Madrid
Text und Fotos: Horst Wehrse
So in etwa hatte ich mir im Vorwege den Titel dieses Reiseberichts vorgestellt. Leider wurde dann am 11. März 2004, auf den Tag genau 2 Wochen vor unserer Abreise, der grausame Terroranschlag auf Madrid, bei dem etwa 190 Menschen starben, verübt.
In der Zeitung stand, dass aufgrund dieses schrecklichen Vorfalls alle Buchungen hätten storniert werden können, wir sind aber trotzdem geflogen.
Vino tinto und Tapas haben wir ausreichend genossen, die Nächte waren aber eher der nordeuropäischen Gewohnheit entsprechend. Eine Ausgelassenheit der Madrilenen, wie ich sie bei meinem ersten Besuch, der über zehn Jahre zurückliegt, erlebt habe, war aus verständlichen Gründen nicht festzustellen.
Am frühen Morgen des 25. März fahren wir, Hartmut, Horst, Rolf und ich, mit dem Auto nach Münster und fliegen von dort mit Air Berlin nach Palma de Mallorca und kurze Zeit später weiter nach Madrid.
Eine preiswerte Unterkunft hatten wir bereits im zentral gelegenen "Hotel Cliper" reserviert. Im Flughafen entscheiden wir uns für die Metro und nach zweimaligem Umsteigen sind wir am Ziel. Doch dann der erste Schock: Rolf wurde in der U-Bahn bestohlen, sein Schlüsselbund und einige Geldscheine sind weg. Er meint, einige verdächtige Jugendliche seien die Übeltäter, sieht aber von einer Anzeige ab, da er sich eh keinen Erfolg davon verspricht.
Nach kurzer Erholungspause machen wir uns auf den Weg. Es ist recht sonnig, viele Menschen sitzen vor den Bars und Restaurants und lassen sich von der Frühlingssonne bescheinen, wir schließen uns an und gönnen uns an der Puerta del Sol erst mal ein paar Gläser Bier oder Wein.
Jetzt sind wir im absoluten Zentrum der Stadt. Zwei Fußgängerzonen beginnen hier. Auf einer Seite ist das Wahrzeichen Madrids, der Bronzebär am Erdbeerbaum aus dem Stadtwappen, zu bestaunen. In der Mitte des Platzes zieht das Reiterstandbild des Bourbonenkönigs Karl III. die Blicke auf sich.
Durch einen überwölbten Zugang betreten wir den größten Platz Madrids, die Plaza Mayor. Früher fanden hier Stierkämpfe, Seligsprechungen, aber auch Verbrennungen statt, heute ist er ein beliebter Treffpunkt. Bars, Restaurants und Cafes laden zum Verweilen ein. Rock-Konzerte werden hier aufgeführt, in der Mitte überragt das Reiterstandbild von Philipp III. alle Passanten. Auf einer Seite ist ein großes Ausstellungszelt aufgebaut.
Beeindruckt bin ich wieder von den Feinkost- und Schinkenläden mit so schönen Namen wie "Museo de Jamon" oder "Casa de Jamon". Aber nicht nur in diesen Geschäften, auch in den Lokalen, den Tapas-Bars, hängen gewaltige Schinken von der Decke.
Wir gönnen uns eine mehrstündige Pause und genießen die Gastfreundschaft der Spanier. Bei Bier und Rotwein, meistens wird Rioja ausgeschenkt, erholen wir uns von den Strapazen. Zu jeder Getränkebestellung werden Tapas, kleine Köstlichkeiten, gereicht. Mal sind es eingelegte Pilze, dann Kartoffeln in Mayonnaise, Sardellen oder Tomaten auf Toast.
Unser nächster Spaziergang führt uns zur Plaza de España. Wir gehen die Gran Via entlang, auf beiden Seiten schöne verzierte Häuser mit interessanten Stuckornamenten. Üppige Fassaden und schmiedeeiserne Balkone geben diesen Gebäuden ihren besonderen Reiz. Alle Kinos der Stadt scheinen sich hier angesiedelt zu haben.
