Kosh amadid, herzlich willkommen in Iran
Isfahan
Endlich ertönt die Durchsage „Cabin crew - ready for landing“, endlich am Ziel. Dabei war die Flugzeit, insgesamt gut sechs Stunden, ganz ordentlich auszuhalten, aber die langen sieben Stunden Wartezeit beim Zwischenstopp in Istanbul hatten es in sich ….
Ein paar Minuten später sind die Einreiseformalitäten erledigt, mein Koffer steht ebenfalls auf dem Laufband und so eile ich durch den gespenstisch ruhigen Flughafen dem Ausgang entgegen. Infoschalter und Shops liegen in tiefem Dunkel und ein Herr am Ausgang zeigt auf meine Frage nach einem Taxi mit dem Finger auf die andere Straßenseite. Dort fragt ein Mann mit leidlichen Englischkenntnissen nach meinem Ziel und bedeutet mir dann, dass die Fahrt zum „Tourist Hotel“ im Zentrum der Stadt zehn Euro kostet. Erleichtert lasse ich mich in das Polster des Taxis fallen, ich hätte auch 20 Euro bezahlt – nachts um 3:00 Uhr allein auf weiter Flur ohne einen Rial in der Tasche, denn getauscht hatte ich noch nicht. Für die gut 20 Kilometer bis zum Ziel benötigen wir etwa eine halbe Stunde. Es erstaunt mich, dass die Straßen um diese Uhrzeit noch hell erleuchtet und mit farbigen Lampen geschmückt sind. Endlich ist das Hotel erreicht, schnell checke ich ein und wundere mich, dass ich bei der Anmeldung noch den Namen meines vor Jahrzehnten verstorbenen Vaters angeben muss. Die Bar hat verständlicherweise um diese Uhrzeit geschlossen, doch auf dem Zimmer stehen zwei Flaschen Mineralwasser für mich bereit. Nun bin ich also in der drittgrößten Stadt des Landes.
Am nächsten Morgen stärke ich mich erstmal am Frühstücksbuffet. Es gibt u. a. Datteln und sehr süße Marmelade, dann mache ich mich auf den Weg zum Meydan-e Imam, zum Großen oder Imam-Platz. Schnell wechsele ich zur anderen Straßenseite, um im Schatten gehen zu können. Viele Passanten sehen mich freundlich an, nicken mir zu oder grüßen mich. Die Hauptstraße wird derzeitig renoviert und so muss ich nur auf die zahlreichen Moped- und Radfahrer achten. Doch an einer Kreuzung werde ich sofort mit dem Großstadtverkehr konfrontiert. Isfahan mit seinen über 2 Millionen Einwohnern ist, wie jede andere Großstadt auch, dem Smog und Verkehrslärm ausgesetzt. Wie schön muss es hier vor 50 Jahren gewesen sein … In der Literatur wird Isfahan als Sehnsuchtsort bezeichnet, als glänzende Metropole oder auch als Märchenstadt aus 1001 Nacht. Und ein paar Augenblicke später verstehe ich diese Zeilen. Zunächst sehe ich mir die Teymury Hall, in der sich das Natural History Museum befindet, von außen an und dann betrete ich ehrfürchtig den Großen Platz.
Und der hat es in sich. Der vor 400 Jahren angelegte Riesenplatz, weltweit sind nur zwei größer, ist von doppelstöckigen Arkaden umrahmt. 560 Meter lang und 160 Meter breit ist der Meydan, riesige Rasenflächen und Wasserbecken schmücken den Innenbereich. Pferdekutschen mit Gästen rauschen den Weg entlang. Zunächst gehe ich durch den Basar, der sich unter den Arkaden befindet und hole mir bei einem Tourist Office einen Stadtplan und ein paar Informationen. Danach tausche ich Geld und erhalte für einen Euro 120.000 Rial. Mein Tauschpartner spendiert eine Tasse Tee, während er das Geld von irgendwo im Basar holt. Als ich mich vor Monaten auf diese Reise vorbereitete, hätte ich nur 42.000 Rial erhalten. Diese Zahlen verdeutlichen sehr einprägsam die wirtschaftliche Situation im Lande. Hier im Basar erhält man alles, was das Herz begehrt, Souvenirs, Stoffe, Lebensmittel und, natürlich, Gewürze. Man kann sich in diesem Gassenlabyrinth leicht verlaufen. Handwerker gehen ihrer Arbeit nach, Eisen- und Kupferschmiede, Schuhmacher und Färber. Mittlerweile zeigt das Thermometer knapp 40 Grad an und alle Besucher des Platzes suchen Schatten unter den Arkaden, die Rasenflächen sind menschenleer.
