Patagonien und Feuerland
Santiago
Morgens gegen 7.oo Uhr senkt sich die Boeing 747 durch die dichte braun-graue Wolkendecke, um nach gut zwölfstündigem Flug in Buenos Aires zu landen.
Es ist Herbst in Europa, wir schreiben den 21.11.2000, als ich in Frankfurt das Flugzeug besteige, das mich nach Madrid bringt. Hier habe ich vor dem Weiterflug nach Argentinien noch einige Stunden Aufenthalt und vertreibe mir die Zeit im Flughafenrestaurant mit jamon serano und vino tinto.
Von der argentinischen Hauptstadt geht es weiter mit der MD 88 "Parque National Iguaçu" der Aerolineas Argentinas und knapp zwei Stunden später ist das erste Ziel erreicht: Santiago de Chile.
Zu meiner großen Freude und Verwunderung sehe ich auch meinen Rucksack auf dem Gepäckband, nach zweifachem Umsteigen und Flugzeugwechsel ist das keine Selbstverständlichkeit.
Erst mit dem Flughafenbus in die Innenstadt, dann noch acht Blocks laufen, ein junger Mann aus Bristol begleitet mich, und schon habe ich das zu Hause per Fax reservierte Hotel "Paris" direkt im Zentrum von Santiago erreicht. Man empfängt mich als Señor Horst aus Frankreich.
Bei herrlichstem Sommerwetter erkundige ich die Stadt und bin überrascht, ein Straßenbild wie in Europa vorzufinden, Fußgängerzonen, Passagen mit Ladenzeilen, die in gleicher Form und Aufmachung auch in Bremen hätten sein können.
Natürlich führt der Weg gleich zum Präsidentenpalast "La Moneda", ein Eintritt in die Innenräume wird mir leider verwehrt. In diesem geschichtsträchtigen Gebäude, einer ehemaligen Münzprägeanstalt, wurde das Leben des legendären Salvadore Allende beendet. Man weiß bis heute nicht, ob durch Soldaten oder durch Selbstmord.
An der mächtigen Plaza de Armas halte ich mich länger auf, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Städten ist auch hier die imposante Kathedrale angesiedelt. Weitere schöne öffentliche Bauwerke bestimmen den Gesamteindruck. In der Mitte des Platzes bietet ein Baldachin den vielen Menschen an Schachtischen Schutz und Schatten.
Es macht Spaß, sich in der Stadt zu bewegen, der öffentliche Nahverkehr, Busse und U-Bahn, ist gut ausgebaut.
Einen schönen Überblick über die Stadt hat man vom 869 m hohen Cerro San Christobal aus, einem Hügel inmitten der Stadt, der bequem mit der Seilbahn zu erreichen ist. Über allem thront die Marienstatue, die Virgen de la Immaculada Concepcion. Ein Schild besagt, dass auch Papst Johannes Paul II schon mit der Seilbahn gefahren sei. Man kann gut erkennen, dass ein Teil der Innenstadt auf dem Reißbrett geplant wurde, die Strassen und Wege unten kommen einem wie mit dem Lineal gezeichnet vor.
Abends spielt sich sehr viel in der Avenida Suecia ab, hier gibt es Bars und Restaurants in großer Anzahl und jeder Güte. Erstaunlicherweise hat mein Taxifahrer mich an der falschen Stelle abgesetzt.
An einem der nächsten Tage mache ich einen Ausflug nach Valparaiso. Die Busfahrt dauert etwa 2 Stunden, sie führt durch schöne Weingebiete, von der Güte des Produkts hatte ich mich an den Abenden vorher bereits überzeugt. Der Pazifikstrand gefällt mir nicht besonders, es ist auch nicht viel los, möglicherweise habe ich mir nicht die attraktivste Stelle ausgesucht. Auf der Rückreise erzählt mir ein Chilene, dass Emil Zatopek gestorben ist. Er hat es gerade in der Zeitung gelesen.
Santiago empfängt uns wieder in hellem kitschigen Weihnachtsschmuck, ich besorge mir ein Flugticket nach Punta Arenas und genieße noch die letzten Augenblicke in der lebhaften Metropole. Im Taxi werden mir ab und an Chicas angeboten.
Der Flug nach Punta Arenas, der südlichsten Stadt der Welt, ist wunderschön. Wir fliegen durchweg über die Anden, sehen die schneebedeckten Berge, die gewaltigen Täler und die unendliche Weite. Nach 1,5 Stunden wird in Puerto Montt ein kleiner Zwischenstopp eingelegt, dann sind es noch gut zwei Flugstunden bis zur Stadt an der Magellanstrasse.
Die Berge sehen manchmal wie mit Puder bestäubte Kegel aus, der Pilot macht uns auf den Torres del Paine aufmerksam.