenteil, es wird erwartet, dass Priester verheiratet sind. Die benachbarte St. Lukas-Kirche besichtige ich nur von außen.

Jetzt habe ich aber auch eine Pause verdient und gönne mir im „Forza“ ein Glas Wein. Dann steigen wir in den Bus, fahren endlos lange auf einer Baustelle entlang und erreichen schließlich das Hotel „Mediteran“ in Budva. Hier esse ich zu Abend und nach mehrmaliger Nachfrage erhalte ich auch eine Flasche „Vranac“, einen heimischen Rotwein. Keine Ahnung, warum der Kellner damit so zurückhaltend ist.

Der nächste Tag, ein Sonntag, wird mir nicht in guter Erinnerung bleiben, obwohl wir das Hotel erst um 8:30 Uhr verlassen. Es regnet, wieder geht es durch die Baustelle und bei bestem Sonnenschein steigen wir aus und besuchen erst die „Diana Jewelry“, danach eine Lederfabrik, wo wir mit Wein und Keks begrüßt werden. Sobald es möglich ist, verlasse ich die Versammlung und höre später, dass die Beratung im letzten Geschäft schlecht gewesen sein soll. In Budva angekommen, wieder durch die Baustelle, regnet es und so verzichte ich auf die geführte Stadterkundung und esse eine Hühnersuppe im „Fisherman´s“, Fischsuppe steht zwar auf der Karte, ist aber leider aus.

Es ist halbwegs trocken, als wir bei der Halbinsel Sveti Stefan eine Fotopause einlegen. Hochwertige Hotels für höchste Ansprüche bestimmen das Bild. Zurück im Bus scheint die Sonne. Lange fahren wir an der Adria entlang, in Bar kann eine neue Kirche bewundert werden. Kurz bevor wir in Ulcinj unser Hotel erreichen, können wir eine alte hier angewendete Fischtechnik erleben: die Fischfalle. An langen Stäben werden die Netze ins Wasser gelassen. Dann checken wir im „Otrant“ ein. Zum Abendessen gehen Bettinchen und ich zusammen mit vier sympathischen Frauen aus der Gegend von Lüneburg ins „Porto“, danach noch eine Flasche Vranac für 15,- Euro im Hotel und der Sonntag ist geschafft.

Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Albanien, viele Orangenbäume mit dicken reifen Früchten stehen am Straßenrand. Nach Passieren der so genannten „schnellen Grenze“ ist die 2.400 Jahre alte Kulturstadt Shkodra erreicht.


Albanien

Bei der Einfahrt in die Stadt, gut 100.000 Einwohner, macht uns Apo wieder auf den „Schnurrbart“ genannten kolossalen Schlüssel aufmerksam. Wir gehen zur Kirche „Heiliger Stefan“, auch „Shkodra-Kathedrale“ oder „Große Kirche“ genannt. Dieses katholische Gotteshaus mit dem 50 Meter hohen Glockenturm galt bei Vollendung als die größte Kirche des Balkans. Daneben befindet sich der Hauptsitz der albanischen Kirche. Auf dem Weg zum Bus freue ich mich über die schöne Ebu Bekr Moschee, in der Ferne ist die Festung zu erkennen. Leider ist die Zeit hier viel zu kurz, schade, Shkodra hat viel mehr zu bieten.

Die Fahrt nach Tirana, der albanischen Hauptstadt mit rd. 600.000 Einwohnern, dauert etwa zwei Stunden. Auch jetzt kommen wir an vielen Tankstellen vorbei, darunter häufig an der gut am Ziegenkopf zu erkennenden Marke „Kastrati“. Auf die lange Geschichte will ich hier nicht eingehen. Wir sehen den Hauptplatz der Stadt, den Skanderbeg-Platz, den größten Platz, umgeben von öffentlichen Gebäuden. Georg Kastrioti, genannt Skanderbeg, war ein albanischer Fürst und Militärkommandant. Er soll 3.000 Türken im Kampf getötet haben und wird gern mit Alexander dem Großen verglichen. Sie lebten 1.700 Jahre auseinander und werden gemeinsam als Nationalheld wahrgenommen.

Wir gehen durch die Fußgängerzone und besichtigen dann die alte Karawanserei mit den zahlreichen Geschäften und Lokalen. Im „Lezet“ gönne ich mir eine Hühnersuppe für 440 Lek, für einen Euro erhält man derzeitig 98 Lek. In Albanien wohnen ca. 2,7 Millionen Menschen, die meisten Albaner halten sich im Ausland auf, darunter viele in der Schweiz. Hier in Tirana erstaunen mich die Ampeln, auf vielen ist ein doppelter Adler zu sehen und häufig wechselt die gesamte Anlage, also auch das Gestänge, in die Farbe der jeweiligen Phase. Einen Moment verweile ich vor der Installation „Reja“, die Wolke, entworfen von einem japanischen Architekten. Zum Schluss steige ich noch auf die etwa 23 Meter hohe Pyramide Am Prachtboulevard zentral gelegen, wurde dieses Bauwerk aus weißem Marmor, Glas und rotem Stahl 1988 als Museum eröffnet und dem verstorbenen Diktator Enver Hoxha gewidmet. Oben angekommen hat man eine wunderbare Aussicht auf die einzelnen Stadtteile, auch auf die Große Moschee, die angeblich 5.000 Gläubigen Platz bietet und als größte Moschee des Balkans gilt. Gegenüber erkenne ich die „Twin Towers“. Schade, dass auch hier die Zeit so kurz bemessen ist, die Sonne scheint und das Thermometer zeigt warme 15 Grad an. Vielleicht sollte man diese Rundreise etwas kürzen und weniger im Bus sitzen, um die bereisten Städte und Orte intensiver zu erleben, immerhin sind wir an acht Tagen über 1.400 Kilometer gefahren.

