Silvester in Lemberg
Anreise mit Hindernissen
Einige Bekannte hatten mir einen Besuch Lembergs sehr schmackhaft gemacht, Karl meinte sogar, die Stadt sei eine Kleinausgabe von Wien. Also habe ich Ende Dezember den Koffer gepackt und bin mit dem Zug für einen unschlagbaren Preis (60,- Euro/1. Klasse) nach Warschau gefahren, von dort wird es sicherlich schnell weitergehen – denke ich jedenfalls.
Nach 9 ½-stündiger Fahrt erreichen wir mit 25-minütiger Verspätung die polnische Hauptstadt, ich eile zum Fahrkartenschalter und erhalte ein Ticket für rd. sechs Euro, wahrscheinlich gibt es in der Umgebung einen Ort ähnlichen Namens. Vorsichtshalber zeige ich der Verkäuferin meinen Reiseführer, denn dort ist auch die polnische Schreibweise, nämlich Lwów, aufgeführt. Für Fahrten ins Ausland ist ein anderer Schalter zuständig. Hier erfahre ich allerdings, dass alle heutigen Züge ausgebucht sind. Macht nichts, eine Übernachtung in Warschau hatte ich eingeplant. Aber, und nun wird es spannend, auch für morgen ist kein freier Platz mehr zu haben. Was ist zu tun? Um 18:30 Uhr fährt eine Bahn nach Kiew, dort möge ich doch fragen und dann an Ort und Stelle die Fahrkarte kaufen. Aber ohne Ticket komme ich nicht ins Abteil und so entschließe ich mich, den Nachtzug zur Grenze nach Przemysl zu buchen, Abfahrt 22:35 Uhr. So habe ich noch reichlich Zeit und langweile mich im alkoholfreien Bahnhof.
Pünktlich verlassen wir Warschau-Centralna, im Dreipersonenabteil bin ich einziger Gast. Mein Wagen befindet sich direkt hinter der Lokomotive und so wiegen mich die lauten Bremsgeräusche endlich in den Schlaf. Am nächsten Morgen liegt ganz Ostpolen unter einer dicken Schneedecke und nach zehn Stunden ist der Ort pünktlich auf die Minute erreicht. Ich schnappe mein Gepäck und eile zum Fahrkartenschalter. Doch dort erfahre ich von einer sehr resoluten Dame, dass ich den Bus zur Grenze zu nehmen habe. Sie zeigt mir den Abfahrtsplatz. Zɬotys hatte ich nicht getauscht, denn in Warschau kann überall mit Kreditkarte gezahlt werden. Der Fahrer nimmt zum Glück auch Euros. Nach knapp zehn Kilometern ist der Grenzort Medyka erreicht, schnell durch den polnischen Zoll, dann ein paar 100 Meter durch das weiße Niemandsland und um 9:30 Uhr betrete ich ukrainischen Boden, hier ist es eine Stunde später.
Gleich werde ich von geschäftstüchtigen Taxifahrern umringt, die mir lauthals versichern, dass es keine Busverbindung nach Lviv, so die inländische Bezeichnung von Lemberg, gibt und schreiben ihre Preisvorstellung auf die schneebedeckten Autos. Nach kurzer Verhandlung einigen wir uns und dann beginnt eine rd. 80 Kilometer lange Fahrt durch eine winterliche Schneelandschaft. Endlich in der Stadt angekommen, hat mein Fahrer Probleme, das Hotel „ibis Styles“ im Zentrum zu finden, aber pünktlich um 12:30 Uhr sind wir am Ziel und ich freue mich, endlich einchecken zu können.
Ein Video über diese Reise kann bei Youtube unter
https://www.youtube.com/watch?v=YK1b9uDzBdA
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