Centro América
Cancún
Am frühen Nachmittag landen wir. Im Flughafen wird mir das "Hotel Costa Real" empfohlen und mit einem Shuttlebus fahre ich zu meiner nächsten Bleibe. Es handelt sich um eine typische Ferien-Pauschalanlage für Amerikaner, direkt am Meer mit kleinem eigenen Strand. Der Mitarbeiter an der Rezeption guckt verwundert, als ich es ablehne, ein Erkennungsarmband umzubinden. Das Zimmer ist okay, ein Safe ist vorhanden und ich nehme erst mal ein schönes Bad in den Fluten der Karibik.
Das "Costa Real" liegt in der Zona Hotelera, einer schmalen Landzunge zwischen Flughafen und Innenstadt, wo Hotels wie Perlen an der Schnur aneinander gereiht sind.
Aber Cancún ist für mich weniger Badeort, sondern Ausgangspunkt für die Fahrt nach Chichén Itzá, der wohl wichtigsten, bekanntesten und am meisten erforschten Maya-Stätte Yucatáns, seit 1988 UNESCO Weltkulturerbe.
Die Busfahrt dauert ziemlich genau drei Stunden, in Valladolid halten wir kurz an. Meist geht es geradeaus, zu beiden Seiten der Straße endlose Wälder. Auf dem Parkplatz direkt am Eingang der Ruinen parken schätzungsweise 40 Autobusse, der Eintritt kann in Euro entrichtet werden, ich bezahle 10 USD.
Hier ist was los, Menschen über Menschen, Reisegruppen, Familien und Alleinreisende. Führer bieten ihre Dienste an, ich ziehe es aber vor, alleine weiterzugehen.
Die Stadt wurde im 5. Jahrhundert gegründet und erlebte ihre Blüte zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert, in dieser Zeit war sie wichtigste Stadt Nordyucatáns. Sie geriet später in Vergessenheit. Die Ausgrabungen begannen nach 1904.
Bedeutendstes Bauwerk und Wahrzeichen ist die Pyramide des Kukulkán, auch El Castillo, das Schloss, genannt. Mitten auf einem großen Platz erhebt sich dieses 24 m hohe Kunstwerk und zieht die Blicke der Besucher magisch an. Mit seinen 365 Stufen repräsentiert es den Maya-Kalender und am 21. März sowie am 21. September zur Tagundnachtgleiche kann man ein Schattenphänomen beobachten. Man hat den Eindruck, so zumindest lese ich es in meinem Reiseführer, eine Schlange krieche die Treppenstufen herab.
Trotz der schlechten Erfahrung in Palenque steige ich auf die Pyramide hinauf und habe glücklicherweise auch keine Probleme. Die Aussicht ist gewaltig, man hat einen weiten Blick auf die anderen Ruinen und auch auf die endlose Waldlandschaft, die den Ort umschließt. Das Innere der Pyramide soll um die Mittagszeit zur Besichtigung geöffnet sein, am Tage meines Besuchs ist es jedoch nicht der Fall. Der Abstieg erweist sich als nicht so einfach, einige Leute kriechen die Stufen hinunter und halten sich an einem Seil fest. Es geht ganz schön steil hinab.
Viele Stunden halte ich mich auf dieser unsagbar interessanten Anlage auf und sehe mir die anderen Tempel und Ruinen an, so den Ballspielplatz, wo man die Steinringe, durch die ein Ball ohne ihn mit den Händen zu berühren, durchgelenkt werden musste, noch gut erkennen kann. Angeblich, so zeigen es Reliefs an den Seitenwänden, wurden die Verlierer früher geköpft.
Zum Besichtigungsprogramm gehört ferner u. a. der Tempel der Krieger mit der großen Säulenhalle, der Heilige Cenote, die Kirche, das Observatorium und das Haus der Nonnen.
Mit dem letzten Bus, der Parkplatz ist fast leer, fahre ich nach Cancún zurück. Der Taxifahrer murrt, als ich seine Preisvorstellung für den Transport ins Hotel nicht akzeptiere, lässt dann aber mit sich handeln. Am nächsten Tag erzählt mir ein Hotelmitarbeiter, dass es vorgeschriebene Preise bis zum Busbahnhof gibt, ich hatte weniger gezahlt.
Die restlichen Stunden verbringe ich, nach einem erfrischenden Bad im Meer, an der Hotelbar. Jetzt, zum Wochenende, sind einige Gäste aus Mérida abgestiegen und ich bin froh, auch einmal einheimische Gesprächspartner und Mittrinker zu haben. Das abendliche Animationsprogramm interessiert mich nicht. Kurz vor Mitternacht regnet es einige Minuten.
PS:
Mein Video "Sieben neue Weltwunder", dazu gehört auch Chichen Itza, kann bei Youtube unter
https://www.youtube.com/watch?v=A_s1tVKtzp0&t=19s
angesehen werden.