Kaukasische Begegnungen
Armenien
Jerewan
Es regnet, als der Airbus um 03:45 Uhr Ortszeit landet. Aufgrund der Zeitverschiebung ist es in Armenien schon zwei Stunden später als in Deutschland. Doch dann die erste böse Überraschung: Unsere Koffer liegen nicht auf dem Band, wurden Sie beim Umsteigen in Wien verschludert? Acht Personen unserer 16-köpfigen Reisegruppe sind betroffen und ich gehöre dazu. Marinee, die uns auf dem Flughafen in Empfang nimmt und uns auch die nächsten Tage als Reiseleiterin begleiten wird, will sich der Sache annehmen. Nachdenklich checken wir im „Hotel Ani Plaza“ ein und begeben uns schleunigst zur Ruhe, denn es wird nur eine kurze Nacht werden. Am nächsten Morgen streikt meine Dusche, der Fehler wird aber sofort behoben und mein Waschzeug befindet sich eh noch irgendwo in meinem Koffer.
Als erstes steht heute ein Besuch des Matenadaran Museums auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin sehen wir die mächtige, von vielen Seiten Jerewans erkennbare Statue der Mutter Armeniens, von den Sowjets erbaut als Erinnerung an den Sieg über die deutsche Wehrmacht. Das Mashtots Matenadaran-Institut, kurz Matenadaran, das armenische Wort für Bibliothek, UNESCO-Weltdokumentenerbe, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut und ist eine Aufbewahrungsstätte alter Handschriften von unermesslichem Wert, sowohl ideell als auch materiell. Es ist nach dem Erfinder des armenischen Alphabets, Mesrop Mashtots benannt. Etwa 5 Prozent der rund 25.000 Exponate in armenischer oder anderer Sprache werden ausgestellt, der Rest befindet sich in Spezialklimakammern bzw. Konservierungsräumen. Die von Mönchen, denn nur sie konnten schreiben, mit Schilfrohr angefertigten Handschriften sind in unterschiedlicher Größe zu besichtigen, mich faszinieren die Miniaturen, aber auch die anderen Folianten. Eines der ausgestellten Bücher wiegt etwa 50 Kilogramm, allerdings mit Einband. Ein Großteil der Schriften ist in kostbares Leder eingebunden, versehen mit Silber- oder Goldprägung und verziert mit Edelsteinen oder Elfenbein. Die Sammlung umfasst alle Bereiche der antiken oder mittelalterlichen Kultur Armeniens. Sie wird jährlich durch etwa vier Schenkungen der Auslandsarmenier angereichert.
Wissenschaftler aus der ganzen Welt besuchen Matenadaran und haben hier Gelegenheit, in ihrem Fach, sei es Geschichte, Medizin oder ein anderes Wissensgebiet, zu forschen.
Am Ausgang nimmt uns Marinee wieder in Empfang, durch das Handschriftenmuseum führte uns eine junge Kollegin. Nun geht zu einem weiteren Ort, der für die Armenier so wichtig ist: zur Genozid-Gedenkstätte auf der Schwalbenfestung, weithin sichtbar auf einem Berg erbaut, errichtet zum 50. Gedenktag. Die Anlage erinnert an den Völkermord im Jahre 1915, als 1,5 Millionen Armenier von den Türken hingerichtet, als 2.500 Klöster und Kirchen zerstört wurden. Gerade in heutiger Zeit ist das Thema wieder politisch aktuell, besonders zwischen Deutschland und der Türkei, nachdem der deutsche Bundestag als bisher letztes Land dieses Massaker als Genozid anerkannt hat. Uruguay war der erste Staat auf der Welt, der sich in dieser Hinsicht mit den Armeniern solidarisierte und die Anerkennung erklärte.
Vor dem Eingang der Gedenkstätte stehen zahlreiche Nadelbäume, gespendet von ausländischen Politikern. Wir gehen dann an der Mauer des Schweigens vorbei. In ihren Steinen kann man Namen der Städte und Dörfer lesen, aus denen die Opfer der Massaker stammten. Weiter geht es zum Tempel der Trauer. 12 Basaltstäbe sind schützend über dem ewigen Feuer angebracht. Schließlich stehen wir vor der markanten Säule der Wiedergeburt, sie wird bei späteren Fahrten durch die Stadt immer im Fokus sein. Im Museum sind Bilder und andere Exponate ausgestellt, die über den Völkermord informieren. Beim Thema „methods of mass killing“ und „medizinische Experimente“ fühle ich mich an Bergen-Belsen oder Auschwitz erinnert. Barbara, eine Mitreisende, empfiehlt das Buch „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel als weiterführende Lektüre zum Thema „Genozid“. Von der Schwalbenfestung ist der etwa 50 Kilometer entfernte Ararat, der ja bekanntlich als heiliger armenischer Berg auf türkischem Hoheitsgebiet steht, schwach über den dicken Wolken zu erkennen.
