Adventsgrüße aus Athen
Den Flughafen Düsseldorf erreichen wir ohne Probleme, zum Glück hält sich der Wochenanfangsverkehr in überschaubaren Grenzen und es hat in der Nacht weder gefroren noch geschneit.
In gespannter Vorfreude besteigen Harms und ich am 10.12.2007 die B 737 der Aegean Airlines und nach knapp 2 ½ - stündigem Flug landen wir in Thessaloniki. Die meisten Fluggäste steigen hier aus, einige neue gesellen sich zu uns und nach kurzem Aufenthalt geht es weiter. Gut 30 Minuten später ist das Ziel erreicht und wir dürfen unsere Uhr nachstellen, denn in Athen ist es wegen der Zeitverschiebung eine Stunde später.
Die Metro bringt uns in die Innenstadt zum Monastiraki-Platz. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte die Athinas entlang bis zum "Euripides-Hotel" in der Euripidou. Leo wird sich ins Fäustchen gelacht haben, als er uns das Hotel empfahl, kommen wir doch an einem belebten Straßenstrich vorbei und müssen uns energisch dem Werben der Schönen entziehen. Die Reservierung hatten wir per Internet vorgenommen.
Ich freue mich sehr auf Athen, denn der letzte Besuch liegt etwa 30 Jahre zurück. Natürlich sind Harms und ich auch schon mehr als gespannt auf das morgen stattfindende Spiel Olympiacos Piräus vs. Werder.
Nach dem Einchecken fahre ich mit dem Lift in die Hotelbar im 7. Stock und berausche mich an dem phantastischen Blick auf die von starken Scheinwerfern angestrahlte Akropolis.
Das Abendessen nehmen wir draußen in der Plaka ein, es sind bestimmt noch um die 15 Grad und auch andere Werder-Fans genießen den Abend in der mediterranen Luft, ab und zu machen sie durch die üblichen Gesänge auf sich aufmerksam.
Noch ein paar Gläser griechischen Weines und der erste Tag neigt sich erfolgreich dem Ende zu.
Herrlicher Sonnenschein und blauer wolkenloser Himmel empfängt uns am nächsten Morgen.
Wir schlendern gemächlich durch die Plaka und orientieren uns dann in Richtung Akropolis, dem bekanntesten Bauwerk der griechischen Antike. Am Parkeingang sind 12 Euro Eintritt zu entrichten.
Über die Agora, dem früheren Markt- und Versammlungsplatz, gehen wir langsam den Weg hinauf, rechts von uns liegt majestätisch der Hephaistos-Tempel, auf der linken Seite die rekonstruierte Stoa des Attalos, eine riesige Säulenhalle.
Durch das Beulé-Tor betreten wir das Wahrzeichen der griechischen Hauptstadt, vorbei am Nike-Tempel und den Propyläen, dem Eingangsbereich. Es sind zwar außer uns einige Gäste unterwegs, aber von Trubel kann keine Rede sein. Ehrfürchtig besichtigen wir die riesige Anlage des Parthenon, dieser mächtige Athenatempel ist sicherlich der Blickpunkt auf dem Berg und man kann seine frühere Bedeutung erahnen, doch leider verhindern Gerüste den vollkommenen Anblick. Eine Kanonenkugel zerstörte das Bauwerk vor über 300 Jahren.
Das Erechtheion, ein früherer Kulttempel, befindet sich nördlich davon. Sein Gebälk wird von Mädchengestalten, den Koren, getragen.
Von hier oben haben wir eine gute Aussicht auf den Tempel des Olympischen Zeus, auf das Odeion des Herodes Attikus, das Theater des Dionysos, aber auch auf die Stadt.
Die Akropolis, übersetzt "Hochstadt", wurde erstmals in der zweiten Hälfte des 2. Jts. v. Chr. besiedelt, auf dem höchsten Punkt befand sich zunächst ein Königspalast.
Wieder unten gehen wir an der Eumenes-Stoa, einer Halle zwischen Odeion und Theater, entlang und orientieren uns dann zum Hephaistos-Tempel, vorbei an einem Trio, das sich am Donauwellen-Walzer übt. Ein kurzer Regenschauer drosselt unseren Unternehmungsgeist und findige Geschäftsleute bieten sofort Regenschirme zum Verkauf an, doch nach kurzer Zeit lugt die Sonne wieder hervor.
Der Tempel, auch Theseion genannt, gilt als besterhaltenes Gotteshaus der griechischen Antike. Er erhebt sich auf einer Terrasse, von der man einen guten Blick auf das alte und aktuelle Athen hat.
Nachmittags steigen wir in die Metro und fahren für günstige 80 Cent nach Piräus. Eine Haltestelle befindet sich direkt am Stadion von Olympiacos. Aber uns bleibt noch genügend Zeit, am Kai entlang zu schlendern, die Schiffe und Yachten anzusehen, in einem Café direkt am Hafen einen Drink zu nehmen und in einem Fischrestaurant zu speisen.
