Im Nahen Osten
Syrien
Bis Damaskus sind es ab der libanesischen Grenze etwa 40 km. Viele Polizisten kontrollieren den Verkehr. Mit einem Taxi fahre ich zum Busbahnhof, denn mein nächstes Ziel heißt Palmyra. Zwischendurch tausche ich etwas Geld, leider wird nur Bares akzeptiert, mit Travelerschecks habe ich so meine Probleme. Mal werden sie gar nicht genommen, mal wird die Empfangsbestätigung der Reiseschecks (bei American Express) verlangt, die ich natürlich nicht bei mir habe. Angeblich ist dies die syrische Reaktion auf die politische Situation und die Spannung, die zwischen Syrien und den Vereinigten Staaten herrscht.
Für einen amerikanischen Dollar erhalte ich 53 syrische Pfund.
Beim Betreten der Busbahnhofsanlage wird das Gepäck kontrolliert, ich brauche glücklicherweise nur meinen kleinen Rucksack zu öffnen.
240 Kilometer liegen vor uns, meist fahren wir durch Wüstenlandschaft. Hin und wieder ein kleiner Ort, manchmal eine Oase in der Ferne. Frauen waschen im Bach ihre Wäsche, die Häuser sind grau, die Erde braun.
Verkehrsschilder erinnern daran, dass es nicht weit bis zum Irak ist, auf halber Strecke wartet das "Bagdad-Café" auf Kundschaft. Einmal steigt ein Eisverkäufer für kurze Zeit in den Bus und bietet seine Erfrischungen an. Hin und wieder überholen wir einen Eselskarren.
Nach vier Stunden sind wir am Ziel und ich nehme ein Taxi zum Hotel „Orient“.
Zu Fuß gehe ich zu den Ruinen und lasse mich von der Schönheit der Anlage in den Bann ziehen. Jetzt bin ich an einem Höhepunkt meiner Reise angelangt. Der Ort selber inmitten der Wüste bietet nicht viel an Attraktion, früher war er wichtige Karawanenstation für Handelsreisende zwischen dem Mittelmeer und Indien.
Ich halte mich viele Stunden auf und erwandere die einzelnen Bauwerke, wobei ich nicht sagen kann, welches mir am besten gefallen hat. Ist es das Hadrianstor aus dem 3. Jahrhundert, ist es das Theater oder der Baaltempel mit dem Allerheiligsten? Fasziniert bin ich auch von der Kolonnadenstraße und anderen Säulen. Längere Zeit bleibe ich im Tal der Gräber.
Der Ort hieß zunächst Tadmur und wurde im 3. Jahrhundert als römische Kolonie in Palmyra umbenannt.
Der Eintritt des Geländes ist frei, lediglich am Baaltempel ist ein Obolus zu entrichten.
Kinder verkaufen Karten, Kameltreiber werben für einen Ausritt, andere Männer bieten sich als Guide an.
Das Abendessen nehme ich draußen vor dem Hotel neben der Hauptstraße ein. Es schmeckt lecker, leider muss ich auf ein kühles Bier verzichten, denn in diesem Lokal wird kein Alkohol verkauft. Man hätte auch oben auf dem Dach des Hauses unter einem Beduinenzelt essen können, aber die ganze Zeit auf einem Kissen im Schneidersitz auf dem Fußboden? Der Wirt bittet mich um einen Eintrag in sein Gästebuch und ein kleiner Junge sitzt im Restaurant auf einem Teppich und betet.
Später gehe ich noch einmal zu den Ruinen und mache einige Aufnahmen von den angeleuchteten Säulen, sie sind herrlich anzusehen. Die Zitadelle wird besonders schön angestrahlt. Nur ein paar Neugierige sind unterwegs und es ist ein phantastischer Abend.
Zum Schluss setze ich mich noch vor das Hotel Palmyra und trinke ein paar Flaschen libanesisches Bier. Eine Familie bestehend aus vier Personen fährt auf einem Moped vorbei. Viele Geschäfte sind bis Mitternacht geöffnet, die Verkäufer sitzen bei einer Tasse Tee und unterhalten sich mit den Nachbarn.
Am nächsten Tag besuche ich die Sehenswürdigkeiten zum dritten Mal, auch jetzt sind nur einige wenige Gäste auf dem riesigen Areal.
Anschließend fahre ich mit dem Taxi zum Busbahnhof und von dort weiter nach Homs.