Dann haben wir uns eine Mittagspause redlich verdient und in der so genannten Schaschlikstraße nehmen wir Platz und stärken uns mit einem wunderbaren Salat, der, auch an den nächsten Tagen, immer eingangs gereicht wird, mit Fisch und armenischem Kaffee. Selten haben mir die Tomaten besser geschmeckt.
Während der Busfahrt und auch im Lokal erfahren wir von Marinee viele Details über den Staat, die Bewohner und das Leben im Lande. Gut drei Millionen Menschen leben in Armenien, davon etwa eine Million in der Hauptstadt. Weitere sieben Millionen, die so genannten Diaspora-Armenier, halten sich im Ausland auf, die größte armenische Gemeinde befindet sich in Amerika. Armenisch-apostolisches Christentum ist die absolut beherrschende Konfession des Landes, Marinee wurde im Alter von 45 Jahren getauft, da die Religion in der Sowjetzeit keine Rolle spielte. Jetzt allerdings wieder und oft wird betont, dass Armenien als erstes Land christianisiert wurde, gefolgt von den Römern und Georgien.
Eriwan, seit 1918 Hauptstadt, liegt in der 200 Kilometer langen Araratebene, die sich zwischen den Bergen Ararat und Aragats, dem jetzt höchsten Berg des Landes, hinzieht. Armenien hatte bisher 13 Hauptstädte. In der Ebene findet man das größte Weinanbaugebiet des Landes und 30 Wein- und Weinbrandfabriken haben sich hier angesiedelt. An der größten, der Yerevan Brandy Company, die den hochwertigen „Ararat“ herstellt, sind wir bereits einige Male vorbeigefahren.
Nach dem Mittagessen unternehmen wir eine kleine Stadtrundfahrt und kommen an Radio Eriwan vorbei, das Haus ist nach wie vor mit Sowjetstern, Hammer und Sichel geschmückt. Natürlich sind auch hier, wie in vielen anderen Ländern, die Witze „Frage an Radio Eriwan …“ bekannt. Wir sehen weiterhin das Rathaus, die Oper, das Schachhaus, fahren durch das Universitätsviertel und erfahren, dass das Studieren der Oberschicht vorbehalten ist. Beliebt sind die Fächer Pädagogik, Ökonomie und Medizin, letzteres kostet 1.400 Euro pro Jahr. Nach Abschluss des Studiums hat man relativ gute Berufsaussichten und einen Prestigejob. Weniger interessant sind die Studiengänge Technik und Physik, sie bieten keine bzw. nur eine schlechte Berufsperspektive. Marinee´s 27-jährige Tochter hat Musik studiert, aber keine Arbeit. Der 25-jährige Sohn unterhält sich mit ein paar Nebenjobs. Es gibt sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Universitäten, beide sind relativ teuer und nur für einen Teil der Bewohner erschwinglich. Grundsätzlich besteht eine gesetzliche Schulpflicht von neun Jahren, Grund- und Oberschule, danach kann man eine Lehre beginnen oder sich für das Studium entscheiden. Schach ist Pflichtfach an der Schule. Während der Sowjetzeit forschten ca. 30.000 Wissenschaftler in Armenien, jetzt hat sich die Zahl auf 7.000 reduziert. Gerade die armenischen Experten waren wesentlich an der Entwicklung der sowjetischen Raumfahrt beteiligt.
Nachdem wir an vielen schönen Tuffsteinhäusern und am eindrucksvollen Parlamentsgebäude, früher Sitz des Zentralkomitees, vorbeigekommen sind, erreichen wir den imposanten Republiksplatz mit einer Fläche von 14.000 Quadratmetern. Er wird von in Armenien oft anzutreffenden braunen Tuffsteingebäuden umrahmt, so vom Historischen Museum, vom Hotel Armenia, dem Postamt und einigen Regierungsgebäuden.. Vor dem Museum wurde ein großer Springbrunnen errichtet, der gerade in den Sommermonaten für Erfrischung sorgt. Die „singenden Fontänen“ sind aber auch abends ein beliebtes Fotomotiv, wenn sie, in wechselnden Farben und musikalisch untermalt, die Umgebung beleben. Am nächsten Abend werden auch wir diesem Spektakel beiwohnen. Um den Platz herum findet man zahlreiche Restaurants, Geschäfte, Wechselstuben und Banken. Eine charmante Dame führt uns durch das Historische Museum und erklärt die ausgestellten Exponate. Wir sehen Fundstücke aus prähistorischer Zeit, Keramik, Schmuck, Waffen, riesige Weinkrüge mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Litern, einen restaurierten Leichenwagen und Ausstellungsstücke, die sich mit den Königsstädten Dvin und Ani befassen. Besonders in Erinnerung wird mir der hier ausgestellte etwa 5.500 Jahre alte und damit älteste Schuh der Welt bleiben. Zum Schluss des Rundgangs werden wir noch auf ein Modell der Palastkirche von Zvarnots` hingewiesen. Nach dem Abendessen suche ich mit Attila noch eine Bar auf. Eigentlich wollten wir in ein Lokal am Republiksplatz, aber wegen heftigen Regens bleiben wir lieber in Hotelnähe.
