Vietnam und Kambodscha
Thailand
Mit einem Taxi fahre ich ins Zentrum der Travellerszene, in die Kao San Road. Das Hotel, das Craig am nächsten Tag ansteuern will, ist leider voll, ich beziehe ein Zimmer im Pro Guest House für 200 Baht/Nacht, Bad und Toilette hinter der Küche. 16 Baht entsprechen einer DM.
Am selben Abend rufe ich noch zu Hause an, damit sich meine Familie wegen des Überfalls in Angkor keine Sorgen macht, in den Nachrichten war der Vorfall aber gar nicht erwähnt worden.
Die nächsten Tage verbringe ich in der Kao San-Gegend, die zweifelsfrei interessanten Sehenswürdigkeiten der Stadt hatte ich vor nicht allzu langer Zeit bei meinem ersten Besuch besichtigt. Einmal nehme ich an einer organisierten Fahrt zum Floating Market teil. Er ist mehr für Touristen zugeschnitten und längst nicht so interessant wie der Markt im Mekong-Delta.
Einmal genieße ich den Service einer Thai-Massage. Es ist ganz lustig, vier Betten mit Kunden stehen nebeneinander, die Frauen unterhalten sich und kichern fortwährend.
Die Reiseorganisation ist in Thailand viel leichter als in Vietnam oder Kambodscha. Der Geldtausch ist an jeder Ecke möglich, Reiseschecks sind üblich und Reisebüros gibt es genug.
Abends verabschiede ich mich von den beiden Neuseeländern mit etlichen Flaschen Singha-Bier und mehreren Gläsern Mekong-Whisky. Craig ist Lehrer, Lincoln war Lehrer, er studiert jetzt Soziologie und muss sich viel mit Habermas auseinandersetzen.
Was hatte ich nicht schon alles von Ko Samui gehört. Herrlicher Strand, günstige Hotels, schöne Wälder - allerdings vor 20 Jahren, jetzt soll die Insel überlaufen und uninteressant sein, sagt man.
Für 510 Baht erwerbe ich eine Fahrkarte für Eisenbahn und Fähre. Abends gegen 18.3o Uhr setzt sich der Zug nach Surat Thani in Bewegung. Wir fahren durch Wohngebiete, die Häuser sind manchmal nur einen Meter vom Wagen entfernt, aber auch durch schöne Landschaften. Unter uns sind viele Touristen, zwei Schweizer sind seit ein paar Tagen unterwegs und wollen ein Jahr lang durch die südliche Hemisphäre traveln. Einer ist Zimmermann, er meint, dass er in Australien Arbeit finden wird, um die Reisekasse aufzubessern.
Das Abendessen wird ins Abteil gebracht, es ist schlecht und teuer.
Morgens um 6.oo Uhr erreichen wir Surat Thani und können sofort mit einem Bus zur Fähre fahren. Die Überfahrt zur Insel dauert knapp drei Stunden. Viele Schlepper warten bereits auf der Fähre und bieten Unterkünfte an. Ich fahre erst einmal mit einem Pickup an die Ostküste und nehme dann einen Bungalow für 250 Baht/Tag bei Lucky Mother an der Chaweng Beach.
Ko Samui gefällt mir ganz ausgezeichnet und ich bin unbeschreiblich froh, diesen Abstecher trotz der Kommentare gemacht zu haben. Es gibt weißen Sand, herrlichen breiten Strand und alle Annehmlichkeiten, die einen Urlaub schöner machen. Mag sein, dass es in den 60er und 70er Jahren noch individueller war, mich haben die anderen Reisenden nicht gestört, von einigen betrunkenen Angebern und den nervigen Jet-Skis einmal abgesehen.
Ich verbringe Stunden am Strand und im warmen Wasser, lese viel, beobachte das Treiben und lasse mir den fangfrischen leckeren Fisch munden. Viele Restaurants haben ihre Tische direkt ans Wasser gestellt und man hat beim Essen einen wunderbaren Blick auf den Golf und das Meeresrauschen im Ohr.
An zwei Nachmittagen fahre ich mit dem Pickup nach Na Thong an die Westküste und erlebe wunderschöne unvergessliche Sonnenuntergänge.
Einmal besorge ich mir ein Moped, die Tagesmiete beträgt 150 Baht. Viele Schilder weisen daraufhin, dass Linksverkehr angesagt ist.
Ich steuere zunächst den Big Buddha an, die Statue ist weithin sichtbar, und lege eine Besichtigungspause ein.
Später fahre ich ohne eigentliches Ziel weiter, die Natur ist überwältigend. Tolle Strände, herrliche Aussichten und schattige Wälder lassen diesen Tag zu einem Erlebnis werden.
Am letzten Abend unterhalte ich mich länger mit dem Pächter des Hotelrestaurants. Er hat Ärger mit der Chefin, sie verlangt drei Monatsmieten im voraus und ist sehr streitsüchtig. Später lädt er mich zum Abendessen ein.
Viel zu schnell ist der letzte Tag angebrochen. Diesmal fliege ich nach Bangkok zurück, gehe zum internationalen Flughafen und warte auf den Anschlussflug nach Hause.
Epilog
Vietnam hat sich positiv entwickeln können. Derzeit findet ein Wandlungsprozess von Plan- zu Marktwirtschaft statt. Die Privatisierung der Landwirtschaft schreitet fort, das Land gilt als weltweit zweitgrößter Reisexporteur. Kapitalmangel und schlechte Infrastruktur erschweren die Privatisierung der Industrie.
Kambodscha gilt mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen pro Kopf von 270 USD (Stand Mitte 2003) nach wie vor als eines der ärmsten Länder der Welt, mehr als ein Drittel der Bewohner lebt unter der Armutsgrenze.
Auslandsinvestitionen sind seit Jahren rückläufig.
Zeitungsüberschrift nach der Parlamentswahl im Sommer 2003:
"Ein Schritt weiter in Richtung Demokratie"