Ein Wochenende im Spreewald
In Hannover sind wir endlich komplett und besteigen gemeinsam den Inter-Regio nach Berlin-Ostbahnhof.
Wieder einmal ist unsere Kasse zumindest so weit gefüllt, dass eine kleine Reise realisierbar ist, aber hatten wir, der Dokoclub Nendorf und Umgebung, nicht auch genug gespielt und uns diesen Ausflug verdient?
Arbeit hatten eigentlich nur drei von uns, Anita und Karin als Festausschuss waren für die Planung verantwortlich, Thea als Kassenwart durfte während der gesamten Zeit den Überblick über unser Geld nicht verlieren.
Seit Wochen haben wir herrliches Wetter in Deutschland, heute, am 20. Juni 2003, ist es etwas bedeckt und nicht ganz so heiß.
Gegen Mittag erreichen wir Berlin, haben vom Zug aus einen tollen Blick auf die Siegessäule, die Deutsche Oper, den Reichstag und den Alex.
Ein kurzer Aufenthalt im Bahnhof und schon geht es weiter unserem Ziel entgegen.
Einige Spiele Doppelkopf und dann halten wir bereits in Lübben. Unser Quartier im Ferienhaus Deutschmann, Lehnigksberger Weg 6, ist nach kurzer Zeit erreicht.
Zunächst stärken wir uns erst einmal mit Bier und einigen Schmalz- bzw. Leberwurstbroten , eine Gurke wird immer dazu gegeben. Die Ferienanlage Deutschmann verfügt über einen Bootsanleger direkt an der Berste, viele Kähne mit Touristen machen hier eine Pause und sorgen für Umsatz.
Lübben liegt zwischen dem Unter- und Oberspreewald, es geht beschaulich zu, Massentourismus erleben wir später in Lübbenau. Außer der Spree und der Berste fließen noch viele kleine Kanäle oder Fliesse durch die Stadt. Im Schloss ist ein Museum eingerichtet, das örtliche Gymnasium trägt den Namen des bekannten protestantischen Kirchenlieddichters Paul Gerhardt.
Einige Schilder sind sowohl in deutsch als auch in sorbisch geschrieben. An Hotel- und anderen gastronomischen Einrichtungen mangelt es nicht, die Preise sind moderat, eher günstiger als in Niedersachsen oder Bremen.
Manche Hausgiebel werden von Schlangenköpfen geziert. Wir hören verschiedene Interpretationen, warum gerade dieses Tier gewählt wurde. Einmal heißt es, die Schlange ist listig, sie laviert und schlängelt sich aus allen Problemen heraus.
Bei der zweiten Variante soll sie sich auf vollständig trockenen Stellen zum Sonnen hinlegen. Hier ist also ein geeigneter Platz, ein Haus zu bauen, ohne Probleme mit Wasser, Überschwemmung etc. zu bekommen.
Die Stadt eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Fahrradtouren, Bootsfahrten und Spaziergänge.
Abends lädt uns ein Bekannter in seinen Minibus und zeigt uns die Umgebung. In Burg legen wir eine kleine Pause ein und erholen uns in der urigen Bahnhofsgaststätte. Die Getränke werden mit einer Miniatureisenbahn transportiert. Vor dem Bahnhofsgebäude kann man einige alte Draisinen besichtigen.
Zum Schluss, es ist schon dunkel, sehen wir auch ein Gurkenfeld, es wird unser einziges bleiben.
Gurken spielen im Spreewald eine herausragende Rolle. Es gibt Gurkentouren, Gurkenwanderwege, Gurkenschnaps, eingelegte Gurken in allen Variationen und Gurkensalate aller Art.
Die "Spreewaldgurke" ist ein geschützter Produktname, mindestens 80 % der Ware muss hier angebaut werden, um in den Genuss dieses Warenzeichens zu kommen. Der Rest wird aus Polen oder Tschechien zugekauft.
Nach dem Frühstück, Günter hat sich in diesen Tagen um frische Brötchen gekümmert, holen wir unsere Mieträder ab und fahren querfeldein in Richtung Alt-Zauche. Man hat uns diesen Ort als Ausgangspunkt einer Kahnfahrt empfohlen. Es ist etwas kühl, die Sonne wagt sich noch nicht hervor, dabei wollten wir uns so gern in unseren neuen T-Shirts präsentieren.