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen von Klöstern und Kirchen, den Trutzburgen gegen Araber, Perser, Mongolen und Osmanen. Nach dem Frühstück steigen wir, immer noch in den alten Kleidern, denn die Koffer sind noch nicht eingetroffen, in den Bus und fahren ins 20 Kilometer entfernte Edschmiadsin.
Edschmiadsin
Es handelt sich um eine der ältesten Städte und um das religiöse Zentrum Armeniens. Früher, bis zum 4. Jahrhundert Hauptstadt des Landes, ist Etschmiadsin, auch diese Schreibweise wird angewendet, seit dem 15. Jahrhundert Sitz des Katholikos, des geistlichen Oberhauptes der armenischen apostolischen Kirche. Wir betreten das Kathedralengelände durch den interessanten Haupteingang, sehen das Refektorium und begeben uns dann am Genoziddenkmal vorbei zu den Kreuzsteinen. Marinee, die sowohl geschichtlich als auch kunsthistorisch sehr gut ausgebildet ist, aber immer etwas melancholisch wirkt, erklärt uns die einzelnen Steine, veranschaulicht uns die figürlichen Darstellungen und beschreibt die unterschiedliche handwerkliche Herangehensweise. Auf vielen Exponaten, die wir jetzt oder auch später erklärt bekommen, sind Weintrauben und Granatäpfel zu erkennen, die armenischen Symbole. Unsere Reiseleiterin gibt auch zu, dass, aus unterschiedlichen Gründen aber wohl auch wegen der Geschichte, viele Armenier in Melancholie verfallen oder zumindest den Anschein erwecken.
Die Kathedrale wurde mehrfach durch Kriege oder Erdbeben zerstört, aber immer wieder neu aufgebaut bzw. renoviert, schöner und größer. Sie gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Landes. Im Innenraum können u.a. ein Freialtar und einige restaurierte Fresken besichtigt werden. Ein Museum befindet sich in der Sakristei. Ausgestellt werden liturgische Gewänder, Kruzifixe, Kelche und andere Reliquien.
Auf der Weiterfahrt zum Dorf Garni halten wir noch bei den Ruinen von Zvarnots`. Mitte des 7. Jahrhunderts wurde hier eine riesige Kirche erschaffen, deren Schönheit andere Herrscher zum Nachbau inspirierte. Quittenbäume mit reifen Früchten stehen abseits der Anlage.
Unterwegs müssen wir manchmal die Geschwindigkeit reduzieren, weil Straßen durch Erdrutsch beschädigt sind und in dieser Gegend mehrere Dörfer durch diese Katastrophe total zerstört wurden. Aus Sicherheitsgründen werden die Gasleitungen, meistens gelb angestrichen, überirdisch verlegt. In dieser Umgebung hat man 1970 unterirdische Quellen entdeckt.
Garni
Ein heftiger Regenschauer begleitet uns, als wir in den Ort Garni, übersetzt „altes Dorf“, fahren. Wir stürzen aus dem Bus und eilen zum Sonnentempel, den ich aufgrund seines Aussehens eher in Griechenland vermutet hätte. Er befindet sich am Rande einer gewaltigen Schlucht und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Es gibt verschiedene und unterschiedliche Theorien über den Grund seiner Errichtung. Er wurde aus Basalt hergestellt und sein Gebälk wird von 24 ionischen Säulen getragen. Wir drängeln uns in den engen Innenraum, in dem schon Mitglieder anderer Reisegruppen Schutz vor Regen suchen. Ein Duduk-Bläser unterhält uns mit schönen alten und traditionellen Melodien. Sein Blasinstrument wurde aus dem Holz des Aprikosenbaumes hergestellt. Später werfen wir noch einen Blick in die Schlucht des Azat. Obwohl die Witterung alles andere als eine klare Aussicht zulässt, können wir dennoch den natürlichen „Tempel“, bestehend aus bis zu 300 Meter hohen Basaltblöcken oder basaltenen Stelen, wahrnehmen und dieses eindrucksvolle Naturdenkmal bewundern. Der Legende nach hat Gott sich diesen Tempel mit Hilfe des Flusses Azat und der Witterung selbst erschaffen. Zurück zum Bus haben wir Gelegenheit, von den einheimischen Händlern armenische Leckereien, vor allem Walnüsse in unterschiedlicher Anrichtung, zu erwerben.
