Im Nahen Osten
Jordanien
Das Hotel "Ambassador" ist meine nächste Bleibe, der Taxifahrer verlangt etwas mehr, als die jordanische Begleiterin mir als ausgehandelten Preis zugeflüstert hatte, und er hätte mich gern in einem anderen Haus untergebracht.
Auch hier herrscht wieder gähnende Leere und Ruhe auf den Fluren und in der Bar, die Cafeteria ist gar nicht geöffnet. An der Rezeption höre ich, dass derzeit, da außerhalb der Saison, keine Touristenbusse nach Petra fahren, der Transport mit öffentlichem Nahverkehr zu kompliziert ist und ein individuelles Taxi die einzige Möglichkeit darstellt. Der Preis soll 30 Dollar betragen.
Auch Direktfahrten ans Rote oder Tote Meer sind am nächsten Tag aus besagtem Grund nicht möglich. Etwas enttäuscht gehe ich durchs Geschäftsviertel, aber auch die Reisebüros haben keinen besseren Vorschlag. Am Taxiservice vor meinem Hotel kann ich einen Preis von 25 Dollar aushandeln, aber irgendwie gefällt mir die Sache nicht.
Beim Abendessen im Hotel bin ich der einzige nicht arabische Gast. Männer und Frauen sitzen an getrennten Tischen. Später beim Bier in der Hotelbar habe ich wieder den ganzen Raum für mich allein. An mehreren Stellen hängen Bilder vom König und von seinem verstorbenen immer noch populären Vater, der das Land 46 Jahre lang regiert hatte.
Nach dem Frühstück frage ich den Portier noch einmal nach den einzelnen Stationen, er ist so freundlich und schreibt mir die Namen der Bahnhöfe in Englisch und Arabisch auf. So geht es zunächst mit dem Taxi zum Abdul-Bahnhof, zwei Schafe laufen im Zentrum an einer Ampelkreuzung über die Straße. Beim Bezahlen habe ich eine kleine Auseinandersetzung mit dem Fahrer, denn das Taxameter zeigt einen dreifach überteuerten Preis an.
Von hier geht es mit einem Minibus weiter zur South-Station, ich bezahle mit einem 1-Dinar-Schein und der Fahrer muss aussteigen, um das Geld zu wechseln. Er spricht kein englisch, ist aber so freundlich und geleitet mich an der Südstation zum schon wartenden Autobus nach Petra.
Neben mir sitzt ein Engländer, der zusammen mit einem Freud seine in der Nähe von Amman wohnenden Eltern besucht. Später in Petra treffen wir uns noch einige Male, er hat mich sofort als Deutschen erkannt, warum auch immer.
Die Fahrt ist manchmal recht eintönig, auf halber Strecke wird eine kurze Pause eingelegt. Manchmal fahren wir durch kleinere Ortschaften, einige Häuser sind bemalt und weisen den Inhaber als Hadschi, als Mekkapilger, aus. Manche Antennenstangen auf den Dächern haben Ähnlichkeit mit dem Eiffelturm. Hin und wieder sind Beduinenzelte in einiger Entfernung auszumachen.
Direkt vor dem Hotel "Elgee" in Wadi Musa stoppt der Bus und ich belege ein preiswertes Zimmer. Nach kurzer Pause mache ich mich auf den Weg nach Petra, dem eigentlichen Höhepunkt dieser Reise. Eine ehemalige Kollegin ist einige Male hier gewesen und hatte mir vorgeschwärmt, wie schön, wie interessant und wie sehenswert diese faszinierendste historische Stätte Jordaniens ist, und sie hat nicht gelogen.
Petra war Hauptstadt der Nabatäer, die vor über 2000 Jahren in Südjordanien siedelten. Von hier wurden Handelsrouten des antiken Arabiens beherrscht, Zölle erhoben und den Karawanen Schutz geboten. Ein raffiniertes Wassersystem mit Dämmen und Kanälen wurde angelegt. Nach über 300 Jahren in der Versenkung wurde die Stadt 1812 vom Schweizer Burckhardt wieder entdeckt.
