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Kölner Dom

Kölner Dom

ein paar der 1.200 Brücken

ein paar der 1.200 Brücken

Obelisk auf dem Dam

Obelisk auf dem Dam

"unser" Schiff

"unser" Schiff

eye, das Filmmuseum

eye, das Filmmuseum

Fahrräder, Fahrräder

Fahrräder, Fahrräder

Bahnhof

Bahnhof

Bahnof II

Bahnof II

typische Stadtszene

typische Stadtszene

Stadtwaage in Nijmegen

Stadtwaage in Nijmegen

zufriedene Gesichter

zufriedene Gesichter

Der Goldene Oktober – ideal für Kurzreisen

Köln - Amsterdam - Köln

Erinnerung an eine interessante Flusskreuzfahrt


Hinfahrt

Ja, der Dokoclub Nendorf u. U. hat sich Zeit gelassen, aber nun, nach mehrjähriger Reiseabstinenz, ist das Vereinssäckel wieder prall gefüllt und die Ansparphase beendet. Wir treffen uns in Köln beim Ableger Am Leystapel, in der Nähe des Schokoladenmuseums zwischen Deutzer und Severinbrücke gelegen, und können sogleich einen Blick auf die „MS Switzerland“ werfen. Sie dümpelt nämlich schon am Ufer des Rheins und wartet auf die Abfahrt. Die Einschiffung erfolgt zügig, gleich danach stellen sich die wichtigsten Besatzungsmitglieder vor und bei Kaffee und Kuchen hören wir uns an, was die nächsten Tage zu bieten haben.

Gegen 16:00 Uhr heißt es „Leinen los“ und das Abenteuer mag beginnen. Schnell eile ich für ein Foto vom Kölner Dom aus dieser Perspektive aufs Oberdeck. Weitsichtig hatten meine Mitreisenden einen großen Tisch in der Mitte des Salons in Beschlag genommen und unserem Doppelkopfspiel steht nichts mehr im Wege. Freundliche und sehr aufmerksame Mitarbeiter sorgen dafür, dass unsere Gläser immer wieder aufgefüllt werden. An dieser Stelle sei mir die Bemerkung gestattet, dass der Service außerordentlich gut ist, jeder der Mitarbeiter bemüht sich nach Kräften, dass es uns an nichts mangelt. Der übliche Bordalltag beginnt morgens mit einem Frühstück vom Buffet, gegen 10.30 Uhr wird eine Bouillon im Salon serviert. Zum Mittagessen gehen wir auf das Unterdeck in den Speisesaal, dürfen uns über ein mehrgängiges Menü freuen und unter mehreren Hauptgängen eine Auswahl treffen. Nachmittags wird Kaffee, Tee und Kuchen im Salon angeboten und zum Abendessen treffen wir uns wieder im Bordrestaurant, wo uns erneut ein Drei-Gänge-Menü mit verschiedenen Alternativen erwartet und am Tisch serviert wird. Übliche Getränke sind im Preis enthalten. Und, um nicht hungrig ins Bett zu müssen, werden wir später noch mit einem „Gute-Nacht-Imbiss“ überrascht.

Veranstalter der unter der Bezeichnung „charmantes Amsterdam“ angebotenen Fahrt ist Phoenix Reisen, die Besatzungsmitglieder kommen aus über 10 verschiedenen Ländern, einzig unsere Reiseleiterin wohnt in Deutschland. Stilyan aus Bulgarien sorgt am Keyboard für die abendliche Unterhaltung, natürlich darf auch das Tanzbein geschwungen werden. Es ist nicht einfach, wie wir erleben, allen Musikgeschmäckern gerecht zu werden. Verschiedene Ausflugspakete werden angeboten, mangels Interesse aber lediglich zwei Exkursionen durchgeführt, nämlich die für meine Begriffe überteuerte Grachtenfahrt und „Amsterdam bei Nacht“. Bei unseren Mitreisenden, u.a. aus dem Emsland und Sauerland, handelt es sich überwiegend um Personen jenseits der 60.

Gemütlich gleiten wir auf dem Rhein, eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt, dahin. Nach kurzer Zeit ist Leverkusen in Sicht, später auch Düsseldorf. Dicke Frachtkähne, zum Teil zwei nebeneinander oder hintereinander befestigt, kommen uns entgegen. Etwas neidisch konstatiere ich, dass mein Heimatfluss, die Weser, verkehrstechnisch doch wohl nur die zweite Geige spielt. In Duisburg sind die Hafengebäude schon hell erleuchtet. Danach setzen wir uns gemütlich in den Salon und frönen dem Kartenspiel. Nachts, an der deutsch-niederländischen Grenze, teilt sich der Rhein in mehrere Ausläufer und wir fahren auf dem holländischen Arm „Waal“ weiter, später auf dem Amsterdam-Rhein-Kanal zum Ziel.