Nun geht es zum Mittagessen auf einen Landgasthof. Attraktion ist allerdings die Möglichkeit, zwei Frauen beim „Lawaschbacken“ zuschauen zu können. So beobachten wir, wie eine Frau den Teig knetet und rollt und eine andere ihn in einem Erdboden-Feuerloch befestigt und backt. Sie muss mit Argusaugen aufpassen, dass der Teig nicht ins Feuer fällt und so ist wohl auch der Name des armenischen Nationalbrotes, eines ungesäuerten Fladenbrotes entstanden: Lawasch heißt übersetzt „pass auf“. Beim Zusehen läuft uns das Wasser im Munde zusammen und natürlich probieren wir die Köstlichkeit. Sie eignet sich hervorragend, um darin Kräuter einzurollen und als Vorspeise zu genießen.
Geghard
Ein Löwe mit Lanze als Vorposten kündigt die nächste Sehenswürdigkeit an. Am Eingang der Klosteranlage hoffen fahrende Händler und ein paar Musiker auf ein gutes Geschäft. Armenische Familien kommen hierher, um sich an diesem beliebtesten Wallfahrtsort des Landes trauen, taufen oder ihre Opfertiere segnen zu lassen. Ein paar Hühner können zu diesem Zweck draußen erworben werden. An den Bäumen hängen zahlreiche Taschentücher, als Glücksbringer von den Gläubigen angebracht.
Das Geghard-Kloster, auch Gerhard-Kloster genannt, wurde im 4. Jahrhundert gebaut und gehört seit dem Jahre 2.000 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Gründung wird dem Heiligen Gregor, dem Patron der armenisch apostolischen Kirche, zugeschrieben. Richtige und vollständige Bezeichnung ist Geghardavank und bedeutet „Kloster zur heiligen Lanze“. Gemeint ist eine Reliquie, die heute in Edschmiadsin aufbewahrt wird. Die Nutzung von Höhlen und in Fels gehauene Räume sind charakteristisch von Geghard. Der Gesamtkomplex besteht aus einer ganzen Reihe von Räumen.
Zentrales Gebäude ist die Muttergotteskirche, die Kathoghike, eine Kreuzkuppelkirche mit vier kleinen Eckkapellen. Ihre Kuppel und die Fassaden sind reich verziert mit Tierbildern und Fruchtmotiven, wie Weintrauben oder Granatäpfel. Auch die Mausoleen oder Gruften sind mit meisterhaften Stein- oder Bildhauerwerken ausgestattet. Besonders in Erinnerung ist mir das Familienwappen in der Proschjan-Gruft: zwei angebundene Löwen, darunter ein Adler, der ein Kalb in seinen Krallen hält. Auch von der Kuppel, durch die das matte Nachmittagslicht dringt, bin ich sehr beeindruckt. Wir besichtigen die einzelnen Räume und Gebäude, laufen über etliche Grabplatten und klettern natürlich auch in einige Höhlen. Am Ausgang erwerbe ich eine im Kaukasus häufig angebotene Spezialität, die in Georgien Tschurtschchela genannt wird, nämlich Walnüsse, mit einer Traubensaft-Kuvertüre überzogen. Eine Stange kostet 700 Dram, was etwa 1,35 Euro entspricht. Es regnet immer noch, als wir zum Hotel zurückfahren. Am Tscharenz-Bogen, einem dem Dichter Tscharenz gewidmetem Aussichtspunkt, erhaschen wir einen etwas besseren Blick auf den Ararat und seine beiden Spitzen.
Abends, zurück in Jerewan, nehmen wir überglücklich unsere Koffer entgegen. Endlich können wir wieder frische Kleidung anziehen. Meine gute Laune wird noch besser, als ich aus dem Hotelzimmer schaue, denn vor mir erhebt sich der 5.156 Meter hohe Ararat in seiner ganzen Größe und Pracht, frei von Wolken habe ich das Nationalsymbol Armeniens vor Augen, einfach herrlich. Darauf gönne ich mir beim Abendessen ein leckeres Kilikia-Bier. Später, nachdem wir uns die singenden Fontänen auf dem Platz der Republik angesehen haben, nehme ich zusammen mit Gerlinde und Attila einen Absacker in einem von Einheimischen gut besuchten Lokal und gemeinsam probieren wir den heimischen Weinbrand.
