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Rathaus und Pestsäule

Rathaus und Pestsäule

Nutria

Nutria

Eingang zur Brauerei

Eingang zur Brauerei

Wasserturm

Wasserturm

endlich ist der Rundgang beendet

endlich ist der Rundgang beendet

in Marienbad bei den Kolonnaden

in Marienbad bei den Kolonnaden

Kurhaus in Marienbad

Kurhaus in Marienbad

Kolonnaden

Kolonnaden

Häuserzeile in Eger

Häuserzeile in Eger

Rathaus in Eger

Rathaus in Eger

vor dem gleichnamigen Museum

vor dem gleichnamigen Museum

in Karlsbad

in Karlsbad

Häuserpracht in Karlsbad

Häuserpracht in Karlsbad

in Karlsbad

in Karlsbad

Blick auf Loket

Blick auf Loket

Oldies auf Bädertour

Pilsner Urquell inklusive

Einleitung

Unsere Skatkasse droht mit Überfüllung, also bedarf es schneller Abhilfe. Ein Flug nach Prag ist rasch gebucht, aber man hätte natürlich auch mit der Eisenbahn oder dem Bus fahren können. Wir fliegen von Bremen via Frankfurt und haben hier nur eine kurze Zeit für den Umstieg und, wir hatten es schon vermutet, unser Gepäck ist auf der Strecke geblieben. Aber die Formalitäten sind schnell erledigt, man versichert uns, dass es in ein paar Stunden mit der nächsten Maschine befördert und dann nach Pilsen gebracht wird, und so ist es dann auch geschehen. Im Flughafen der Hauptstadt tauschen wir sowohl am Schalter, als auch am Automaten, aber später in Pilsen müssen wir konstatieren, dass in der Stadt, selbst im Hotel, ein günstigerer Wert zu erzielen gewesen wäre, der übliche Kurs beläuft sich derzeit auf rund 26 Kronen (Kč) für einen Euro.

Wir nehmen unseren bereits im Vorfeld gebuchten Mietwagen, einen relativ neuen Seat „Leon“ in Empfang, Schimmi setzt sich ans Steuer, und am frühen Nachmittag ist Pilsen erreicht. Knapp 100 Kilometer liegen zwischen diesen beiden Städten. Auch das Hotel „Victoria“, in der Borská nahe dem Fluss Radbuza und der Altstadt gelegen, war vorher im Internet reserviert worden und ist leicht zu finden. Ein kostenfreier abgeschlossener Hotelparkplatz steht zur Verfügung.


Pilsen (Plzeň)

Im Vorfeld hatten wir überlegt, ein Hotel im Bäderdreieck, also in Karlsbad, Marienbad oder Franzenbad, zu ordern, uns dann aber doch für Pilsen entschieden. Werner hatte die Badeorte bereits besucht und meinte, dass es sich in Pilsen günstiger leben lässt, als in den doch teils recht mondänen Städten – und wir haben es auch nicht bereut.

Im warmen Licht der Nachmittagssonne, dass Thermometer nähert sich der 30-Grad-Marke, treffen wir uns im Biergarten unseres Hotels und genießen im Schatten eines Sonnenschirms den ersten halben Liter des hier heimischen Urquells und ein Glas dieses leckeren Gebräus kostet man umgerechnet nur 1,50 Euro. Beschwingt machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt, doch das Treiben hält sich in Grenzen, morgen werden wir feststellen, dass es dem heutigen Sonntagnachmittag geschuldet ist. Viele Läden haben geschlossen, das hatte ich anders erwartet.

