Ein kleines Stück entlang der Seidenstraße
Buchara
Im Autobusbahnhof, wir werden wieder von einer Miliz in Empfang genommen, lösen wir eine Fahrkarte nach Buchara. Das Ticket kostet etwa 1,5 US$. Für die knapp 300 km Fahrt benötigt unser Bus 5 ½ Stunden.
Die Zielangabe am Bus war in kyrillisch gehalten, auf dem Fahrplan stand der usbekische Name: Buxoro.
Zwischendurch steigen Bauern dazu, sie bringen 5 - 6 gefüllte Säcke mit, die anstandslos verfrachtet werden. Anderen Interessenten, die wesentlich mehr Ware zu transportieren haben, wird aber auch eine Absage erteilt. Wir überholen Eselskarren, gefüllt mit leuchtend roten Tomaten. Unterwegs sehen wir viele Fahrzeuge mit gepflückter Baumwolle. Die Fahrt an sich ist eher langweilig, nach einer Stunde ist man des Sehens müde.
Ein Taxi bringt uns zur Pension, wir fahren über baufällige Straßen mit dicken Schlaglöchern, vorbei an alten Hütten - das soll das bekannte Buchara sein? Der erste Stadtgang stimmt wieder zuversichtlicher: Die Innenstadt ist wunderschön, das Zentrum schmiegt sich um das Wasserbecken Labi Hauz, an beiden Enden eine Moschee und eine Medrese, an den Seiten Maulbeerbäume.
Auf den Sitzbänken mit Sonnenschutz sitzen die meist älteren Einheimischen, unterhalten sich, ruhen sich aus oder spielen Domino.
Auch hier gibt es einen Registan, einen Platz, der aber mit dem in Samarkand überhaupt nicht zu vergleichen ist, er fällt überhaupt nicht auf. Wir besichtigen weitere imposante Bauwerke, so auch die Moschee Kalon mit ihrem gewaltigen Minarett.
Man gut, dass der erste Eindruck nicht immer der richtige ist. Buchara und Samarkand wurden, im Gegensatz zu Taschkent, nicht so empfindlich durch Erdbeben zerstört.
An einem der Abende tafeln wir im alten Bad, das heute ein Museum mit Restaurant oder umgekehrt ist. Wir werden zu unserem Separee geleitet, hocken uns auf die Kissen, Stühle gibt es nicht, und genießen das Schaschlik. Zur Feier des Abends bestellen wir auch eine Flasche Wein.
Auf dem Nachhauseweg brauchen wir Wilfrieds Taschenlampe, denn in etlichen Häusern, auch in unserer Pension, herrscht Stromausfall. Der Wirt reicht uns eine Kerze.
Wie soll es nun weitergehen? Die Telefonate nach Hause heben unsere Stimmung nicht. Eigentlich wollten wir noch nach Chiwa und ins Ferghana-Tal. Nach Chiwa fährt nur ein Bus. Es gibt dort zwar einen Flughafen, aber wenn die politische Situation eskaliert, kann es sein, dass wir dort festsitzen. Die Busfahrt dauert um die 10 Stunden.
Gegen die Fahrt ins Ferghana-Tal sprechen dieselben Argumente, außerdem trennt uns nur ein kleines Stück Tadschikistan von Afghanistan.
Wir informieren uns in einem Reisebüro, in einem großen Hotel mit "Usbektourismus" und im Flughafen über Flüge nach Taschkent bzw. Almaty. Es ist sehr mühselig, an Informationen heranzukommen, und welche Möglichkeiten ab Taschkent bestehen, erfahren wir nur bedingt. Auf alle Fälle buchen wir einen Flug in die usbekische Hauptstadt, es soll täglich derer zwei geben. Wir zahlen bar, Kreditkarten werden nicht akzeptiert, auch nicht am Flugschalter.
Am letzten Abend in Buchara gönnen wir uns eine Nudelsuppe und einen Fleischspieß. Am Nebentisch feiert eine Herrenrunde ausgiebig mit Wodka, ein Paravent schützt sie vor neugierigen Blicken.
Wilfried plagt der Durchfall. Er hat somit das Vergnügen, viele Örtlichkeiten meist hockenderweise zu erleben. Toilettenpapier sollte man immer dabei haben. Es ist nachts recht kühl, wir haben zum Überdecken nur einen Bettbezug ohne Inhalt, richtig kuschelig ist es morgens nicht mehr.
Nach dem Frühstück - es gibt Brot, Käse, Honig, Weintrauben, Feigen und Tee, der draußen unter freiem Himmel auf dem Herd gekocht wird - verlassen wir Buchara. Auf dem Flughafen ist nichts los, wahrscheinlich wurde nur unser Flug abgefertigt. Eine Frau erhält Hilfe von einem Arzt. Der Flug dauert 45 Minuten.