Südliches Afrika
Botswana
Die Grenzabfertigung geht reibungslos vonstatten. In Sergios Pass sind gleich zwei Bilder, eines von vorn, das andere von der Seite fotografiert. Sein Fingerabdruck ist ebenfalls in dem Dokument hinterlegt.
Unterwegs kommen uns einige Herero-Frauen mit der üblichen schönen Kopfbedeckung entgegen. Francois muss immer wieder mit seiner Hupe die Rinder, Ziegen und Esel von der Straße verscheuchen.
In Maun bauen wir unser Lager in der Okavango River Lounge auf. Ich wechsele etwas Geld und erhalte für 100 USD über 400 Pula.
Den Abend verbringe ich auf dem Camp in der Bar, es ist richtig angenehm, nach den vielen Abenden am Lagerfeuer mal wieder an einem ordentlichen Tisch zu sitzen.
Man rät uns, die Lounge nach Einbruch der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen nicht zu verlassen.
Vom Flughafen Maun starten die Kleinflugzeuge zum Flug ins Okavango-Delta. Wir packen das Nötigste zusammen und lassen das Hauptgepäck im Bus. Die Cessna 210 braucht knapp 20 Minuten. Antilopen und Gnus sind von oben gut zu erkennen und natürlich auch das Flussdelta, zumindest ein Teil davon. Sofort nach der Landung bevölkern Paviane wieder die Start- und Landebahn.
Ein Führer begleitet uns zur Oddballs Lodge, auf dem Weg dorthin werden wir argwöhnisch von einem Elefanten beobachtet.
Wir bauen die hier erhaltenen Zelte auf und genießen die Ruhe fernab jeglicher Zivilisation.
Nachmittags unternehme ich mit Lucia, Sergio und Dieter einen Erkundungsgang und wir können viele Warzenschweine, verschiedene Antilopen und einen Elefanten beobachten.
Gegen Abend spielen die Paviane im Lager verrückt, laufen über Dächer, bewerfen sich und machen einen unglaublichen Krach. Einer Mitreisenden wird ein Fotoobjektiv aus dem Zelt gestohlen, sie hatte Süßigkeiten zurückgelassen und damit die Affen angelockt. Es ist für die Tiere kein Problem, ein Zelt zu öffnen. Das Objektiv wird später wieder gefunden. Ein Elefant streift durch das Camp und mir geht der Gedanke gar nicht aus dem Kopf, was ich wohl mache, wenn sich plötzlich im Waschraum oder auf der Toilette ein Rüssel durch das Fenster schiebt.
Im Wasser gleich hinter unserem Platz dösen Krokodile und Flusspferde vor sich hin. Gerne hätte ich gesehen, wenn ein Hippo aus dem Fluss steigt und sich ans Ufer begibt, aber den Gefallen hat mir keines der riesigen Tiere getan.
In der Nacht werde ich einmal durch Löwengebrüll wach. Maria liegt allein in ihrem Zelt und kann vor Angst nicht mehr einschlafen. Das Lager ist nicht umzäunt und ich vermeide es, nachts unser Iglu zu verlassen, lieber trinke ich ein Bier weniger.
Da unser Zeltreißverschluss defekt ist und nicht ganz bis nach unten schließt, schaue ich, bevor ich meine Schuhe anziehe, immer erst nach, ob sich eine Schlange darin aufhält.
Das gesamte Delta-Gebiet umfasst eine Fläche von 16.000 qkm. Der Okavango teilt sich in abertausend Arme und versickert in der Wüste.
Am nächsten Morgen besteigen wir acht Mokoros und ab geht es hinein ins Delta. Der Einbaum ist ein ideales Transportmittel in diesem seichten Gewässer, das manchmal die Größe eines Sees annimmt. Der Bootslenker steht im Boot und lenkt und stakt es lautlos durch das Wasser und durch die grünen Wasserpflanzen hindurch. Unterwegs sehen wir viele Gänse, einige Fischadler und Störche, fünf bis sechs Hippos und ein kleines Krokodil.
