lm Fernen Osten
Yangon
Bis zum "Thamada-Hotel" ist es nicht weit und eigentlich hätte es eines Taxis gar nicht bedurft. Als erstes nehme ich eine lange Dusche und dann gehe ich, um das Nötigste einzukaufen, in ein Einkaufszentrum, wo sich auch ein Internet-Café befindet. Hier kriege ich zwar Kontakt mit meinem Provider, komme aber nicht an meine mails. Der Administrator erklärt mir, dass dies eine böswillige Einmischung der Regierung ist. Sie versucht, Medien dieser Art zu unterbinden, aber über Umwege gelingt es ihm doch, diese Fußangeln zu umgehen. Wie er es gemacht hat, weiß ich nicht.
Die Sule-Pagode ist etwa einen Kilometer vom Hotel entfernt und liegt an einem verkehrsreichen Kreisel. Etwas unfreundlich werde ich aufgefordert, meine Schuhe auszuziehen und sie gegen Gebühr abzugeben. Viele Gläubige stehen oder liegen vor der Buddha-Statue und beten. Ein Wolkenbruch prasselt hernieder und schnell suche ich Schutz in einer Cafeteria.
"Und dann erhob sich ein goldenes Wunder am Horizont, ein leuchtendes, glänzendes Wunder, das in der Sonne strahlte". Mit diesen Worten, so lese ich in Reiseführern und Prospekten, hat Rudyard Kipling seine Begegnung mit der Shwedagon-Pagode beschrieben.
Ich besuche sie an zwei Tagen, abends und am Vormittag. Immer knien Gläubige vor den Statuen, buddhistische Pilger aus aller Welt berauschen sich an dem Gold und den Edelsteinen. Der fast 100 m hohe goldene Stupa ist weithin sichtbar. Er ist mit etwa 13.000 Goldplatten verkleidet, deren Gewicht auf 60 t geschätzt wird. Vier Aufgänge führen zu diesem Wahrzeichen des Landes, oben wird Eintritt erhoben, der Besuch ist das Geld aber auf jeden Fall wert ist. Ab und zu werde ich von Guides angesprochen, sie alle haben ihre Referenzunterlagen schnell griffbereit und zeigen mir die Eintragungen europäischer Kunden.
Studenten haben früher an diesem Ort gegen die britische Kolonialmacht protestiert und die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi trat hier öffentlich auf.
Manchmal, aber äußerst selten, hat man mich auf die politische Situation angesprochen und wenn, dann nur so nebenbei.
Wurde der Name "Myanmar" 1989 von der Militärregierung gegen jeden Widerspruch eingeführt, ist seit Mitte der 1990er Jahre doch eine gewisse Entspannung spürbar. Das Land öffnet sich für den Tourismus und beendet die jahrzehntelange Isolation. Obwohl reich an Ressourcen, gehört Myanmar heute wieder zu den ärmsten Ländern der Erde. Der Zweite Weltkrieg, Korruption und Inkompetenz begründen u. a. diese desatröse Situation.
Soll man nun dieses Land bereisen und die Militärdiktatur unterstützen? Die Meinungen gehen auseinander. Ich für mich habe entschieden, dass ich dem Bürger, dem sogenannten kleinen Mann, durch einen Besuch, durch die Fahrt mit einer Trishaw oder einem Tuk-Tuk, durch den Kauf von ein paar Bananen auf dem Markt, mehr helfen als schaden kann. Die Obrigkeit profitiert von meinem Besuch nur in geringem Maße. Natürlich kann ich auch nicht akzeptieren, dass zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Restaurierung alter Gebäude Zwangsarbeiter rekrutiert wurden und viele von ihnen ihr Leben bei Ausübung des Frons gelassen haben. Aber soll man deshalb das Land isolieren und die Bevölkerung ignorieren?
Wie gesagt, die Meinungen divergieren.
Momentan wohnen in Yangon, früher Rangoon genannt, über vier Millionen Menschen.
Abends gehe ich in den Yuzana Garden zum Essen und Trinken. Von außen gleicht das Lokal einem Hardrock-Café, auch hier lockt eine überdimensionale Gitarre die Gäste herein.
Erst denke ich, eine Liveband wird uns in den nächsten Stunden unterhalten, es ist aber nur der Keyborder, der viele wirklich gute Karaokesängerinnen begleitet. Der etwa 10-jährige Toilettenjunge, dem ich ein kleines Trinkgeld gebe, überschlägt sich mit Aufmerksamkeit.
Bierflaschen werden mit selbst gebastelten Kapselhebern geöffnet.
Nun ist der letzte Tag angebrochen. Leider regnet es wieder und so verzichte ich auf den geplanten Ausflug in den Stadtpark. Im Hotelfoyer bin ich wieder der einzige Gast, die Regale und Auslagen sind leer, vielleicht sollte man das Land doch außerhalb der Regenzeit bereisen.
Das Taxi braucht eine gute halbe Stunde bis zum Flughafen und auch hier in der Abflughalle für internationale Flüge bin ich über eine halbe Stunde der einzige Passagier. So nach und nach füllt sich der Raum. 10 Dollar sind bei der Ausreise zu bezahlen. Umtauschquittungen und andere Kaufbelege werden nicht abgefragt, auch in diesem Punkt sind die meisten Reiseführer, selbst im Internet, nicht aktuell informiert. Für meine letzten Kyat kaufe ich eine CD, das Wechselgeld wird mir in Form einer Zitronenlimonade gegeben.
Mit ein wenig Verspätung fliegen wir los und landen nach gut einer Stunde in Bangkok. Die Aircondition funktioniert nicht und es ist riesig heiß im Flugzeug.
Drei faszinierende Länder durfte ich besuchen und es hat sich total gelohnt, eine schöne, abwechslungsreiche, interessante und lehrreiche Reise neigt sich dem Ende zu.
Im Morgengrauen erreichen wir Frankfurt und, da ich noch auf meinen Anschlussflug nach Bremen warten muss, esse ich ein Brötchen und trinke ein Glas Bier. Für dieses Geld hätte ich in Laos und Myanmar zwei bis drei Übernachtungen bezahlen können.
Epilog
Zurück in Deutschland hatte ich endlich das Wetter, das ich auf der Reise gern gehabt hätte, Sonne bis zum Einbruch der Dunkelheit und ein laues Herbstklima — und Ende September sind auch die ersten Ansichtskarten aus Vang Vieng angekommen, der Mann auf der Post hat sein Wort gehalten. Sehr gern würde ich ihm meinen Dank übermitteln.