Andalusien
Andalusien I
Die erste Reise in Spaniens Süden trete ich mit Harms und Wilfried an. Wir fliegen nach Málaga und fahren von dort mit dem Zug weiter nach Granada und Córdoba. Zum Schluss wird noch ein kleiner Aufenthalt in Torremolinos eingelegt.
Wieder naht die Buß- und Bettagswoche mit den traurigen Feiertagen im grauen November. Dieser Tristesse möchten wir entgehen.
In Düsseldorf steigen wir in den Flieger der LTU und kurz darauf haben wir Deutschland schon hinter uns gelassen. Die Pyrenäen sind aus der Luft gut zu erkennen.
In Málaga suchen wir uns ein preiswertes Hotel und machen uns auf den Weg. Die Stadt konnte sich in den letzten Jahrzehnten dank der verkehrstechnischen Lage als Knotenpunkt für Costa del Sol-Urlauber auf über 500.000 Einwohner verdoppeln.
Nach kurzer Pause in einer Tapa-Kneipe setzen wir den Spaziergang fort und gehen in Richtung Gibralfaro.
Über einen verwinkelten Weg erreichen wir unterwegs die Alcazaba, eine alte maurische Residenz. Im Museum kann ein Modell der früheren Festung besichtigt werden.
Auf dem Berggipfel befindet sich der Gibralfaro, früher eine arabische Verteidigungsanlage.
Man hat einen tollen Ausblick von hier, so sieht man den Hafen und schaut direkt in die Stierkampfarena hinein.
Die Stadt wirkt mediterran, sie hat schöne Palmenanlagen und Brunnen, aber keinen Badestrand am Mittelmeer.
Abends sitzen wir draußen bei einer Flasche Wein und schauen einem Jongleur zu. Plötzlich werde ich aufgefordert, ihm zur Hand zu gehen. Als er mich entlässt, fehlt meine Armbanduhr, doch ich habe nichts gemerkt. Er gibt sie mir grinsend zurück und die Zuschauer lachen.
Der Zug fährt gemütlich nach Granada, Oliven- und Zitrusbäume stehen zu beiden Seiten der Gleise.
Im Bahnhof spricht uns eine ältere Dame an und offeriert uns ein preiswertes privates Quartier in ihrer Wohnung. Da sie wohl nicht über genügend Betten verfügt, muss ich mit einer etwas improvisierten Liege auskommen, aber es ist ja nur für einige Nächte.
Granada, ca. 270.000 Einwohner, liegt wunderschön an den Hängen der Sierra Nevada in rd. 700 m Höhe. Die schneebedeckten Gipfel sind immer zu sehen. Aber natürlich steuern wir sogleich die Sehenswürdigkeit der Stadt oder der Region, wenn nicht sogar des Landes, an, die Alhambra.
Selten hat mich ein Bauwerk dermaßen fasziniert. Von außen eher wuchtig, ist innen eine Eleganz anzutreffen, die ihresgleichen sucht. Die Elemente Licht, Schatten und Wasser sind perfekt und spielerisch eingesetzt.
Der Alhambra-Palast besticht durch seine goldenen Stuckarbeiten und Ornamente. Beeindruckt hat mich der Myrtenhof mit dem länglichen Wasserbecken, in dem sich die Rundbögen des Torre de Comares spiegeln. Gern hätte ich ein Foto ohne Besucher gemacht, aber es ist mir nicht gelungen. Wasser bedeutete während der Bauzeit des Hofes Reichtum.
Ein weiterer Höhepunkt ist für mich die Besichtigung des Löwenhofes mit dem Brunnen in der Mitte, der, so scheint es, von 12 Löwen getragen wird.
Wir halten uns etliche Stunden auf, schlendern langsam durch die einzelnen Säle, bestaunen die Fresken und Mosaiken, gehen dann am Palast Karl V. vorbei zum Generalife, der Sommerresidenz der Sultane. Der hier angelegte Garten mit den Wasserspielen und Brunnen gilt als einer der schönsten der Welt.