Am nächsten Tag werden wir etwa 290 Kilometer zurücklegen und nicht mehr nach Jerewan zurückkehren, gut, dass unser Gepäck eingetroffen ist. Auch am Morgen habe ich beim Blick aus dem Hotelfenster eine perfekte Sicht auf den Ararat. Unser Weg führt an Fabrikruinen vorbei, die mehr und mehr verfallen. Gab es in der Sowjetzeit noch eine blühende Industrie, so hat sich Armenien zunehmend zu einem Agrarland verändert, zumal nach dem Erdbeben 1988 etwa 25 Prozent der Industrieanlagen zerstört wurden. Auf der Fahrt erhalten wir wieder interessante Einblicke von unserer Reiseleiterin. So erfahren wir, dass im Lande eine gewisse Nostalgie nach der Sowjetära besteht, denn „früher war alles besser“. Es gibt im Lande keine Versicherung oder Krankenkasse, außer bei der Weinbrandfabrik in Jerewan, denn nur hier sind die Mitarbeiter versichert. Gab es früher eine funktionierende medizinische Versorgung, so kann man heute wählen zwischen der kostenpflichtigen und relativ teueren privaten oder staatlichen Klinik oder der kostenfreien Polyklinik. Aber auch bei letzterer hat man ohne geldliche Zuwendung an Ärzte und Pflegepersonal keinen adäquaten Service. Auch sind hier, so Marinee, die Ärzte und die Ausrüstung schlechter. Unsere Reiseleiterin hat in einer Polyklinik entbunden und sie hat relativ viel bezahlt, damit keine Komplikationen eintreten und ihr genügend medizinische Aufmerksamkeit zuteil wird. Lediglich bei einer Krebskrankheit soll die Behandlung kostenlos sein. Viele Armenier meinen, lieber sterben, als ins Krankenhaus gehen. Natürlich müssen auch die Medikamente bezahlt werden. Das durchschnittliche Monatsgehalt soll bei 240,- Euro liegen. Auch noch so begabte junge Menschen haben keine Aussicht auf ein Studium, wenn ihre Eltern nicht die nötigen monetären Mittel haben. Schreckliche Zustände sollen in Behinderten- und Psychoheimen herrschen. Besonders betroffen und vom Staat allein gelassen sind Rentner und Behinderte, aber auch allein erziehende Frauen. Die monatliche Rente bewegt sich angeblich zwischen 30,- und 50,- Euro. Marinee meint, dass offiziell acht bis 10 Prozent der Bevölkerung extrem arm ist, die Zahl 32 Prozent aber wohl eher der Realität entspricht. Nach offizieller Ankündigung sind 16 Prozent der Bevölkerung arbeitslos, in Wirklichkeit aber wohl 25 Prozent. Was für ein Unterschied zu den Neureichen oder Oligarchen, die dekadent mit Hubschraubern auf Jagd gehen.
Unsere Reiseleiterin wohnt in einer 45 Quadratmeter großen Wohnung, die Höhe der Miete habe ich nicht verstanden, aber sie muss monatlich 120,- Euro für Gas entrichten. Die geschilderten Zustände führen dazu, dass jährlich etwa 40.000 Armenier das Land verlassen und ihr Glück im Ausland suchen. Bekanntester Armenier außerhalb des Landes ist wohl der Sänger Charles Aznavour.
Kurz vor der türkischen Grenze halten wir an, denn von dieser Stelle kann der Ararat besonders gut fotografiert werden, aber auch der Aragats, der mit 4.095 Metern höchste Berg des Landes, liegt gut im Fokus. Es ist schon ein komisches Gefühl, dass der heilige Berg, wo, der Legende entsprechend, Noah nach der Sintflut mit seiner Arche landete und die Welt neu besiedelte, nun auf türkischem Territorium liegt. Gerade in dem Land, mit dem Armenien in Dauerspannung lebt. Der Besenbinder, der am Parkplatz seiner Arbeit nachgeht, scheint sich mit der Situation abgefunden zu haben und einige Mitreisende kommen mit ihm ins Geschäft.
Chor Virap
Nun ist es nicht mehr weit bis zum angeblich meist fotografierten Kloster in Armenien. Chor Virap, manchmal auch Khor Virap geschrieben, was „tiefes Verlies“ bedeutet, ist der Ort, wo König Trdat III der Legende nach den heiligen Gregor den Erleuchter im Jahre 288 n. Chr. einsperren ließ, um ihm den christlichen Glauben auszutreiben. Lange 13 oder 15 Jahre, in der Reiseliteratur findet man unterschiedliche Angaben, saß Gregor im finsteren Verlies und ließ sich nicht beirren. Erst das Flehen einer Königsschwester befreite ihn aus dem Erdloch, denn man hoffte, dass Gregor den an einer bösartigen Krankheit leidenden König heilen könne. Nach seiner Genesung ließ sich der König nebst Familie und Hofstaat taufen und verfügte, dass sich die Armenier als erstes Volk auf der Welt zum Christentum bekannten. Die Grube kann besichtigt werden, einige Mitreisende sind hinab gestiegen, ich habe angesichts des Trubels darauf verzichtet.
