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Glienicker Brücke

Glienicker Brücke

Heilandskirche in Sacrow

Heilandskirche in Sacrow

Pfaueninsel

Pfaueninsel

Schloss Cecilienhof

Schloss Cecilienhof

Rathausturm in Görlitz

Rathausturm in Görlitz

Neiße und Peterskirche

Neiße und Peterskirche

Börse und Rathaus

Börse und Rathaus

Obermarkt und Reichenbacher Turm

Obermarkt und Reichenbacher Turm

Salbhaus

Salbhaus

Grabkapelle

Grabkapelle

... so wie es früher war ...

... so wie es früher war ...

Der Goldene Oktober – ideal für Kurzreisen

Potsdam - Görlitz

Preußische Gärten und schlesische Baudenkmalen

Potsdam

Bei strahlendem Sonnenschein erreiche ich Berlin. Herbert hatte zum jährlichen Treffen der Exkommilitonen geladen und vorgeschlagen, Potsdam zu besuchen. Gern stimmen wir ihm zu und fahren mit der S-Bahn in die brandenburgische Hauptstadt. Hier angekommen, überrascht er uns mit einer so genannten Schlösserrundfahrt auf dem Dampfschiff „Gustav“. Der im Jahre 1908 vom Stapel gelaufene Schleppdampfer zog bis 1987 Kähne über Havel, Elbe und Oder, 2001 wurde er seiner jetzigen Bestimmung übergeben.

Die vor uns liegende Fahrt führt uns durch eine zum UNESCO Welterbe gehörende Landschaft und insbesondere an Parks und Schlössern der Hohenzollern vorbei. Zwar strahlt die Sonne, aber der heftige Wind schafft es, dass ich meinen leider im Hotel vergessenen Pullover arg vermisse. Wir sitzen auf dem Vorderdeck, im wärmeren Innenbereich sind alle Plätze belegt. Aber ich will nicht klagen, die 90-minütige Rundfahrt ist interessant, wird gut erklärt und kommentiert und auch der Steward arbeitet professionell.

Wir starten auf der Havel, unweit des Landtages und des alten Rathauses, und gelangen über den Tiefer See zum Jungfernsee. Erster Höhepunkt ist der Park Babelsberg mit seinem Schloss. Das imposante Gebäude diente Kaiser Wilhelm I. viele Jahre als Sommersitz. Geschichtsträchtig geht es weiter, denn nun fahren wir unter der Glienicker Brücke, der Agentenbrücke, hindurch. Zwischen 1962 und 1986 wurden hier 30 Austauschaktionen mit insgesamt 40 Personen durchgeführt.

Rechterhand liegt nun der Park Glienicke mit dem Casino, ein paar Momente später taucht vor uns die Heilandkirche in Sacrow auf. Am nördlichsten Punkt unserer Rundfahrt sehen wir das eindrucksvolle Schloss auf der Pfaueninsel. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts als Lustschloss für den preußischen König Friedrich Wilhelm II. errichtet und dann ist backbord auch schon Schloss Cecilienhof in Sichtweite. Viel zu schnell ist die Fahrt zu Ende, wir gehen von Bord, sehen uns die Nikolaikirche an, fahren mit dem Bus ein paar Stationen und besichtigen dann das zuletzt genannte Schloss im Neuen Garten. Der guten Ordnung halber sei erwähnt, dass zunächst eine kleine Pause in der benachbarten ehemaligen Meierei eingelegt und das hier gebraute Bier verköstigt wird.

Dieses am Ufer des Jungfernsees gelegene Schloss ließ Kaiser Wilhelm II. für Kronprinz Wilhelm und seiner Gemahlin Cecilie erbauen. Ein Teil der 176 Zimmer steht den Besuchern zur Verfügung und auch wir erwerben eine Eintrittskarte und besichtigen die Innenräume. Weltbekannt wurde dieser historische Ort im Jahre 1945, als hier die Potsdamer Konferenz stattfand und Stalin, Truman und Churchill die Zukunft vom Nachkriegseuropa festlegten.