Der Palast Ali Quapu ist mein nächstes Ziel, danach gehe ich ein paar Schritte weiter zur Großen Moschee, die in anderen Nachschlagewerken auch Masdjed–e Imam oder Imam–Moschee genannt wird. Bis zur Revolution war sie unter der Bezeichnung „Shah-Moschee“ bekannt. 200.000 Rial kostet der Eintritt. Am Eingang kann ein Audiophone erworben werden. Leider verderben riesige Gerüste einen Gesamtanblick auf dieses architektonisch interessante Gebäude. Um den Innenhof gruppieren sich vier überkuppelte Hallen, die Hauptkuppel ist 54 Meter hoch, die Akustik unter ihr phänomenal. Beim Rundgang wird man Zeuge der persischen Handwerkskunst, es wurden rund 500.000 farbige Fayencefliesen verwendet. Szenen mit Pflanzen und Tieren werden dem staunenden Besucher gezeigt. Die Bauzeit der Moschee dauerte gut 20 Jahre, 1629 wurde sie eröffnet.
Im Schatten der Arkaden gehe ich dann weiter zur kleineren Schwester, nämlich zur Lotfollah–Moschee. Wesentlich kleiner in ihren Ausmaßen wurde dieser Bau schon nach 14–jähriger Bauzeit 1616 vollendet. Entwickelt und hergestellt wurde sie als Privatmoschee für Sheikh Lottfallah, einem schiitischen Geistlichen. Der Anblick unter der Kuppel wird wegen des Lichts und der Farben in einigen Büchern als Harmonie in Vollendung beschrieben. Im Innenraum korrespondieren sandfarbene Ziegel mit blauen und gelben Fayencefliesen. In Fachkreisen wird dieses Gebäude als eine der schönsten, wenn nicht als die schönste Moschee der Welt bezeichnet.
Nun gehe ich durch den Basar weiter und wundere mich über die zahlreichen ATM–Automaten, die jedoch keine westlichen EC– oder Kreditkarten akzeptieren. In einer gemütlichen Teestube lasse ich die umfangreichen Eindrücke noch einmal revue passieren und entspanne mich bei einer Tasse Tee und einer Flasche Mineralwasser. 120.000 Rial kostet der Spaß, also genau einen Euro.
Der Weg zur Freitagsmoschee, meinem nächsten Anlaufpunkt, ist beschwerlich. Auf staubigen Straßen, häufig von Autos zugeparkt, geht es langsam vorwärts. Immer wieder wird man von mutigen Mopedfahrern überholt oder muss einem Auto ausweichen. Und die Sonne knallt vom Himmel, Schatten gibt es hier nicht. Erleichtert atme ich auf, als ich endlich vor dem Gebäude stehe. Es gilt als eines der ersten Beispiele für den Bautyp der iranischen Vier–Iwan–Hofmoschee, einem Modell, bei dem an jeder der vier Seiten ein offenes Gewölbe steht. Leider ist der Gebetsraum im Westiwan noch geschlossen. In den Säulengängen genieße ich den Schatten, endlich raus aus der Sonne. Auch ein Waschraum und eine öffentliche Toilette, natürlich ohne Sitz, sind vorhanden.
Für die Rückfahrt entscheide ich mich ein Taxi zu nehmen und finde auch sofort einen Wagen. Schnell ist der Preis ausgehandelt, 15.000, denn Taxameter gehören nicht zur Fahrzeugausstattung. Doch dann, beim Hotel angekommen, muss ich mich mit der monetären Realität auseinandersetzen. 15 war als Preis genannt, aber nicht Rial, sondern Tuman, also die zehnfache Menge, sie entspricht 150.000 Rial. Mit diesem Problem werde ich noch häufiger konfrontiert werden. Auf allen Geldscheinen ist der Wert in Rial angegeben, auf einer Seite in englischer, auf der anderen Seite in arabischer Sprache. Natürlich erkennen die Einheimischen ihre Geldnoten an der Farbe, ich jedoch muss immer nachsehen, den Schein auf die richtige Seite drehen und lesen. Oft kommt es vor, dass der Fahrer sich dann die richtigen Scheine herauszieht, ich jedoch gar keine Kontrolle habe. Zukünftig frage ich immer, ob der Preis in Tuman oder Rial gemeint ist. Dabei ist das Taxifahren sehr preiswert, selten hat eine Fahrt mehr als zwei Euro gekostet.