 
Amsterdam

Wir ankern in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nach dem Frühstück beginnt die Grachtenfahrt, der sich fast alle Mitreisenden anschließen. Unser Ausflugsschiff macht in der Nähe der „MS Switzerland“ fest und so können auch Interessierte, die auf einen Rollator angewiesen sind oder andere Beschwerden haben, an diesem Programmpunkt teilnehmen. Mit munteren Worten unterrichtet uns der holländische Begleiter über die einzelnen Punkte. Als erstes kommen wir an der Centraal Station, dem Bahnhof, vorbei und staunen über die in mehreren Etagen geparkten Fahrräder. Angeblich fahren täglich 3.000 Radfahrer zum Bahnhof, parken ihr „Fiets“ und steigen dann in den Zug.

In der Nähe sehen wir das futuristisch anmutende Filmmuseum, das „eye“. Wir fahren am Judenviertel vorbei, sehen Museumsschiffe, wundern uns über die schmalen Häuser, oben zumeist mit einem Flaschenzug versehen, und staunen über die kleinen Begrenzungen am Ufer, die verhindern sollen, dass Autos beim Einparken in die Gracht abstürzen. Dennoch sollen jährlich 100 Personen ertrinken. 2.500 Hausboote sind in Amsterdam registriert, an einigen kommen wir vorbei. Das gesamte Grachtennetz in der Stadt umfasst 100 Kilometer, es wird von rund 1.200 Brücken überspannt. Eine lange Schlange hat sich vor dem Eingang des Anne-Frank-Hauses gebildet, dem Haus, in dem sich das jüdische Mädchen während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie zwei Jahre versteckt hielt. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Westerkerk mit ihrem 85 Meter hohen Turm, dem Westertoren, dem höchsten Turm der Stadt und Wahrzeichen des Jordaan-Viertels.

Nach dem Mittagessen geht jeder seines Weges. Leider ist es immer noch trübe und die Sonne hält sich hinter dicken Wolken versteckt. Ich lasse mich einfach treiben, bleibe aber im Bezirk Walletjes, durchquere den Bahnhof und schlendere gemächlich die belebte Straße Damrak entlang. Die prächtige Centraal Station wurde auf mehr als 10.000 Baumstämmen errichtet, die in den Boden gestampft wurden. Leider behindern diverse Baustellen ein zügiges Weitergehen, denn derzeit wird an einer U-Bahn gebaut. Alle Bürgersteige sind voll von Passanten, was ist hier nur los. Die meisten der rund 800.000 Einwohner, im Großraum Amsterdam spricht man von 2,4 Millionen, scheinen unterwegs zu sein. Menschen aus 198 Nationen leben in der niederländischen Metropole. Radfahrer, die hier noch aggressiver fahren, als im Bremer Viertel, kämpfen sich durch den dicken Verkehr. Boote ankern im Wasser, hier hätten wir für eine Grachtenfahrt 50 Prozent weniger bezahlen müssen, aber das kann man vorher nicht wissen und meine letzte Wasserfahrt durch Amsterdams Kanäle ist bereits einige Jahre her.

Einen Moment verweile ich vor der Beurs von Berlage mit ihrem weithin sichtbaren Turm. Die Börse aus Backstein dient heute als Ausstellungsanlage und Konzertsaal. Dann bin ich am Dam, einem zentralen Platz. Ein Obelisk erinnert an die deutsche Besetzungszeit. Weitere Blickpunkte an dieser Stelle sind das Koninklijk Paleis, das aber nicht als Residenz genutzt, sondern nur bei Empfängen aktiviert wird, die imposante Nieuwe Kerk und Madame Tussaud´s Panoptikum. Ein Riesenrad und andere Jahrmarktsattraktionen befinden sich zur Zeit ebenfalls auf dem Dam und werden stark frequentiert.

Zum Glück gewinnt die Sonne den Kampf durch die Wolken und jetzt erlebe ich eine herbstliche Stadt in den schönsten Facetten. Schnell sind die Außentische an den Grachten besetzt und auch ich gönne mir eine Pause, esse einen Uitsmijter, nämlich einen hier üblichen Strammen Max mit Kochschinken und wage mich an ein holländisches Bier heran. Derart gestärkt geht es in östlicher Richtung weiter durch eine Straße, in der sich auffallend viele argentinische, aber auch spanische und asiatische Restaurants befinden. In einem gemütlichen Coffeeshop lasse ich es Abend werden, natürlich ohne Joint.

