Eine Busreise an die Ostsee
Wismar
Zum Glück wird die Regionalbahn nicht bestreikt. Gemütlich fahren wir mit dem Zug nach Wismar. Bis zum Hotel „Alter Speicher“ sind nur ein paar Schritte zu gehen. Auch dieses Haus liegt sehr zentral und bis zum Markt sind es nur ein paar Minuten. Die Altstadt gehört zu den schönsten und besterhaltenen ursprünglichen Stadtkernen Deutschlands, sie ist mit 76 Hektar die größte ihrer Art im Ostseeraum. Sehenswert sind die Backsteingebäude und Giebelhäuser der Hansestadt, die etwa 42.000 Einwohner zählt. Kein Wunder, dass diese Ansammlung interessanter und historischer Bauwerke einen Eintrag in die UNESCO-Welterbeliste fand.
Wismars Markt misst 100 mal 100 Meter und kann für sich in Anspruch nehmen, einer der größten Marktplätze Norddeutschlands zu sein. Das Wetter klart wieder auf und so kann sich dieser Platz fotogen von seiner besten Seite zeigen. Schade, dass die parkenden Autos den Gesamteindruck etwas trüben. Zum Ensemble gehören das Rathaus mit der klassizistischen Fassade, das rot-weiße Kommandantenhaus und natürlich die Wasserkunst, ein Pavillon mit Kupferdach und kleinem Türmchen. Eine kleine Verschnaufpause gönnen wir uns draußen vor dem Reuterhaus neben dem Gasthaus „Alter Schwede“, dem ältesten Haus Wismars.
Zum Alten Hafen gehen wir zunächst die mit Speicher- und Kaufmannshäusern gesäumte Krämerstraße entlang, legen einen Besuch der St. Nikolai-Kirche ein und stärken uns dann mit frischen Fischbrötchen. Gut, dass wir ordentliches Schuhwerk anhaben, denn das häufig vorhandene Kopfsteinpflaster ist für Stöckelschuhe und High Heels nicht unbedingt als empfehlenswert zu bezeichnen. Lokale aller Couleur sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Auf dem Weg zurück zum Hotel gehen wir ein Stück an der „Frischen Grube“ entlang. Ein imposantes Fachwerkhaus erhebt sich über dem künstlichen Wasserlauf. Beim Weitergehen haben wir permanent den Turm der gesprengten Marienkirche im Fokus. Die wuchtigen Kirchen der Stadt gelten als Symbol für Macht und Reichtum zur Zeit der Hanse. In der „Kaminstube“ lassen wir den Tag bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen.
Ein Ausflug zur Insel Poel ist geplant und darf natürlich auf dieser Reise nicht fehlen. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde. Wir hätten auch den Bus nehmen können, denn Poel ist über einen Damm mit dem Festland verbunden. Im Hauptort Kirchdorf gehen wir von Bord. Es geht sehr gemächlich und beschaulich zu auf der Insel, von Hektik keine Spur. Etwa 2.500 Bewohner leben hier. Wir steigen die kleine Anhöhe zur Kirche hinauf, früher gab es hier noch eine Wallanlage. Die einzelnen Orte sind durch einen Regionalbus verbunden, wir jedoch entschließen uns für einen Spaziergang zum zwei Kilometer entfernten Ort Malchow, um dort eine Kartenpause einzulegen. Doch leider hält sich hier die Anzahl der gastronomischen Betriebe in Grenzen oder, um ehrlich zu sein: es gibt nicht ein einziges Lokal. Also schnurstracks den Weg zurück. Bei einsetzendem Regen, der sich zu einem richtigen Sturm entwickelt, erreichen wir das schützende Dach eines Imbissbetriebes.
Zurück in Wismar freuen wir uns wieder auf ein anständiges Fisch-Abendessen und werden auch heute nicht enttäuscht. Am nächsten Morgen steigen wir in den FlixBus und fahren heim – einen weiteren Tag hätte die Skatkasse nicht verkraftet.