Go East!
Mindoro
Der erste Eindruck von Sabang Beach ist nicht wirklich positiv. Schimmi spricht mit einem jungen Mann und bestellt uns ein Jeepney zur Sinandigan Bay. Es ist sehr hügelig, die Straße wegen der vielen Schlaglöcher gewöhnungsbedürftig. Das Ressort ist geöffnet, allerdings wären wir die einzigen Gäste – und das kommt überhaupt nicht in Frage.
Also weiter nach Big Laguna, hier jedoch ist nur ein kleiner verbauter Strand vorhanden, ganz anders als vor 30 Jahren, wie Schimmi frustriert feststellt. Wir entscheiden uns für White Beach und kommen am Spätnachmittag an. Hier gefällt es uns, gern lassen wir uns von der emsigen Emily die Unterkünfte zeigen und bleiben schließlich im von ihr geleiteten "V.M Beach Resort".
Gleich nach dem Einchecken stehen wir im Mittelpunkt der vielen Menschen, die in uns zahlungskräftige Kunden sehen. Cora, Edna, Joan, Fortuna, Hugo etc., jeder hat das besondere Angebot für uns. Sei es die Strandmassage, eine Bootstour, Wäschereiservice oder der Verkauf von Souvenirs, wir können uns vor Angeboten nicht retten. Einmal mache ich den Fehler und signalisiere einer Frau, dass ich am nächsten Tag eventuell Interesse an einer Massage habe. Als sie sieht, dass ich mich anderntags für Joan entschieden habe, macht sie mir eine kleine Szene und straft mich die restliche Zeit mit eisigen Blicken. Schimmi hat aus nichtigem Grund etwas Stress mit Fortuna und kauft ihr als Trost eine kleine Flasche Palmöl ab, obwohl er überhaupt keine Verwendung dafür hat.
Ansonsten ist es aber wirklich toll am White Beach. Es gibt einen wunderbaren Strand und die Auswahl an Bars und Restaurants ist nicht schlecht. Jeder Abend wird durch einen romantischen Sonnenuntergang eingeleitet. Allerdings ist danach nicht mehr viel los, häufig sind wir die einzigen Gäste in den Strandbars. Nach Mitternacht ist in manchen Piercing-Studios mehr Publikum als an der Theke. Zwei Lokale bieten Tanzeinlagen, Varieté und anderes Entertainment an, hier trifft man dann schon mal bis zu 20 Zuschauer an. Viele Ladyboys sind in der hiesigen Gastronomie beschäftigt.
Einige Strandverkäufer haben uns permanent unter Kontrolle und so weiß ich durch sie immer, was Schimmi, im Gegensatz zu mir ein Frühaufsteher, gerade treibt und er ist über mich ebenfalls gut informiert. Die Strandmassage ist sehr angenehm und für eine Stunde bezahle ich gerade mal umgerechnet drei Euro. Ansonsten fertigen die Masseurinnen in der freien Zeit kleine Armbänder. Joan hat zwei Kinder und ist mit einem Bootsmann liiert. Im "Puerto Rio", einer sehr gewöhnungsbedürftigen Diskothek, der einzigen am White Beach, warten junge Filipinas auf zahlungskräftige Männer, um sie nach Hause oder ins Hotel zu begleiten.
Einmal mieten wir uns zwei Mopeds und machen einen kleinen Ausflug über die Insel. So fahren wir, den Schlaglöchern ausweichend, nach Sabang Beach und auf guter Straße nach Puerto Galera. Hier mieten wir uns ein Boot, das uns zum Schnorcheln zu einem Korallenriff bringt. Es ist wunderbar, die Fische berühren uns und wir müssen schon den Bauch einziehen, um nicht an die Korallen zu stoßen. Die Unterwasserwelt ist phantastisch und viel zu schnell sind die 60 Minuten vergangen. Nachdem wir noch Aninuan Beach besichtigt haben, geht es zurück. Hugo ignoriert uns ab jetzt, er hatte seit Tagen versucht, uns eine Schnorcheltour zu einem wesentlich höheren Preis schmackhaft zu machen.
An einem Abend machen wir Bekanntschaft mit einigen Philippinen vom Nachbarstrand Big La Laguna. Wir unterhalten uns prächtig, aber als man mir Balut anbietet, passe ich mit der Ausrede "Cholesterinprobleme". Bei dieser Speise handelt es sich um angebrütete Eier.
Ein irischer angetrunkener Gast droht, die Bareinrichtung zu zertrümmern, als wir ihn auf die Nichtqualifizierung zur Weltmeisterschaft 2010 ansprechen. Zur Beruhigung trinken wir einige Gläser Tanduay. Bei diesem Getränk handelt es sich um sehr populären einheimischen Rum.
Die wunderbare Urlaubslaune wird eigentlich nur durch die nervige Karaoke im Nachbarlokal und, besonders in einer Nacht, durch laute Gäste im Hotel gestört. Ansonsten kann ich Mindoro, zumindest White Beach, uneingeschränkt empfehlen. Mir hat die Insel jedenfalls hervorragend gefallen.
Am letzten Abend sehe ich mir bei Monika noch einen Feuerschlucker und eine Tanzshow an und bin später einziger Gast in einem anderen Lokal. Hier unterhalte ich mich sehr angeregt mit Irish, die sich, die Speisekarte in der Hand, um Kunden bemüht. Sie hat die nächsten drei Tage frei und freut sich auf ihr Kind, das in Manila bei seinem Vater lebt. Später in der Shisha Bar lerne ich noch Rosalie kennen.
Nun heißt es Abschied nehmen. Mit dem "Blue Penguin" der Father ´n Sun Lines fahre ich zurück nach Batangas. Vor dem Ablegen tauchen kleine Jungen nach Münzen, die von den Passagieren ins Wasser geworfen werden. Wir passieren Puerto Galera, Small La Laguna, Big La Laguna, die sehr schöne Coco Beach und nehmen neue Gäste auf.
Der Bus nach Manila setzt sich sofort in Bewegung und gut zwei Stunden später warte ich bereits auf den Abflug.
Mabuhay!