Dunkelheit hat sich über die Stadt gelegt. Im Schatten der Oude Kerk findet man die weitläufige Fläche des Rotlichtviertels. Anmutige Damen stehen in den Schaufenstern und lächeln pflichtbewusst. Etliche Reisegruppen, vorwiegend aus asiatischen Ländern, schleichen erwartungsvoll grinsend durch die kleinen Gassen. Aber auch Eltern mit einem Kinderwagen und einem Kleinkind an der Hand sind in diesem Distrikt unterwegs. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Vater mich vor 60 Jahren an die Hand genommen und durch Puffstraßen gezogen hätte, einfach unvorstellbar. Wie sich die Zeiten doch ändern. Diese Gaffparade erinnert an einen Zoo und hat mit knisternder Erotik nicht viel zu tun. Aber vielleicht sehe ich das auch zu kritisch. Auf dem Heimweg erlebe ich, wie ein Auto bei voller Fahrt ein Hinterrad verliert und nur mit Mühe ohne andere Verkehrsteilnehmer zu behelligen zum Stehen kommt.

Meine Mitspieler warten bereits am Kartentisch. Sie hatten an Bord gegessen. Bis zum Ablegen haben wir noch ein paar Runden Zeit und nutzen sie pflichtbewusst. Gegen 23:00 Uhr wird der Anker gelichtet und wir begeben uns mit einem Glas in der Hand aufs Oberdeck, um dem Spektakel beizuwohnen.


Rückfahrt

Mittlerweile befinden wir uns wieder auf dem Waal. Das Anlegen in Nimwegen, so die deutsche Bezeichnung der alten Hansestadt Nijmegen, habe ich verschlafen. Ein organisierter Stadtspaziergang hätte an Bord gebucht werden können, aber das Angebot wird weder von uns noch von den anderen Mitreisenden angenommen. Knapp 170.000 Menschen leben in der, nach eigenen Angaben, ältesten niederländischen Stadt.

Langsam steigen wir die Straße zur Innenstadt hinauf. Etwas enttäuscht sind wir, auf dem Groote Markt, dem Marktplatz, weder einen Blumen- noch einen anderen Wochenmarkt vorzufinden. Dafür aber schöne alte Gebäude, so zum Beispiel die Stadtwaage, die jetzt ein Café beherbergt. Nun durch einen historischen Tordurchgang und schon stehen wir vor der St.-Stevenskerk. Eine Turmbesteigung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Zu besichtigen ist weiterhin der Valkhof mit der Barbarossaruine, denn Friedrich Barbarossa, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, ließ die Burganlage seinerzeit umbauen.

Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder an Bord und die Weiterfahrt mag beginnen. Am späteren Nachmittag ist Deutschland erreicht und die Silhouette der Stadt Emmerich in Sicht. Kurz danach sehen wir steuerbords die Türme des Schnellen rüters in Kalkar. 3,5 Milliarden Euro wurden investiert, aber er wurde nie in Betrieb genommen und ein holländischer Investor errichtete hier später einen Freizeitpark. Beim Abschieds-Cocktail erhalten wir Instruktionen über das morgige Auschecken. Bevor wir uns zurückziehen und uns für das Kapitänsdinner stylen, erkennen wir noch die Türme des Xantener Doms.

Kapitän Emil Gusica aus Rumänien lässt bitten. Alle Servicemitarbeiter stehen Spalier, als wir die Treppe zum Restaurant hinunter schreiten. Viele Passagiere haben sich fein gemacht, wobei Krawattenträger eher die Ausnahme sind. Am letzten Abend an Bord werden wir wieder mit einem vorzüglichen Abendessen verwöhnt. Beispiel gefällig:

- getrüffelte Geflügel-Leberterrine mit Gemüse-Pilzsalat
- Hummerschaumsuppe mit Cognac Chantilly
- Zitronensorbet mit Prosecco
- Lachs, argentinischer Rinderrücken oder Gnocchi als Hauptspeise
- Eisparade

Dezent erhalten wir den Hinweis, dass morgen Umschläge für ein Trinkgeld in der Rezeption erhältlich sind und man erklärt uns auch, welcher Betrag als üblich angesehen wird. Ein paar Runden später bedanken wir uns bei Anita, die diesen wunderbaren Ausflug geplant hat, und begeben uns ein letztes Mal in die Koje. In den nächsten Tagen wird Schmalhans mein Küchenmeister sein.

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