Man erreicht das Kloster über einen Treppenaufstieg und betritt dann den von Mönchszellen und anderen Gebäuden umgebenen Hof. Von der Umfassungsmauer hat man einen hervorragenden Blick auf die türkische Grenze und natürlich auf den Ararat, dessen zwei schneebedeckte Gipfel in der Mittagssonne glänzen. Der Fluss Arax bildet eine natürliche Grenze zum anderen Land, es gibt drei Grenzzonen, in ersterer dürfen armenische Bauern noch ihr Vieh weiden. Natürlich besichtigen wir auch die Muttergotteskirche, eine schlichte Kreuzkuppelkirche mit einem bemerkenswerten Hochrelief, das den heiligen Gregor zeigt.
Zurück beim Parkplatz hätte man Gelegenheit, Tauben zu kaufen und ihnen eine kurze Freiheit zu schenken.
Dann geht es weiter durch eine fruchtbare Landschaft. Stauseen wurden angelegt, deshalb finden viele Störche ausreichend Nahrung und brüten hier, Obstanbau, Weinbau, hier findet die armenische Landwirtschaft statt. Einheimisches Obst, meistens Melonen, kann am Straßenstand erworben werden. Danach wird die Gegend karger und unwirtlicher, wir fahren entlang der Grenze zu Aserbaidschan und können die Radarschirme auf den Bergen erkennen. In der Nähe von Areni kommen wir an ein paar Weinkeltereien vorbei. Hier in dieser Gegend wurde der oben beschriebene älteste Schuh der Welt gefunden. Und dann ist unser nächstes Ziel erreicht.
Noravankh
Völlig einsam, 1.500 Meter über dem Meeresspiegel, versteckt sich eines der schönsten Klöster Armeniens am Ende einer Schlucht: Noravankh, übersetzt „neues Kloster“. Im 13. Jahrhundert errichtet, wurde die Klosteranlage durch Erdbeben mehrfach zerstört und musste wieder aufgebaut werden. Sie besteht aus der Johannes dem Täufer geweihten Hauptkirche mit der vorgelagerten Eingangshalle, dem Gavith. Von der alten Täuferkirche sind nur noch Reste des Gemäuers zu sehen, die neue wurde im 13. Jahrhundert als Bischofssitz und als Grabstelle der Fürstenfamilie Orbeljan errichtet. Die dreigeschossige Mausoleumskirche entstand erst im 14. Jahrhundert, ist aber wohl das bemerkenswerteste Bauwerk der gesamten Klosteranlage. Dreigeschossig, mit teils gut erhaltenen wertvollen Skulpturen geschmückt, wird sie mir lange in Erinnerung bleiben. Marinee bittet uns, nur das Erdgeschoss zu besichtigen, denn die schmale Steintreppe zur zweiten Ebene hat schon häufiger Unfälle verursacht. Wir respektieren ihren Wunsch. Die dritte Ebene besteht aus einer 12-säuligen Rotunde und wird mit einer Kuppel abgeschlossen.
Unsere verdiente Mittagspause verbringen wir im angeschlossenen Restaurant.
Kleiner Exkurs „Bergkarabachkonflikt“
Es handelt sich um einen seit Jahrhunderten schwelenden Konflikt der Staaten Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach. In der Antike gehörte das Gebiet zu Albania, einem Königreich in Kaukasien auf dem Territorium, wo sich heute Aserbaidschan befindet, später im Mittelalter zeitweise zu Armenien, danach zu Persien und 1805, nach dem persisch-russischen Krieg, zu Russland. So wanderten im 19. Jahrhundert 40.000 Armenier aus Persien und über 80.000 aus dem Osmanischen Reich nach Karabach. Eine weitere Einwanderungswelle folgte nach dem Genozid im Jahre 1915. Wegen Wasser- und Landknappheit, aber auch aus anderen Gründen, wie Sippenhaft und Blutrache bei den Aseris, kam es immer häufiger zu Konflikten zwischen den Aseris und den Armeniern.
Nach der Unabhängigkeit von Russland 1918 erhoben beide Staaten Anspruch auf Bergkarabach. Es folgten weitere Konflikte und Gemetzel, beide Staaten wurden später in die Sowjetunion eingegliedert und Bergkarabach 1920 Aserbeidschan zugeteilt. Gegen den Willen der Armenier, die die Bevölkerungsmehrheit repräsentieren, wurde die Region 1923 per Dekret Autonomes Gebiet der Aserbaidschanischen SSR. Ein neuer Konflikt brach 1985 aus und Bergkarabach wurde zeitweilig zum Sondergebiet erklärt. Es folgten weitere Pogrome, Massaker und Massenmorde. Im Jahre 1991 wurde die unabhängige Republik Bergkarabach gegründet. Ihre Truppen und die armenische Armee brachten große Teile des von Bergkarabach beanspruchten Gebiets unter ihre Kontrolle. Die genannten Auseinandersetzungen forderten 25.000 bis 50.000 Menschenleben, über eine Million Menschen wurden vertrieben. Und ein Friede ist immer noch nicht in Sicht, immer wieder liest man von militärischen Übergriffen an der Grenze, auch im Jahre 2016. Marinee meint bedauernd und enttäuscht, dass ihr Land bei diesem Konflikt nicht ausreichend von Russland unterstützt werde.
