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bei Rodi

bei Rodi

Piazza in Termoli

Piazza in Termoli

vor dem Castello Svevo

vor dem Castello Svevo

Blick auf Peschici

Blick auf Peschici

im Olivenhain

im Olivenhain

Arco di San Felice

Arco di San Felice

bei Mattinata

bei Mattinata

Regenguss in Andria

Regenguss in Andria

Castel del Monte

Castel del Monte

der erste Trullo

der erste Trullo

Apulien

bei Sonne, Wind und Regen

Peschici

Ein paar Momente vor dem Boarding erfahren wir, dass sich unser Flug mit Eurowings um 30 Minuten verspäten wird, kurz darauf wird schon von zwei Stunden gesprochen. Dann heißt es, das Gepäck wieder aufnehmen und erneut einchecken. Statt über Stuttgart fliegen wir jetzt mit der Lufthansa nach München und von dort weiter mit Air Dolomiti nach Bari, unserem Ziel. Fünf Stunden Verspätung! Mit einem Shuttlebus geht es dann zum Autovermieter. Horst hatte unseren Wagen zwar bei CarDelMar gebucht, abgefertigt werden wir aber von Firefly, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Permanent legt man uns Stolpersteine in den Weg, sei es eine nicht ausreichend gedeckte Kreditkarte, vermeintlich nicht ausreichender Versicherungsschutz und Ähnliches. Dann endlich nehmen wir den begehrten Autoschlüssel in Empfang und fahren los. Hartmut hat sich als Fahrer angeboten und seine Sache gut gemacht. Fährt er am ersten Tag noch wie ein Deutscher, so hat er seinen Fahrstil in der Zeit danach doch dem des Gastlandes angepasst. Bis Peschici, unserem ersten Ziel, sind rund 180 Kilometer zurückzulegen, aber das Navi zeigt eine Fahrzeit von über drei Stunden an. Und die brauchen wir dann auch. Anfangs kommen wir gut vorwärts, aber dann, im Parco Nazionale del Gargano, geht es nur noch auf engen Serpentinen weiter. Und das dauert. In Peschici angekommen ist der Stress aber noch nicht vorbei, wir können das Hotel einfach nicht finden – trotz zwei eingestellten Navigationsgeräten. Immer wieder fragen wir Passanten nach dem richtigen Weg, häufig ist die Verständigung schwierig, bis sich, endlich, ein freundlicher Mann findet und uns mit seinem Auto zum Ziel lotst. Um 22:30 Uhr betreten wir das Hotel „La Colletta“, checken ein und freuen uns, dass der Wirt noch ein paar Bruschettas serviert und auch über ausreichend Getränke verfügt. Das Haus liegt außerhalb der Stadt und wir hatten wohl eine nicht korrekte Adresse.

Apulien, italienisch Puglia, ist eine im Südosten des Stiefels liegende Region. Gut 4 Millionen Menschen leben hier. Typisch für diese Gegend sind das helle Licht, das wir auch beim Fotografieren feststellen, das weite Landschaftsbild, steile Felsklippen, knorrige Olivenbäume und das immer in Reichweite erscheinende adriatische Meer. Aber immerhin kann sich Apulien auch mit 800 Kilometer Küste brüsten, sandig oder zerklüftet.

Am nächsten Morgen, nach einem typischen italienischen Frühstück, steigen wir in unseren Ford und orientieren uns in Richtung Rodi Garganico. Häufig halten wir an und fotografieren die Adrialandschaft und die fotogenen Kalkfelsen. An hervorragenden Motiven mangelt es heute und auch an den anderen Tagen nicht. Von Foce di Varano fahren wir auf einer kleinen Straße bis Capoiale, auf der einen Seite den Lago di Varano, auf der anderen die Adria. Über eine zweite Landzunge geht es dann weiter bis zum Hafen von Lesina, dieses Mal liegt der Lago di Lesina zu unserer Linken. Aber es gibt nicht viel zu sehen, geschweige denn ein geöffnetes Café, und so verlassen wir den Ort und fahren auf einer belebteren Straße nach Termoli. Attraktive, meist dunkelhäutige Frauen warten am Wegesrand. Etwas Probleme bereitet uns das Tanken an einer Automatenstation, nicht wegen der, im Vergleich zu Deutschland, höheren Preise, sondern wegen der Handhabung.

  Am Hafen ist schnell ein Parkplatz gefunden. Wir gehen ins Zentrum der gut 30.000 Einwohner zählenden Stadt und suchen uns draußen auf der Piazza einen Tisch zum Kartenspielen. Die Sonne scheint und Italien zeigt sich von seiner besten Seite. Am Castello Svevo, einem Stauferkastell, bitten uns zwei Frauen, ein Foto von Ihnen zu machen und dieser Bitte kommen wir natürlich gerne nach.