Zuerst wieder das gleiche Bild, Wüste, Schafe, Militär, Beduinenzelte. Dann wird es grüner und der Boden fruchtbarer. Nach 90 Minuten sind wir angekommen und ich erkundige mich nach Weiterfahrtmöglichkeiten zur Kreuzritterburg Krak des Chevaliers. Aber niemand versteht mich, erst nachdem ich ein Foto von dem Bauwerk gezeigt habe, wird mir geholfen. Später lese ich im Reiseführer, dass dieser Name im Land relativ unbekannt ist und man lieber nach "Husn" fragen sollte, aber es hat ja geklappt.
Mit einem Minibus geht es weiter, etwa 50 km liegen vor uns. Das Fahrzeug ist relativ leer und ich handele mit dem Fahrer einen Preis für die Hin- und Rückfahrt aus und akzeptiere gern, dass zurück nach Homs zwei weitere Gäste mitfahren werden. An der Straße werden Erdbeeren verkauft, die Gegend ist relativ fruchtbar.
Mit dem Bau der Burg wurde 1031 begonnen und zur Zeit der Kreuzfahrer im 12. und 13. Jahrhundert fertiggestellt. Heftiger Wind weht mir beim Spaziergang auf den wuchtigen Außenmauern um die Ohren. Man hat eine gute Sicht ins Land hinein, ein Berghang wird durch Terrassenanbau landwirtschaftlich genutzt, in der Ferne ist eine Moschee zu erkennen.
Die Besichtigung ist sehr interessant und ich wundere mich, dass nur ein paar Besucher unterwegs sind, schließlich handelt es sich um eine der weltweit besterhaltenen Burgen.
Zurück im Busbahnhof Homs geht alles sehr schnell, der Fahrer läuft zum Ticketschalter und kauft für mich eine Fahrkarte nach Damaskus, ein Bekannter hält den entsprechenden Bus an und zwei Minuten später fahren wir der syrischen Hauptstadt entgegen.
Nach zwei Stunden sind die 165 km geschafft und ich nehme mir ein Taxi zum Hotel "Sultan", zentral in der Nähe der Altstadt und fast gegenüber dem Hidjaz-Bahnhof gelegen.
Das Haus ist fast ausgebucht und ein Zimmer mit Dusche erst am nächsten Tag frei, viele Deutsche sollen hier abgestiegen sein.
Zu Abend esse ich in einem guten Restaurant, es ist sehr lecker, auch hier lasse ich mir den hummus und die Salate schmecken, beim Verzehr der scharfen Peperoni steigen mir Tränen in die Augen. Alkohol wird nicht ausgeschenkt und so trinke ich anstelle eines Glas Wein eben einen Liter Mineralwasser. Viele schwarzgekleidete Frauen mit Kopftuch, wahrscheinlich Perserinnen, gehören zu den Gästen.
Nach dem Essen wird auf Wunsch eine Wasserpfeife gereicht und ich sehe auch Frauen, die auf diese Art ihre Mahlzeit beschließen. Mir als ehemaligem Kettenraucher ist es zu gefährlich, obwohl ich schon einmal gern an der Pfeife ziehen würde.
Über Sitztoiletten, wie in Europa üblich, verfügt das Restaurant noch nicht, hier hätte ich sie allerdings erwartet.
Ein Mitarbeiter des Hotels verkauft einheimisches Bier auf eigene Rechnung, es schmeckt mir nicht so gut wie das libanesische, ist aber durchaus trinkbar.
Den Rest des Abends surfe ich im Foyer im Internet und versende einige Mails.
Am nächsten Morgen freue ich mich beim Frühstück über die frischen Baguettes. Danach geht es hinein in die Altstadt. Nach kurzer Zeit sehe ich die Zitadelle, die aber wegen Renovierung nicht besichtigt werden kann, und bin etwas später im riesigen Suc al-Hamidiye. Heute ist Freitag, islamischer Feiertag, und fast alle Läden sind geschlossen. Nur wenige Passanten verirren sich in dem gewaltigen Basar.
Und dann stehe ich auch schon vor der Sehenswürdigkeit der Stadt, der Umayyaden-Moschee. Zunächst besichtige ich das Saladin-Mausoleum, dessen einer Sarg von Kaiser Wilhelm II. gestiftet wurde.
Der Innenhof der Moschee mit dem Brunnen, den Türmen und Arkaden ist gewaltig. Gruppen von Menschen, darunter wieder viele Perser, sitzen auf dem Boden und hören den Erläuterungen der Sufis zu. In einem Grab im Gebetsraum sollen sich die Gebeine Johannes des Täufers befinden.
Weiter geht es zur Ruqqaya-Moschee, einem wichtigen Pilgerziel, mit Geldern aus dem Iran errichtet. Meine Augen sind durch den üppigen Goldschmuck geblendet.
