Gemächlich durch die Zeitzonen - mit Speed durch die Landschaft
Irkutsk
Mein Abholer wartet am Bahnsteig und fährt mich zum Hotel „Victoria“, nahe der Karl-Marx-Straße gelegen. Im Hotel erhalte ich weitere Instruktionen bezüglich der morgigen Weiterfahrt zur Baikalinsel Olchon. Warum ein Bügelbrett vor meiner Hotelzimmertür steht, werde ich wohl nicht in Erfahrung bringen. Meine Unterkunft liegt ideal im Zentrum der Altstadt und so habe ich keine Probleme, die markanten Punkte schnell und zu Fuß zu erreichen. Wie weißer Schnee oder weiße Watte rieseln die Baumblüten herab. Der Franzose aus der Transsib wohnt ebenfalls in meinem Hotel. Irkutsk gefällt mir, hier ist es ruhiger als in Moskau, oder liegt es nur daran, dass heute Sonntag ist? In den vom Reiseführer empfohlenen Lokalen bin ich, von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, einziger Gast. Allerdings hätte ich im „Bierhaus“, wo ein Mann mit Tirolerhut die Gäste empfängt, auch nichts verzehrt. Das Wetter ist herrlich, hatte es gestern noch ab und zu geregnet, so freue ich mich heute den ganzen lieben langen Tag über warmen Sonnenschein. Laufe an der Leninstatue vorbei, sehe mir das Theater an. verweile dann am Fluss und erfreue mich an den Wasserspielen. Am großen Platz mit dem Obelisken machen Eisverkäufer ein gutes Geschäft. Eine Hüpfburg ist vorhanden, Reitpferde können gemietet werden.
Leider hat meine Armbanduhr wieder ihren Geist aufgegeben, liegt es an der neuen Batterie? Im Kaufhaus erwerbe ich ein neues Exemplar und erhalte dazu diverse Garantie- und andere Kaufbelege. Zum Abendesse im gemütlichen Sineschinka wähle ich Zagudai, einen Salat mit eiskaltem heimischem Fisch. Die freundliche Serviererin kann mir leider nicht erklären, wie die Fischsorte heißt. Tage später erfahre ich, dass es sich um Sig handelt.
Irkutsk, auch „Paris des Ostens“ oder „Perle Sibiriens“ genannt, gefällt mir. Die Stadt mit ihren rund 600.000 Einwohnern vermittelt einen angenehmen Eindruck. Hier wäre ich gern noch ein paar Tage geblieben. Schöne Gebäude, wie der Bahnhof, das Weiße Haus oder bestimmte Kirchen, verleihen der Stadt ein sehr angenehmes Flair und die Lage an der Angara bestimmt den Gesamteindruck natürlich ebenfalls.
Am nächsten Morgen werde ich pünktlich zur Fahrt an den Baikalsee abgeholt. Mit mir teilen sich vier Chinesen und acht Russen die Plätze im Minibus. Die Fahrt ist recht angenehm, einmal wird eine Pause eingelegt. Verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass die Bedienung im Café keinen 500-Rubel-Schein wechseln kann und erst zur Tankstelle gehen muss. Pferde und Kühe laufen auf der Straße und kümmern sich nicht um die Vorfahrtszeichen. Weit, karg und hügelig, so empfinde ich die Gegend. Kurz vor 14.00 Uhr und nach dreieinhalbstündiger Fahrt erreichen wir den Hafen, schnappen unser Gepäck und warten auf die Fähre. Die Überfahrt dauert eine gute Viertelstunde, dann werden wir auf andere Busse verteilt und zur jeweiligen Unterkunft gefahren.