Königsberg und Baltikum
St.Petersburg
Im Busbahnhof erwerbe ich bei Eurolines ein Ticket nach St. Petersburg. Der Bus setzt sich bei ungemütlichem Regenwetter pünktlich in Bewegung, nach einer Stunde müssen wir allerdings eine Zwangspause einlegen, Motorschaden.
Etwa drei Stunden warten wir auf den nächsten Linienbus, glücklicherweise ist genug Platz für uns vorhanden. Ein vor mir sitzender Este meint, er hätte die Panne bereits in seinem heutigen Horoskop gelesen.
Bei schönerem Wetter wäre es bestimmt eine tolle Fahrt gewesen, braunes Herbstlaub, kleine Hügellandschaften, teilweise fühle ich mich an die holsteinische Schweiz erinnert
Trotz der mehrstündigen Unterbrechung bleiben alle Passagiere gelassen, man stelle sich diese Situation in Deutschland vor. Es tropft etwas durch die Busscheiben. Eine junge Frau legt, anstatt zu lamentieren, ihr Regencape über den Schoss.
An der Grenze warten wir eine knappe Stunde, auf russischer Seite wird wieder das gesamte Gepäck durchleuchtet, Probleme mit dem Visum gibt es nicht.
Um 22.30 h Ortszeit erreichen wir die alte Zarenstadt St. Petersburg. Der Busfahrer meint, dass ich das Hotel bequem mit der Metro erreiche, ich entschließe mich aber für ein Taxi. Es ist eine längere Fahrt, wegen der schlechten Scheibenwischer kann ich nicht viel erkennen.
Das Hotel Moskwa scheint in deutscher Hand zu sein, aus jeder Ecke dringen deutsche Wortfetzen. Im Fernsehen ist wieder "Deutsche Welle" zu empfangen, ich erfahre, dass Raissa Gorbatschow verstorben ist. In den anderen Sendern oder in der Zeitung hatte ich davon noch nichts vernommen.
Im Restaurant gibt man mir, obwohl offiziell schon geschlossen, noch etwas zu essen. Eine tolle Band spielt das letzte Stück für diesen Abend.
Zum Geldtauschen brauche ich wieder meinen Pass, den hatte ich jedoch beim Einchecken abgegeben, nach kurzer Zeit und gutem Zureden ist auch dieses Problem gelöst. Erstaunlich, dass dieser Service noch gegen Mitternacht geboten wird.
Das Handy kann ich hier ebenfalls wieder aktivieren.
An der Hotelbar unterhalte ich mich längere Zeit mit einem russischen Portraitmaler und mit einem Finnen. Beim Frühstück erfreut uns ein Klavierspieler mit bekannten Melodien.
Eine Citytour, der ich mich gern angeschlossen hätte, findet wegen mangelnder Teilnahme nicht statt und der Gedanke, bei Intourist nachzufragen, kommt mir nicht.
Also los auf Schusters Rappen, es ist diesig und trübe, der Straßenverkehr hält sich noch in Grenzen. Den ganzen Newski-Prospekt hinauf, zuerst erscheint mir die Strasse etwas trist, ab dem Moskauer Bahnhof wird es lebendiger. Manchmal drängeln sich kleine Kinder heran und betteln.
Über die Fontanka geht es zum Denkmal der Zarin, dann zur schönen Erlöserkirche, leider hatte sie noch geschlossen.
Dann endlich der Schlossplatz mit dem prächtigen Winterpalast, in dem sich die weltbekannte Eremitage befindet. Gut zwanzig Jahre vorher hatte ich schon einmal das damalige Leningrad besucht, an diesen Teil der Stadt kann ich mich noch gut erinnern.
Die Admiralität, die Peter und Paul-Festung auf einer Neva-Insel, es kommt mir alles bekannt vor und entzückt mich.
Die Isaak-Kathedrale kann nur mit einer Eintrittskarte betreten werden, Touristen und Einheimische bezahlen unterschiedliche Preise. Der Besuch ist das Geld allemal wert. Ich vermisse den Pendel, der, genau wie im Deutschen Museum in München, die Erdbewegung demonstriert. Sollte ich mich getäuscht haben, eigentlich bin ich ganz sicher, dass diese Demonstration früher bestanden hat.
Das Wetter klärt sich auf, also nehme ich an einer Stadtbesichtigung per Boot teil. Außer mir sind nur Russen an Bord, die Führerin erzählt ohne Pause, die russischen Gäste werden bestens informiert, auf englisch sagt sie leider nur das Allernötigste.
Von der Neva geht es durch den Winterkanal, über die Moika, am Puschkin-Haus vorbei zum Schloss. Wir sehen den Sommerpalast und auch die Aurora, sie wird nur kurz erwähnt. Bei meinem ersten Besuch der Stadt war das noch ganz anders, wir hielten uns stundenlang auf bei dem Schiff, von dem der Schuss, der das Ende des Zarenreiches einläutete, abgefeuert wurde.
Die Metro-Stationen erstrahlen wie immer in ihrer Pracht. Hier wurde viel Marmor verwendet. Man kann die U-Bahn-Schienen nicht immer sehen, in manchen Stationen sind durchgehend Wände, durch eine Tür geht es direkt in den Zug.
Das Hotel Moskwa liegt am Ende einer Untergrundbahn, die Station befindet sich, wie praktisch, direkt unter dem Hotel.
Dem nahe gelegenen Newski-Kloster statte ich noch einen Besuch ab, ein alter Schiffsingenieur spricht mich an und bittet um etwas Geld.