Weiterfahrt nach Dilidschan
Unterwegs machen wir Halt bei einer alten Karawanserei. Sie liegt am Sevan-Pass auf einer Höhe von 2.400 Metern nahe einer Quelle. Man erhält einen guten Eindruck, wie die Händler früher mit ihren Tieren und Habseligkeiten die Nacht verbracht haben.
Kurze Zeit später ist der größte See des Landes im Blickfeld. 78 Kilometer lang, 56 Kilometer breit und bis zu 80 Metern tief, doppelt so groß wie der Bodensee: So wird uns der Sevansee erklärt. Kleine Dörfer sind an seinem Ufer angesiedelt. Mehrere Bauern haben große Strohstapel auf dem Hof stehen. Auf der Weiterfahrt fühle ich mich angesichts der weiten Weidelandschaft mit den grasenden Schafen, Ziegen und Rindern an die Mongolei erinnert.
Das Dorf Noratus auf der gleichnamigen Halbinsel gelegen heißt unser nächstes Ziel. Wir halten an einem Friedhof mit sehr gut erhaltenen Grab- bzw. Kreuzsteinen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. An einem nahen Kiosk oder Souvenirshop kaufe ich mir eine CD mit folkloristischen Liedern aus Armenien. Auf der Weiterfahrt kommen wir an etlichen Hotelruinen vorbei, in der Sowjetära begonnen und danach nicht fertig gestellt, da keine Mittel vorhanden waren und der geldliche Zufluss von Moskau versiegt war. Ortsschilder sind teilweise dreisprachig, armenisch, russisch und englisch. Fischverkäufer warten auf der Straße auf Kundschaft, sie haben keine Gewerbeerlaubnis und arbeiten schwarz. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn man sich die Polizei „ins Boot holt“. Korruption ist laut Auskunft unserer Reiseleiterin ein großes Problem im Lande.
Dann, endlich, ist Dilidschan erreicht und wir beziehen unsere Zimmer im Hotel „Dilijan Resort“. WLan ist in armenischen Hotels, jedenfalls in den Häusern, wo wir übernachtet haben, obligatorisch, teils wird der Pin zusammen mit dem Zimmerschlüssel gereicht. Die Stadt, etwa 15.000 Einwohner, liegt inmitten eines Naturschutzgebietes in der so genannten „armenischen Schweiz“. Ein Denkmal zum 50. Jahrestag der Sowjetunion beherrscht das Zentrum. Wir essen im Hotelrestaurant und später trinke ich mit Karl noch ein Bier in der Hotelbar. Der Keeper scheint noch von alten Lehrmeistern aus der Sowjetzeit ausgebildet worden zu sein. Sein Eifer oder gar seine Motivation ist schon als geschäftsschädigend zu bezeichnen. Ein „Nachtleben“ habe ich in Dilidschan nicht entdecken können. Es hat sich mächtig abgekühlt und einige Mitreisende beschweren sich bei Marinee, dass die Heizung auf dem Zimmer nicht funktioniert hat.
Am nächsten Morgen steigen wir wieder in unseren Bus und fahren zum Kloster Haghartsin. Bauern haben ein Feuer an der Straße entfacht und grillen Maiskolben. Vom Parkplatz aus müssen wir noch eine kleine Anhöhe besteigen und dann sehen wir auch schon die Anlage, die übersetzt „Tanz der Adler“ heißt. Sie liegt geschützt und eingebettet in einer Waldlichtung in den Phambakbergen und soll früher eine heidnische Kultstätte gewesen sein. Wir besichtigen die Muttergotteskirche, die Grabkapelle und die Grigorkirche, den Gavith und einen Teil des Refektoriums.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Dorf Gosch, benannt nach dem armenischen Dichter M. Gosch, der auch das erste armenische Gesetzbuch verfasst hat. Am Eingang hat man ihm ein Denkmal gesetzt. Marinee erzählt uns seine Fabel vom Uhu und Adler. Aber mehr als die Klosteranlage Goschawankh interessiert uns ein alter Opel, denn er ist mit einem Aufkleber geschmückt: „Alemannia A 1. Bundesliga wir sind dabei“. Man bedenke, Aachen ist im Jahre 2007 abgestiegen. Angesichts der vielen gesehenen Gotteshäuser mag man uns diesen Seitensprung ins Weltliche verzeihen.
