Kaunas-Klaipeda-Kurische Nehrung
Klaipėda
Es ist schon dunkel, als die Boeing der Ryanair in Bremen abhebt. Gut 100 Minuten und eine Skatrunde später landen wir in Kaunas, hier ist die Uhr wegen der Zeitverschiebung schon um eine Stunde vorgerückt. Die Abfertigung geht zügig vonstatten und ein Pass oder Ausweis braucht nicht mehr vorgezeigt zu werden. Im Flughafen versorgen wir uns an einem Automaten mit dem nötigen Kleingeld und fahren dann mit einem Taxi zum Hotel "Kaunas".
Jetzt, bereits nach Mitternacht, sind die Unterhaltungsmöglichkeiten gering. Eine Diskothek in unserer Straße und ein Burger in der Nähe sorgen dafür, dass wir nicht hungrig oder durstig ins Bett müssen. Unser Hotel liegt an der Laisvės alėja, der Freiheitsallee, einer breiten Fußgängerzone mit schönen schattigen Baumreihen in der Mitte, zentral und in Sichtweite zur Altstadt.
Am nächsten Morgen, nach einem sehr guten Frühstück, fahren wir wiederum zum Flughafen und nehmen dort unser Mietfahrzeug in Empfang. Es handelt sich um ein Auto japanischer Herkunft, das von einigen unserer Mitreisenden argwöhnisch betrachtet wird, mir aber bestens gefallen hat.
Bis Klaipėda sind es nur 217 km, wir können die Strecke auf der Autobahn also in gut zwei Stunden schaffen. Fakt ist jedoch, dass wir erst nach 7-stündiger Fahrt eintreffen. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint vom Himmel und wir nutzen jede Gelegenheit, um bei den reichlich vorhandenen Raststätten eine Spiel- und Rauchpause einzulegen. Manchmal zwingt uns allerdings ein allzu heftiger Wind, ins Lokal hinein zu gehen. Eine Speisekarte in englischer Sprache ist in den meisten Fällen vorhanden, in der letzten Station werden nur alkoholfreie Getränke verkauft.
Gegen Abend erreichen wir Klaipėda und fahren ohne Umweg direkt zum Hotel "Klaipėda", das vor einigen Wochen in "Amberton" umfirmiert hat. Vor ziemlich genau 11 Jahren, während meiner Reise durch das Baltikum, war ich hier ebenfalls abgestiegen. Aber wie hat es sich verändert, ich erkenne rein gar nichts wieder. Der postsowjetische Charme, den ich in Erinnerung habe, ist nicht mehr vorhanden. Uns werden Zimmer im neuen Teil der Anlage, dem so genannten K-Zentrum, zugewiesen, aber vorher fahren wir mit einem der Panoramafahrstühle in die Bar im 20. Stock, spielen Karten, trinken frisch gezapftes Bier und genießen den perfekten Blick auf das Kurische Haff, den Hafen und die Nehrung – und das alles begleitet von einem romantischen Sonnenuntergang.
Klaipėda, das frühere Memel, hat rund 188.000 Einwohner, darunter knapp 30 % Russen. Alte Speicher und Fachwerkhäuser zeugen davon, dass das Memelland bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs zum deutschen Reich gehörte, denn der typische Baustil des Baltikums ist anders und Fachwerk gehört absolut nicht dazu.
Wir gehen über den Fluss Danė (Dange), der Windjammer "Meridianas" liegt hier nach wie vor fotogen vor Anker. Natürlich steuern wir auch die vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt an, das Standbild "Ännchen von Tharau" mit dem Simon-Dach-Brunnen auf dem Theaterplatz. Tagsüber ist diese Gegend den Souvenirhändlern vorbehalten. Das Alte Theater und das Schauspielhaus, verschiedene Restaurants und Bistros sind hier angesiedelt. So auch ein paar Schritte weiter das "Memelis", ein alter Speicher direkt am Fluss. Wir nehmen, obwohl der Kalender schon Herbst anzeigt, draußen auf der Terrasse Platz, spielen Karten und essen zu Abend. Später wechseln wir noch ins "Hemingway´s".