Stolze 21 JD Eintritt sind fällig. Vom Visitor Center gehe ich an Grabanlagen vorbei zum Siq. Rasende Pferdekutschen überholen mich und Reitpferde werden mir angeboten, aber ich marschiere zu Fuß weiter. Der Gang durch den ca. 1.200 m langen Canyon Siq, durch Erdbeben entstanden, ist spektakulär, die Schlucht mit den bis zu 100 m hohen steilen Felswänden in warmen Gelbfarben ist unbeschreiblich schön. Manchmal begegnet mir eine kleine Gruppe Schulkinder.
Auf dramatische Weise erscheint am Ende des Siq das Schatzhaus Khazne Faraun, das berühmteste Monument Petras, meisterhaft aus rotem Fels herausgearbeitet. Es diente schon als Kulisse mehrerer Filme. Ich hatte schon viele Fotos dieses Portals gesehen, aber die reale Ansicht in der Wirklichkeit ist noch atemberaubender.
Weiter geht es an Grabstätten vorbei zum Theater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. mit 3.000 Sitzen. Auf diesem Teil der Anlage werden Esel- und Kamelritte angeboten. Der Königsgswand mit dem Mausoleum und dem Palastgrab statte ich einen Besuch ab, sie ist weithin sichtbar und beherrscht eine ganze Bergfront.
Nach kurzer Erfrischungspause wage ich den Aufstieg zum Kloster Deir. Es ist sehr anstrengend, aber ich habe keinen Schritt bereut. Etwa 200 m Höhenunterschied und rund 800 Treppenstufen sind zu bewältigen. Die Aussicht auf Petra und Umgebung ist unvorstellbar schön. Einige Touristen lassen sich mit einem Esel hochbefördern. Die meisten Besucher bleiben unten und wissen nicht, was ihnen entgeht. Hin und wieder bieten Souvenirhändler ihre Sonderangebote an: "Good prices, no business today". Etwas unangenehm sind die Fliegen, die sich über die auf dem Weg verstreuten Eselsäpfel hermachen.
Selten hat mich eine archäologische Anlage so fasziniert wie diese.
Mein nächstes Ziel heißt Aqaba am Roten Meer. Allmorgendlich fahren von Wadi Musa zwei oder drei Busse dorthin. Ich gehe zur Busstation und muss leider erfahren, dass es vormittags keine Transportmöglichkeit mehr gibt, der letzte Bus war voll und ist eine halbe Stunde früher als vorgesehen losgefahren. Leicht erregt frage ich nach alternativen Möglichkeiten. Ein Taxifahrer schlägt vor, mich nach Ma-am zu fahren, von dort sollte es problemlos weitergehen. Was bleibt mir anderes übrig.
Nach kurzem Feilschen werden wir handelseinig. Im Bus von Ma-am nach Aqaba darf ich vorn neben dem Fahrer sitzen. Nach einer guten Stunde sind die 110 km geschafft. Einmal sehe ich ein totes Kamel auf dem Grünstreifen der Autobahn liegen. Zu Fuß suche ich mir ein Hotel in Strandnähe und checke im "Aqaba Gulf Hotel" ein.
Auch hier wird die geringe Belegung beklagt und man gewährt mir unaufgefordert einen Sonderpreis. Nach den mehr oder weniger erlebnisreichen und anstrengenden Tagen vorher möchte ich hier nur relaxen, baden und in der Sonne liegen. Aber das ist gar nicht so einfach.
Es dauert eine ganze Weile, bis ich Zugang zum Strand finde, mal ist der Weg durch eine Baustelle, mal durch große Hotelkomplexe versperrt.
Schließlich erreiche ich nach mehrmaligem Nachfragen den Barracuda-Beach, zahle Eintritt und genieße den ganzen Tag am Meer. Die Wassertemperatur ist sehr angenehm und das Wasser klar und sauber. Fasziniert bin ich von der Tatsache, mit einem Blick auf drei Länder sehen zu können, auf logischerweise Jordanien, auf das fünf Kilometer weiter entfernte Israel und auf Ägypten.
