Abenteuer Alaska
Palmer
Es ist noch hell, als wir im „Pioneer Motel“ einchecken. Die umtriebige Chefin schreibt uns sofort und ohne Bitte unsererseits auf, was Palmer und Umgebung, wo die Landwirtschaft eine große Rolle spielt, zu bieten haben bzw. was man sich unbedingt ansehen sollte. Uns aber treibt der Durst nach dieser langen Fahrt, wir gehen zu einer 24-Stunden-Gaststätte und nehmen zur Kenntnis, dass im Restaurant kein Alkohol ausgeschenkt wird, wohl aber in der Bar nebenan.
Zum Frühstück begeben wir uns anderntags wieder in das oben beschriebene Lokal. Bettina bestellt sich leckeren Pfannkuchen mit Ahornsirup und zusätzlich eine Rentierwurst – woher soll sie wissen, dass wir 30 Minuten später diese niedlichen Tiere füttern und streicheln dürfen. Dann heißt es, den Ablaufzettel unserer Motelwirtin abzuarbeiten.
Rentierfarm
Darauf aufgeführt ist, wie gerade angedeutet, als erstes eine Reindeer Farm. Sie liegt nur ein paar Meilen vom Motel entfernt und ist schnell erreicht. Wir erhalten ein paar aktuelle Informationen und dürfen dann auf die Weide treten und die Tiere füttern. Bettina wird von ein paar hartnäckigen bedrängt, ein Ren lässt gar nicht mehr von ihr los – wenn der wüsste … Stunden danach gesteht sie mir, dass sie ein ganz schlechtes Gewissen beim Kraulen dieser zutraulichen Tiere hatte. Unsere Begleiterin erklärt, dass Rentiere domestiziert sind und Karibus in freier Wildbahn leben, andere Unterschiede gibt es angeblich nicht.
Später können wir weitere Tiere besichtigen, Wapitis, Elche und Dolly, einen faulen Bison, der sich nicht aus seiner Ecke wagt. Doch Rocky ist der Liebling im Gehege, ein vier Wochen altes Elchkalb von der Kenai-Halbinsel, das seine Mutter verloren hat und nun hier aufgezogen und versorgt wird.
Moschusfarm
Eine Moschusochsenfarm ist unser nächstes Ziel. Es sind nur Gruppenführungen möglich und die Begleiterin informiert uns permanent und ohne Pause über die Zucht dieser Tiere, so dass wir irgendwann das Interesse verlieren und nicht mehr konzentriert zuhören. Aber es soll nicht despektierlich klingen, man sieht der jungen Dame an, wie sehr sie sich mit diesem Thema auseinandersetzt und wie viel ihr die Tiere bedeuten. So erfahren wir auch, dass der Bestand in Alaska um die Wende zum 20. Jahrhundert fast ausgerottet war. Mittlerweile gibt es hier rund 4.000 und weltweit etwa 180.000 wilde Moschusochsen. Kastrierte Musks werden „steer“ genannt, in der deutschen Sprache ist es wohl eher umgekehrt. Das Fell der Tiere wird auf der Farm ausgekämmt, gesponnen und zu Kleidung verarbeitet. Es soll sich um sehr hochwertige Wolle handeln. Während der Brunftzeit prallen die Bullen beim Kampf um die Damenwelt aus vollem Lauf mit dem Kopf gegeneinander und deshalb, um mögliche Gehirnschäden abzumildern, werden die Hörner und die Stirn in dieser Zeit mit Autoreifen geschützt.
Dann setzen wir uns wieder ins Auto und fahren auf dem Old Glenn Highway zügig weiter bis zum Matanuska Gletscher im Norden der Chugach Mountains. Doch nachdem wir gestern am Exit Glacier und vor ein paar Tagen im Prince William Sound waren, wirkt dieser Eisberg längst nicht so spektakulär. Aber vielleicht sind wir auch nur verwöhnt und natürlich widmen wir ihm ein Foto.
Independence Mine
Anschließend geht es zurück und zum letzten Ziel der heutigen Rundreise: der Independence Mine. Hier wurde früher Gold abgebaut, doch die Anlage ist verfallen, man kann in den
Stollen nicht hinein und lediglich ein paar Ruinen und die Transportlore besichtigen. Das stört uns aber nicht sonderlich, denn die Fahrt zur Mine ist interessant, so kommen wir an riesigen Flüssen vorbei und erleben eine eindrucksvolle Berg- und Tallandschaft. Bären haben wir nicht gesehen, wohl aber drollige Ziesel, die zur Gattung der Erdhörnchen gehören. Neugierig stellen sie sich auf die Hinterbeine und beobachten die Umgebung.