lm Fernen Osten
Vientiane
Krasser kann der Gegensatz zwischen zwei Hauptstädten nicht sein. Gerade noch das Verkehrschaos von Bangkok erlebt, geht es hier gemächlich zu. Gemütlich fahre ich mit einem Tuk-Tuk zum Gästehaus "Lovan". Am Eingang muss ich meine Schuhe ausziehen.
Laos ist ein sehr armes Land, das Jahresdurchschnittseinkommen soll unter 400 Dollar liegen.
Nach einem kleinen Frühstück, es gibt leckeres Baguette, ein Überbleibsel aus der Franzosenzeit, schlendere ich durch die Straßen der mit rd. 250.000 Einwohnern größten Stadt des Landes. Nach jahrelangem Schattendasein ist jetzt nach Öffnung der Freundschaftsbrücke und Zerfall des Ostblocks wieder ein Aufbruch erkennbar.
Zunächst besichtige ich die im Zentrum befindlichen Vat Ong Teu und Vat Inpeng und orientiere mich dann zur von China gespendeten Kulturhalle.
An einem Bankschalter tausche ich einen Travellerscheck und erhalte gut 12.600 Kip für einen Euro. Münzgeld ist nicht mehr im Umlauf. Nachdem in Thailand linksspurig gefahren wird, muss ich mich hier in Laos wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen.
Noch ein kurzer Stopp am That Dam, der Schwarzen Stupa, und dann wandere ich direkt zum Wahrzeichen der Stadt. Es ist riesig schwül und ich lege häufiger eine Pause ein und trinke eine Flasche Wasser. Noch ein paar Fotos vom Triumphbogen, dem Anousavari oder auch Patuxai, übersetzt "Siegestor", genannt, und schon ist das That Luang, der Ehrwürdige Stupa, in Sichtweite.
Der Innenbereich ist noch geschlossen und so warte ich auf einer Mauer sitzend auf das Ende der Mittagspause und beobachte einige Schulkinder. Sie sind etwas scheu und drehen sich immer weg, wenn ich sie anspreche. Später lassen wir uns zusammen fotografieren.
That Luang ist das bedeutendste religiöse Bauwerk von Laos, es besteht aus drei Ebenen und ist bis zur Spitze 45 m hoch. Dieses Monument wurde ursprünglich Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet, in der Folgezeit durch Krieg und Blitzschlag zerstört und nach 1930 wieder restauriert. Meine Augen sind vom Gold, das in der Mittagssonne glänzt, geblendet.
Zurück in die Innenstadt nehme ich ein Tuk-Tuk. In einem Lokal am Mekong lege ich eine längere Verschnaufpause ein und trinke etwas. Einige europäische Touristen halten ebenfalls hier an, sie sind mit gemieteten Fahrrädern unterwegs.
Die laotische Bevölkerung kommt mir, so zumindest ist mein erster Eindruck, etwas distanzierter und ernster vor, zwar freundlich, aber weniger herzlich wie die Bewohner von Thailand.
Nun ein kleiner Spaziergang am Mekong entlang und dann am Präsidentenpalast vorbei, der jetzt Sitz des Nationalmuseums ist, und dann bin ich auch schon am Ho Phra Keo. Hier befand sich der Smaragdbuddha, den ich vor Tagen in Bangkok gesehen hatte, bevor er von den Siamesen zurückerbeutet wurde.
Dieses frühere Kloster beherbergt viele Buddhastatuen und andere laotische Kostbarkeiten. Zu meiner Überraschung treffe ich hier den jungen Mann aus Bayern wieder und wir unterhalten uns eine ganze Weile.
Meine allgemeine Stadterkundungstour beende ich am Vat Sisaket, das heute noch als Kloster fungiert. Im Wandelgang können etwa 300 Buddhastatuen besichtigt werden.
Nun wird es Zeit für das erste Beerlao, viele weitere Flaschen werden im Laufe dieses Urlaubs noch folgen. Dieses einheimische Bier schmeckt mir sehr gut.
Zurück im Hotel unterhalte ich mich mit einem älteren Türken, der schon zum fünften Mal in Laos und von dem Land ganz begeistert ist. Er liebt die Ruhe und möchte später in Nepal Tabak anbauen.
Bevor ich das Guest House verlasse, bestelle ich beim Wirt noch eine Fahrkarte für den Bus nach Vang Vieng am nächsten Tag. Dann schlendere ich wieder zum Mekong, beobachte über 100 Frauen bei der Tanzgymnastik, darunter auch einige Touristinnen, und trinke dann an einem der vielen Tische am Fluss einige Beerlao. Es herrscht eine sehr angenehme Stimmung und ich fühle mich hier richtig wohl, sicher und geborgen.
Nach dem Abendessen im Restaurant "La Terrasse" gehe ich zum Nam Phou, einer Springbrunnenanlage im Zentrum, und verbringe hier draußen vor einem Lokal den Rest des Abends. Ein Frankfurter setzt sich zu mir, er will in Bangkok seine Zähne behandeln lassen. Später gesellt sich seine Freundin zu uns, sie war eine Stunde im Massagesalon, aber nicht sehr begeistert von der Anwendung.
Am nächsten Morgen frühstücke ich im Hotel und warte dann auf das Tuk-Tuk, das mich zum VIP-Bus zur Weiterfahrt nach Vang Vieng bringen wird. Ein gewaltiger Wolkenbruch sorgt dafür, dass einige Wege mehr einem Fluss als einer Straße ähneln.
Die Fahrt dauert etwa drei Stunden und ich genieße sie sehr. Es sind überwiegend Touristen im Bus. In jedem Ort leuchtet ein goldener That. Die Verkehrsschilder sind zweisprachig und somit auch für uns lesbar. Wir überholen Pferdefuhrwerke und Mopeds, Radfahrer und Fußgänger, viele schützen sich mit einem bunten Schirm vor der heißen Sonne.
Eine Beifahrerin auf einem Moped verschickt eine SMS, ansonsten sind Handys noch nicht so verbreitet wie in Thailand. Wir fahren durch Dörfer mit Häusern und Hütten auf Pfählen und Stelzen und sehen eine wunderschöne Gebirgslandschaft. Bauern stehen bis zur Hüfte im Wasser und bearbeiten ihr Reisfeld. Mittags sind wir am Ziel.