Im Licht der nicht mehr so heißen Abendsonne wandere ich zum Zayandeh Rud, und gehe dann ein paar Schritte am Ufer des total ausgetrockneten Flusses entlang. Im Schatten der Bäume stehen ausreichend Bänke zum Verschnaufen zur Verfügung, ein paar Boote verlieren sich im Sande. Viele in Schwarz gekleidete Frauen kommen mir entgegen. Zum Abendessen gehe ich einer Empfehlung im Reiseführer nach und besuche das „Abbas–Hotel“, das in einer alten Karawanserei untergebracht ist. Hier gönne ich mir Hähnchen auf iranische Art und genieße es im Freien unter dem Sternenhimmel. Ein Glas Wein hätte meine Stimmung noch etwas verbessert, aber eine Flasche Wasser tut es auch.
Später gehe ich noch einmal zum Großen Platz und traue meinen Augen nicht. Hunderte wenn nicht Tausende hocken auf den Rasenflächen, essen oder trinken etwas und unterhalten sich. Häufig werde ich angesprochen oder mit einem Lächeln bedacht, die Pferdekutschen haben Hochkonjunktur. Auch die Straßen und Bürgersteige sind voller Menschen, erstaunlich, dass sich die Rad- und Mopedfahrer immer einen Weg durch dieses Getümmel bahnen können, zumal sie ganz oft einhändig fahren, weil die zweite Hand ja das Handy am Ohr halten muss. Mir fällt es nicht leicht, so langsam durch die Einkaufsgassen zu schlendern und die Augen auf die Schmuck-, Uhren-, Schuh- und Modegeschäfte oder auf die Dönerbuden zu lenken, deshalb bewege ich mich meistens auf der Überholspur. Zurück im Hotel fällt mir auf, dass ein kleines Schild an der Decke die Richtung nach Mekka anzeigt. Der Rezeptionist begrüßt mich auf Deutsch, auf meine Fragen vermag er mir aber nicht zu antworten – so gut sind seine Deutschkenntnisse nun doch nicht.
Am nächsten Morgen beschäftige ich mich nach dem Frühstück mit organisatorischen Dingen und bestelle an der Rezeption eine Busfahrt nach Shiraz für den nächsten Tag. Die hübsche und sehr gut Englisch sprechende Dame am Empfang ist mir sehr behilflich und führt die nötigen Telefonate. Unter dem Namen „Tourist“ bucht sie für mich einen Platz im Bus der Firma Hamsafarco für 43.000 Tuman, also für weniger als vier Euro. Abfahrt im Soffeh–Terminal im Süden der Stadt ist 10:45 Uhr.
Hamid lauscht unserer Unterhaltung und stellt sich dann als kompetenter Taxifahrer und Stadtführer vor. Er bietet mir eine Halbtagesfahrt für zehn Euro an. Ich überlege nicht lange, stimme zu und bin froh über das Angebot. In den nächsten Stunden werden wir an vielen Stellen Isfahans sein, die ich ohne seine Hilfe nicht erreicht hätte. Beim zweiten Stopp reicht er mir seine Visitenkarte und bittet mich, doch etwas Werbung für ihn zu machen. Dieser Bitte komme ich gerne nach. Der „Rally Service“ Hamid karimian, Englisch speaking Driver guide Esfahan, so steht es auf seiner Visitenkarte, kann unter +989133118498 angerufen und gebucht werden. Mein Stadtführer spricht ein gutes Englisch, ist ein ruhiger und umsichtiger Autofahrer und kennt seine Heimatstadt bestens. Nachdem wir etwas länger zusammen sind, erwähnt er auch die wirtschaftlichen Probleme seines Landes und hofft, dass es nicht zum Krieg kommt und dass ausländische Investoren doch noch ein Einsehen haben und bleiben, damit die Konjunktur sich wieder erholen kann. Er geht auch auf die alkoholischen Verhältnisse ein und meint, er könne mir jedes gewünschte Getränk besorgen und es wäre auch möglich, eine Nacht bei einer Frau zu verbringen. Die Rundfahrt mit ihm hätte vor einigen Monaten noch das Doppelte gekostet.
