Sri Lanka - Malediven
Malediven
Banos / Nord Malé Atoll
Im Flughafen nimmt mich ein junger Mann in Empfang und führt mich zum Bootsanleger. Ein paar Minuten später brausen wir los und nach etwa 15 Minuten ist unser Ziel erreicht, die nächsten drei Nächte werde ich im „Malahini Kuda Bandos“ verbringen. Mein Zimmer liegt nahe am Strand, hat AC, Ventilator und einen funktionierenden Safe. Als erstes stürze ich mich in die Fluten, danach beginne ich die Inselerkundung, doch, nach etwa einer Viertelstunde habe ich das kleine Atoll Bandos schon umrundet – und bin begeistert. Weißer Sand umrahmt das gesamte Eiland und vor mir der Ozean in allen denkbaren Blau- und Türkisnuancen. Mein Fotoapparat leistet Schwerstarbeit. Überrascht erfahre ich, dass meine Buchung Frühstück und Abendessen einschließt, ich hatte es schon vergessen. Das Restaurant befindet sich neben der Rezeption, auf der anderen Seite der Insel eine Bar, The Buu. Bargeld habe ich nicht einmal benötigt geschweige denn in der Hand gehabt. Alle Ausgaben, Getränke, Schnorchelausleihe und die exorbitant teuere Hemdenreinigung, werden auf das Zimmer gebucht und können bei der Abreise mit Kreditkarte bezahlt werden. Maledivische Rufiyaa, so die Bezeichnung der Währung, spielen bei Touristen keine Rolle.
Freunde, die schon einmal auf den Malediven waren, hatten mich nicht unbedingt zu diesem Besuch ermuntert. Man kann nur schnorcheln, baden oder lesen, ansonsten nichts für Individualreisende, meinen sie. Beliebt bei Flitterwöchnern, jedoch nicht für einen normalen Erholungsurlaub. Aus diesem Grund habe ich den Besuch der Malediven mit der Sri Lanka Rundreise kombiniert und würde es immer wieder so angehen. Es stimmt schon, außer Natur hat das Archipel nicht viel zu bieten. Wäre ich länger hier, hätte ich mich einer Fischfangtour anschließen können, hätte an einem Tauchkurs teilnehmen oder einen Schnorchelausflug unternehmen können.
Die Malediven liegen etwa 700 Kilometer südwestlich der Südspitze Indiens im Indischen Ozean. 199 der 1.190 Inseln sind bewohnt, weitere knapp 900 werden als Kokosplantage genutzt. Etwa 800 Kilometer beträgt die Nord-Süd-Ausdehnung, die größte Ost-West-Ausdehnung 130 Kilometer. Ein Drittel der insgesamt rund 300.000 Einwohner lebt in der Hauptstadt Malé. Staatsreligion ist der sunnitische Islam, aber man bemerkt ihn nicht. Frauen mit Kopftuch bilden die Ausnahme, kurze Kleider oder Jeans die Regel. Andere Glaubensrichtungen werden im Lande nicht geduldet. Grundrechte, wie Meinungsfreiheit, sind eingeschränkt, zahlreiche politische Gefangene verharren in den Gefängnissen. In seiner Ausgabe vom 28.11.2016 berichtet der WeserKurier vom „Paradies mit zwei Gesichtern“ und schreibt über die politische und soziale Krise, über die zunehmende islamische Radikalisierung, über Korruptionsskandale und Gefährdung der Pressefreiheit. Doch der Reisende kriegt von alledem nichts mit. Der Kontakt zu den Einheimischen auf meiner Insel oder meinem „Motu“, wie es hier heißt, ist ausschließlich angenehm, freundlich und von gegenseitigem Respekt geprägt.
Während ich am Spätnachmittag am Strand auf einer Liege vor mich hin döse höre ich deutsche Stimmen. Es handelt sich um Gäste einer Aida-Kreuzfahrt, die für relativ viel Geld einen Fakultativausflug nach Banos unternehmen und im Begriff sind, wieder auf das Schiff zurückzukehren. Für mich ist der Zeitpunkt gekommen, im „The Bluu“ einen Sundowner zu bestellen. Gibt es in Sri Lanka das leckere Lions-Bier, so werde ich hier an den nächsten Tagen Tiger-Bier trinken, es ist ebenfalls von guter Qualität. Alkoholeinfuhr auf die Malediven ist den Touristen verboten. Nach dem Abendessen, das übliche Buffet, gehe ich wieder in die Strandbar. Eine Band, später höre ich, dass es sich um Mitarbeiter der Hotelanlage handelt, spielt internationale Hits. Den Gästen scheint es zu gefallen. Hinter uns, auf dem offenen Meer, sind die Lichter anderer Motus, mehrerer Schiffe und Boote zu sehen. Ein schönes Bild. Auf dem Gang zum Zimmer wetterleuchtet es.
Die nächsten Tage verbringe ich ganz entspannt. Es ist sehr heiß und erst zum Abend hin sorgt eine kleine Brise für etwas Abkühlung. Zwei Flaschen Wasser werden vom Hotel täglich kostenfrei bereitgestellt. Wifi ist in ordentlicher Qualität vorhanden, hier brauche ich nicht einmal meinen eigenen Adapter um Handy oder Netbook zu laden, denn im Zimmer sind zwei Stück vorhanden.
Das Schnorcheln macht Spaß, ist aber nicht sehr spektakulär, meistens sieht man Glasfische, aber auch einen kleinen Hai, manchmal auch Fische in herrlichen Leuchtfarben. Aber es ist einfach angenehm, sich durch das seichte Wasser gleiten zu lassen und das Leben darunter zu beobachten. Meine Ruhepausen halte ich immer im Schutz einer Palme, trotzdem hole ich mir einen Sonnenbrand auf dem Rücken. Am zweiten Abend unterhält uns ein professionelles Duo aus Mahé. Die Musik gefällt mir überaus gut und viel zu schnell ist der Auftritt beendet.
Am letzten Abend ist die Crew wieder für unsere Unterhaltung zuständig und zeigt traditionelle Perkussions- und Tanzstücke. Einige Sessel stehen leer, es scheint, dass etliche Urlauber im Laufe des Tages unsere Insel verlassen haben. Zufrieden gehe ich ein letztes Mal an den üppigen Bananenstauden vorbei in mein Zimmer zurück.
Am frühen Nachmittag bringt uns das Schnellboot wieder zum Flughafen, ich versuche, einige Rupienscheine einzutauschen, sie werden aber nicht akzeptiert. Wiederum ist unser Flugzeug fast vollständig belegt. Mein Taxifahrer wartet bereits in Colombo auf mich und durch den dicken Feierabendverkehr quälen wir uns zum Tangerine Beach, heute brauchen wir 30 Minuten länger. Mein Zimmer ist schnell aufgesucht, zum Abendessen gehe ich wieder ins „Zenit Sankt Petersburg“ und dann treffe ich in der Hotelbar auch die meisten Mitglieder meiner Reisegruppe wieder. Zufrieden bestelle ich mir ein Glas Arrak, denn gerade habe ich erfahren, dass Werder gegen Berlin gewonnen hat.