Zum Abendessen bleiben wir noch in Potsdam, fahren dann nach Berlin zurück und schauen uns die wechselnde Illumination am Brandenburger Tor an. Der riesige Menschenandrang behagt uns jedoch nicht. Schnell verlassen wir den Ort des Geschehens, flüchten Richtung Friedrichstraße, suchen uns ein gemütliches Lokal und lassen den Tag entspannt ausklingen.
Nach einem gemeinsamen Frühstück heißt es anderntags dann wieder Abschied nehmen. Beim Bezahlen ärgere ich mich über den überhöhten Preis für eine Flasche Mineralwasser, hier hätte das Hotel „Ravenna“ ruhig kundenfreundlicher kalkulieren können. Danach mache ich mich auf den Weg nach Görlitz. Erstaunlicherweise wurden an der Autobahn schon Schilder aufgestellt, die auf eine Abfahrt zum vielleicht irgendwann fertig gestellten Flughafen „BER“ hinweisen. Kurz vor dem neuen Ziel überraschen mich Ortsschilder in polnischer und deutscher Sprache.


Görlitz

Es dauert, bis ich endlich das Hotel „Italia“ im Renaissancehaus am Obermarkt erreiche. Neu errichtete Poller versperren immer wieder die Einfahrt und mein Navi scheint dies nicht zu wissen. Auch heute freue ich mich wieder über sonniges Herbstwetter und mache mich beschwingt auf den Weg. Meine Unterkunft liegt sehr zentral und so kann ich den gesamten Stadtbereich auf Schusters Rappen erkunden.

Görlitz, Zentrum der niederschlesischen Oberlausitz, gilt wegen der zahlreichen historischen Denkmalen als eine der interessantesten Städte Sachsens. Deutschlands östlichste Stadt, knapp 55.000 Einwohner, blieb im Zweiten Weltkrieg fast unzerstört und glänzt mit über 4.000 Baudenkmalen. Die Innenstadt wird durch spätgotische, Renaissance- und Barockhäuser geprägt. Erwartungsvoll tauche ich hinein in das Geschehen.

Und bin sofort mittendrin. Der Obermarkt, zu DDR-Zeiten auch „Leninplatz“ genannt, besticht durch seine hochbarocken Gebäude, besonders das Haus Nr. 29 mit seinen Stuckornamenten. Am Ende des weitläufigen Marktes erhebt sich der Reichenbacher Turm.
Nach ein paar Schritten erreiche ich den Untermarkt mit seinen stattlichen Renaissancebauten. Sie repräsentieren, so lese ich im Reiseführer, die reiche Vergangenheit des hiesigen Tuchhandels. Zahlreiche Kaufleute hatten hier früher ihr Geschäft. Absoluter Blickfang ist allerdings für mich das Rathaus an der Westseite. Eine Freitreppe wird von Justitia geschmückt, als Wahrzeichen der hohen Gerichtsbarkeit. Einen Moment verweile ich im Schatten der Laubengänge. Originelle Uhren schmücken die Ostseite des Rathausturms. Weiterhin sind mir die Alte Börse, heute ein Hotel, und der Neptunbrunnen nachhaltig in Erinnerung, wenn ich an den Untermarkt denke. Etliche Bistros und Restaurants bewirten die zahlreichen Stadtbesucher, die an Tischen unter freiem Himmel Platz genommen haben. Reisegruppen bleiben vor einer der mannigfachen Sehenswürdigkeiten stehen und lauschen andächtig den Erklärungen des Stadtführers. Später, nach Einbruch der Dunkelheit, erlebe ich auch von Nachtwächtern geleitete Stadtspaziergänge.

Auf dem Weg zur Neiße halte ich an der allgemein als Peterskirche bezeichneten Pfarrkirche St. Peter und Paul. Sie stellt das größte Bauwerk und das Wahrzeichen der Stadt dar. Im Jahre 1691 wurde ein Großteil durch Brand zerstört und dann aber kurzfristig wieder aufgebaut. Imponiert haben mir allgemein der weitläufige Innenraum, besonders aber die Sonnenorgel und eine 1693 errichtete Kanzel.

