Patagonien und Feuerland
Buenos Aires
Vor einigen Jahren habe ich Maria auf einer Südafrika-Reise kennen gelernt. Sie wohnt in Buenos Aires und hat mich eingeladen, sie unbedingt mal in ihrer Heimatstadt zu besuchen. Dank moderner Kommunikationstechnik ist unser Kontakt nicht abgebrochen, meine Ankunft habe ich per e-mail avisiert.
Maria wartet bereits im Flughafen, es ist eine herzliche Begrüßung. Sie studiert Ökonomie und hat heute eine der letzten Abschlussprüfungen.
Mit der "Subte", der U-Bahn, geht es zu ihrem Haus, wo ihre Mutter Diana schon ganz aufgeregt wartet. Diana meint, dass sie sich mir gegenüber mit ihrem Schulenglisch blamiert, dabei ist mein Spanisch wesentlich schlechter.
Direkt an der Metro-Haltestelle liegt das Lokal "Bremen", logisch, dass ich dort einige Male einkehre.
Im Haus von Marias Familie habe ich ein Zimmer für mich allein und ich kann hier gut meine Wertsachen ablegen und deponieren.
Zunächst fahre ich ins Zentrum zur Plaza de Mayo mit der Casa Rosada und dem Cabildo, dem neuen und alten Präsidentenpalast.
An einem der nächsten Tage erlebe ich einen Demonstrationszug, die Einheimischen protestieren gegen die Inflation, die hohe Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not, an einer zentralen Stelle solidarisieren sich die "madres de Plaza de Mayo" mit den Demonstranten.
Die madres wurden während der Militärdiktatur bekannt, als immer wieder junge Männer verschwanden und die Mütter sich mit großen Bildern auf die Suche machten, vor dem Präsidentenpalast Auskunft verlangten und das Regime anklagten.
Buenos Aires vergleiche ich sofort mit Paris, das Kongressgebäude erinnert an das Capitol in Washington. Sehr beeindruckt bin ich von dem über 60 m hohen Obelisken und der Av. 9 de Julio, der breitesten Strasse der Welt, für deren Überquerung ich zwei Ampelphasen benötige.
Zusammen mit Maria durchstöbern wir die Stadtteile La Recoleta, auf dem Friedhof ist Evita Peron begraben, San Telmo und La Boca. Hier darf natürlich ein Besuch des weltbekannten Fußball-Stadions nicht fehlen.
Es gibt einige Tango-Lokale, sie haben leider geschlossen. Diana erzählt mir, dass sie in ihrem Leben erst einmal Tango getanzt habe - in Italien.
Beim Lunch in San Telmo treffe ich, nunmehr zum letzten Male, die beiden Iren wieder.
Einen Abend verbringen wir in Puerto Madero, der umgebauten Hafenfront, wo viele neue Bistros und Bars entstanden sind.
Am Nikolaustag veranstaltet die Familie mir zu Ehren eine Grillparty, ein Asado. Die Weihnachtsbeleuchtung glitzert von den Hauswänden, wir stehen in Badehose auf dem Dachgarten und lassen es uns gutgehen Die ganze Familie ist zugegen, außerdem noch einige Freunde. Es wird eine ausgelassene Party, meine Gastgeber können gar nicht verstehen, dass ich die Blutwurst, nachdem man mir erklärt hat, was drin ist, noch mag.
Als Kind hatte ich das Karl-May-Buch "Am Rio de la Plata" verschlungen, klar, dass ich den "Silberfluss" einmal überqueren muss. Also beschließe ich einen Tagesausflug nach Colonia in Uruguay.
Die Fährfahrt dauert rd. drei Stunden, noch lange erkennt man die Silhouette von Buenos Aires. Viele Fahrgäste trinken Mate-Tee.
Colonia ist eine ruhige Stadt, keine Hektik, wenig Verkehr, an manchen Ecken stehen noch Oldtimer-Autos. Es gibt einige Fahrrad-Vermietungen. Auf der Rückfahrt schimmert der Fluss silbern im Mondlicht.
Leider sind die letzten Tage des Urlaubs angebrochen und wir müssen Abschied nehmen. Schweren Herzens, aber mit dem Versprechen der Gastgeber, mich in Deutschland zu besuchen, steige ich ins Taxi und fahre zum Flughafen.