Pilsen hat über 165.000 Einwohner und ist somit zweitgrößte Stadt Tschechiens. Bekannt wurde sie wegen der Brauerei, denn die Produkte dieses Unternehmens stehen weltweit im Angebot und werden in mehr als 50 Länder exportiert. Das Kneipenangebot ist beträchtlich, auch wegen der 19.000 Studenten, die hier eingeschrieben sind. Wir gehen an der Synagoge, es soll sich um die drittgrößte der Welt handeln, und der Oper vorbei und schon ist der Platz der Republik erreicht, das Zentrum der Stadt und einer der größten Plätze Böhmens. Der Náméstí Republiky wird von schönen alten Renaissance- und Barockhäusern gesäumt, von Museen und Galerien. Besonders auffällig ist das schmuckvolle Rathaus. Dominiert wird der Platz von der Sankt-Bartholomäus-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Das Gebäude wurde häufig Opfer verheerender Stadtbrände und musste immer wieder aufgebaut werden. Der Glockenturm, 102 Meter, ist der höchste tschechische Kirchturm. 301 Stufen sind zu bewältigen, wir verzichten auf diese sportliche Herausforderung. Zwischen Kirche und Rathaus ist die Pestsäule zu besichtigen, im Jahre 1681 von den Bürgern gestiftet als Dank, dass ihre Stadt von Epidemien verschont geblieben war.

Auf dem Rückweg lassen wir uns durch kleinere Straßen treiben und sind doch sehr erstaunt, nebeneinander wunderbar herausgeputzte Jugendstilhäuser und daneben total verfallene Gebäude, an denen scheinbar in den letzten 50 Jahren nichts gemacht wurde, vorzufinden.
Abends halten wir uns im Hotelgarten auf, essen sehr preiswert ein ganz ausgezeichnetes Steak, probieren den hier im Lande gebrannten Becherovka, schenken dem Urquell unsere Aufmerksamkeit und spielen ein paar Runden Skat, damit die Kasse nicht ausblutet.

Auch am nächsten Tag bleiben wir in Pilsen. Nach einem reichhaltigen Frühstück marschieren wir wiederum in die Innenstadt und sind ganz erstaunt, am Ufer des Flusses eine Nutria, eine Biberratte, zu beobachten. Sie lässt sich von uns nicht stören und knabbert seelenruhig weiter. Dann ist das Gelände der Plzeňský Prazdroj, der Pilsner-Urquell-Brauerei, erreicht. Am 05. Oktober 1842 wurde hier das erste untergärige helle Bier in Pilsen gebraut, und zwar nach der Rezeptur des bayerischen Braumeisters Josef Groll. Auf dem Areal befindet sich auch die Gambrinus-Brauerei. Beide Unternehmen gehören zum südafrikanischen Konzern SABMiller, zusammen produzieren sie p. a. über acht Millionen Hektoliter Bier. Leider ist eine Besichtigung nur als Gruppe mit Führung möglich und in deutscher Sprache erst am Nachmittag. Ein Besuch des zur Brauerei gehörenden Restaurants „Na Spilce“ erscheint uns noch zu früh. Nachdem wir uns noch die Souvenirs im angrenzenden Shop angesehen haben, gehen wir weiter, ich beschließe jedoch, nachmittags zurückzukehren.

Die Sonne meint es wieder gut mit uns. Am Rande der Altstadt wurde das Business Center Bohemia, kurz bcb, errichtet und man hat die Möglichkeit, das Cross Cafe im 16. Stock zu besuchen. Schade nur, dass lediglich ein Blick durch die Fensterscheibe möglich ist. Dann legen wir eine Pause auf der Terrasse des U Mansfelda ein und freuen uns über den angenehmen Schatten. Hier checke ich meine Emails, denn das WLAN im Hotel ist bis heute Abend defekt.

Danach trennen wir uns für ein paar Stunden. Mich interessiert der „Pilsener Untergrund“, ein Tunnelsystem, dass früher als Depot für Lebensmittel, aber auch als Werkstatt diente. Leider ist auch dieser Besuch nur als geführter Rundgang möglich und auch hier beginnt die Unterweisung in deutscher Sprache erst in ein paar Stunden, dann verzichte ich lieber und sehe mir das Brauereimuseum an. Der Eintritt kostet 90 Kronen und beinhaltet ein Glas Bier, dass in bestimmten Lokalen bestellt werden darf. Ausgestellt sind hier u.a. Flaschen, Gläser und Abfüllanlagen, Lagerkeller und der Nachbau einer Bierstube.