Nun ist es nicht mehr weit bis zur Neiße. Vorbei an der Vierradenmühle, dem östlichsten Gasthaus Deutschlands, erreiche ich die 2004 wieder fertig gestellte Altstadtbrücke, überquere sie und bin in Zgorzelec, also in Polen. Etliche Zigaretten- und Getränkeläden warten auf bundesdeutsche Kundschaft. Ich steuere ein Gartenlokal direkt am Fluss an und beobachte das Treiben. An einem der nächsten Abende werde ich ein paar Meter weiter in einem Restaurant köstliche Piroggen mit Entenfüllung essen, und das zu einem Superpreis. Sprachprobleme gibt es nicht, hier spricht jeder, der in der Gastronomie tätig ist, ein gutes Deutsch. Görlitz und Zgorzelec bestehen zwar nebeneinander, sind aber interessiert an einer gemeinsamen Stadtpolitik und bemüht, Fragen des Alltags gemeinsam zu lösen. Abends unterhalte ich mich in einer Bar am Untermarkt und erfahre, dass mein in Görlitz wohnender Gesprächspartner der polnischen Sprache nicht mächtig ist und die Nachbarstadt jenseits der Neiße nur gelegentlich besucht um zu tanken oder um Zigaretten zu kaufen. Ich hatte gedacht, dass man wohl generell für Großeinkäufe nach Polen fahren würde, zumindest wenn man hier ansässig ist.

Mein freundlicher Hotelier rät mir, unbedingt das Heilige Grab anzusehen. Gern komme ich seiner Empfehlung nach. Bei dieser Gesamtanlage mit Grabkapelle, Kreuzkapelle und Salbhaus handelt es sich um eine originalgetreue Kopie der Jerusalemer Begräbnisstätte. Hier nun kann ich all das in Ruhe betrachten, was beim Besuch in Israel nicht möglich war. Dort drängelten sich hunderte von Besuchern in der Grabeskirche, hier bin ich zeitweise einziger Gast. Zunächst besichtige ich die Doppelkapelle zum Heiligen Kreuz, unten die Adamskapelle mit Mauerriss, der das Erdbeben während der Todesstunde symbolisieren soll. Oben in der Golgathakapelle erinnern drei Löcher im Boden an die drei Kreuze, an einer Wand steht das Kruzifix von Jesus. Im ein paar Schritte entfernten Salbhaus befindet sich eine Sandsteinplastik, die Pietà. Steinquader vor der Grabkapelle sollen an die Verschlusssteine des Grabes erinnern. Man kann einen geführten Rundgang in Anspruch nehmen, ich begnüge mich mit einer Broschüre, die freundlicherweise am Ticketschalter verliehen wird.

Beim Weitergehen erreiche ich den Marienplatz mit dem Frauenturm, auch Dicker Turm genannt. An einer Seite sehe ich das ehemalige Kaufhaus Hertie, das allerdings wegen Insolvenz geschlossen ist. Beim Blick durch die Scheiben des Eingangstores erhalte ich einen kleinen Eindruck vom prächtigen Lichthof des Jugendstilwarenhauses. Gegenüber befindet sich die Frauenkirche. Mein nächster Anlaufpunkt, die Synagoge, kann ebenfalls nur von draußen besichtigt werden. In der Nähe findet ein Wochenmarkt statt und hier erhalte ich endlich die Currywurst, die uns nachts in Berlin verwehrt wurde. Zum Schluss geht es noch zur Ochsenbastei am Neißeufer. Hier, von der nett gestalteten Gartenanlage, hat man einen guten Blick auf den Grenzfluss und das polnische Umland. Im Stadtpark nahe der Stadthalle weist ein Stein auf den Schnittpunkt des 15. Meridians hin.

Zufrieden steige ich ins Auto und fahre nach Hause. Die Stadt hat mir gefallen und ich kann einen Besuch nur empfehlen. Hatte ich hier einen breiten sächsischen Dialekt erwartet, so wurde ich enttäuscht. In Görlitz wird anders gesprochen – mich hat es nicht gestört.

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