Patagonien und Feuerland
Ushuaia
Zusammen mit den beiden älteren Deutschen gehe ich zur Hospedaje Saint Christopher und erhalte für 10 Dollar einen Platz im Vierbettzimmer. Zwei Italiener und ein Deutscher teilen mit mir den Raum.
Das Kneipenangebot ist ganz ordentlich und ich habe keine Probleme, um diese Zeit noch einen Platz zum Essen und Trinken zu finden.
Hier im Hotel wird mir bewusst, dass ich vom Alter her doch nicht mehr zu den low-budget-travellern gehöre, die meisten Reisenden sind über 20 Jahre jünger. Sie haben andere Interessensgebiete, unterhalten sich über andere Themen und können tagelang auf dem Zimmer oder im Aufenthaltsraum sitzen.
Der Umtausch der chilenischen Währung erweist sich als außerordentlich schwierig. Ich stehe bei einer Bank vor dem "Change"-Schalter in der Schlange und erfahre nach über einer halben Stunde, dass chilenische pesetas nicht getauscht werden. Bei der nächsten Bank warte ich genauso lange, bin aber, nachdem ein Angestellter sich telefonisch in Buenos Aires rückversichert hat, erfolgreich.
Es ist diesig und verhangen. Ich fahre mit einem Zubringer zum Nationalpark und mache eine mehrstündige Wanderung. Viel sehen kann man nicht, die hohen Berge kann man nur erahnen, trotzdem ist es eine eigenartige aber wunderbare Stimmung, ganz allein, ohne einer Menschenseele zu begegnen, am Ende der Welt durch den Wald zu marschieren und nur die Naturgeräusche wahrzunehmen. Völlig durchnässt komme ich im Hotel an und lege die Papiere, das Geld und andere Unterlagen, die ich bei mir hatte, zum Trocknen auf die Heizung.
Abends esse ich herrliche Centollas (antarktische Königskrabben) und trinke den guten argentinischen Wein, das Lokal füllt sich immer mehr, ab 23.oo h werden Appetithappen gereicht, später Getränke eingeschenkt, auch ich werde kostenlos bedient. Eine Band beginnt zu spielen, es herrscht eine tolle ausgelassene Stimmung. Was war geschehen? Natürlich muss ich mich erkundigen und erfahre, dass das Lokal Geburtstag hat, es besteht seit genau acht Jahren.
Morgens werde ich durch ein Hupkonzert geweckt. Ich stehe auf und gehe zur Strasse. Ein riesiger Autokorso schleicht durch den Ort, die Fahrer und Beifahrer halten ihre blauen Schals und Flaggen aus dem Fenster, alles Fans von La Boca. Die Mannschaft aus Buenos Aires, wo auch Maradonna früher gespielt hat, gewann gegen Madrid einen Supercup.
Ushuaia erinnert mich etwas an Island. Der Ort ist ein idealer Ausgangspunkt für Kreuzfahrten in die Antarktis, mal sehen, vielleicht ergibt sich das ja mal in ein paar Jahren. Viele Trekkings und Bergtouren beginnen hier, nicht immer einfach, man muss zu jeder Zeit mit Schnee rechnen.
Zwei Wolfsburger, die ich an einem der vorigen Abende kennen gelernt hatte, kehren bereits nach 10 Stunden zurück. Sie sahen keine Möglichkeit, bei diesen Schneeverhältnissen ein Zelt aufzubauen.
Mein nächstes Ziel heißt El Calafate. Von Ushuaia geht es erst einmal mit dem Flieger, einer Boeing 737, nach Rio Gallegos. Es ist ein sehr interessanter Flug, man kann hervorragend erkennen, wie sich Ushuaia an den Beagle-Kanal schmiegt, die prächtigen Schneeberge im Hintergrund. Wir fliegen über die Magellanstrasse und sind nach 40 Minuten angekommen. Ich besorge mir ein Busticket und muss noch einige Stunden bis zur Abfahrt warten.