Dann begebe ich mich wiederum zum Brauereigelände. Da es noch ein paar Stunden bis zur Führung in deutscher Sprache sind beschließe ich, mich einer russischen Gesellschaft anzuschließen, auch wenn ich kein Wort verstehe. Am Eingang kann eine Infobroschüre erworben werden – und das muss für mich genügen. Zu Beginn des Rundgangs sind Ehrenkelche zu besichtigen, reserviert für prominente Gäste, für Kronprinz Rudolf, für Kaiser Franz Joseph I und für Großfürst Wladimir Alexandrowitsch. Anschließend geht es zur Laborbrauerei und dann mit dem Bus weiter am 50 Meter hohen Wasserturm, einem holländischen Leuchtturm nachempfunden, vorbei zum Abfüllbetrieb (120.000 Flachen pro Stunde). Meiner Broschüre entnehme ich, dass die Anlage in der Lage wäre, innerhalb von 26 Stunden eine 103 Kilometer lange Reihe von Flaschen zu füllen. Um es auf tschechische Weise auszudrücken: diese Länge entspricht der Strecke vom Pilsen bis zum Wenzelplatz in Prag. Es folgt eine Besichtigung des Historischen und des Modernen Sudhauses, des Gärkellers und dann, endlich, wird uns im Eiskeller das begehrte Glas Bier serviert, gezapft aus einem urigen Holzfass.

Auf dem Weg zum Hotel zurück besichtige ich noch die Sankt-Bartholomäus-Kirche und lasse mir danach im Salon „La Barberia“ für umgerechnet sechs Euro die Haare frisieren. Abends gehen wir gemeinsam zurück ins Zentrum und speisen ganz ausgezeichnet im „Salzmann“, der ältesten Bierstube Pilsens. Dann im Hotelgarten noch ein paar Runden Skat und ein aufregender Tag geht zur Neige.


Fahrt nach Marienbad (Mariánské Lázně)

Eine angenehme sanft hügelige Landschaft begleitet uns auf der Fahrt nach Marienbad, rund 70 Kilometer liegen vor uns. Die Fahrt gefällt mir, der Verkehr ist übersichtlich und das Wetter wieder exzellent. Kurz vor Erreichen des Zentrums stellen wir unser Auto auf einem kostenlosen Parkplatz ab und schlendern gemächlich und erwartungsvoll dem Kurort entgegen. Zahlreiche gekrönte Häupter, Dichter und andere Prominente haben hier im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Zipperlein auskuriert. Literaten wurden zu neuen Romanen inspiriert, Komponisten zu weiteren Werken. Goethe ver7weilte hier, Richard Wagner, Hebbel, Kafka, Gogol, Hugo von Hofmannsthal, Twain, Gorki und Ibsen, Johann Strauß und Anton Bruckner, nicht zu vergessen die Adligen wie die Könige von Griechenland, Habsburg und England, um nur einige zu nennen. Die Liste könnte um ein Mehrfaches erweitert werden. Das von luftigen Kiefernwäldern umgebene Marienbad liegt 630 Meter über dem Meeresspiegel und verspricht selbst in heißen Sommermonaten ein angenehmes Klima. Aber natürlich ist das hier vorzufindende Quell- oder Heilwasser Hauptgrund der Entwicklung.

Wir gehen zum Kurpark und sind ergriffen von dem Flair der immer noch vorhandenen Prachtbauten, der Hotels und Kurhäuser und der gediegenen Landschaft. Sogleich beschleicht mich der Gedanke, in einem der nächsten Winter hier ebenfalls eine Auszeit einzulegen, so teuer kann es nicht mehr sein. Russen scheinen hier das Gros der Gäste auszumachen, jedenfalls vermitteln die vielen nur in russischer Sprache ausgezeichneten Werbeplakate diesen Eindruck.

Der Skalnik-Park gilt als das Herzstück des Kurviertels. Hier verweilen wir geraume Zeit, sehen uns die Fontänen an, wandeln durch die Neue Kolonnade mit ihren Geschäften und Cafés, besonders beeindruckt uns die barocke Deckenmalerei. In einem der Shops erwerbe ich ein Paar Sandalen für einen überaus akzeptablen Preis. An verschiedenen „Zapfsäulen“ kann man das Mineralwasser kosten. Nebenan stehen prunkvolle Kurbäder dem internationalen Publikum zur Verfügung. Zufrieden ob des Gesehenen und Erlebten gehen wir zum Auto zurück und fahren ins etwa 20 Kilometer entfernte Städtchen Eger bzw. Cheb.