Anschließend trennen wir uns, Harms geht ins Zentrum zurück, Wilfried und ich zum berühmten Höhlenviertel Sacromonte. Um 1.500 n. Chr. wohnten hier die gitanos, heute finden Flamencoshows statt. Wir gehen eine ganze Weile auf dem Berg herum, schauen in einige Höhlen und stellen fest, dass hier doch noch vereinzelt gewohnt wird.
Plötzlich merken wir, dass einige Hunde bellend auf uns zurennen. Wir nehmen die Beine in die Hand und laufen den Berg hinunter, aber es ist keine Straße in Sicht. Uns bleibt keine andere Wahl, als auf das Dach eines am Berg gebauten Hauses zu steigen und langsam hinunterzuklettern. Der Hausherr steht auf dem Hof und ich weiß nicht, wer größere Augen gemacht hat, er oder wir.
Nachdem unser Trio wieder komplett ist, stärken wir uns in einer Bar und erholen uns von dem Schrecken. Auf dem Programm steht dann noch der Besuch des Albaicín, ein ehemaliges maurisches Wohnviertel, und der Kathedrale.
Córdoba heißt unser nächstes Ziel und wir nehmen wieder den Zug. Auch hier bemühen wir uns um eine preiswerte Unterkunft. Der Wirt ist uns allerdings nicht sehr gewogen, nachts beschwert er sich einige Male, dass wir zu laut sind und droht mit Rauswurf. Wie kann er nur so verbittert sein, wir haben doch nur Skat gespielt und etwas Wein getrunken - oder etwa nicht?
Wir gehen zum Fluss, dem Guadalquivir, mit der schönen Brücke und erfreuen uns über die prächtige Aussicht auf das Stadtpanorama. Auf der anderen Seite steht der Torre de la Calahorra, ein maurischer Turm, in dem das Stadtmuseum untergebracht ist.
Vom Alcázar (de los Reyes Cristianos), ehemalige königliche Residenz, ist mir der Garten mit den Brunnen, Teichen und Palmen nachhaltig in Erinnerung.
Die Kathedrale oder Mezquita ist jedoch das Paradestück der Altstadt. Sie zählt zu den interessantesten Moscheen der Welt. Mit dem Bau wurde im Jahre 786 begonnen. Im 15. Jahrhundert hat man einfach eine Kathedrale in den Komplex eingepflanzt und spricht seitdem von einer Moschee-Kathedrale. Beeindruckt bin ich von der Säulenarchitektur im Innenraum und vom Mihrab, der Gebetsnische.
Im Vorgarten leuchten reife Orangen von den Bäumen.
Einen kurzen Besuch statten wir noch der Synagoge ab und dann geht es wieder zurück nach Málaga. Im Bahnhof werden wir fortwährend von einem jungen Burschen belästigt, der uns unbedingt zu einem Hotel führen will. Wir beantworten seine Vorschläge stets mit "zu teuer", aber irgendwann geht es nicht mehr weiter und wir müssen, um souverän zu bleiben, zu seinem Angebot stehen. So gehen wir gemeinsam zur nächsten Unterkunft, der Schlepper erhält von uns ein Trinkgeld, später sehe ich, dass der Hotelier ihm auch noch einige Münzen in die Hand drückt. Doch wo sind wir gelandet, in einer Kaschemme, nicht mal die Haustür lässt sich verriegeln, nachts wird einfach ein Baumstumpf unter die Klinke gestellt. Aber es ist ja nur für eine Nacht.
Am letzten Tag fahren wir mit der Bahn nach Torremolinos. Die Hochhäuserkultur und das gesamte touristische Ambiente missfällt meinen Mitreisenden. Wir wandern am Strand entlang und sammeln Muscheln, nur einige Mutige haben sich an diesem tristen Novembernachmittag an das Wasser gewagt.
Gegen Abend begeben wir uns zum Flughafen.