Zwar hatten wir uns anfangs eine Zehnerkarte für die Metro gekauft, können aber die meisten Wege zu Fuß erledigen.
Mittelpunkt der Plaza de España ist das Cervantes-Denkmal mit Don Quijote, dem Ritter von der traurigen Gestalt, und Sancho Pansa.
Wir gehen weiter in Richtung Plaza de la Cibeles.
Die goldverzierte Kuppel des Metropolis-Gebäudes an der Calle Alcala ist leider größtenteils von einem Gerüst umgeben. Auf der anderen Seite der Banco de España werden wir Zeuge einer Militärparade.
Der riesige Palacio de Communicaciones, in dem sich die Post befindet, ist von weitem zu sehen. Davor, inmitten eines Kreisverkehrs, dann der Cibeles-Brunnen mit der Göttin der Fruchtbarkeit auf einem Löwenwagen. Nach längerem Versuch gelingt es mir doch tatsächlich, ein Foto ohne vorbeifahrende Autos aufzunehmen.
An der Plaza de la Independencia mit der schönen Puerta de Alcala biegen wir nach rechts und verweilen eine ganze Weile im Retiropark. Einige Touristen verlaufen sich in dem 120 ha großen Gelände, Jogger sind unterwegs, ältere Leute machen einen Spaziergang. Auf dem Teich paddeln ein paar Jugendliche. Leider ziehen dicke Wolken auf und schieben sich vor die Sonne.
Im Atocha-Bahnhof werden wir mit der harten Realität konfrontiert. In einer Halle wurden Hunderte von Kerzen zu Ehren der beim Terroranschlag Getöteten aufgestellt und angezündet, Blumengestecke zeugen von Mitgefühl, an Pfeilern und Wänden Beileidbekundungen und handgeschriebene Botschaften, die den Terrorismus verurteilen und für den Frieden mahnen. Es ist sehr bedrückend.
In den Innenraum des Bahnhofs, an den ich mich wegen seiner Schönheit noch gut erinnere, kommt man nur mit Fahrkarte. Reisende und ihr Gepäck werden, genau wie im Flughafen, mit Metalldetektoren gecheckt und überprüft.
Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir am Landwirtschaftsministerium mit der beeindruckenden Quadriga vorbei. Der Palacio Real, der Königspalast, ist unser nächstes Ziel.
Das spanische Königspaar bewohnt dieses Gebäude nicht, allerdings werden hier Staatsempfänge zelebriert. Bei meinem ersten Besuch hatte ich das Glück, ein solches Spektakel zu besichtigen.
Nun noch über die nahe gelegene Plaza Oriente, vorbei am vor einigen Jahren wieder neu eingeweihten Teatro Real, und schon sind wir wieder an der Gran Via.
Den Abend verbringen wir in einem schönen und bis auf den letzten Tisch gefüllten Restaurant. Wir bestellen einheimische Spezialitäten von der Karte und sind dann übereinstimmend der Meinung, dass das Fleisch für unseren Geschmack doch ein wenig zu "medium" ist. Die Suppe schmeckt lecker und Rolf hat seine Portion Paella auch genossen.
Gerne hätten wir in einem Lokal Karten gespielt, aber leider wird es uns nirgendwo gestattet, jedenfalls nicht in öffentlichen Gaststätten.
Am nächsten Tag regnet es und so haben wir einen guten Anlass, eines der vielen Museen Madrids zu besuchen. Wir entscheiden uns für den weltberühmten Prado.
Auf drei Etagen werden Gemälde spanischer und anderer europäischer Meister ausgestellt. So findet man Werke von Goya, Velazques, Ribera, El Greco, Rubens, Raphael, Dürer und anderen bekannten Künstlern. Eine Galerie, die weltweit ihresgleichen sucht.
Den Botanischen Garten neben dem Prado streifen wir nur von draußen, denn es regnet und wir wären wohl auch die einzigen Gäste.
In einer gut besuchten urigen Kneipe nahe der Puerta del Sol lassen wir den letzten Abend dieser Städtetour mit Tinto und Tapas ausklingen.