Schönes Deutschland XI
Prerow
Bei bestem Herbstwetter geht es im Oktober 2024 an die Ostsee und nach ca. 340 Kilometern ist mein erstes Ziel erreicht: Wustrow, gelegen auf Fischland-Darß-Zingst, die als Deutschlands schönste Halbinsel an der Ostsee gilt. Leider finde ich bei meinem Spaziergang am Wasser und im angenehmen Zentrum kein Quartier und so setze ich mich wieder ins Auto und fahre nordwärts durch malerische Ortschaften. Zahlreiche gebührenpflichtige Parkplätze sorgen dafür, dass es immer möglich ist, nach einem kleinen Spaziergang einen Blick auf das Meer zu werfen.
Am frühen Nachmittag erreiche ich Prerow und erblicke ein Hinweisschild auf das Ferienhaus „Störtebeker“. Ein Zimmer ist glücklicherweise noch frei und ein kostenloser Parkplatz steht ebenfalls zur Verfügung. Beschwingt mache ich mich auf den Weg und folge den Besuchermassen auf dem Weg zur neuen Seebrücke. Dieses 720 Meter lange neue Bauwerk und der neue Inselhafen wurden in der Woche zuvor eingeweiht, es soll sich um die längste Seebrücke an der Ostsee handeln und viele neugierige Besucher möchten sich, genau wie ich, ein Bild machen und so schlendern wir gemütlich bis zum Ende.
Prerow, rund 1.500 Einwohner, liegt im Landkreis Vorpommern-Rügen. Die warme Herbstsonne meint es nach wie vor gut mit uns und so laufe ich lange Zeit am Strand entlang, esse ein relativ preiswertes Fischbrötchen und sehe mir dann den gemütlichen Ort an, wandere an der alten Apotheke vorbei und stehe dann vor dem Haus „Vogels Warte“. Dieses Gebäude wurde nach dem Berliner Gerichtsadministrator Vogel benannt, der es 1910 als Sommerresidenz und Fremdenpension errichten ließ.
Bei einbrechender Dunkelheit spaziere ich noch einmal durch eine ruhige Waldgegend an den Strand und erblicke eine Hinweistafel, die an die Sturmflutnacht im Jahre 1872 erinnert, als die Brigg „Pomona“ samt Besatzung unterging. Schlussendlich lande ich im „Binnen & Buten“. Hier konzentriere ich mich auf das heimische Gewächs Sanddorn und beginne mit einem Sanddorn-Spritz, esse dann einen Sanddornkabeljau und beende meine Abendmahlzeit mit einem Sanddornbrand, alles nicht billig, aber sehr lecker. Auf dem Rückweg erblicke ich das Darsser Brauhaus und kehre neugierig ein. Doch was muss ich dann erleben: Um 21:10 Uhr fragt die freundliche Kellnerin nach „last order“, ich kann es nicht fassen, allerdings bin ich auch letzter Gast. So hatte ich mir den Abend in Prerow nicht vorgestellt.
Am nächsten Morgen hängt noch dichter Nebel über der Halbinsel. Ich checke aus, steige ins Auto und fahre bis Zingst. Auch auf dieser Strecke sehe ich viele meist leere Parkplätze, zahlreiche Fahrradverleiher warten auf Kundschaft. In Zingst angekommen staune ich über die vielseitige Gastronomie, hätte ich doch bloß hier übernachtet!
Dann geht es südwärts. Im malerischen Ahrenshoop frühstücke ich und sehe mir danach die hiesige Schifferkirche an. Sie wurde Anfang der 50er Jahre errichtet, die an der Decke hängenden vier Schiffsmodelle symbolisieren Glaube, Hoffnung, Liebe und Frieden. Von draußen gesehen kann man meinen, bei diesem denkmalgeschützten Gotteshaus handele es sich um ein Boot, das kieloben liegt.
In der Landeshauptstadt Schwerin lege ich den letzten Stopp ein, um noch einmal einen Blick auf das wunderschöne Schloss werfen zu können. Die ehemalige Hauptresidenz der Herzöge und Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin auf der Schlossinsel wurde mehrfach umgebaut und erinnert heute sehr an das Loire-Schloss Chambord. Gemütlich wandere ich am Seeufer entlang und genieße den Anblick dieses Juwels aus verschiedenen Perspektiven. In der Nachbarschaft kann man die Siegessäule, das Museum, es wird gerade renoviert, und das Mecklenburgische Staatstheater bestaunen. Total zufrieden setze ich mich ins Auto fahre heim.