Hier hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal eine Pause eingelegt und gern erinnere ich mich an den farbenfrohen Marktplatz. Auch wir steuern dieses Ziel an und sind ergriffen von den schönen alten Bürgerhäusern, vom imposanten Rathaus, einem gelben Barockbau mit Uhrturm und heute Sitz der Staatsgalerie, und dem Schillerhaus daneben. Schade, dass dieses schöne Fleckchen auch als Parkplatz missbraucht wird. In einem urigen Lokal legen wir eine notwendige Pause ein und stärken uns mit böhmischen Köstlichkeiten, ich bestelle einen Palatschinken. Nun noch ein kleiner Spaziergang an den Fluss Eger und dann zurück. Im Foyer des Rathauses unterhält ein Kinderchor die Passanten.


Ausflug nach Karlsbad (Karlovy Vary)

Auch unser heutiges Ziel ist für einen Tagesausflug gut erreichbar, denn dieser ebenfalls sehr berühmte Bade- oder Kurort ist etwas über 80 Kilometer von Pilsen entfernt. Karlsbad liegt in einem Tal, umgeben von grünen, waldreichen kleinen Anhöhen. Im Reiseführer lese ich, dass Alexander von Humboldt dieses prunkvolle Kurzentrum mit seinen Prachtbauten aus der Belle Èpoque als einen „Brillant in einer Smaragdfassung“ bezeichnet hat. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg und sind geblendet von den exklusiven Geschäften, den Designerboutiquen und dem edlen Angebot – bei Karlsbad soll es sich um den nobelsten und berühmtesten Badeort Böhmens handeln. Auch hier können wir in den Kolonnaden Wasser probieren, bei einem Versuch kommt das Nass mit über 70 Grad aus der Quelle und man muss vorsichtig nippen, um sich nicht die Zunge zu verbrennen. Unter den Besuchern aus knapp 90 Ländern bilden russische Gäste den Hauptanteil, es gibt Direktflüge ab Moskau, Sankt Petersburg und Jekaterinburg.

Während wir die belebte Promenadenstraße Stará Luka, übersetzt Alte Wiese, entlanggehen empfinde ich dieses Überangebot an Luxus und Schönheit als überladen und kann mir nicht vorstellen, hier länger als ein paar Tage zu verweilen, das übersichtlichere Marienbad ist in meiner Gunst weit vorn. Kurz vor dem Parkplatz halten wir noch, um im Becherovka-Museum einzukaufen. Der Becherovka, auch 13. Quelle genannt, ein Magenbitter, wurde hier erfunden. Besagter Likör wird nun in einem Karlsbader Vorort produziert, ca. sieben Millionen Liter pro Jahr, und in etwa 30 Länder exportiert. Eine riesige überdimensionale Flasche posiert fotogen vor dem Museum.

Auf dem Rückweg durch eine grüne und häufig bewaldete Landschaft halten wir noch dank Werner´s Empfehlung in Loket. Angeblich, so steht es im Reiseführer, wurde keine andere böhmische Stadt, von Prag abgesehen, öfter von Malern im Bild festgehalten. Laut Johann Wolfgang von Goethe ist Loket ein „landschaftliches Kunstwerk“. Dem ist nichts hinzuzufügen, es ist wirklich ein tolles Bild, die Burg auf einem Granitfelsen, von der Eger umflossen, bei der Fahrt in den Ort hinein zu bestaunen. Wir parken auf dem dank der Renaissance-, Barock- und Gotikhäuser malerischen Marktplatz. Auch hier ist eine Pestsäule zu bewundern. Im „Atmosferi“ essen wir eine Kleinigkeit und lassen uns das böhmische Bier munden. Hier, als auch in vielen anderen Lokalen und Geschäften, kann sowohl in Euro oder Kronen gezahlt werden.

Wohlig gesättigt fahren wir heim, genießen die letzten Stunden in Pilsen und freuen uns über diese sehr interessante aber auch wirklich preiswerte Reise nach Böhmen. Morgen geht es zurück.

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