An einem der nächsten Nachmittage liege ich auf dem Bett, schaue fern und bin Zeuge bei der Verkündung des neuen Papstes. Den ganzen Abend zeigt das jordanische Fernsehen diese Bilder. Die Barkeeperin erzählt, dass die Eigentümer des Hotels und die Führungsriege ebenfalls Christen sind. Meist bin ich einziger Gast in der Bar, morgen sollen angeblich einige Gruppen aus Ungarn eintreffen. Das in Jordanien gebraute Amstel-Bier schmeckt mir recht gut.
Am Tag vor meinem Rückflug fahre ich mit dem Jett-Bus nach Amman, zuerst geht es durch riesige Bergschluchten. Manchmal kommen uns LKW mit deutschen Firmenaufschriften entgegen, hin und wieder warnen Hinweisschilder vor Kamelen.
Auf dem Weg ins Hotel "Firaz Palace" fragt der Taxifahrer nach meinen weiteren Plänen und wir vereinbaren für den letzten Tag eine Fahrt morgens ans Tote Meer und abends zum Flughafen für insgesamt 30 JD.
Ich wandere durch Ammans Altstadt und besichtige das Römische Theater, eine Weile unterhalte ich mich mit einem Iraker, der seit einiger Zeit in Jordanien lebt und arbeitet. Hier ist es nicht so heiß, in Aqaba war es erheblich schwüler. Der Taxifahrer, der mich ins Hotel zurückfährt, spendiert unterwegs einen Becher Kaffee.
Nach dem Frühstück checke ich aus, deponiere meinen Rucksack neben der Rezeption, bezahle mit Visakarte und freue mich, dass ich die Wertsachen noch im Safe lassen darf.
Pünktlich um 10.oo Uhr werde ich abgeholt, aber nicht von dem schon bekannten Fahrer, sondern von seinem Bruder, so jedenfalls stellt er sich vor. Die Visitenkarte, die ich später erhalte, besagt etwas anderes.
Wir brauchen etwa eine Stunde bis ans Tote Meer, viele Familien sind mit dem Auto unterwegs, denn heute ist Feiertag in Jordanien. Beim Amman-Beach bezahle ich 4 JD Eintritt und steige ins Wasser und tatsächlich, man geht nicht unter. Das Meer ist so salzhaltig, dass keinerlei Lebewesen eine Chance hat. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, ohne jede Schwimmbewegung auf dem Rücken zu liegen und nicht unterzugehen.
Leider ist es etwas trübe und das gegenüberliegende Israel nur schemenhaft zu erkennen. Auf dem Rückweg überredet mich der Fahrer noch zu einem Abstecher zum Berg Nebo, wo Moses beigesetzt wurde. Eine atemberaubende Berglandschaft liegt vor uns, auf manchen Bergkuppen stehen Beduinenzelte.
Wir sind nicht die einzigen Gäste auf dem Berg, einige Touristengruppen besichtigen ebenfalls die Moses-Gedächtniskirche und schauen auf das Jordantal und das Tote Meer. Bei klarem Wetter soll selbst ein Blick auf Jerusalem möglich sein.
Zufrieden mit dem Urlaub und begeistert von den Eindrücken begebe ich mich abends zum Flughafen. Bis zum Einchecken muss ich noch geraume Zeit warten. Frauen und Männer werden in separaten Reihen abgefertigt und Frauen zur Personenkontrolle in eine Kabine gebeten. Jetzt noch 5 JD Ausreisetax bezahlen und dann werden wir auch schon aufgerufen.
PS:
Ein Video "Sieben neue Weltwunder", dazu gehört auch die Felsenstadt Petra, kann bei Youtube unter
https://www.youtube.com/watch?v=A_s1tVKtzp0&t=19s
angesehen werden.