Doch nun zur interessanten Stadtrundfahrt: In südöstlicher Richtung geht es vorwärts, wir überqueren den Zayandeh Rud–Fluss und ein paar Minuten später ist das erste Ziel erreicht, der Taubenturm. Wir steigen hinauf und Hamid erklärt mir, dass hier früher der Taubendünger aufgesammelt und in der Landwirtschaft verwertet wurde. Bei der Weiterfahrt freue ich mich wieder über das viele Grün in der Stadt und über die Sauberkeit. Mein Fahrer erklärt, dass die Tage aufgrund des Wüstenklimas recht heiß sind, an diesen Tagen knapp 40 Grad, die Nachttemperatur aber auf angenehme 17 Grad zurückfällt. Hamid lässt auch nicht unerwähnt, dass täglich bei einem Verkehrsunfall getötete Motorradfahrer zu beklagen sind.
Nun orientieren wir uns wieder in Richtung Zentrum und fahren ins armenische Viertel Jolfa, von Einheimischen stark frequentiert wegen der zahlreichen Teestuben und bei Jugendlichen als Treffpunkt sehr beliebt. Hamid schaut etwas verwundert, als ich überhaupt kein Interesse für den Besuch eines Teppichladens zeige, akzeptiert dann aber letztlich meine Haltung und geleitet mich zur ein paar Schritte entfernten Vank-Kathedrale in Jolfa. Zunächst besuche ich das Museum mit den hervorragenden Wandgemälden und wende mich dann der Erlöserkirche zu. Ein Genozid-Denkmal erinnert in der Nähe des Eingangs an den Völkermord von 1915 an den Armeniern im Osmanischen Reich.
Die Seyyed- oder Sejjed-Moschee ist unser nächstes Ziel, erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts ist sie der bekannteste Sakralbau aus der Kadscharen-Ära in Isfahan. Hier scheine ich einziger westlicher Besucher zu sein. Hamid zeigt mir den imposanten Mihrab, die islamische nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische, führt mich dann zu einem Sarkophag und besteht darauf, mich hier zu fotografieren. Hier wurde der Stifter der Moschee, Seyed Mohammed Baqer Shafti beigesetzt. Wunderschöne Fliesen schmücken die Anlage. Es soll, so höre ich, 92 alte und 4.000 neue Moscheen im Bereich Isfahan geben.
Dann stürzen wir uns wieder in den Verkehr und ich wundere mich über die vielen Autos französischer Marke. Sie werden, so mein Fahrer, in Lizenz im Lande gebaut. Dann ist auch schon der Hamam Ali Qoli Agha erreicht. Wir betreten das ehemalige Badehaus, das zu einem Museum umfunktioniert wurde, und bestaunen die mit Figuren nachgestellten Badeszenen. Zum Gesamtensemble gehören noch eine Moschee und ein Basar.
Nun geht es in den Südwesten der Stadt, zu den „Schwingenden Minaretten“. In einem kleinen Garten befindet sich das Grabmal des Sufi-Scheichs Amu Abdollah aus dem 14. Jahrhundert. Im Mittelalter hat man bei Ziegelbauten Holzbalken zum Schwankungsausgleich ins Mauerwerk eingebaut und so können die Minarette durch Einsatz von Muskelkraft etwas bewegt werden. Stündlich klettert ein Mann auf den Turm hinauf und bewegt ihn. Viele Zuschauer warten gespannt auf diesen Moment, ich konnte ihm nicht so viel abgewinnen und hatte mir mehr darunter vorgestellt. Ein Belgier spricht mich an. Er arbeitet an der Universität Lille, nimmt hier an einer Konferenz teil und kann somit Berufliches mit Privatem verbinden.
Beim letzten Punkt unserer Rundfahrt sehen wir uns wieder. Nun sind wir am Felsentempel angekommen. Ateshgah, Feuertempel, wird der rund 100 Meter hohe Felshügel, auf dem sich ein Rundbau befindet, von den Einheimischen genannt. Angesichts der geschätzten 35 Grad Außentemperatur ohne Schatten versagen wir uns den Aufstieg und sehen uns die Baureste nur von unten an. Ein Hinaufsteigen in der Mittagshitze wäre zu mühsam gewesen.