Die Weiterfahrt durch das Land der Skipetaren gefällt mir, tiefe Schluchten, Orangen- und Zitronenbäume, Serpentinen, viele Puten und dann den Ohridsee im Blickfeld. Gegen Abend erreichen wir Ohrid, checken für zwei Nächte im Hotel „Granit“ ein und machen uns fertig zum Abendessen.


Nordmazedonien

Das Abendessen halte ich für relativ günstig, 440 Denar kostet meine Suppe lediglich. Am nächsten Morgen gehen wir an den Ohridsee, an seinem Ufer sind ein paar Statuen zu bestaunen. Dann beginnt eine kurze Stadtführung. So erfahren wir, dass, um Steuern zu sparen, die Häuser nach oben hin immer breiter werden. Wieder habe ich Probleme, die Dame zu verstehen. Die Sophienkirche ist unser nächstes Ziel, für eine Innenbesichtigung sind drei Euro zu entrichten. In dieser dreischiffigen Basilika sind kostbare alte Fresken zu bestaunen, sie gehören zum Weltkulturerbe.

Nun steigen wir auf ein Schiff und fahren eine gute Stunde über den See. Wegen heftigen Windes dürfen wir nicht hinausgehen. Der See ist 30 Kilometer lang, seine tiefste Stelle beträgt 300 Meter, von hohen Bergen umgeben, es soll der älteste See Europas sein. Am Ufer können wir Tito´s Sommerresidenz erkennen, hier soll er sich mit seinen Geliebten amüsiert haben, wohl auch mit Sofia Loren. Schade, dass wir die Knochenbucht nur aus der Ferne betrachten können, hier wäre ich gern ausgestiegen, handelt es sich doch um eine archäologische Stätte aus der Eisen- und Bronzezeit. So kann eine prähistorische Pfahlbausiedlung und ein kleines Museum besichtigt werden. Am Strand von Ljubališta legen wir an, steigen in den wartenden Bus und fahren zum Kloster „Sveti Naum“, gegründet Ende des 9. Jahrhunderts vom heiligen Naum. Es liegt direkt am See inmitten einer schönen Parkanlage. Bei einem Brand im Jahre 1870 wurde die Anlage weitgehend zerstört und wieder neu errichtet. Sveti Naum dient nicht mehr als Kloster, wird aber noch für sakrale Anlässe genutzt. Einige bunte Pfauen scheinen sich hier bei warmer Sonne auch wohl zu fühlen.

Nach dem Abendessen fahren wir zu einem anderen Hotel und erleben einen „Balkan-Abend“ mit Musik und Tanz. Das Trio gefällt mir, einer spielt sehr gut Klarinette, der Tamburaspieler und der Keyboarder singen dazu. Hübsche junge Mädchen und ein paar junge Männer tanzen uns was vor. Leider kommt dann das unvermeidliche Lilly Marleen und die Aufforderung zum Mittanzen, das mir aber zu albern ist. Zurück im Hotel brauche ich einen Pullover, denn in der Bar ist es mir zu kalt.

Am Mittwoch haben wir unser Regenwetter wieder. Wir halten bei einer Teppichknüpferei, einem Frauenhandwerksprojekt „Kalina“, und erreichen dann die Hauptstadt Skopje. Zunächst schauen wir uns die größte mazedonisch-orthodoxe „Kliment-von-Ohrid-Kirche“ an. Sie wurde 1990 geweiht und besticht durch eine wunderschöne Innenausstattung. Die Architektur gleicht einer Moschee. Gestühl oder Bänke und eine Orgel sind nicht vorhanden. Kirchensteuer wird nicht erhoben, die Kirche ist auf Spenden angewiesen.

Anschließend fahren wir ins Zentrum der gut 500.000 Einwohner großen Stadt. Findige Verkäufer bieten Regenschirme feil. In der Nähe des Mazedonien-Platzes steigen wir aus und ein gut verständlicher Reiseführer führt uns bei heftigem Regen durch die Innenstadt. Ein bronzenes Reiterstandbild von Alexander dem Großen, mit Sockel 24,5 Meter hoch, beherrscht den Platz. Er war als Alexander III. von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod König von Mazedonien. Weitere Statuen bereichern den Ort. Die bekannte Steinerne Brücke überquert den Fluss Vardar. Auf der anderen Seite sieht man das Archäologische Museum, die Festung und den Basar. Mutter Teresa wurde 1910 in Skopje geboren und es gibt ein entsprechendes Museum, ich schaue es mir aber nur von außen an, denn daneben erblicke ich ein ansprechendes Gebäude, die orthodoxe „St. Clementin-und-Helen-Kirche“. Nicht nur wegen des Wetters besichtige ich sie auch von innen. Dann noch ein Halt vor dem Triumphbogen und schon wird es Zeit, zum Bus zu gehen. Die letzte Nacht verbringen wir im Hotel „Karpoš“.
Nach dem Abendessen wartet Apo in der Lobby, um unsere Bewertungsbögen entgegen zu nehmen. Von Trinkgeld habe ich abgesehen, bei unserem Fahrer hatten wir uns schon tags zuvor angemessen bedankt. Unterm Strich hat es sich doch gelohnt.

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