Der Fährmann will gerade Pause machen, ist dann aber gleich bereit, mit uns eine dreistündige Kahnfahrt zu beginnen. Es ist wunderbar, wir begegnen nur einigen Paddel- und Ruderbooten, ansonsten haben wir das ganze Wasser und den Wald exklusiv für uns. Einmal passieren wir eine Schleuse, die von zwei Jungen bedient wird. Die hohen Schwarzerlen spiegeln sich im absolut ruhigen Wasser. Es ist nichts zu hören, wir genießen Natur pur.
Günter, der Fährmann, ist Rentner. Er war früher u. a. Landwirt. Von ihm erfahren wir, dass einige ältere Leute noch wendisch oder sorbisch sprechen, die Traditionen werden nach der Wende wieder etwas forciert. Die Region leidet unter der relativ hohen Arbeitslosigkeit, im Moment spricht man von 22 %.
Das Mittagessen nehmen wir ebenfalls in Alt-Zauche ein, einige von uns essen die Regionalspeise Kartoffeln, Quark und Leinöl und sind ganz begeistert. Anschließend kümmern wir uns um die Karten.
Auf dem Rückweg halten wir noch kurz am Storchennest auf dem Feuerwehrhaus und dann geht es, meistens auf Feldwegen, nach Lübben zurück. Die letzte Pause legen wir am Briesener See ein, von dem hellen Sand, der an schönste Ostseestrände erinnert, sind wir ganz angetan.
An diesem Wochenende findet der Inselmusiksommer statt, heute abend treten bekannte Musiker auf der Schloss-Insel auf. Mit einbrechender Dunkelheit gehen wir hin, bleiben aber draußen, um das Eintrittsgeld zu sparen. Als Zaungäste lauschen wir dem Gesang von Robin Gibb, den Venga-Boys und Right Said Fred.
Es ist viel los, Menschenscharen kommen uns entgegen.
Den Sonnabend lassen wir mit einigen Runden Doppelkopf ausklingen.
Und schon ist der letzte Tag angebrochen. Es ist wärmer und die Sonne scheint. Wir haben ja noch die Fahrräder und machen uns nach dem Frühstück gleich auf den Weg nach Lübbenau. Ein großer Teil des Weges führt direkt an der Spree entlang, einige Radfahrer kommen uns entgegen.
Manchmal steigen wir ab und schieben das Fahrrad über eine höhergelegene Brücke.
Am Ortsanfang beobachten wir wieder einen Storch mit Nachwuchs in seinem Nest. In einem zentralen Lokal essen wir zu Mittag.
Hier ist was los, viele Touristen strömen durch den Ort, Gaststätten, Eisdielen, Gartenlokale und Restaurants laden zum Verweilen ein. Direkt an der Hauptstraße hat eine Schwalbe ihr Nest gebaut und füttert die Kleinen.
Karin und Werner haben hier vor Jahren eine Kahnfahrt mitgemacht und erzählen, dass sich die Boote an den Anlegeplätzen gestaut haben. Sie konnten erleben, wie die Post mit dem Kahn ausgeliefert und das Heu von einer Fliesinsel per Boot eingefahren wurde.
Auf dem Heimweg, kurz vor Lübben, streikt mein Fahrrad, der Freilauf ist defekt. Dank Werners Geschicklichkeit in Kombination mit Günters Equipment kann ich die Fahrt nach kurzer Zeit fortsetzen.
Noch einige Runden Karten spielen und dann ist es Zeit, Abschied zu nehmen.
Unser Herbergsvater bringt uns mit seinem Kleintransporter zum Bahnhof. Hier stellen wir leider fest, dass der Zug wegen Gleisarbeiten nur bis Königswusterhausen fährt. Von dort geht es weiter mit der S-Bahn.
Unsere Bahn ist schon abgefahren, aber wir erreichen gerade noch den nächsten ICE, eine kurze Nachfrage im Bahnhof und wir können einsteigen. Nach nur 90 Minuten erreichen wir Hannover.