Kappadokien - Pergamon - Troja - Istanbul
Istanbul
Schnell nimmt der Busbegleiter mich an die Hand und ruft einen Dolmuşfahrer herbei, der schaut auf die Adresse und bedeutet mir einzusteigen. Ein anderer Fahrer mischt sich ein und, soweit ich verstehen kann, meint der eine, dass ich später mit der Straßenbahn weiterfahren und der andere, dass ich doch lieber ein Taxi nehmen soll. Was soll`s, irgendwann steige ich auf Aufforderung des Chauffeurs aus dem Minibus und winke ein Taxi herbei.
Der Fahrer des „Taksi“ beginnt sofort mit der Unterhaltung, erklärt dass er Bulgare sei und eine an Epilepsie erkrankte Tochter habe. Schließlich hält er an und meint, dass die nächste Straße für Taxis verboten sei und ich die restlichen Meter doch zu Fuß gehen solle. Kein Problem, aber ich finde das Hotel nicht. Es liegt in umgekehrter Richtung einen knappen halben Kilometer entfernt. Um Umwege zu vermeiden, frage ich einige Passanten, gehe durch den Basar und bin kurze Zeit später am Ziel. Im „Istanbul Holiday Hotel“, vorher im Internet gebucht, werde ich die letzten Nächte des Urlaubs verbringen. Es liegt wunderbar zentral und nach zwei Minuten bereits stehe ich auf dem Hippodrom und habe freien Blick auf die Obelisken und die Schlangensäule, und natürlich auch auf die Blaue Moschee. Auf weitere Erklärungen verzichte ich an dieser Stelle, man kann sie gern in einem früheren Bericht nachlesen.
Am Deutschen Brunnen vorbei, der z. Zt. renoviert wird und unter Gerüst versteckt ist, geht es zum Platz vor der Hagia Sophia. Ein Springbrunnen setzt sich fotogen in Szene. Dieses Wetter hätte ich vor 1 ½ Jahren in Istanbul auch gern gehabt. Hier, zur einen Seite die Blaue Moschee, zur anderen Seite die Hagia Sophia in bester Perspektive, spielt sich das touristische Leben ab und an dieser Stelle werden wohl die meisten Bilder fotografiert.
Später gehe ich noch ein Stück ans Marmarameer und werde Zeuge, wie die Sonne, einem Feuerball gleich, im Meer versinkt. Wieder zurück in der Wirklichkeit setze ich mich in ein Restaurant mit Gitarren-Livemusik. Zwei Australierinnen, die hier eine Kreuzfahrtpause einlegen, freuen sich, etwas über Europa erfahren zu können. Dann zieht es mich wieder auf das Hippodrom und an den Platz zwischen den beiden Moscheen. Sie werden, mittlerweile ist es dunkel, anmutig angestrahlt und das Wasser des Brunnens sprudelt in verschiedenen Farben. Die letzten Getränke des Abends bestelle ich auf der Dachterrasse des „Sarnic Terace Restaurant“ in der Nähe meines Hotels. Man hat einen guten Blick auf die angestrahlte Blaue Moschee und tagsüber auch auf das Marmarameer. Viele Gäste beschäftigen sich mit ihrem Tablet und vergessen ganz, sich mit ihrem Nachbarn zu unterhalten.
Im Hotel treffe ich einen Schweden, der für die UN in Syrien tätig ist und den gegenwärtigen Zustand und die Situation des Landes sehr beklagt. Im Zimmer ist die Heizung eingeschaltet.
Am nächsten Morgen treffe ich auf einen Mann, der mir am Vortag den Weg zum Hotel erklärt hat. Er besteht darauf, mich mit der Blauen Moschee im Hintergrund zu fotografieren und versteht gar nicht, dass ich seiner anschließenden Einladung, einen Tee in seinem Teppichgeschäft zu trinken, nicht nachkomme.
Vor dem Topkapi-Palast schaue ich mir auf einer Bank sitzend die Besucherströme an. Die Gehwege werden permanent von zwei Mitarbeitern gesäubert. In der Nähe der Galatabrücke werden zigfach Bosporustouren angeboten. Geraume Zeit sitze ich am Ufer des Goldenen Horns und beobachte das Treiben auf dem Wasser und auf der Brücke. Viele Angler versuchen ihr Glück. Ein Mann, der 33 Jahre in Köln gelebt hat, beklagt, dass seine Frau ihn verlassen habe und er nun sein Leben in der alten Heimat beschließen muss. Mit der Straßenbahn fahre ich zum Hotel zurück.
Später zieht es mich wieder an den Strand des Marmarameeres. Viele Menschen genießen die warmen Sonnenstrahlen, grillen, trinken Bier oder Tee, unterhalten sich, rauchen Wasserpfeife, mieten sich eine Angel oder schießen mit einem Luftgewehr, einer Open-Air-Schießbude gleich, auf bunte Luftballons oder Bierflaschen. Der Sonnenuntergang ist nicht ganz so spektakulär wie am Vortag.
Im „Sarnic Terace Restaurant“ beschließe ich den Abend. Es schmeckt sehr gut, zwischendurch schenkt mir der Chef noch einen Obstsalat. Er ist traurig, weil einige Gäste ihre Speise mokiert hatten und fragt, ob ich nicht auf bestimmten Bewertungsportalen ein positives Urteil abgeben könne. Mir hat es hier gefallen, das Essen war gut und der Service kompetent und freundlich. Ich will es an dieser Stelle gern erwähnen.
Der Fahrer des Flughafen-Shuttles holt mich pünktlich ab. Bewundernswert, wie er seinen Bus durch die engen und verparkten Straßen lenkt. Der Service kommt mir mit 15 TL sehr preiswert vor, im Internet hatte das Hotel noch einen doppelt so hohen Preis angegeben.
Nachdem wir die Stadt verlassen haben, geht es geraume Zeit am Marmarameer entlang, bunte Blumenbeete zwischen den Fahrspuren künden den Frühling an.
Nachtrag
Ein paar Wochen später, im Mai 2013, gab es leider einen Ballonabsturz, bei dem einige Menschen, die zuvor bestimmt ebenso begeistert waren, ums Leben kamen.