Schönes Deutschland I
Bingen
Bis Gießen komme ich gut voran, dann allerdings stockt der Verkehr erheblich. Hunderte Motorradfahrer sind unterwegs, um in der Landeshauptstadt Wiesbaden dagegen zu protestieren, dass ihr Hobby an Sonn- und Feiertagen verboten werden soll. Dazu noch die vielen, vielen Baustellen – es ist keine Freude, sich auf Deutschlands Autobahnen zu bewegen, das werde ich auch an den nächsten Tagen immer wieder feststellen. Dann, endlich, ist Bingen erreicht.
Die Stadt im Rheintal am linken Rheinufer, ca. 24.000 Einwohner und zu Rheinland-Pfalz gehörend, liegt an der Mündung der Nahe und oberhalb des Binger Lochs, wo der Rhein das Rheinische Schiefergebirge durchbricht. Bisher hatte es sich für mich nicht ergeben, hier einmal zu verweilen. Ich parke in der Nähe des Flusses und wandere dann langsam die Rheinpromenade entlang zum Binger Loch. Von hier habe ich einen guten Blick auf den Mäuseturm, einer Zollstätte aus dem 13. Jahrhundert. Der Sage nach soll der grausame Mainzer Erzbischof Hatto bei einer Missernte alles Getreide für sich behalten haben. Zur Strafe wurde er in den Turm gesperrt und von Mäusen aufgefressen. Hier am Flussufer habe ich auch einen guten Blick auf die Burgruine Ehrenfels und das Niederwalddenkmal auf der anderen Flussseite. Über Bingen liegt die Burg Klopp. Ich halte mich hier ein paar Stunden auf, immer wieder lasse ich meine Blicke über die Weinberge schweifen, über den Fluss, die Ruine und das Denkmal. Zahlreiche Ausflugsschiffe sind unterwegs und die Bistros und gastronomischen Betriebe haben gut zu tun. Eine Kleinigkeit trinke ich im „Zollamt“, der nebenan geparkte Toilettenwagen lockt mit der Aufschrift „Wellnessoase“. Zufrieden gehe ich zum Auto zurück, fahre ein paar Meter und schon bin ich an der Fähre, die mich zur anderen Flussseite nach Rüdesheim bringt. Nun halte ich mich wieder in Hessen auf.