China und Transsib
Xian
Es ist bereits nach 01.oo Uhr, als ich im "Xian-Hotel" ankomme, Bar und Restaurant sind leider schon geschlossen, zum Glück steht wieder eine Kanne Tee auf meinem Zimmer.
Die Stadt Xian zählt knapp 3 Mio. Einwohner, sie ist Hauptstadt der Provinz Shaanxi und auch Ausgangspunkt der legendären Seidenstraße, die über Gebirge und durch Wüsten bis ans Mittelmeer führt.
Mein erster Eindruck ist sehr positiv, die Häuser sind meines Erachtens besser erhalten. Hier sehe ich auch zum ersten Mal Pferde in China.
Zum Besichtigungsprogramm gehören der Glockenturm und der Trommelturm im Zentrum, beide Gebäude wurden im 14. Jahrhundert während der Ming-Dynastie errichtet.
Älter ist die 43 m hohe Kleine Wildgans-Pagode aus der Tang-Dynastie, erbaut Anfang des 8. Jahrhunderts. Dieser viereckige Bau hat 10 Stockwerke.
Auch eine der ältesten und größten Moscheen Chinas befindet sich in Xian.
Die Große Wildgans-Pagode liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums, zu Fuß mache ich mich auf den Weg, leider regnet es ein wenig. Diese Tempelanlage stammt ebenfalls aus der Tang-Zeit, von oben hat man einen interessanten Ausblick auf die Umgebung.
Kinder werden auf einem LKW transportiert, wahrscheinlich zur Schule. Die im Süden getragenen Strohhüte sehe ich nur noch selten, hier setzt man sich weiße Hauben auf, zumindest die Männer. Häufig schützt man sich mit einem Mundschutz.
In der Straßenunterführung sind neben Papierkörben Spucknäpfe montiert. Am Straßenrand stehen oft Vogelbauer mit einem oder mehreren Vögeln.
Wer an Xian denkt, denkt natürlich primär an die größte Sehenswürdigkeit, die einmalige und weltberühmte Terrakotta-Armee. Die Grabanlage des ersten Kaisers von China liegt etwa 30 km außerhalb der Stadt, so dass ich mich einer CITS-Gruppenfahrt anschließe. Im Bus sind überwiegend Engländer mit großer Kenntnis der chinesischen Geschichte, teils Wissenschaftler, einige haben Kontakt zu einem Professor in Peking, einer der Männer unterrichtet seit Jahren in Hongkong.
Den ersten Stopp legen wir bei den Thermalquellen Huaqing Chi ein, hier wurde Tschiang Kai-schek zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten verdonnert.
Es ist eine sehr schöne Anlage mit Pavillons und Türmen, aber überwiegend rekonstruiert.
Und dann endlich stehen wir vor den Terrakotta-Figuren, es ist unbeschreiblich. Etwa 7.000 Krieger und Tiere sind in Lebensgröße original nachgebaut, jeder Tonsoldat ist individuell und sieht anders aus. Die Anlage ist aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und wurde 1974 zufällig beim Bohren eines Brunnens entdeckt.
Die überdachte Halle ist voll von Besuchern, Fotografieren ist verboten. Draußen vor dem Eingang werden Souvenirs angeboten und ich erlebe ein Handeln und Feilschen wie auf einem orientalischen Basar. Ich kaufe einige Tonfiguren und Münzen, die angeblich aus der Ming-Zeit stammen, so jedenfalls behauptet es mein etwa zwölfjähriger Verkäufer.
Das Mittagessen nehmen wir mit der Gruppe gemeinsam ein und es ist preiswert und köstlich. Für umgerechnet 8,- DM werden zehn Gänge serviert. Das Essen mit Stäbchen funktioniert schon ganz gut, nur wenn ich über den Tisch langen muss, um aus einer entfernten Schale etwas zu entnehmen, stoße ich an meine Grenzen.
Unterwegs sehen wir Frauen im Fluss ihre Wäsche waschen. Bambus gibt es in allen Variationen, als Handstock, als Gerüst, als Stange, als Medizin und auch als Nahrung.
Auf dem Rückweg halten wir noch kurz in Banpo, wo eine neolithische Siedlung besichtigt werden kann.
Abends in der Hotelbar treffe ich auf einen Montagearbeiter aus Bad Oeynhausen. Er erzählt mir, dass in den Industriebetrieben von Montag bis Samstag gearbeitet wird, sonntags ist frei. Wir trinken einige Flaschen Bier zusammen, holländische und dänische Importmarken sind bei den meisten ausländischen Gästen angesagt, Chinesen habe ich selten mit einer Flasche Bier gesehen.
Beim Auschecken gebe ich dem Hotelboy ein Trinkgeld, er verneint jedoch und nimmt es nicht an.
Es regnet, als wir Xian verlassen, eine gute Stunde später empfängt uns Peking im hellen Sonnenschein.