Zum Besichtigungsprogramm gehören dann u. a. noch der Azm-Palast und die unterirdische Ananias-Kapelle, wo ein Besucher leider zu wichtig ist oder sich zu wichtig nimmt, um sein Handy auszustellen, unmöglich. Die Kirche befindet sich in der Nähe des ältesten Stadttores von Damaskus, dem Das Bab Sharqi.
Nach einer längeren Tee- und Erfrischungspause gehe ich die Gerade Straße zurück und mache noch einen Abstecher zur Paulus-Kapelle im Bab Kissan, an dieser Stelle ist Paulus vor den Juden über die Stadtmauer geflohen.
An den nächsten Tagen gehe ich noch öfter in die Altstadt zurück, erlebe natürlich auch das Gedränge im Suq, wo die Läden wieder geöffnet haben und den Menschenmassen ihre Waren offerieren. Hier kaufe ich Rasiercreme und etwas Kuchen.
Einige Spaziergänge führen mich durch das moderne Geschäftsviertel und durch andere Stadtteile und ich muss anerkennen, dass Damaskus eine wunderbare und interessante Stadt ist. Hier fühle ich mich wohl und sicher, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit und auch in den späten Abendstunden habe ich keine Sorge, dass mir etwas passieren könnte.
Das Konterfei vom Präsidenten prangt an vielen markanten Stellen und häufig auch noch ein Bild von seinem verstorbenen Vater.
Einen Tagesausflug unternehme ich nach Bosra. Zu Fuß geht es zum Busbahnhof, der Direktbus startet aber erst in einigen Stunden und so fahre ich zunächst nach Deraa und dann mit dem Minibus weiter nach Bosra. Nach gut zwei Stunden bin ich am Ziel, bis zur Grenze nach Jordanien sind es nur noch einige Kilometer.
Die Ruinen stammen aus dem 3. Jahrhundert, das wirklich sehr gut erhaltene Amphitheater ist sicherlich die Hauptattraktion des Ortes und fasziniert mich. Von steilen Rängen hat man eine wunderbare Sicht auf die Bühne und auf die Säulenkulisse, etwa 15.000 Besucher finden Platz.
Auf dem Ruinengelände bieten ein paar Jugendliche ihre Hilfe als Guide an, sind aber freundlich und überhaupt nicht zudringlich. Gegen Abend fahre ich auf direktem Weg nach Damaskus zurück.
Amman, die Hauptstadt Jordaniens, soll mein nächstes Ziel sein und an der Hotelrezeption erfahre ich, dass drei Frauen ebenfalls dorthin wollen und gerade ein Taxi bestellt haben. Kurze Nachfrage und ich bin als Mitreisender willkommen. Leider bleibe ich noch zwei mal im Hotelfahrstuhl stecken, der aus mir nicht bekannten Gründen streikt, und werde etwas nervös, aber um Punkt 11.15 Uhr steigen wir in den alten Chrysler Le Baron und fahren los, ich darf vorn sitzen.
Aber von zügigem Fortkommen kann keine Rede sein, gleich an der Stadtgrenze halten wir eine halbe Stunde an einem Supermarkt und die Damen haben nichts besseres zu tun, als so viel einzukaufen, wie die Kapazität des Kofferraums zulässt.
Die Strecke bis zur Grenze, es dauert etwa eine Stunde, ist mir bekannt, denn nach Bosra sind wir meistens denselben Weg gefahren.
Am Zoll und bei der Passkontrolle gibt es keine Probleme, aber dann erblicken die Damen den Duty-free-Shop......, wieder ist eine halbe Stunde weg.
Zum Glück hat der Verkaufsraum wenigstens Aircondition.
Die Einreise nach Jordanien dauert etwas länger, ich brauche ein Visum und muss die geforderten 10 Dinar in einheimischer Währung bezahlen. Zu meiner Freude ist ein Wechselschalter im selben Gebäude angesiedelt und meine Reiseschecks werden gern getauscht.
Der Kurs beträgt 0,7 Dinar (JD) pro Dollar.
Im Grenzgebiet liegen viele rostige Autowracks. Die Zollkontrolle dauert relativ lange, denn das gesamte Gepäck wird aus dem Taxi geladen und das will bei uns schon etwas heißen.
Dann noch ein Besuch im Duty-free-Shop auf jordanischer Seite und schon machen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt, es sind ab Grenze noch 85 km. Viele Schafherden grasen neben der Autobahn, manchmal von einem Schäfer auf einem Esel bewacht.
Am Stadtrand von Amman halten wir an, ich zahle meinen Anteil von 500 Pfund, was weniger als 10 Dollar ist, und wir verabschieden uns herzlich.