Nach etwa zwei Stunden sind wir am Ziel, bauen unsere mitgebrachten Zelte auf und gehen in zwei Gruppen auf Pirsch, vorn und hinten jeweils ein Führer. Es wird aber zu keinem Zeitpunkt gefährlich. Mitten in der Wildnis bemerke ich mehrere "Zeltbahnen", auf diesen Vorrichtungen befindet sich ein Gift um Tsetsefliegen zu töten.
Früher wurde das Mittel aus Flugzeugen gesprüht, was dann aber zu einer Vergiftung anderer Tiere und Pflanzen führte.
Die Wanderung ist informativ und interessant, Paviane, Impalas und andere Antilopen halten sich in unserer Nähe auf, eine Elefantenfamilie geht in gebührendem Abstand an uns vorbei, der Bulle vorweg, die weiblichen Tiere und die Kleinen hinterher.
Paviane, so erfahren wir, geben verschiedene Geräusche in unterschiedlichen Situationen von sich, beispielsweise bei der Begrüßung, als Mahnung zur Vorsicht oder als Warnung vor Löwen. Dieser Löwenwarnton soll auch den Impalas bekannt sein, sie sind eine begehrte Beute der Löwen und können dann entsprechend reagieren. Eine einsame Giraffe steht unter einem Baum, eine Löwenspur ist im Sand noch zu erkennen. Gegen Abend fahren wir mit den Mokoros noch eine andere Stelle an und werden von Tausenden kleiner Libellen umringt.
Die andere Gruppe, so hören wir nach der Rückkehr ins Camp, hat noch eine Büffelherde gesehen. Es stört mich etwas, dass die Guides nicht an unserem Abendessen teilnehmen und sich abseits hinsetzen, Relikte der Apartheid? Sie fangen Fische und legen sie lebend aufs Feuer, wir dürfen davon kosten. Einer unserer Begleiter hat nur ein Bein, auch er stakt stehend auf dem Mokoro. Auf diesem Lagerplatz bleibe ich nachts erst recht im Zelt und warte mit allen Geschäften, bis es hell wird. Die Exkremente müssen eingegraben werden.
Der Marsch am nächsten Morgen ist ebenfalls sehr erlebnisreich. Erst erkennen wir einen Büffel, dann eine ganze Herde. Plötzlich eine große Katze, zuerst meint unser Begleiter, es sei ein Leopard, dann sehen wir das Tier deutlich, es ist ein Gepard. Er verschwindet sofort im hohen Gras und entzieht sich unseren Blicken. Wir sehen an diesem Vormittag außerdem viele Paviane und Antilopen, Spuren eines Flusspferdes und eines Leoparden, einen Ebenholzbaum, aus dem die Mokoros hergestellt werden und etliche Termitenhügel.
Vor der Rückfahrt in die Oddballs Lodge stärken wir uns noch mit Würstchen und Kartoffelbrei. Plötzlich, ich nehme nur einen Schatten wahr, stürzt ein Falke auf meinen Teller zu und ist gleich danach verschwunden. Das Würstchen liegt in zwei Stücken auf dem Teller, im Kartoffelbrei hat der Schnabel eine breite Spur hinterlassen. Alle Mitreisenden lachen.
Auf dem Rückweg beobachtet uns ein Fischadler auf einem Baum. Einer unserer Guides wirft einen Fisch ins Wasser, der Vogel fliegt auf das Wasser zu, begutachtet die Beute und begibt sich wieder auf seinen Platz. Kurze Zeit später stürzt er wieder herunter und schnappt sich den Fisch. Und das alles direkt vor unseren Augen und Kameras.
Geraldine fliegt uns mit einer kleinen Maschine nach Maun zurück. Im Flughafen ist nicht viel los, außer ins Delta gibt es von hier Flüge nach Gaborone, Johannesburg, Windhuk und Victoria Falls.
Dann besteigen wir unseren geliebten Bus und fahren etwa 300 km bis Nata und am nächsten Morgen etwa die gleiche Entfernung bis zur Grenze.