Königsberg und Baltikum
Riga
Pünktlich um 8.oo h setzt sich der Bus nach Riga in Bewegung. Wir passieren Orte mit fremden Namen, Palanga, Liepaja, Saldus. An der Grenze zu Lettland benötigen wir jeweils 5 Minuten, Kennet, der Däne, hat mal drei Stunden gebraucht.
In Riga angekommen tausche ich zunächst etwas Geld. Ein Taxifahrer verlangt einen Wucherpreis für die kurze Fahrt ins empfohlene Hotel Radi un Draugi in der Innenstadt. Eine Dame hört das Feilschen und winkt mir zu, mit ihr zu gehen. Nach kurzer Zeit erreichen wir das Hotel, leider ausgebucht, die im Klaipeda-Hotel vorgenommene Reservierung hat nichts genützt.
Also wieder den Reiseführer hervornehmen, das Hotel Laine erscheint mir geeignet. Die freundliche Dame an der Rezeption ruft dort an, es gibt ein freies Zimmer, der Fahrer von Radi un Draugi fährt mich, findet das Hotel aber nicht auf Anhieb.
Der erste Eindruck von Riga ist phantastisch, und dann noch das schöne Herbstwetter. Ich fühle mich Riga etwas verbunden, hatte doch meine Lehrfirma, die Elektrogroßhandlung Friedrich Marienfeldt, vor dem Krieg ihren Sitz in Riga und mein erster Chef wurde hier geboren.
Insgesamt wirkt Lettland verlassener und nicht so sauber wie Litauen. Beim Spaziergang sehe ich elegante Leute, aber auch einige in heruntergekommener Kleidung, eine ältere Frau hat noch Zeitungen um die Füße gewickelt, die aus den Schuhen herausschauen.
Der Blick auf die Altstadt, die Brücken, die vielen Kirchen, ist wunderschön. Plötzlich fühle ich mich in der Heimat: die Bremer Stadtmusikanten. Es ist, wie ich später lese, ein Geschenk Bremens aus den 90er Jahren.
Auch in Riga sieht man viele Busse und LKW mit deutschen oder anderen Firmennamen.
Neben meinem Hotel ist eine Musikschule, tagsüber ist immer Gesang zu hören.
Man kann in Riga wunderschön bummeln, es gibt viel zu sehen. Große Parks laden zum Verweilen ein, ich schlendere durch die Esplanade mit dem J. Rainis-Denkmal, an seinem Geburtstag wird alljährlich ein Literaturfestival eröffnet.
In der Innenstadt ist der Pulverturm, ein früherer Verteidigungsturm, sehr sehenswert, der Dom mit Domplatz, der Gildeplatz mit den Gildehäusern, das Katzenhaus, das Drei-Brüder-Haus, das Schwedentor und, und, und. Man kann diese Aufzählung noch lange fortsetzen. Auf dem Domplatz treffe ich wieder die beiden deutschen Reisenden. Mein Zahn zwickt und macht mir etwas zu schaffen.
Einen grandiosen Ausblick habe ich vom Turm der Petrikirche, einen weiteren wunderschönen Panoramablick auf die Stadtsilhouette hat man vom anderen Ufer der Düna (Daugava).
Das Schloss kann momentan nicht besichtigt werden, es wird renoviert und soll zum Sitz des Staatspräsidenten ausgebaut werden.
Im Park nahe meinem Hotel ist die orthodoxe Christi-Geburt-Kathedrale, sie wurde zu UdSSR-Zeiten als Planetarium und Haus des Wissens zweckentfremdet und wird nun wieder ihrer alten Bestimmung zugeführt.
Mit dem Zug fahre ich nach Jurmala, einem Ort an der Ostsee mit langem schönen weißen Strand. Man kann kilometerweit laufen und trifft nur wenige Menschen.
Lettland hat noch erhebliche wirtschaftliche Probleme, oft sieht man Bedürftige im Müll nach Nahrung suchen, die Arbeitslosigkeit soll auf dem Land relativ hoch sein, so jedenfalls berichtet mir eine Hotelangestellte, die nebenbei Management und Ökonomie studiert.