Schönes Deutschland IV
Fahrt durch das Rheintal
Bacharach ist mein nächstes Ziel. In der Nähe von Bingen fahre ich auf die Bundesstraße 9, die wunderbar am linken Rheinufer vorbeiführt. So lege ich etliche Stopps ein, erfreue mich an den zahlreichen Burgen und den malerischen Dörfern. In Bacharach ist Burg Stahleck ein beliebtes Fotomotiv, aber auch die Weinberge am anderen Ufer des Rheins. In Kaub halte ich an, in Oberwesel ebenfalls in der Nähe des Ochsenturms und natürlich bei der Loreley, die sich romantisch im Sonnenlicht spiegelt. Gegenüber St. Goar erhebt sich Burg Katz in fotogener Pose. Dann merke ich erstmals auf der Rückfahrt, dass der Regen der letzten Tage auch hier sein Unwesen getrieben hat, nördlich von Boppard ist der Rhein mächtig über seine Ufer getreten. Über Koblenz und Andernach fahre ich weiter bis Maria Laach und schaue mir die bekannte Abtei an. Herzstück der im Jahre 1093 gegründeten Klosteranlage ist die 1156 geweihte sechs-türmige Basilika. Es soll sich dabei um eine der vollkommensten romanischen Sakralbauten Deutschlands handeln. Drinnen probt ein Chor. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Laacher See, der, so lese ich, vor rund 13.000 Jahren durch Vulkanexplosion entstand. Ein Zeltplatz ist immer noch vorhanden. Ende der 60er Jahre waren wir zu viert mit unseren Kreidlern unterwegs, hatten hier gezeltet und uns auf Luftmatratzen auf dem See treiben lassen.
Auf der B 6 geht es weiter bis Sinzig – und dann beginnt das Drama. Die Bundesstraße ist wegen Überflutung geschlossen und ich werde, man mag es kaum glauben, in Richtung Ahrweiler geschickt, in den mit am meisten betroffenen Ort dieser Katastrophe. Der Verkehr stockt, ein langer Stau liegt vor uns, sind es Helfer oder Gaffer? Ich weiß es nicht. Drei Kilometer vor Ahrweiler fahre ich in südlicher Richtung und habe ein schlechtes Gewissen. Nach diversen Umwegen erreiche ich die Autobahn Koblenz-Köln, fahre bis Bonn und dort auf die andere Rheinseite, Königswinter soll mein Ziel sein. Hier angekommen ist die Rheinpromenade ebenfalls wegen Überflutung gesperrt, auch andere Straßen bieten keine Durchfahrt. Endlich erreiche ich den Bahnhof für die Fahrt zum Drachenfels – nur, der letzte Zug ist gerade abgefahren. Enttäuscht und etwas gefrustet fahre ich bis Hennef, die Sieg führt kein Hochwasser, finde im „Hotel Johnel ein Zimmer und gehe dann zum Fluss und ins Zentrum. Zum Essen im Biergarten am Bahnhof wird Gaffel Kölsch serviert. Später trinke ich noch ein paar Pils in Klein´s Eck und entscheide, diese Reise wegen der genannten Situation und aus Respekt vor den Toten, Geschädigten und Helfern vorzeitig abzubrechen. Morgen geht es zurück.