Nun ist die interessante Halbtagesrundfahrt zu Ende, Hamid fährt mich ins Zentrum zurück und setzt mich beim Palast Chehel Sotun, dem „Palast der 40 Säulen“ ab. Er befindet sich direkt neben dem eingangs erwähnten Naturhistorischen Museum und soll einer der letzten Gartenpaläste aus der Safaviden-Zeit sein. Man geht durch einen etwa fünf Hektar von einem Wassergraben durchzogenen Garten und erreicht dann den ehemaligen Thronsaal. Der Hauptsaal glänzt durch seine Wandmalereien und Gemälde, die in erster Linie Hof- und Gartenszenen darstellen.
Nach einer nötigen Pause im Hotel mache ich mich wieder auf den Weg und sehe mir die Brücke Si-o Se Pol im Zentrum an. Viele andere Interessierte scheinen meiner Meinung zu sein und halten sich hier ebenfalls auf. Im Reiseführer lese ich, dass der Fluss früher Trockenzeiten hatte, nunmehr aber aufgrund von Übernutzung der Wasserreserven, für Industrie, Landwirtschaft und Bevölkerung, ein ausgetrocknetes Flussbett die Regel ist. 33 Bögen schmücken die 290 Meter lange und 14 Meter breite Brücke. Viele Menschen sitzen unter den Bögen, unterhalten sich oder singen, hin und wieder sehe ich einen Gitarrespieler – und alles ist so relaxt und chilly. Auf dem Heimweg schaue ich mir noch die nahe gelegene Metrostation an und wundere mich, dass die ersten Abteile der einfahrenden Bahn nur für Frauen reserviert sind. „Women only“ steht an den Wagen.
Nun heißt es Abschied nehmen von Isfahan. Hamid bringt mich anderntags zum Busbahnhof und kümmert sich auch um die reservierte Fahrkarte. Danach verabschieden wir uns herzlich. Als ich die Toilette aufsuche warnt mich ein Mann mit den Worten „careful“ und „robberies“. Das hätte ich hier nicht vermutet. Der Bus fährt halbwegs pünktlich ab und erwartungsvoll lehne ich mich in meinem Sessel zurück. Wir fahren in einem wirklichen Komfortbus und ich habe das Glück, über einen Einzelsitz zu verfügen. Ein Mann versorgt uns mit Proviant, Saft, Kekse, Waffeln, Walnusskuchen und mehr. Drei deutsche junge Frauen fahren ebenfalls nach Shiraz. Sie haben in Asien schon viel erlebt, dort jeweils ein Jahr in einem Land gelebt und wohnen hier in Iran privat. Couch surfing lautet ihre Devise. Dabei haben sie natürlich mehr Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, durften erleben, wie iranische Frauen im privaten Raum ihren Schalballast abwerfen und waren auch Zeuge, als Alkohol in einer neutralen Flasche von Hand zu Hand weitergereicht wurde.
Zunächst fahren wir durch eine karge Wüstenlandschaft, im Hintergrund kahle Berge. Mich nervt das laute Video, was wohl bei Überlandfahrten nicht fehlen darf. Einmal legen wir eine kurze Pause ein. Hier erhalte ich beim Toilettengang das einzige Mal Münzen als Wechselgeld, bisher hatte ich nur Scheine gesehen. Etwa 200 Kilometer vor Shiraz wird die Landschaft etwas grüner, vereinzelte Grasbüschel haben den Kampf mit der Erde gewonnen, hin und wieder begegnet uns eine Schaf- und Ziegenherde. Ein Nadelwald spendet etwas Schatten. Mir scheint, dass der Mais hier grüner ist als in Deutschland, wo gerade der heißeste Sommer beklagt wird. Hin und wieder fahren wir an Bauern vorbei, die ihr Obst an der Straße anbieten. Um 17:00 Uhr, nach sechsstündiger Fahrt, sind wir am Ziel, etwa 500 Kilometer liegen hinter uns, und am Bahnhof drängeln verschiedene Fahrer und versuchen, das Gepäck zu schnappen. Ein etwas aufdringlicher junger Mann raunt mir den Betrag 20.000 (Tuman) zu, ich will gerade einwilligen, doch dann bietet ein regulärer Taxifahrer 10.000 an. ich willige ein und sofort geht der erste Anbieter mit seinem Preis hinunter. Hätte er mir sofort das richtige Angebot gemacht, hätte er jetzt eine Fuhre …