Sri Lanka - Malediven
Sri Lanka II
Colombo
Um die Mittagszeit begeben wir uns in den Bus, heute, am letzten Tag, werden wir wieder von einem anderen Reisebegleiter betreut. Eigentlich ist die Gruppe an einem Stadtspaziergang in der frühnachmittäglichen Hitze nicht sonderlich interessiert, aber als wir die Hauptstadt erreichen, sind wir doch verblüfft und überrascht von der Urbanität, der Weitläufigkeit und dem Miteinander kolonialer und moderner Architektur. Colombo, rund 750.000 Einwohner bzw. gut zwei Millionen einschließlich der Vororte, besticht durch seine unterschiedlichen Einflüsse. Der Hafen wurde von den Portugiesen angelegt, die Wasserwege von den Niederländern und viele exponierte Gebäude von den Engländern.
Die Stadt ist in 15 postalische Bezirke eingeteilt, und, da die Engländer Probleme mit den einzelnen Namen hatten, wurden die Bereiche einfach in Colombo 1 bis Colombo 15 (Col 1 – Col 15) umgewidmet. Nachdem wir eine gute Stunde der Galle Road gefolgt sind, ist Col 7 erreicht, Cinnamon Gardens, ein schickes Viertel, wo sich u. a. das National Museum und ein großer Park befinden. Einige von den Engländern erbaute Colleges liegen an beiden Seiten der Straße, aber auch christliche Kirchen. Junge Männer vergnügen sich beim hier sehr populären Kricket-Spiel. Heute, an einem Sonntag, herrscht nur geringer Verkehr und wir kommen problemlos vorwärts.
In Col 1, in Fort, dem Zentrum der Stadt, fahren wir an einem schönen Uhrenturm vorbei, der früher als Leuchtturm genutzt wurde, und am World Trade Center, das sich in den Twin Towers befindet. Gemächlich geht es durch die einzelnen Bezirke und wir werden auf weitere Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht, so auf das alte Rathaus aus dem Jahre 1927, das mit dem Weißen Haus in Washington verglichen wird, auf verschiedene Botschaften, die Deutsche Bank, aber auch auf das Bavarian, ein deutsches Bierlokal. Wir sehen das Grand Oriental Hotel, das Außenministerium und eine große Baustelle am Meer, hier soll eine neue Hafenstadt entstehen. Am Murugan Hindutempel fahren wir vorbei und wundern uns, dass sich sowohl dieser Tempel, als auch eine Moschee und ein Buddhatempel in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
Bei der Unabhängigkeitshalle verlassen wir den Bus und haben Gelegenheit, dieses Gebäude ohne Zeitdruck zu besichtigen. In dem an eine antike Audienzhalle erinnernden Gebäude wurde 1948 die erste Sitzung des ceylonesischen Parlaments abgehalten. Heute ist dieser Ort ein beliebter Treffpunkt junger Leute. Nachdem wir die von Chinesen gebaute internationale Konferenzhalle ansehen konnten, geht es an der Church of Ceylon vorbei und dann auf einer vornehmen Straße weiter. Hier sind ebenfalls einige Botschaften angesiedelt, aber auch Buddhist TV in einem Tempel und ein Meditationszentrum. Bei der Weiterfahrt haben wir permanent den 350 Meter hohen Lotusturm, immer noch von Gerüsten umgeben, im Fokus. Auch dieses Projekt wurde von den Chinesen finanziert. Und dann geht es zum Flughafen.
Auch heute wird in Malé wieder zwischengelandet, es folgt eine Prüfung des Handgepäcks. Nach einer Stunde langen Wartens beginnt das Boarding und wieder ist das Flugzeug bis auf den letzten Platz belegt. Ich wundere mich, dass der Airbus 330 zeitweise mit einer Geschwindigkeit von unter 700 km/h fliegt. Das Frühstück wird uns über Mossul gereicht. Dann, endlich, ist Istanbul erreicht, die Gruppe trennt sich und jeder kümmert sich um seinen Anschlussflug.
Fazit
Eine interessante Reise liegt hinter uns, die Gruppe war relativ homogen, es gab keine Dissonanzen untereinander. Reiseleiter und Fahrer haben ihre Sache sehr gut gemacht, das Angebot, die besuchten Stätten und Exkursionen sind überhaupt nicht zu beanstanden. Gut zehn Stunden waren wir täglich unterwegs, aber dafür konnte man sich ja in der darauf folgenden Woche entspannen.
Wie geht es nun im und mit dem Land weiter? Im „WeserKurier“ erschien am 18.09.2016 ein Artikel über Sri Lanka mit der Überschrift: Eine Insel heilt sich selbst – neue Hoffnung nach drei Jahrzehnten Bürgerkrieg. Dabei sollte nicht verkannt werden, dass sich die Tamilen von den Singhalesen nach wie vor übervorteilt fühlen. Auch wenn sich niemand den Bürgerkrieg zurücksehnt, beendet ist der Konflikt noch nicht. Viele Ämter und Privilegien werden nach wie vor in Clan- und Kastenstrukturen vermittelt.
Trotzdem gibt es Dörfer, in denen ein Zusammenleben zwischen Singhalesen, Tamilen und Muslimen problemlos funktioniert. Man hofft darauf, dass es ihren Kindern später besser gehen wird und für ethnische Konflikte haben sie keine Antenne.
Maithripala Sirisena, der jetzige Staatspräsident, setzt sich dafür ein, die Kriegsgräuel aufzuarbeiten und gründet eine Wahrheits- und Versöhnungskommission. Er orientiert sich dabei an der gesamtdeutschen Aufarbeitung nach der SED-Herrschaft in der ehemaligen DDR. Sein Vorgänger fühlte sich dazu nicht verpflichtet.
Positiv ist außerdem die Entwicklung, dass mittlerweile 96 Prozent der Kinder eine Schulbildung erlangen, die Presse- und Meinungsfreiheit ist nicht mehr eingeschränkt und auch die Wirtschaft auf einem guten Wege, Investitionen in den Wiederaufbau im Norden, in Wohnungsbau und Infrastruktur sind für das Wachstum verantwortlich.
Ich würde mich freuen, wenn diese Entwicklung lange anhält – Ayubowan.