Auf der Rückfahrt wundere ich mich wieder über die unglaubliche Menge an Olivenbäumen. Kurz vor Peschici halten wir noch an einer Stelle, wo wir einen guten Blick auf den Hafen werfen können. Von hier, aber auch von Vieste und Rodi, legen Fähren zu den Tremiti lnseln ab. Die Isole Tremiti gelten als ein begehrtes Tagesausflugsziel. Hätten wir mehr Zeit zur Verfügung, wären wir wahrscheinlich auch einmal hinüber gefahren. Zumindest sind sie in Sichtweite und wir können einen Blick auf die Eilande werfen. Peschici, ca. 4.500 Einwohner, liegt auf einem Hügel und Hartmut muss gehörig aufpassen, um die engen Serpentinen zwischen der Küstenstraße und dem höher gelegenen Ortskern unfallfrei zu überstehen. Dann ist unser Hotel erreicht. Vor dem Haus gegenüber tragen die Orangenbäume reife Früchte. Zum Abendessen überrascht uns der Wirt mit Pasta mit Meeresfrüchten und gebratenem Fisch. Freundlicherweise schreibt er mir die italienische Bezeichnung einiger Köstlichkeiten auf dem Teller auf und so weiß ich heute, dass zu den Spaghetti u. a. Bären- oder Grillenkrebse serviert wurden, aber auch Gambas und Pulpo. Wir sind die einzigen Gäste.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Frohgemut steigen wir in unseren Ford und brausen los, meistens haben wir das Meer in Sichtweite. Olivenbaumplantagen, Kakteen oder Felder mit gelben und roten Blüten sorgen immer dafür, dass wir genügend Pausen einlegen. Eine phantastische Küstenlandschaft begleitet uns die ersten Kilometer, schroffe Felswände, Kalkfelsen in allen Variationen. Über Vieste fahren wir bis Manfredonia, einen Aufenthalt haben wir vorher nahe der Baia di San Felice an einem mächtigen Turm eingelegt, wo auch ein Bus mit älteren einheimischen Ausflüglern hält. Obwohl mittlerweile Wolken aufgezogen sind ist das Panorama um den Arco di San Felice, das sich uns erschließt, einmalig. Ein geschäftstüchtiger Mann hat einen Stand aufgebaut und verkauft Souvenirs und einheimische Produkte. Die Werbung einer bayerischen Brauerei ziert seinen Sonnen- bzw. Regenschirm.

Nun haben wir das Gebirge hinter uns gelassen und flott geht es weiter bis Barletta, die gut ausgebaute Straße führt größtenteils an der Adria entlang. Eine kleine Magenverstimmung macht mir zu schaffen, ob es am gestrigen Wein liegt? An einer Wegeskreuzung stoppt uns eine Polizeikelle, aber Hartmut meistert diese Kontrolle souverän und nach kurzer Zeit dürfen wir weiterfahren. Da das Castel del Monte unser nächstes Ziel ist, fahren wir ab Barletta in südlicher Richtung und erreichen die Stadt Andria. Ein heftiger Regen hat eingesetzt und manche Straßen scheinen angesichts der Wassermassen gar nicht befahrbar zu sein. Wir füttern unser Navigationsgerät mit dem Kastell – und fahren im Kreis. Auch die Beschilderung hilft uns nicht weiter, und das bei diesem starken Verkehr und den engen nassen Straßen. Schließlich, nach diversen Versuchen, haben wir doch die richtige Richtung eingeschlagen, erreichen den Parco Nazionale dell`Alta Murgia und etwas später ist das imposante auf einem Berg errichtete Gebäude auch schon in Sichtweite. Obwohl gesperrt, wagen wir es, die Straße direkt zum Parkplatz zu befahren, steigen aus und beginnen mit der Besichtigung.

Das Castel del Monte ist ein Bauwerk aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. und gilt als wichtigstes Zeugnis staufischer Baukunst. Der im 13. Jahrhundert erstellte Repräsentationsbau, auch „steinerne Krone Apuliens“ genannt, gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Über die Funktion des achteckigen rund 25 Meter hohen Kastells wird unterschiedlich berichtet. So soll es eine Bedeutung als Jagdschloss oder Wehrbau haben, eine andere Erklärung meint, dass hier der Staatsschatz aufbewahrt wurde. Warum Friedrich II. die oktonale Form gewählt hat ist nicht hinreichend erforscht, möglicherweise soll diese Form einen Bezug zum Morgenland herstellen. Aber es gibt auch andere Theorien. Um den achteckigen Innenhof erheben sich zwei Stockwerke mit jeweils acht Sälen.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Bari. Und es naht eine weitere Überraschung: Auf beiden Seiten der Straße erkennen wir die ersten Trulli. Diese für Apulien typischen Rundhäuser bilden ein interessantes Fotomotiv und wir halten mehrere Male an für einen Schnappschuss. Zipfelmützengleich ragen sie auf Olivengärten oder zwischen Weinreben empor. Im Reiseführer lese ich, dass ein Trullo, so der Singular, ohne Mörtel, also als Trockenmauerwerk, errichtet wurde. Sein Dach verjüngt sich nach oben und wird mit einem Stein, dem so genannten Zippo, abgeschlossen.

Auf der Weiterfahrt geraten wir in einen Wolkenbruch und warten unter einer Brücke, bis sich das Unwetter beruhigt hat. Links und rechts der Fahrbahn wächst der Wein auf riesigen Feldern. Dann erblicken wir die ersten Häuser der apulischen Hauptstadt, fahren am Stadio San Nicola vorbei und erreichen kurz darauf unsere nächste Herberge, das Hotel „Campus“.

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