Gemächlich durch die Zeitzonen - mit Speed durch die Landschaft
Auf der "Eastern Dream" bis Japan
Punkt 14.00 Uhr setzt sich die „Eastern Dream“ in Bewegung, bis Donghae in Südkorea liegen 380 Seemeilen oder 704 Kilometer vor uns. Die nächsten beiden Nächte werde ich in einer 8-Personen-Kabine schlafen, Jonathan, ein 18jähriger Sachse, wohnt ebenfalls hier, außerdem Juhe aus Japan. Kleine Vorhänge am Bett vermitteln eine private Atmosphäre. Nach dem Ablegen stehen wir an Deck und beobachten das Geschehen, Ralf aus dem Hunsrück gesellt sich zu uns. Vom Deck haben wir eine wunderbare Sicht auf Wladiwostok, den Hafen, die 1.104 Meter lange Golden Horn Bridge und die Brücke, die das Festland mit der Insel Russki verbindet. Schade nur, dass es ein wenig diesig ist. Ein Mann aus Lausanne, der mit seiner Freundin radelnd unterwegs ist, bestellt sich Reiswein, mag ihn aber nicht. Neugierig nippe ich an dem Getränk, aber mir behagt es auch nicht. Bezahlt werden kann an Bord mit koreanischer Währung und mit US Dollars. Kreditkarten werden zwar akzeptiert, jedoch es funktioniert nicht. Das Abendessen nehme ich im Restaurant am Buffet ein, es schmeckt köstlich, auch das einheimische Bier mundet. Um 20.00 Uhr öffnet der Nightclub und eine Gruppe Koreanerinnen stürzt hinein und belegt die Tanzfläche. Einige Damen sind äußerst bemüht, auch andere männliche Gäste zum Tanzen zu animieren. Es herrscht eine tolle Stimmung. Nach zwei Stunden flacht sie etwas ab und einige Gäste versuchen sich als Karaokesänger. Ein paar Koreaner, die auf Matten in einem großen Schlafsaal nächtigen, feiern an Deck unter freiem Himmel weiter und haben erkennbar Spaß.
Am nächsten Morgen frühstücke ich in der Bar und kurz vor Mittag ist Donghae in Südkorea auch schon erreicht. Nationenweise können wir die Fähre verlassen, erst die Koreaner, dann die Japaner, anschließend die Russen und wir. Nach der Grenzabfertigung, eine Wärmekamera untersucht uns auf mögliches Fieber, tausche ich meine restlichen Rubel in koreanische Won. Zusammen mit Ralf und Jonathan gehe ich in die Innenstadt und besuche dort eine Tropfsteinhöhle. Gut, dass der Mann am Eingang darauf besteht, einen Helm aufzusetzen, ich hätte mir sonst den Kopf blutig geschlagen. Die Besichtigung ist recht interessant, oft muss man sich bücken um voran zu kommen, ein paar Meter weiter wiederum fühlt man sich wie in einer Kathedrale. Hauptfotomotiv ist ein wie ein Penis aussehender Stein. Ansonsten hat die Stadt nicht sehr viel zu bieten. Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit treibt den Schweiß aus allen Poren. Bei 7 Eleven lege ich eine kurze Rast ein und erfrische mich etwas. Danach halte ich mich am kleinen aber schönen Stadtstrand auf und gehe anschließend gemütlich zum Hafen zurück. Um 18.00 Uhr geht es weiter, 240 Meilen resp. 444 Kilometer trennen uns von Japan.
Im Nachtclub ist heute nichts los, dafür wird an Deck gegrillt. Schade, dass ich mein Abendessen schon eingenommen habe. Unsere Kajüte hat sich gefüllt und alle acht Kojen sind belegt. Morgens sind die Sitztoiletten sehr begehrt. Kurz vor dem Anlegen in Japan müssen wir uns in der Kabine versammeln. Ein Arzt geht durch die Räume, schaut uns in die Augen und prüft, ob wir an MERS (Middle East respiratory Syndroms) erkrankt sind, auch werden wir gefragt, ob wir uns unlängst in bestimmten afrikanischen Ländern aufgehalten haben. Außerdem erhalten wir ein Informationsblatt, das die Krankheitssymptome aufzeigt. Dann, endlich, dürfen wir japanischen Boden betreten.