Im Mittleren Osten
Muscat
Da wir erst am späten Abend landen, hatte ich ein Zimmer im "Hotel Marina" telefonisch bestellt. Aufgrund der Zeitverschiebung ist es hier noch eine Stunde später.
Das Taxi braucht bis Mutrah eine knappe halbe Stunde, obwohl wir meistens 120 kmh fahren. Den Straßenrand schmücken bunte Girlanden. Unterwegs sehen wir auch die schön illuminierte 2001 erbaute Große Moschee, sie bietet 15.000 Menschen Platz.
Im Keller des Hotels befindet sich ein Nachtclub, aber auch hier lauter und verzerrter Gesang. Den einheimischen Gästen scheint das aber nichts auszumachen, denn sie sind bester Stimmung und verteilen an die Sänger und Tänzerinnen immer kleine Zettel mit ihren Wünschen. Eine kurze Zeit unterhalte ich mich mit einem Hamburger und einem Pakistani.
Das Frühstück nehme ich am nächsten Morgen auf der Restaurant-Terrasse ein, mit Blick auf den Fischmarkt und den Golf von Oman. Es ist warm und sonnig und ich freue mich auf den Tag. Aber erst gilt es die Fahrt nach Dubai zu organisieren, endlich bin ich mal nicht auf einen Flieger angewiesen, sondern kann den Landweg nutzen und auch etwas von der Gegend sehen.
Mit einem Sammeltaxi fahre ich nach Ruwi und suche nach Reiseveranstaltern, eine schöne blaue Moschee befindet sich im Zentrum. Der Bus nach Dubai kostet 6 OR, eine Reservierung ist nicht notwendig, wohl aber ein Visum. Jetzt bin ich doch einigermaßen überrascht und frage in einem anderen Büro nach. Der Preis ist gleich, eine Reservierung ebenfalls nicht erforderlich und ein Visum auch nicht. Vorsorglich erkundige ich mich noch einmal im Hotel, aber auch hier meint man, dass die Ausstellung an der Grenze bei der Einreise kein Problem sei.
Bei herrlichstem Wetter gehe ich die Corniche entlang bis Old Muscat. Gleich hinter der Moschee von Mutrah, das, genau wie Ruwi, zu Greater Muscat gehört, erhebt sich eine alte Burg, gegenüber im Golf dümpeln ein paar alte Dhaus vor sich hin, weiter hinten hat ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt. Vor dem Eingang zum Souq warten einige Reisegruppen auf ihren Bus, ich höre auch deutsche Stimmen.
Der Spaziergang ist wunderbar, hin und wieder kann man unter Schatten spendenden Baldachinen eine Pause einlegen und sich an den Wasserspielen erfreuen, irgendwie ist immer eine Burgruine oder eine blaue oder grüne Moschee im Fokus. Unterwegs treffe ich ein Paar aus Australien, das ebenfalls im "Marina" wohnt. Wir gehen ein Stück zusammen und unterhalten uns. Sie sind schon über 60 Jahre alt und ein knappes halbes Jahr unterwegs, immer auf eigene Faust, in Bremen waren sie auf dieser Reise auch schon.
Durch ein schönes Stadttor betreten wir Old Muscat. Das Fort Mirami ist weithin sichtbar. Es wird bewacht und darf nicht betreten oder besucht werden. Der Wachsoldat ist sehr freundlich und auskunftsfreudig und wir unterhalten uns längere Zeit. Manchmal nimmt ein weiterer Soldat am Gespräch teil, einmal auch eine Frau, die hier zu arbeiten scheint.
Der Platz ist wunderbar, man hat eine prächtige Sicht auf Fort Jalali, auf herrliche alte Kaufmannshäuser und den Palast Qasr al Alam in seinen schönen Farben. Im warmen Licht der nicht mehr ganz so heißen Spätnachmittagssonne wandere ich zurück, ich habe es zumindest vor, denn ein Auto hält und die Frau, die ich bei der Burg gesehen hatte, fragt, ob ich in ihrem Kia mitfahren wolle. Das Angebot nehme ich gern an und auch das Stück Kuchen, das sie mir anbietet.
In Höhe des Souq von Mutrah steige ich aus, sehe einigen Jungen beim Angeln zu, beobachte einen Fischer beim Entladen seines Fanges und genieße das interessante Treiben bei einer Tasse Tee.
Der Souq scheint ganz in den Händen von Touristen zu sein, vermutlich wird der Besuch allen Kreuzfahrern empfohlen. Ich laufe durch die Gassen und sehe mir die Auslagen, die auch hier nach Warengruppen getrennt sind, an. Die Krummdolche sind mir zu teuer, kurzzeitig überlege ich, ob ich mir eine traditionelle Kappe kaufe, lasse es dann aber.
Zum Abendessen gehe ich wieder auf die Terrasse meines Hotels. Der King Fish ist sehr lecker und das Tuborg-Bier passt hervorragend dazu. Langsam wird es dunkel und die Bucht erwacht im Lichterschein. Es ist ein tolles Bild und ich mag den Blick gar nicht abwenden, eigentlich wollte ich lesen. Im Hafen werden gerade einige hundert Autos aus einem Schiff entladen.
Später spreche ich noch mit einem Paar aus der Schweiz, das schon viel in der Welt herumgekommen ist und gern darüber erzählt. Der Mann war Chefredakteur bei La Liberté und wendet sich jetzt der Kunst zu. Wir unterhalten uns prächtig, trinken ein paar Gläser zusammen und ich erhalte von ihnen einige Hoteltipps für Dubai. Zum Schluss nehme ich noch am Tisch eines New Yorkers für ein kurzes Gespräch Platz.
Um 5.00 Uhr klingelt am nächsten Morgen bereits der Wecker. Mit dem Taxi fahre ich zum Busbahnhof nach Ruwi, muss dann aber doch noch geraume Zeit bis zur Abfahrt warten. Ein Filipino, der im Oman wohnt und jetzt in Dubai geschäftlich zu tun hat, gibt mir ein paar Informationen.
Obwohl sich das Wetter verschlechtert hat, freue ich mich auf die Fahrt. Die Straßen außerhalb der Stadt sind von Blumen eingerahmt, auch die Verkehrsinseln werden mit Beeten verschönert. Wieder kommen wir an der Großen Moschee vorbei. Oman ist sehr gepflegt, schöne Häuser stehen am Straßenrand, um uns herum immer Natur, meistens Palmen, Wüstenlandschaft sehe ich nicht. Nach gut vier Stunden Fahrt, einmal von einer kurzen Pause unterbrochen, erreichen wir die Grenze. Die Gegend wird hügelig. Der Mitfahrer von den Philippinen hatte schon einmal drei Stunden warten müssen und ich bin gespannt, wie lange es bei uns dauert.
Bei der Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate müssen Ausländer ein Formular ausfüllen und 10 OR oder 100 Dirham (AED oder Dh) bezahlen. Man winkt mich an einen anderen Schalter und ich denke, jetzt gibt es Probleme wegen des Visums. Aber nichts dergleichen, ich brauche als Deutscher kein Visum und darf unbehelligt einreisen.
Glücklich besteige ich wieder den Bus. Für die ganze Grenzprozedur benötigen wir etwa eine Stunde.
Bis Dubai sind es jetzt noch gut 30 Minuten. Erst fahren wir durch karge Gegend, dann sind zu beiden Seiten der Straße riesige Sanddünen zu sehen und Hinweisschilder warnen vor Kamelen. Und tatsächlich, kurze Zeit später sehe ich ein paar Mal kleine Herden. Vierradfahrzeuge rasen über die Sandberge.