Nach intensivem Personencheck betreten wir die Sportstätte und begeben uns in den Block der Gäste, aus Sicherheitsgründen dürfen wir jedoch den uns zugedachten Platz nicht besetzen und müssen ein paar Reihen hinaufgehen. Einige griechische Schlachtenbummler scheinen sich mehr für Provokationen gegen uns als für das Spiel zu interessieren und Polizisten im Kampfanzug halten sich zur Verfügung.
Das Champions League - Spiel selber will ich nicht weiter kommentieren, aber es hat uns alle erstaunt, dass viele Fans der Heimmannschaft trotz des Sieges ihrer Elf nicht gefeiert, sondern weiterhin verbal auf uns eingedroschen haben. Wir warten in unserem Block, bis wirklich der letzte Gast das Stadion verlassen hat. Die ausgesprochen umsichtigen Polizisten bitten uns, alle Fanartikel, wie Schal, Kappe etc., um nicht noch weiter zu provozieren, abzulegen. Dann werden wir zur Metrostation geführt, auf beiden Seiten Beamte mit Helm, Schlagstock und Schild. Securities begleiten uns in der U-Bahn bis in die Innenstadt zurück. In Athen ist von den Fans beider Mannschaften nichts mehr zu sehen und um viele Eindrücke reicher beschließen wir den aufregenden Tag in einem Jazzclub.
Am nächsten Vormittag ist es grau und bedeckt, die Sonne hat sich hinter schweren Wolken versteckt und wagt sich nicht hervor. Wir frühstücken im Hotel und spazieren dann zum nahe gelegenen Omoniaplatz, als uns eine große Menschenmenge entgegenkommt. Eine Demo, die Griechen, darunter viele ältere, demonstrieren gegen den Abbau der Sozialleistungen. Zeitungen hatten schon darüber berichtet und wir wussten, dass der Rückflug einiger Werder-Fans wegen des Streiks auf später verschoben werden musste.
Am Sindagmaplatz, dem "Platz der Verfassung", wird gerade ein Weihnachtsmarkt aufgebaut und Wachsoldaten in historischem Gewand, die Evzonen, stehen wie immer vor dem Parlament und Präsidentenpalast, in dem früher der König residierte, und halten Wache. Bäume mit gelben reifen Orangen fallen positiv ins Auge.
Von hier ist es nicht mehr weit zum Hadriansbogen und dem Tempel des Olympischen Zeus, aber der Park ist geschlossen, auch hier wirkt sich der Streik aus und wir können uns die verbliebenen Tempelsäulen nur aus der Ferne ansehen.
Harms hat gegen einen Ausflug an den Saronischen Golf nichts einzuwenden und so kehren wir zurück zum Sindagmaplatz, denn von dort starten zwei Straßenbahnlinien. Aber weit gefehlt! Auch hier verhindert die Demo den normalen Ablauf und ein freundlicher Mann führt uns einige Kilometer weiter zu einer Haltestelle, die wieder bedient wird.
Es ist ruhig am Meer. Kleine Schiffe, Boote und Yachten dümpeln vor sich hin, hier und da sieht man einen Menschen an Deck. Der Strand ist nicht besonders ansprechend, ein paar Mutige wagen sich in das kalte Wasser.
Wir erholen uns in einer Bar und wollen dann wieder gemächlich die Rückfahrt antreten, aber weit gefehlt. Jetzt hat der Streik auch die Außenbezirke erreicht, es fährt keine Straßenbahn mehr und selbst die Taxifahrer solidarisieren sich und lehnen jeden Transport ab.
Was ist zu tun? Eine Möglichkeit wäre, zu Fuß zurückzukehren. Nach drei bis vier Stunden hätten wir wahrscheinlich unser Ziel erreicht. Man könnte sich auch an die Straße stellen und den Daumen heben.
Vielleicht haben die Kellner oder Mitarbeiter in einer Bar oder in einem Restaurant eine Idee, möglicherweise können sie uns telefonisch ein Taxi rufen. Aber auch dieser Weg endet in einer Sackgasse. Und so marschieren wir weiter, fragen jeden Taxifahrer und siehe da, irgendwann klappt es. Ein freundlicher Mann lässt uns einsteigen und fährt uns heim nach Athen. Und das für einen außerordentlich günstigen Preis. Zufrieden lehnen wir uns in den Sitz zurück.
Den letzten Abend der Kurzreise verbringen wir wieder in der Plaka und genießen die griechische Gastfreundschaft in einigen Tavernen. Es ist relativ ruhig, die Saison für eine Städtereise scheint beendet zu sein.
Im Flughafen treffen wir auf fünf Werderfans, die ihren ursprünglichen Rückflug wegen des Streiks um einen Tag verlegen mussten. Sie sind optimistisch und haben die Zusage, heute noch nach Deutschland geflogen zu werden.
Wir heben mit halbstündiger Verspätung ab. Es erstaunt mich, dass nach dem Ausfall eines ganzen Flugtages nicht mehr Hektik aufkommt oder zumindest erkennbar ist.
Athen ist sehr interessant, kostet aber