Das gut erhaltene Bauwerk wird nicht mehr kirchlich genutzt. Die einzelnen Gebäude sind bis auf eine Ausnahme miteinander verbunden. Wertvolle Kreuzsteine können besichtigt werden. Eine Blindenschrift informiert in fünf Sprachen, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Menschen ohne Sehvermögen unbehelligt über die zahlreichen Stufen kommen. Zum Schluss der heutigen Rundreise halten wir in Alt-Dilidschan, sehen uns die traditionellen Häuser an, haben die Möglichkeit, Schmuck oder andere Souvenirs zu kaufen und können in einem Postamt Briefmarken erwerben. Zurück im Hotel werden wir mit einem Glas Saft und dem Angebot, die Sauna kostenlos zu nutzen, überrascht. Sichtlich stolz erklärt uns Marinee, dass man sich mit dieser Geste für den Heizungsausfall entschuldigt.
Im Norden
Heute werden wir uns von Armenien verabschieden. Nach dem Frühstück fahren wir nordwärts durch die Region Lori. Auch diese Gegend wurde durch Erdbeben stark zerstört. Es gab viele Tote und auch das Deutsche Rote Kreuz aus Deutschland hat geholfen, die zahlreichen Verletzten zu behandeln. Hin und wieder tauchen molokane Dörfer auf. Die Molokanen, übersetzt Milchtrinker, weil sie sich in der Fastenzeit von Milch ernähren, haben sich von der Russisch-Orthodoxen Kirche ab- und einem spirituellen Christentum, einer Sekte, zugewandt. In ihren Dörfern herrscht Alkohol-, Nikotin- und Fernsehverbot. Früher durfte man nur untereinander heiraten, heute haben sich die Gebräuche etwas gelockert. Männer tragen lange Bärte, Frauen lange Zöpfe, Rock und Kopftuch. Wir fahren durch eine reizvolle Landschaft, Rinder grasen am Wegesrand, Bauern arbeiten auf den Feldern und ernten Kartoffeln. Serpentinen und Haarnadelkurven sind zu bewältigen und ich muss unserem Fahrer ein dickes Lob zollen, er meistert die Herausforderung hervorragend. Häufig wird uns ein wunderbarer Ausblick auf die Debedschlucht ermöglicht. Kurz darauf ist Sanahin erreicht.
Eine Kupfergießerei ist zu sehen, als wir auf das Kloster zufahren. Es liegt auf einer Höhe von etwa 1.000 Metern und somit auf etwa der gleichen Höhe wie das Kloster Haghbat, das wir im Anschluss besichtigen werden. Im 13. Jahrhundert hielten sich über 500 Mönche in beiden Stätten auf. Beide Klöster gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch hier finden wir viele wertvolle Chatschkare, also Kreuzsteine, vor, außerdem Grabplatten von Herrschern und zölibaren Priestern. Aber auch von Verstorbenen, die nicht zum Adel oder zur Kirche gehörten, wie z. B . über dem Grab eines Minnesängers. Der Komplex besteht u.a. aus der Erlöserkirche, dem größten Bauwerk, der Muttergotteskirche als ältestes Gebäude, dem Gavith, der Bibliothek und Auferstehungskirche. Am Friedhof erklärt uns Marinee, dass nur Männer zur Beerdigung gehen, nach sieben Tagen trifft sich die Familie wieder am Grab zu einem Mahl, auch für den Verstorbenen ist eingedeckt. Nahe Familienangehörige tragen ein Jahr lang Trauerkleidung.
Auf der Weiterfahrt halten wir am Mikojan-Denkmal. Der frühere sowjetische Flugzeugkonstrukteur Artjom Mikojan wurde 1905 in Sanahin geboren. Er war maßgeblich an der Entwicklung einiger MIG-Jagdflieger beteiligt.
Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem letzten Ziel in Armenien, dem Kloster Haghbat, manchmal auch Haghpat geschrieben. Das Kloster aus dem 10. Jahrhundert liegt auf einem zerklüfteten Hochplateau. Man hat eine wunderbare Aussicht auf die Debedschlucht. Marinee meint, dass Haghpat, übersetzt "feste Wand", im Vergleich zu Sanahin weltlicher sein soll. Der Komplex gilt als wertvolles Beispiel der mittelalterlichen armenischen Architektur. Die Anlage wurde mehrfach zerstört und verwüstet. Das Gavith der Hauptkirche, also die Vorhalle, wurde an Stelle eines Mausoleums errichtet. Auch hier finden wir Kreuzsteine mit kunstvoller Gravur vor. Wir besichtigen die Kreuzkirche und die Muttergotteskirche, das Hamazasp-Gebäude, das früher der Lagerung von Wein und Getreide diente, und das Mausoleum. Marinee erklärt uns die einzelnen Gebäude etwas temporeicher, denn sie merkt wohl, dass bei dieser Vielzahl an interessanten Gebäuden und bei der Menge des in diesen paar Tagen Gesehenen unsere Aufnahme und unser Verstehen am Limit sind. In Sadachlo ist die Grenze erreicht, wir nehmen unser Gepäck auf, verabschieden uns herzlich von den beiden hervorragenden Begleitern und eilen auf den Schlagbaum zu – Georgien erwartet uns.